Frischgrasfütterung mit dem Zero Grazer: Mäher und Sammler
Die Frischgrasfütterung bei Milchkühen ist eine Nische — zumindest hier in Deutschland. Warum das „grüne Soja“ in den Niederlanden eine Rolle spielt, haben wir uns angeschaut.
Es ist Juli 2024 und wir sind verabredet mit Henk van Veldhuizen. Der 43-Jährige führt mit seiner Frau Joanne einen Milchviehbetrieb in Wapse im Norden von Holland zwischen Hoogeveen und Groningen.
Je mehr wir uns dem Hof nähern, desto klarer wird die Strategie der Fütterung vom Betrieb de Veldhof: Zahlreiche Grünlandflächen sind in unterschiedlichem Wachstumszustand. Die Schnitttreppe ist deutlich zu erkennen, und es ist schnell klar, dass sich der Milchviehbetrieb auf die Frischgrasfütterung spezialisiert hat.
Auf dem Biobetrieb werden 160 Kühe gemolken. Zudem weiden 60 Rinder extensiv auf 80 ha im Naturschutzgebiet. Deren Fleisch wird direkt vermarktet.
Grund unseres Besuchs ist aber nicht die Direktvermarktung, sondern die direkte Fütterung von Frischgras. Van Veldhuizen füttert je nach Witterung über 250 Tage im Jahr frisches Gras. Mitte Juli sind die Kühe auf der Weide. „Wellness“, beschreibt es Veldhuizen, „Gefressen wird im Stall.“
So machen wir uns mit dem Zero Grazer auf den Weg, neues Futter für die Milchviehherde zu schneiden, sammeln und laden. Die aus Irland importierte Technik ist einfach erklärt. Ein Trommelmähwerk mit 2,10 m Arbeitsbreite fördert das frisch gemähte Futter direkt ohne Bodenkontakt zu einem Elevator, der das Gras ohne Messer in den Aufbau des Mähsammelwagens fördert.
Das Gras wird von den Trommeln geschnitten, anschließend direkt von den Elevatorzinken erfasst.
(Bildquelle: Bensing)
Es gibt keinen Bodenkontakt nach der Mahd.
(Bildquelle: Bensing)
Ein Kettenelevator wirft das Futter von oben in den Laderaum.
(Bildquelle: Bensing)
Warum kein Frontmähwerk mit angehängtem Ladewagen, fragen wir uns. „Das Gras, das wir dem Zero-Grazer mähen, wird maximal schonend behandelt. Wir verlieren keine Blätter durch eine zusätzliche Pickup, und das Futter berührt nicht einmal den Boden. Außerdem quetscht der Elevator die Stängel nicht und fördert das Blattmaterial locker in den Laderaum“, so der Betriebsleiter. Für van Veldhuizen sind diese Punkte wichtig, damit seine Kühe die maximale Qualität frisch auf dem Futtertisch erhalten.
Der Zero Grazer vom Betrieb hat 30 m³ Volumen. Anders als bei anderen (Rotor-) Ladewagen, wird das Futter aber nicht von unten in den Laderaum gepresst, sondern per Kettenelevator in etwa Zwei-Drittel-Höhe in den Laderaum geworfen. Das Austreten von Pflanzensaft bzw. das Quetschen der Halme wird weitestgehend vermieden.
„Ein unschlagbarer Vorteil, unsere Kühe wollen lockeres Gras mit wenig Rohasche und ohne Blattverluste beim Klee. Das kann diese Technik leisten“, ist sich van Veldhuizen sicher. Er hat vor dem Kauf in Irland Betriebe besucht, um sich die Technik vor Ort anzuschauen.
„Ein Frontmähwerk leistet nur einen Kompromiss für unseren Betrieb. Im Frühjahr beim ersten Schnitt brauchen wir einen Aufbereiter, damit die Silage für die kurze Winterfütterungszeit möglichst schnell antrocknet. Während der Zeit des Eingrasens brauche ich diese Technik nicht“, so van Veldhuizen. „Das Frontmähwerk behindert den Schlepper auf dem engen Futtertisch beim Manövrieren. Außerdem bleibt beim Zero Grazer kein Futter liegen, egal in welche Ecke ich fahre.“
Grünes Soja
Als Biobetrieb sind Eiweißkomponenten in der Ration teuer und knapp. „Wir haben das Soja vor unserer Tür, nur in Grün“, scherzt der Praktiker. Wichtig für maximale Eiweißerträge sind der richtige Schnittzeitpunkt und die richtige Grasmischung. „Wir schneiden unsere Grünlandflächen bis zu acht Mal im Jahr, dafür brauchen wir stabile Grassorten und minimalen Bodendruck bei der Ernte und Düngung“.
Beim Gras setzt van Veldhuizen auf eine Mischung aus vornehmlich tetraploidem deutschem Weidelgras und Weißklee. „Klee als Leguminose hat noch mal einen höheren Anteil Protein für meine Ration und liefert zusätzlichen Stickstoff über die Knöllchenbakterien für mein Grünland. Empfindlich reagiert der Klee auf häufige Überfahrten und Bodenverdichtung.“
Der Fendt 410 Vario hat zur Frischgrasfütterung neue Reifen (710/60 R 34) bekommen, die mit nur 0,9 bar gefahren werden. Der leichte Zero Grazer 80 ist mit Rädern der Größe 620/40 R 22.5 bestückt.
Pro Tag werden etwa 1 bis 1,5 ha gemäht und geladen. „Wir steuern das Wachstum einerseits über die Güllemenge, die wir zeitlich versetzt ausbringen und über die Schnittfrequenz.“ Sollten Flächen zu lang werden, wird das Futter für den Winter in das Silo gefahren. Insgesamt bewirtschaftet der Betrieb 180 ha, von denen 50 ha permanent zur Frischgrasfütterung dienen.
Scheibenmähwerk wäre noch besser
Die Technik funktioniert. Davon konnten wir uns selbst überzeugen. Mit etwa 10 bis 15 km/h fährt der Schlepper entlang der Schnittkante. Das federentlastete Mähwerk mit zwei Trommeln und 2,10 m Arbeitsbreite wird direkt von der Zapfwelle angetrieben und fördert das Futter zum mittigen Elevator. Geschmiert wird die Elevatorkette über eine Ölschmierung.
„Ich habe mir gerade ein Scheibenmähwerk für den Zero Grazer bestellt. Ich glaube, mit dieser Technik ist ein noch besseres Schnittbild an den Halmen möglich, weil einfach mehr Klingen weniger Gras schneiden müssen, ohne dass die Halme ausfransen. Zudem kann ich mit den Scheiben einfacher die Schnitthöhe verändern“, glaubt van Veldhuizen.
Das Scheibenmähwerk gibt es bereits ab einer Arbeitsbreite von 2,30 m beim Hersteller in Irland. Den Wagen selbst importiert der niederländische Händler Meinderts, der mehrere dieser Wagen betreut.
Möglichst ohne Regen
Für maximale Grundfutterqualität versucht der Milchviehhalter das Futter möglichst trocken zu ernten. Damit ist eine Nacherwärmung in den nächsten 24 Stunden nahezu ausgeschlossen, und ein Saftaustritt wird vermieden. „Das ist natürlich nicht immer möglich, denn auch in den Niederlanden regnet es. Unter solchen Bedingungen halbiere ich dann die Futtermenge und füttere zweimal am Tag.“
Das Gras wird einfach mit dem hydraulisch angetriebenen Kratzboden auf dem Futtertisch verteilt, ein Querförderband hat der Wagen nicht. Mit dem Hoflader wird das Futter dann den Tieren vorgeschoben. Van Veldhuizen melkt auf diese Weise eine durchschnittliche Milchmenge von 32 l pro Kuh und Tag mit einem Fettgehalt von 4,89 % und 3,55 % Eiweiß.
Fazit
Das Eingrasen bleibt eine Nische. Noch weniger verbreitet sind dabei die Mähladewagen. Einen solchen Zero Grazer setzt der Biobetrieb van Veldhuizen ein. Er ist von der Technik überzeugt, weil das Gras locker, blattschonend und sauber gemäht sowie geladen wird. Die Kombination aus Frontmähwerk und Ladewagen hat im Vergleich zum angehängten Gerät Nachteile bei der Wendigkeit des Gespanns und der Futterschonung.
Der Betrieb erntet über 250 Tage im Jahr mit dem System. Mit tetraploiden Weidelgrasmischungen samt Kleezusatz versucht der Biobetrieb maximal Eiweiß pro Hektar für seine Milchviehherde zu generieren.