Auslandsaufenthalt in Australien: Über Ertragsrekorde und Unwetter
Moin, ich bin Hanna und zurzeit bei profi im Praktikum. Nach meinem Studium der Landwirtschaft in Osnabrück war ich vier Monate am anderen Ende der Welt — in Australien.
Angefangen hat alles mit dem Wunsch, nach dem Studium einen Auslandsaufenthalt zu absolvieren. Zum einen, um die Englischkenntnisse zu verbessern, zum anderen, um noch mehr praktische Erfahrungen mit Landmaschinen zu sammeln. So fiel die Wahl auf Australien.
Infoabend
Im Rahmen eines Informationsabends an der Hochschule Osnabrück stellte Miriam Boyens ihr Unternehmen „International Harvest Hands“ vor. Im Juni startete die Bewerbungsphase für die Ernte in Australien. Nach einem kurzen Online-Bewerbungsgespräch machte Miriam sich auf die Suche nach einer Farm und ich startete mit den Vorbereitungen — Reisepass, Internationaler Führerschein, Visum, Kreditkarte und Reisekrankenversicherung. Tipp: Frühzeitig anfangen alles zu organisieren, ist in jedem Fall sinnvoll!
Besonders an den Reisepass sollte man rechtzeitig denken, dieser ist meist erst in 8 bis 10 Wochen fertig. Der Reisepass und eine Kreditkarte sind für das Beantragen des Visums nötig, was online möglich ist. Hat man alles richtig gemacht, wird einem das elektronische Visum in den folgenden 24 Stunden zugestellt. Übrigens: Die hilfreiche Reisekrankenversicherung kann bei manchen Banken in der Kreditkarte enthalten sein.
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Im Rahmen eines Informationsabends an der Hochschule Osnabrück stellte Miriam Boyens ihr Unternehmen „International Harvest Hands“ vor. Im Juni startete die Bewerbungsphase für die Ernte in Australien. Nach einem kurzen Online-Bewerbungsgespräch machte Miriam sich auf die Suche nach einer Farm und ich startete mit den Vorbereitungen — Reisepass, Internationaler Führerschein, Visum, Kreditkarte und Reisekrankenversicherung. Tipp: Frühzeitig anfangen alles zu organisieren, ist in jedem Fall sinnvoll!
Besonders an den Reisepass sollte man rechtzeitig denken, dieser ist meist erst in 8 bis 10 Wochen fertig. Der Reisepass und eine Kreditkarte sind für das Beantragen des Visums nötig, was online möglich ist. Hat man alles richtig gemacht, wird einem das elektronische Visum in den folgenden 24 Stunden zugestellt. Übrigens: Die hilfreiche Reisekrankenversicherung kann bei manchen Banken in der Kreditkarte enthalten sein.
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In der Zwischenzeit war eine Farm für mich gefunden, ein durchschnittlicher Familienbetrieb mit 8.000 ha und 500 Mutterkühen. Jetzt wurde mir endgültig klar: Die Dimensionen in Australien sind anders! Anfang Oktober ging das Abenteuer endlich los, die Reise startete mit einem Flug von Düsseldorf nach London Heathrow. Von London aus konnte ich einen Direktflug nach Perth nehmen. Nach über 24 Stunden Reisezeit bin ich bei sommerlichen Temperaturen in Perth angekommen, der größten Stadt in Westaustralien.
Zwei Tage hatte ich für die Organisation einer australischen Telefonnummer und Bankkarte Zeit. Die Bankkarte ist nötig, damit der Lohn, den man sich auf der Farm erarbeitet, ausgezahlt werden kann. Bezahlt wird üblicherweise im Stundenlohn, bei mir waren es 35 Australische Dollar pro Stunde (etwa 18 Euro). Nach meinen Erfahrungen ein durchschnittlicher Lohn als Erntehelfer in Down Under.
Nach den zwei Tagen in Perth hat die Frau vom Chef mich mit zur Farm genommen. 400 km Richtung Norden, über endlose Landstraßen, die durch die Dörfer führten. Auf der Farm angekommen, konnte ich ein kleines recht neues Häuschen, welches mit Bad, Küche, TV und zwei Schlafzimmern ausgestattet ist, beziehen. Am nächsten Tag habe ich die Farm kennengelernt. Anders als in Deutschland gibt es deutlich mehr unbefestigte Straßen. Nur die Straßen zwischen den Dörfern sind geteert, alles, was zu Betrieben oder Flächen führt, ist unbefestigt. Auch die Betriebe sind in Australien anders aufgebaut. Gebäude sind deutlich weiter voneinander entfernt als in Deutschland und leichter gebaut, überwiegend aus Wellblech.
Der Maschinenpark
Maschinentechnisch setzt die Farm überwiegend auf John Deere. Zwei Mähdrescher des Typs S780, zwei 9R Traktoren, eine selbstfahrende Pflanzenschutzspritze mit 36 m Arbeitsbreite und eine Sämaschine mit 18 m Arbeitsbreite gehören zu den Schlüsselmaschinen. Die Farm nutzt John Deere Maschinen, da der Händler mit einer Stunde Fahrzeit gut erreichbar ist, aber auch über gute Serviceleistungen verfügt.
Zudem möchte die Farm ihre Maschinen längerfristig nutzen und hat mit der Langlebigkeit der Technik gute Erfahrungen gemacht. Ergänzt wird der Maschinenpark z. B. durch einen JCB Teleskopradlader, New Holland-Traktoren und einer Degelman Scheibenegge.
Rinderherde treiben mit dem Gator.
(Bildquelle: Deipenbrock)
Über 1 000 Quaderballen Heu stapeln mit dem alten John Deere.
(Bildquelle: Deipenbrock)
Typisch Australien — alle Flächen einer Farm sind arrondiert.
(Bildquelle: Deipenbrock)
Alle in Action. An guten Tagen hat ein Drescher 80 ha geerntet.
(Bildquelle: Deipenbrock)
Endlose Weiten — da wirken die Mähdrescher wie Spielzeuge.
(Bildquelle: Deipenbrock)
Der 125 t Überladewagen für den Feldrand dient als Puffer für geringe Wartezeiten.
(Bildquelle: Deipenbrock)
Die ersten Arbeitstage
Nachdem in der ersten Arbeitswoche besonders das Ohrmarken-Einziehen bei den Kälbern und Heustapeln mit dem JCB auf dem Programm standen, ging es in der zweiten Woche langsam mit der Ernte der Erbsen los. Steinreiche Böden und die kulturbedingt tiefe Schnitthöhe führten zu vielen Beschädigungen an den Dreschern. Immerhin war der Ertrag mit zwei Tonnen pro Hektar sehr erfreulich. Ich bin in der ersten Zeit den 9R mit Überladewagen gefahren. Die Ausmaße der Maschinen sind schon deutlich größer als im Westen Deutschlands, man bekommt allerdings sehr schnell ein Gefühl dafür. Die Bedienung unterscheidet sich so gut wie gar nicht. Ungewohnt für mich war lediglich in den ersten Tagen, dass der 9R kein Gaspedal hat.
Getreide abfahren in Australien: Knicklenker und 41 t Überladewagen.
(Bildquelle: Deipenbrock)
Meine Unterkunft für die Zeit auf der Farm.
(Bildquelle: Deipenbrock)
Der Service-Truck (links) ist mit allem, was für den morgendlichen Service nötig ist ausgestattet. Der Land Cruiser ist bei australischen Farmern das wohl beliebteste Fahrzeug.
(Bildquelle: Deipenbrock)
Mit drei Tagen Verspätung konnten wir mit der Ernte der Gerste starten. Glücklicherweise lief diese deutlich störungsfreier als die Ernte der Erbsen. Der Ertrag lag zwischen vier und fünf Tonnen, womit jede Fläche ihren bisherigen Höchstertrag erzielte. Die Maschinen bleiben über Nacht auf den Flächen stehen. Mit einem Servicetruck, der mit einem Dieseltank, Werkzeug und Kompressor ausgestattet ist, werden jeden Morgen die Maschinen für den Tag vorbereitet.
Feuergefahr
Mehrere Pick-ups, in Australien als „Ute“ [Jut] bezeichnet, verteilt man um die Fläche, damit man im Falle eines Feuers schnell eingreifen kann. Die Utes sind mit einer Löscheinheit, bestehend aus Wassertank, Pumpe, die durch einen kleinen Benzinmotor angetrieben wird, und Schlauchrolle ausgestattet. Ebenfalls stand der zweite 9R mit der Degelmann Scheibenegge während der gesamten Ernte abfahrtbereit in der Halle, um innerhalb kürzester Zeit Feuerschneisen ziehen zu können.
Einen kleinen Teil der Ernte lagert die Farm in Hochsilos. Dies dient zum Füttern der Rinder während der trockenen Sommermonate, aber auch zur Aussaat im Herbst. Den Großteil der Ernte liefert die Farm zur Genossenschaft (CBH) im Dorf Mingenew. Der Transport wird mit dem eigenen Lkw und einem Roadtrain (größerer Lkw mit 15 Achsen und 77 Tonnen Zuladung) eines Lohnunternehmens durchgeführt. In einem großen Überladewagen, der am Feldrand steht, wird das Getreide zwischengelagert. Die Fahrer der Lkw laden sich das Getreide eigenständig auf ihr Fahrzeug.
Westaustralien erkunden
Die Genossenschaft hat sonntags Ruhetag und nur ausnahmsweise geöffnet, wenn in der nächsten Woche Regen vorausgesagt wird. Üblicherweise war somit der Sonntag mein freier Tag, an dem ich Westaustralien außerhalb der Farm erkunden und für die nächste Woche einkaufen konnte. Grundsätzlich musste ich für mich selbst sorgen, an den Erntetagen wurde mir das Abendessen von der Farm gestellt. In Australien wird international gekocht, viele Gerichte stammen jedoch aus England oder Italien. Schweinefleisch wird nur sehr wenig verzehrt, dafür umso mehr Hähnchen und Rindfleisch.
Das „Ute“ am Strand parken — am Strand von Dongara an der Westküste selbstverständlich.
(Bildquelle: Deipenbrock)
Die Werkstatt ist auf der Farm das zentrale Gebäude. Maschinen lassen sich durch die große Einfahrt schnell hereinfahren.
(Bildquelle: Deipenbrock)
Die nächstgelegene Stadt Dongara (in Deutschland wäre es ein Dorf) liegt 45 Autominuten von der Farm entfernt. Deutlich größer ist die Stadt Geraldton, rund eine Stunde Fahrzeit von der Farm entfernt, mit Kaufhäusern, Industrie und einem Frachthafen.
Wetterchaos im Weizen
Pünktlich mit dem Start der Weizenernte verschlechterte sich das Wetter. Immer wieder hatten wir mit Regenfällen und Unwettern zu kämpfen, die nach Aussage der australischen Farmer für die Jahreszeit nicht üblich sind. Die unbefestigten Straßen verwandeln sich bei Regenfällen innerhalb von Minuten zu Rutschbahnen. Die Freude über die hohen Erträge dämpfte sich durch die immer schlechter werdende Qualität. Normalerweise hat der Weizen in Westaustralien Brotweizenqualität. In dieser Ernte erreichte er oft nur noch Futterqualität. Die Strategie der Genossenschaft und somit auch der Farm, sonntags frei zu machen, wurde durch das Wetter geändert. Sonntags wurde nun bei gutem Wetter geerntet, bei schlechtem Wetter war die Genossenschaft geschlossen. Es fühlte sich in dieser Zeit deutlich mehr wie eine verregnete deutsche als eine heiße australische Ernte an, wie man sie sich gemeinhin so vorstellt.
Für mich bot sich durch die wetterbedingten Erntepausen die Gelegenheit, die Scheibenegge mit 12 m Arbeitsbreite einzusetzen. Flächen, die zuvor von den Rindern beweidet wurden und deshalb verunkrautet waren, mussten mit der Scheibenegge bearbeitet werden.
Zur nächsten Fläche
Beim Umsetzen der Maschinen zur nächsten Fläche bleiben bei geringen Entfernungen die Schneidwerke angebaut. Aufgrund des geringen Verkehrs ist ein Absperren der Straßen nicht nötig.
Steht das Umsetzen zu einer anderen Farm an, werden die Schneidwerke auf Transportanhänger gesetzt, die dann von den Geländewagen gezogen werden.
Auch bei der Bodenbearbeitung haben die Maschinen andere Dimensionen.
(Bildquelle: Deipenbrock)
Schneidwerktransport mit dem Pickup zur nächsten Farm.
(Bildquelle: Deipenbrock)
In der Regel fährt dieses „Ute“ als Begleitfahrzeug vor den landwirtschaftlichen Maschinen mit Überbreite, und weist durch ein Schild auf die folgenden Fahrzeuge hin. Alle landwirtschaftlichen Maschinen und Lkw haben Funk, bei Straßenfahrt ist auf Channel 40 zu schalten.
Giftige Tiere
Wenn ich Schlangen gesehen habe, dann in aller Regel bei Straßenfahrten. Insgesamt waren es in der ganzen Zeit aber nur rund fünf dieser Tiere. Auch die Begegnungen mit Spinnen waren glücklicherweise nicht häufig, was wohl an meinem recht neuen und damit noch dichtem Häuschen lag. Bei anderen Unterkünften kann das schon mal anders sein.
In der Weizenernte durfte ich Mähdrescher fahren. 12 m Arbeitsbreite sind schon gewaltig. Aber wie auch bei all den anderen Maschinen bekommt man sehr schnell ein Gefühl für die Ausmaße. In der Woche vor Weihnachten zeigte sich das Wetter glücklicherweise von seiner bekannten australischen Seite. Spürbar wurde es täglich mehr Sommer, die Nächte wurden wärmer und die Tage teilweise unerträglich heiß. Tau machte uns jetzt natürlich keine Probleme mehr und somit versuchten wir gemeinsam im Team alles, um die Ernte vor Weihnachten zu beenden.
Darf bei einem Australien-Trip nicht fehlen: ein Besuch in Sydney mit dem Opernhaus und der Harbour-Bridge.
(Bildquelle: Deipenbrock)
Pinnacles Dessert im Namburg Nationalpark an der Westküste.
(Bildquelle: Deipenbrock)
Die Maschinen spielten mit, wenn auch am letzten Tag mit etwas weniger Auslastung, da es bei 46 °C Außentemperatur auch den Mähdreschern etwas zu warm wurde. Pünktlich vor Weihnachten hatten wir es dann aber geschafft: Von 5.600 ha haben wir 20.500 t geerntet. Für mich hieß es dann Abschied nehmen, von einer tollen Farm und einer unvergesslichen Zeit. Nun stand Teil 2 meines Australien-Trips an: 6 Wochen reisen, erst Westküste, dann Ostküste von Sydney bis Brisbane und zu guter Letzt Neuseeland.
Fazit
Besonders im Gedächtnis bleiben die schönen Sonnenuntergänge und die Kängurus, die durch die Felder hüpfen. Vermissen werde ich die heißen Temperaturen und die Feuergefahr nicht. Die sechswöchige Reise und auch die Kosten für die Flüge und das Visum konnte ich mir sogar durch die Entlohnung der Farm finanzieren, jedoch kann ich es empfehlen, nur das nötigste Gepäck einzupacken. Beim Reisen ist ein großer Koffer mit 25 kg Inhalt eher unpraktisch. Ansonsten würde ich es genau so immer wieder machen und kann jedem nur empfehlen, den Mut zu haben ein solches Abenteuer anzutreten.
In Westaustralien, 400 km nördlich von Perth, in der Gemeinde Mingenew liegt die Farm MT Samuel, die von der Familie McTaggart bewirtschaftet wird. Zwei Brüder leiten die Farm mit ihren Frauen und einem fest angestellten Mitarbeiter. Zur Ernte und Aussaat unterstützt ein Erntehelfer oder eine Erntehelferin. Die Farm umfasst 8.000 ha und teilt sich in drei Standorte auf. Angebaut wird Weizen, Gerste, Raps und Erbsen. 2024 wurde kein Raps angebaut, da die Bedingungen zur Aussaat nicht passten. Zudem werden 500 Angus- Mutterkühe gehalten.
Der Jahresniederschlag liegt bei ca. 370 l/m2, wovon ein Großteil des Regens nach der Aussaat zwischen Juni und September (dem australischen Winter) fällt. Die Temperaturen steigen im Sommer (Dezember bis Februar) teilweise über 45 °C. Frost und Schneefall sind den Bewohnern unbekannt, da die Temperaturen auch im Winter nicht unter 0 °C sinken. Der Ertrag hängt maßgeblich von der Niederschlagsmenge und den -zeitpunkten ab.
Die Vermittlung: Miriam Boyens — International Harvest Hands
Miriam kommt aus Schleswig-Holstein und hat neben ihrem Studium der Agrarwissenschaften, Erntehelfertätigkeiten in Russland, Argentinien, Australien und Neuseeland absolviert. Nach ihrem Masterabschluss hat es sie nach Neuseeland verschlagen. Wo sie nun lebt, arbeitet und jungen motivierten Landwirten und Landwirtinnen das Arbeiten in Australien und Neuseeland ermöglicht. Miriam verfügt über ein großes Netz an Betrieben, die sie alle persönlich kennt. Auf der Website können Interessierte sich weiter informieren und bewerben: www.int-harvesthands.com
Miriam bietet neben der Vermittlung auch hilfreiche Informationen rund um das Leben und Arbeiten in Australien und Neuseeland.