Elektronik

Allgäu Automation RumboJet 880: Sensorspritze gegen Ampfer

Zwei Bauernsöhne haben den RumboJet entwickelt. Mittels Bildanalyse erkennt das Gerät Ampfer und besprüht deren Blätter mit einem Herbizid.

Allgäu Automation RumboJet 880

Unter der roten Plane verbirgt sich das Spot-Sprühgestänge mit Kameras und Jobrechnern. (Bildquelle: Tovornik)

Gut zu wissen

- Das Spot-Sprühverfahren mit dem RumboJet senkt den Mittelverbrauch deutlich.
- Die Online-Bildverarbeitung für die Ampfer-Erkennung ist schnell.
- Der Schlepper muss Strom, eine 540er Zapfwelle und mindestens ein dw-Steuergerät zur Verfügung stellen.
Ampfer ist ein hartnäckiges Unkraut. Jedoch dürfen Betriebe, die am Kulturlandschafts­programm Kulap teilnehmen, auf Grünland keine Flächenbehandlung mit chemischen Pflanzenschutzmitteln durch­führen. Außerdem ist die chemische Flächenbehandlung von Dauer­grünland in Bayern ab 1. Januar 2022 grundsätzlich verboten. Das heißt, zur Bekämpfung von Ampfer ist lediglich eine Einzelpflanzenbehandlung erlaubt.

Allgäu Automation RumboJet 880: Automatik senkt Verbrauch

Diesen Hintergrund nahmen die beiden Mechatronik-Studenten Andreas Breher und Simon Cordella zum Anlass, ein kamera­gesteuertes Spot-Sprühgerät zu entwickeln. Beide Landwirtssöhne kennen das Problem der Ampferbekämpfung auf Dauergrünland von ihren elterlichen Betrieben. So erfolgte beispielsweise auf dem 40-ha-Grünlandbetrieb der Cordellas eine Einzelpflanzenbehandlung bisher mit einem Handsprühgerät.Die Ausbringmenge ist bei diesem Verfahren Gefühlssache: „Wir haben die Menge mal ausgelitert. Grob geschätzt applizierten wir beim Handsprühen rund 1 200 l/ha auf die Ampferpflanzen! Das ist mehr als genug, erzählt Simon Cordella.
Bei einer Flächenbehandlung hingegen würdie Landwirte 200 bis 400 l Spritzbrühe pro Hektar ausbringen. „Wir brauchen bei der Einzelpflanzenbehandlung mit unserem RumboJet im Durchschnitt nur 30 l/ha — also rund 90 % weniger. Der tatsächliche Verbrauch hängt selbstverständlich vom Besatz ab“, ergänzt Andreas Breher.

Ampfer-Erkennung in rot

Der RumboJet ist ein angehängtes Gerät, das mittels Infrarotkameras während der Überfahrt die Blätter von Ampfer an ihrer Form erkennt und besprüht. Pro 1,50 m Arbeitsbreite sind eine Kamera, eine LED, ein Jobrechner und 15 Magnetventile in­stalliert. Die Kamera nimmt 90 Bilder pro Sekunde auf und leitet sie an den Jobrechner weiter. Der Prozessor, ein Rasp­berry Pi mit 1,4 GHz Rechengeschwindigkeit, verarbeitet die Bilder in der gleichen, kurzen Zeit.
Hat die Bildverarbeitung eine Ampferpflanze erkannt, gibt der Jobrechner sofort den Befehl zum Sprühen. Ein elektronischer Schalter, ein sogenanntes Mosfet-Board, öffnet das betreffende Magnetventil für die vorgegebene Dauer.
Da die Ampfer-Detektion am besten bei gleichmäßiger Beleuchtung funktioniert, haben die jungen Entwickler eine rote Haube über die Kameras und den Spritzbalken gebaut. Sie schließt den Einfluss von Sonnenlicht und Bewölkung aus, lässt aber gleichzeitig etwas Restlicht durch.
Die Plane ist rot, weil die Kameras das rote und infrarote Licht aufnehmen. Die grünen Pflanzen reflektieren das infrarote Licht mit einem deutlichen Peak. In den Bildern der Infrarotkameras sind die grünen Blatt­flächen daher weiß, und scharfe Kanten grenzen sie ab. So ergeben sich klare Formen, die sich gut mittels Bildanalyse auswerten lassen.
Die Software sucht zuerst nach ähnlichen Formen. Längliche Formen bedeuten Gras. Sie werden bei der weiteren Auswertung nicht berücksichtigt. Bei den flächigen...

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