Unseren Erfahrungen nach sind bei rund der Hälfte der uns zur Verfügung gestellten Testtraktoren die Ventile zum Befüllen der Reifen auf der Innenseite der Felgen montiert. Möchte man den Reifendruck an verschiedene Bedingungen anpassen, ist dies mit Kletterarbeiten verbunden.
(Quelle: profi)
Die Alternative ist das Nachrüsten einer Reifendruckregelanlage. Für eine Anlage, die den Druck aller vier Räder und möglicherweise sogar die des Anhängers regelt, fallen aber schnell Kosten zwischen 5 000 und 17000 Euro ohne MwSt. an (Vergleichstest Reifendruck-Verstellanlagen profi 3/2022).
Deutlich günstiger ist die Anschaffung eines mobil einsetzbaren Füllschlauchs, der an den roten Kupplungskopf der Druckluftbremsanlage angeschlossen wird.
Ein Beispiel hierfür ist das Airbooster-Plus-Set von PTG. Es beinhaltet neben einem rund 5 m langen Schlauch ein Handgerät, vier Aufschraubnippel sowie einen Adapter für den roten Kupplungskopf. Die Druckuhr und der Adapter sind in einem kompakten Koffer sicher verstaut. Außerdem besitzt der Schlauch einseitig einen speziellen Kuppler, der nur mit dem Handgerät samt Druckuhr verbunden werden kann.
Der Grund hierfür ist ein kleines Überdruckventil am Schlauchende, das die Reifenfüllung bei 3,5 bar stoppt, falls der Fahrer es vergisst, den Hahn beim Befüllen rechtzeitig zu schließen.
Um das Befüllen zu beschleunigen, liegen dem Paket zudem die Airbooster-Aufschraubnippel bei. Diese ermöglichen einen bis zu zwölfmal höheren Luftdurchlass als konventionelle Ventile und werden auf gängige Felgenanschlüsse geschraubt.
Felgenanschlüsse und Airbooster-Aufschraubnippel von PTG: Neue Anschlüsse
Hat Ihr Schlepper keine Felgenanschlüsse an den Außenseiten, können Sie nun recht einfach neue Anschlüsse nachrüsten, ohne den Reifen von der Felge zu drücken oder abzuschrauben. Die Löcher für die Anschlüsse werden direkt in die Felge gebohrt, ohne dass vorab die Luft abgelassen wird. Der Innendruck sorgt dafür, dass Späne nach außen herausgeblasen werden. Etwas Übung braucht hingegen die Arbeitsabfolge von Bohren und Gewindeschneiden, die wir Ihnen im Detail erklären.
Falls dieser Vorgang misslingt, da z. B. das Innengewinde „dull“-gedreht oder ein abgebrochener Gewindeschneider mit Kraft entfernt werden muss, können Sie alternativ einen Standardanschluss in die Bohrung einschrauben. Dafür muss allerdings das Rad einseitig vom Felgenhorn abgedrückt werden, um die innenliegende Mutter anzusetzen. Dies ist deutlich mehr Arbeit, weshalb Sie das Gewindeschneiden im Vorhinein an einem Blech einmal üben sollten.
Mit dem Adapter für den roten Kupplungskopf können die Reifen jederzeit gefüllt werden.
(Bildquelle: Bertling)
Die Kupplung kann nach dem Zurückziehen des Überwurfs abgezogen werden.
(Bildquelle: Bertling)
Kosten und Fazit
Für das Airbooster-Plus-Set fallen inklusive der vier Aufschraubnippel rund 250 Euro (alle Preise ohne MwSt.) an. Geht ein Nippel kaputt, kostet ein Ersatz rund 25 Euro. Für die Felgenanschlüsse zum Einschrauben kommen je Stück etwa 7 Euro dazu.
Die Airbooster-Aufschraubnippel sind im Vergleich zu Standard-Ventilen eine gute Alternative, den Druck der Reifen bequemer und etwas schneller anzupassen. Vor allem für diejenigen, bei denen sich die Radventile des Traktors auf den Innenseiten der Felgen befinden, bietet die Möglichkeit der Ventilnachrüstung an den Außenseiten einen deutlichen Mehrwert.
Ablauf der Ventilmontage
Anzeichnen der Ventilposition
Ist dies nicht der Fall, schrauben Sie das Rad ab. Die Felge bohren Sie immer unten auf der geraden Fläche des Felgenbetts. PTG rät dazu, vom äußeren Falz sowie von der Schweißnaht der Radscheibe mindestens 2,5 cm Abstand zu halten. Achten Sie zudem darauf, dass Sie sich weit genug von der querlaufenden Schweißnaht fernhalten, die das Felgenband zusammenhält. Im Anschluss körnen Sie die markierte Stelle.
(Bildquelle: Bertling)
Im Normalfall verbleibt das Rad am Traktor. Bocken Sie den Schlepper auf, so dass der Reifen keiner Gewichtsbelastung ausgesetzt ist. Steht z. B. das Planetengetriebe der Vorderachse weit nach außen hervor müssen Sie prüfen, ob genug Platz zwischen dem Gehäuse und dem unteren Felgenbett besteht, um Ihre Bohrmaschine senkrecht ansetzen zu können.
(Bildquelle: Bertling)
Vorbohren
Bevor Sie mit dem Bohren beginnen, lassen Sie den Reifeninnendruck auf etwa 1,5 bar ab und setzten sich einen Gehörschutz sowie eine Schutzbrille auf, um sich vor umherfliegenden Spänen und dem lauten Geräusch der ausströmenden Luft zu schützen. Legen Sie sich im Anschluss das benötigte Werkzeug bereit. Die Arbeitsschritte bis zum Gewinde einschneiden erfolgen bestenfalls schnell hintereinander, solange noch Druck im Reifen ist. Bohren Sie dann mit einem kleinen 5- oder 6-mm-Bohrer vor, aber nicht ganz durch, so dass noch keine Luft austritt.
(Bildquelle: Bertling)
(Bildquelle: Bertling)
Gewinde einschneiden
Schneiden Sie danach das Gewinde der Größe M12 x 1,5 mm mit einem passenden Gewindeschneider ein. Achten Sie darauf, dass Sie den Schneider gerade ansetzen und mit Gefühl vorgehen — drehen Sie lieber einmal mehr zurück und nutzen Sie ggf. Schneidöl.
(Bildquelle: Bertling)
Blasen Sie im Anschluss die übrigen Späne aus der Felge und reinigen Sie beim Einsatz von Schneidöl die Bohrung mit einem entfettenden Reiniger. Dies ist wichtig, da das später verwendete Gewindedichtmittel nur in vollständig fettfreien Gewindegängen haftet.
(Bildquelle: Bertling)
Kernloch bohren und entgraten
Bohren Sie mit einem 10,5-mm-Bohrer komplett durch. In unserem Beispiel nutzten wir hierfür einen herkömmlichen HSS-Bohrer. Wichtig ist, dass Sie möglichst senkrecht zur Felgenachse Bohren, um das Ventil anschließend gerade einschrauben zu können.
(Bildquelle: Bertling)
Mit einem Handentgrater fasen Sie daraufhin die Bohrung leicht an, so dass Sie den Gewindeschneider problemlos ansetzen können. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sich überstehende Grate in den Gängen des Gewindeschneiders verkanten und dieser im schlimmsten Fall abbricht.
(Bildquelle: Bertling)
Einschrauben des Felgenanschlusses
Bevor Sie den neuen Felgenanschluss einschrauben, beträufeln Sie das Gewinde mit dem beiliegenden, hochfesten Gewindedichtmittel. Hiermit wird der Felgenanschluss abgedichtet.
(Bildquelle: Bertling)
Schrauben Sie den Anschluss nun in die Gewindebohrung und ziehen Sie diesen gefühlvoll an. Nutzen Sie hierfür Ihren Zeigefinger und drehen Sie den 17er Schlüssel so weit, bis Sie auf leichten Widerstand stoßen.
(Bildquelle: Bertling)
Das Gleiche gilt für das anschließende Anziehen der Ventile. Drehen Sie zu fest, ist das eingeschnittene Gewinde aufgrund der meist weinigen Gewindegänge in der Felge schnell beschädigt. Warten Sie im Anschluss etwa eine viertel Stunde, bis das Gewindedichtmittel getrocknet ist.
(Bildquelle: Bertling)
Befüllen und Dichtigkeitsprüfung
Nach der Trocknungszeit füllen Sie den Reifen mit etwa 0,6 bar mit Hilfe des beiliegenden Handgeräts mit Befüllschlauch. Der tatsächliche Innendruck wird wie bei einem konventionellen Reifenfüller erst nach dem erneuten Schließen des Hahns angezeigt.
(Bildquelle: Bertling)
Lecksucher-Spray hilft Ihnen dabei, die Ventile auf Dichtigkeit zu prüfen. Sind Blasen zu erkennen, prüfen Sie, an welcher Stelle Luft ausströmt. Stammt es vom Felgenanschluss, müssen Sie das Einschrauben mit Dichtmittel wiederholen. Lassen Sie dieses dann länger trocken.
(Bildquelle: Bertling)
Tipp bei wenig Platz
Ist Ihr Wendeisen zu lang und stößt gegen die Radscheibe, dann können Sie das Gewinde auch vorsichtig mit einer Ratsche einschneiden.
Hierfür nehmen Sie eine M10-Mutter und drücken diese mit einem Schraubstock langsam auf die Vierkantaufnahme eines passenden Gewindeschneiders. Per 17er Nuss und Ratsche können Sie so das Gewinde von der offenen Felgenseite aus bequem einschneiden.
Entweder präparieren Sie einen Gewindescheider selbst…
(Bildquelle: Bertling)
…oder bestellen ihn für rund 19 Euro bei PTG.
(Bildquelle: Bertling)