Fehlende Spontanität kann man Tim Koep sicher nicht vorwerfen. So erfuhr der 25-jährige Landwirtssohn aus Rendsburg zum Beispiel erst am 27. September 2022, dass er für ein sechsmonatiges Projekt des Unternehmens AgriExperts nach Australien reisen könnte.
Nur vier Tage später — am 1. Oktober 2022 — saß der junge Schleswig-Holsteiner dann pünktlich im Flieger von Hamburg nach Melbourne. Doch der Reihe nach…
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Fehlende Spontanität kann man Tim Koep sicher nicht vorwerfen. So erfuhr der 25-jährige Landwirtssohn aus Rendsburg zum Beispiel erst am 27. September 2022, dass er für ein sechsmonatiges Projekt des Unternehmens AgriExperts nach Australien reisen könnte.
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Der 25-jährige Tim Koep ist auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in Schleswig-Holstein aufgewachsen. Da es ihn schon immer in die Ferne zog, hat er während seines Landwirtschaftsstudiums an der Fachhochschule Kiel ein Praxissemester auf dem Lohnbetrieb MayBrothers Contracting in Neuseeland absolviert. Doch der Kontakt zu AgriExperts (Kasten: „Wer ist AgriExperts?“) entstand bei einer anderen Gelegenheit.
Um fit für einen Erntehelfer-Job in den Semesterferien auf der Insel Fehmarn zu sein, besuchte Tim nämlich eine Mähdrescher-Optimierungs-Schulung der Firma AgriExperts. Dabei lernte er Niels Schröder und Jens Broer persönlich kennen und die drei blieben in Kontakt. Nach Abschluss des Studiums ergab sich dann im Rahmen eines Projekts von AgriExperts für Tim die Möglichkeit nach Australien zu reisen — wenn auch ziemlich spontan, wie ja eingangs schon beschrieben.
Wer ist AgriExperts?
Hinter AgriExperts stehen Jens Broer, Niels Schröder und weitere Produktspezialisten. Jens Broer hat knapp zehn Jahre bei Claas gearbeitet und gründete 2018 AgriExperts Consulting. Der Schwerpunkt des Unternehmens liegt — neben der Organisation von Vorführungen — in der Optimierung von Mähdreschern vor Ort. „Dabei geht es weniger um die technische Anpassung, sondern mehr um das Optimieren der Einstellungen“, so Jens Broer. Das Team ist weltweit im Einsatz. Genauso bietet AgriExperts auch Schulungen für Fahrer und Betriebsleiter am Firmensitz im westfälischen Fürstenberg an (agriexperts-recruitment.de).
Sechs Monate über den fünften Kontinent
In Down Under angekommen, arbeitet Tim bei der Firma Landpower, dem Importeur für Maschinen aus Deutschland von z. B. Amazone, Grimme und Claas. Ziel war es, Kunden bei der Optimierung ihrer Mähdreschereinstellung zu helfen, aber auch Vorführtouren mit dem Claas Xerion zu organisieren.
Insgesamt absolvierte Tim in den sechs Monaten dafür acht Inlandsflüge und übernachtete in sage und schreibe 49 verschiedenen Unterkünften. So ging es von Melbourne im Südosten an die Westküste, von dort wieder in den Süden, um anschließend entlang der Ostküste bis hoch nach Brisbane unterwegs zu sein.
Dabei konnte der junge Mähdrescherexperte die gesamte Bandbreite der australischen Landwirtschaft kennenlernen. Neben Getreide und Raps gehörte dazu der Drusch von Bohnen und Linsen genauso, wie Controlled Traffic Farming mit 3 m Spurweite. Oder der Xerion mit achtfacher Bereifung der Größe 480/95 R 50 samt Abstandshaltern, um in den flut-bewässerten Baumwollreihen fahren zu können.
Xerion ohne Knicklenkung?
Mindestens ebenso beeindruckt waren aber wohl auch immer wieder die Farmer. „Die haben teilweise den Xerion offensichtlich zum ersten Mal gesehen und fragten, wo denn das Knickgelenk sei“, erzählt Tim schmunzelnd.
Genauso berichtet er von einem Einsatz, wo die Leistung der beiden Lexion 8800 des Betriebes durch die optimierte Einstellung fast verdoppelt werden konnte. Im Anschluss habe sich der Farmer scherzhaft bei seinem Claas-Händler beschwert, dass er ja nun nicht mehr ausreichend Trucks habe, um die Getreidemengen auch vom Acker zum Lager fahren zu können, ohne das Wartezeiten entstehen.
Gegensätze in der Türkei…
Nach kurzem Intermezzo in Deutschland ging es für Tim im Juni 2023 nach Rumänien. Hier waren z. B. die ersten neuen Maschinen des Claas Evion zu betreuen, bevor die Reise den jungen Deutschen über Bulgarien bis in die Türkei führte.
Zum einen hinterließen dort neben der türkischen Kultur vor allem manche Ess-Gewohnheiten bleibenden Eindruck: „Rinderhirn gibt es bei uns halt nicht alle Tage.“ Zum anderen hatte Tim auch das Entladen von neuen Schneidwerken durch Fallenlassen auf Reifenstapel noch nie gesehen. Dazu passten dann auch die Werkstätten: ohne Halle, nur mit Schotterplatz, dafür aber mitten in Istanbul.
...und eine Sprach-Barriere
Eine Herausforderung ist auch die Sprachbarriere. Häufig geht es nur mit Übersetzer. „Da wird es bei der Mähdrescheroptimierung zu dritt schon mal eng in der Kabine“, erinnert sich Tim. „Und während man selbst auf einem fast voll ausgestatteten Lexion 8800 sitzt und Weizen drischt, sammelt nebenan ein einfacher Bauer mit einem Pferdefuhrwerk seine Heuballen ein.“
Unendliche Weiten in Kasachstan
Eine andere Welt erwartet den 25-jährigen Schleswig-Holsteiner dann auch bei seiner Ankunft in Kasachstan im August 2023. Während die (wenigen) großen Städte sehr modern sind und gute Hotels bieten, hat die typische ländliche Unterkunft kein fließendes Wasser und den Misthaufen neben der Eingangstür.
Das tut der Freundlichkeit der Menschen allerdings keinen Abbruch, die Gastfreundschaft der Kasachen war beispielhaft. Das wiederum liegt vielleicht auch daran, dass es in Kasachstan von Mitte Oktober bis Anfang April friert und fast der gesamte Jahresniederschlag in diesem Land als Schnee fällt. Das gesamte Land verfällt damit sprichwörtlich in einen Winterschlaf.
0,5 bis 3,5 t/ha Weizen
Bei dem Klima wundert es auch nicht, dass die Weizenerträge nur zwischen 0,5 und maximal 3,5 t/ha liegen. Dafür haben die Betriebe aber in der Regel mehr als 100.000 ha Fläche, verteilt auf mehrere Standorte mit 10.000 bis 20.000 ha.
Gedroschen wird auf diesen Betrieben in der Regel mit Fünf- und Sechsschüttler-Mähdreschern oder kleinen Hybrid-Maschinen. Die sind mit dem größtmöglichen Schneidwerk ausgestattet, um bei den geringen Erträgen wenigstens ansatzweise genug Erntematerial in die Maschinen zu bekommen.
Denn erschwerend kommt hinzu, dass die Betriebe oft quer zu Saatrichtung ernten. Das ist nicht nur unkomfortabel für den Fahrer, sondern auch eine Herausforderung für die Schneidwerksführung.
Frage nicht: „Warum?“
Auf die Frage nach dem warum, lautet die Antwort: „Weil wir es immer schon so machen.“ Ein Grund könnte vielleicht sein, dass man früher so die schlechte Strohverteilung der Mähdrescher bei der anschließenden Bodenbearbeitung besser kaschieren konnte. Aber Tim hält sich da besser an den Tipp seines Chefs Jens Broer: „Fragt euch niemals warum, auch wenn es noch so unverständlich ist. Ihr zerbrecht euch ansonsten später nur den Kopf darüber.“
Ein anderer interessanter Aspekt ist in diesem Zusammenhang die Bezahlung der Mähdrescherfahrer. Hier geht es weder nach Zeit oder Fläche, sondern die Entlohnung erfolgt entsprechend der Zahl der vollen Korntanks.
Nicht zuletzt deshalb war die Vorstellung der automatischen Maschinen-Optimierung durch Tim und das Team von AgriExperts bei den Trainings für den Importeur und die Fahrer im Feld durchaus willkommen.
Mega-Vorführtouren
Nach einem kurzen Zwischenstopp von nur acht Tagen zur Maisernte in der deutschen Heimat ging es für Tim Koep samt Kollegen im Oktober 2023 dann erneut nach Australien. Diesmal sollte — neben Ersteinsätzen von Neumaschinen und Einstelloptimierungen von Kundenmaschinen — vor allem der Importeur „Landpower“ bei der größten jemals organisierten Demo-Tour in Australien mit zwölf Maschinen auf dem gesamten Kontinent unterstützt werden. So war Tim in den folgenden drei Monaten bei insgesamt 28 Vorführungen dabei, wo in Summe mehr als 700 ha geerntet wurden. Dabei lagen die Erträge im Weizen bei rund 3 bis 5,5 t/ha, in der Gerste waren es 2 bis 5 t/ha und im Raps zwischen 1 und 3 t/ha.
Aufgrund der Hitze und des Staubs erinnert sich Tim gerne an das Angebot eines Landwirts, nach der Mähdrescher-Vorführung am späten Nachmittag in dessen Pool springen zu dürfen und anschließend gemeinsam zu grillen. Oder die Möglichkeit, die schönsten Strände der Welt wie Lucky Bay in Espérance besuchen zu können.
„Genauso einzigartig ist es wohl, mit dem Auto entlang des Strandes zur nächsten Station zu fahren“, resümiert der junge Mähdrescherexperte seine Erfahrungen in Australien. Rechtzeitig zum Weihnachtsfest kehrte Tim dann nach Schleswig-Holstein zurück, um schon Anfang Januar im Flieger nach Neuseeland zu sitzen.
Atemberaubende Natur
Auf dem letzten Teil seiner Mähdrusch-Reise berichtet Tim nicht nur von der Ernte an extremen Hanglagen und beeindruckenden Weizenerträgen von unglaublichen 16 t/ha. Ein großes Thema ist in Neuseeland auch das Dreschen von Spezialfrüchten wie Möhren, Rote Beete oder auch Spinat, um die Samen zur Vermehrung zu gewinnen.
Aber mindestens so exotisch wie die Druschfrüchte, so atemberaubend ist auch die Landschaft am anderen Ende der Welt. „Auf einer Fläche am Berg optimierte ich den Mähdrescher eines Farmers. Hier waren wir höher als die Flugzeuge, die nebenan zum Landen in Queenstown ansetzten“, berichtet Tim begeistert. Kein Wunder, dass Tim in dieser spektakulären Kulisse auch die Kameracrew der neuseeländischen Serie „Nadias Farm“ kennenlernte.
Fazit
Wie jedes Abenteuer ging auch die „Mähdrusch-Weltreise“ für Tim Ende März zu Ende. Er ist dankbar für die Möglichkeit, schon so jung so viele Erfahrungen sammeln zu können und quasi nebenbei auch noch gutes Englisch zu lernen. Nach fast 240 Einsatztagen war Ende März die Freude aber auch riesig, wieder nach Hause zu kommen und von der Familie und allen Freunden empfangen zu werden. Wer jetzt auch Lust auf ein solches Abenteuer bekommen und Mähdreschererfahrung hat, kann sich direkt an Jens und Niels von AgriExperts wenden: agriexperts-consulting.de.