Gut zu wissen
- In 36 Jahren Firmengeschichte ist das Unternehmen stetig gewachsen.
- Wagner baut Anhänger, Aufbauten und Spezialfahrzeuge.
- Ein weiteres Angebot sind Reparaturen — z. B. von verunglückten Kippern.
Während viele Fahrzeugbauer in den vergangenen Jahrzehnten von der Bildfläche verschwunden sind oder ihre Produktion ins Ausland verlagert haben, fertigt Familie Wagner seit 35 Jahren in ihrer bayrischen Heimat: „Um Qualität zu produzieren, bleiben wir hier“, fasst Gründer und Firmenchef Hans-Jürgen
Wagner aus dem nordschwäbischen Deiningen zusammen.
Zur Selbstständigkeit kam der 59-jährige Landmaschinenmechaniker so: Zunächst restaurierte Wagner als Hobby verschiedene Fahrzeuge auf dem Hof seines Bruders. „Während sich Mitte der 1980er Jahre strukturelle Veränderungen in der Rübenanfuhr abzeichneten, wagte ich mit meiner Frau Heidi den Schritt zur Unternehmensgründung,“ blickt er zurück.
Fahrzeugbau Wagner: Von Reparaturen zu Eigenbauten
„Damals schafften sich viele Betriebe ausrangierte Lkw-Anhänger für die Rübenabfuhr an, an denen wir erhöhte Bordwände montierten oder den Lack aufbesserten“, so Wagner weiter. Nachdem er die meisten Arbeiten anfänglich alleine oder mit Helfern nach Feierabend erledigte, entwickelten sich in den Jahren 1987/88 neue Gedankengänge: „Warum bauen wir die Wagen nicht selbst?“
Gebrauchte Lkw-Anhänger wurden zunehmend teurer und auch die Ansprüche für Neufahrzeuge wuchsen — eine gute Zeit, um eigene Ideen umzusetzen.
Heute — nach über 20 Jahren mit eigenem Fahrzeugbau — ist auch die nächste Familiengeneration im Unternehmen tätig: Dazu zählen Tochter Carina (30) mit ihrem Partner Thomas (30), Tochter Anne (29) und Sohn Matthias (23). Die Töchter leiten zusammen mit Mutter Heidi und etwa sieben weiteren Mitarbeitern die Geschicke im Büro und bei der Teilebeschaffung und -ausgabe.
Während Vater Hans-Jürgen Wagner die meisten Fahrzeuge zeichnet, sind Thomas und Matthias zusammen mit 25 Kollegen in der Fertigung tätig. Matthias — als angehender Metallbaumeister — soll den Betrieb einmal fortführen.
Zu Beginn des Fahrzeugbaus erkannte Wagner die Zukunft von schlagkräftigen Fahrzeugen: „Schon in der 80er Jahren sah ich in drehschemelgelenkten 18-t-Dreiseitenkippern im Gliederzug große Vorteile“, erzählt er heute. Auch wenn 18-Tonner noch immer zu den gängigsten Modellen zählen, hat das Team die Produktpalette stets weiterentwickelt. Eines der neuesten Produkte ist der Gigantainer — ein Sattel-Wannenkipper für bis zu 55 m³ Ladevolumen und 34 t zul. Gesamtgewicht.
Auftrieb dank Zuckerrüben
Seit Anfang an ist Wagner sehr aktiv in der Rübenabfuhr. Weil Wagner schon Anfang der 1990er Jahre erste Lkw mit Pritsche und Dreiachsern ausstattete, blieb er auch nach der Umstellung auf die fabrikorganisierte Abfuhr am Ball.
„Seit Anfang der 1990er haben wir spezielle Sattelauflieger für die Rübenlogistik und die in Süddeutschland verbreitete Nassentladung im Programm. Dieser stetig weiterentwickelte Auflieger zeichnet sich durch seine Alubordwände und ein geringes Eigengewicht aus“, erläutert der Entwickler. Die Spezialisierung ermöglichte ein stetiges Unternehmenswachstum, so dass Wagner schon 1993 fünf Angestellte im Team hatte.
Zeichnen ist Chefsache
Damals wie heute zeichnet Hans-Jürgen Wagner vornehmlich am Reißbrett. Von digitalen Zeichenprogrammen hält er persönlich nicht viel. Er gibt zu: „Natürlich besitzen wir solche Software, aber anders als meine Mitarbeiter bin ich nie wirklich warm geworden mit diesen Systemen.“
Weil Wagner jedes Fahrzeug im Detail kennt, sieht er große Vorteile im Vertrieb: „Wir vertreiben unsere Fahrzeuge ausschließlich direkt, sind so ziemlich flexibel und können auf Kundenwünsche reagieren.“ Dennoch baut das Team im landwirtschaftlichen Sektor immer auf denselben Grundfahrzeugen auf. Zum Angebot zählen neben Zwei- und Dreiseitenkipper vor allem Tandem- und Tridem-Muldenkipper. Zudem hat Wagner Dolly-Lösungen im Programm. Auch ein Tandem-Abrollkipper mit Hakenanlage von Palfinger steht in der Preisliste.
Stützpunkt für Aufbaukräne
Apropos Palfinger: Auch wenn der landwirtschaftliche Fahrzeugbau etwa zwei Drittel der Auftragsbücher füllt, bietet Wagner verschiedene Lösungen für den gewerblichen Lkw-Transport an. Als Palfinger-Stützpunkt zählen unter anderem Kranaufbauten dazu. Auch Koffer-, Planen- und Sonderaufbauten stehen auf der Tagesordnung. Zusätzlich hat sich das Team auf Reparaturen spezialisiert, so der Firmenchef: „Wenn in der Maisernte z. B. ein Silowagen umkippt — ganz egal von welchem Hersteller — dann können wir helfen. Zum einen mit Ersatzfahrzeugen und zum anderen bauen wir verunglückte Fahrzeuge wieder auf.“
Respekt vor dem Wachstum
Obwohl Familie Wagner mittlerweile auf rund 4,5 ha Gewerbe- und rund 1 300 m³ Hallenfläche mit der Produktion, Lackierung und Werkstatt angesiedelt ist, hatten Heidi und Hans-Jürgen Wagner stets Respekt vor dem Wachstum: „Wir wollten lieber langsam und dafür nachhaltig wachsen.“
Nachdem die Familie mit zwei Hallen hinter ihrem Wohnhaus startete, führte der Biogas-Boom zur Erweiterung. Im Jahr 2006 kam eine zweite Werkhalle unmittelbar neben dem Stammhaus dazu. Doch auch dieses Gebäude wurde zu eng, woraufhin ihnen ein Zufall in die Karten spielte.
Direkt angrenzend wurde ein Gelände mit einer etwa 90 x 95 m großen Halle frei. Zunächst hatte das Ehepaar großen Respekt, beschreibt Heidi Wagner: „Der vorherige Neubau hatte gerade erst Kapital gebunden. Trotzdem sahen wir großes Potenzial.“ Hans-Jürgen Wagner ergänzt: „Vorhandene Deckenkräne und Druckluftanschlüsse passten wie die Faust auf`s Auge.“
Nachdem sie die Immobilie erst pachten konnten, kauften sie das Werk 2017. „Seitdem haben wir endlich Platz für die Fertigung, moderne Büroräume und ein angemessenes Ersatzteillager“, ist Wagner stolz.
Lange Firmenzugehörigkeit
Trotz des Wachstums ist das Team stolz auf die lange Firmenzugehörigkeit Ihrer Mitarbeiter, so Hans-Jürgen Wagner: „Viele sind seit über zehn Jahren dabei, manche fast von Anfang an.“ Für die Rekrutierung setzt die Familie auf eine intensive Ausbildung, so die Chefin: „Zwischen München, Stuttgart und Nürnberg zählt die Mitarbeitergewinnung zur großen Herausforderung.“ Um dem entgegenzuwirken, bildet Wagner im Karosserie- und Fahrzeugbau sowie im Metallbau aus. Stolz berichtet Wagner von Auszeichnungen seiner Sprösslinge, die mehrfach den Kammer-, Landes- oder gar Bundesentscheid erfolgreich absolvierten.
Spätestens bei direkten Kundenbesuchen verweist Wagner natürlich auf die Besonderheiten ihrer Modelle: „Die Fahrzeuge müssen nicht nur funktionieren, sondern auch gut aussehen. Ich lege viel Wert auf die Optik, eine tadellose 2-K-Lackierung und eine akkurate Vorbehandlung. Außerdem erreichen wir z. B. bei den Muldenkippern durch eine spezielle Kröpfung der Sicken und unsere Klappenkonstruktion breitere Innenmaße als viele Wettbewerber.“ Beim Fahrwerk setzt das Team auf Achsen von BPW, die Federpakete kommen von Gigant.
Wir fassen zusammen
Hans-Jürgen Wagner und seine Frau Heidi sind 1985 in den Fahrzeugbau eingestiegen. Mittlerweile ist das Team auf über 40 Mitarbeiter angewachsen. Neben landwirtschaftlichen Fahrzeugen sind sie auf Sonderbauten und Reparaturen spezialisiert.