Bauer: Neulich ging unsere Nachbarin zwei Trickbetrügern auf den Leim. Daraufhin habe ich eine Videoüberwachung für uns durchrechnen lassen. Geschätzte Kosten: 7 000 Euro!
Fahrer: Hallo! Im Internet findest du wetterfeste Cams mit WLAN für unter hundert Euro.
Bauer: Ein Freund hat damit seine Milchtankstelle gesichert. Was passierte? Die Gauner haben zuerst die Speicherkarte aus der Kamera geklaut und anschließend die Geldkassette des Milchautomaten.
Lohner: Die Profis lockst du mit einer Billigkamera oder einer Attrappe eher an als dass du sie abschreckst.
Bauer: Die arbeiten heute mit ausgefeilten Methoden. Nach Aussagen einer Polizistin, die sich auskennt, könnt ihr davon ausgehen, dass es für viele Höfe und Anwesen ein Einbruchsdossier gibt, sie spricht von digitalen Gaunerzinken.
Fahrer: Kannst du das präzisieren?
Bauer: Die professionellen Einbrecher benutzen Luftbilder aus GoogleMaps. Mit deren Hilfe erstellen sie Touren für Kundschafter. Diese machen vor Ort Fotos und spionieren eure Lebensgewohnheiten aus.
Maring: Das fällt doch auf.
Bauer: Nur, wenn ihr auf der Hut seid. Vorige Woche ging die Meldung von Einbrüchen in der Nachbargemeinde durch unsere LSV-Gruppe und dass ein Kollege einen sehr originellen Kundschaftertrupp gestellt hatte.
Fahrer: Es handelte sich um eine Familie aus Hamburg, die angeblich eine Ferienwohnung auf dem Land suchte.
Bauer: Ich las die Nachricht am Samstagmorgen in Telegram. Am selben Nachmittag fuhr ein Pkw mit Hamburger Kennzeichen langsam an unserem Hof vorbei. Meine Frau und ich waren im Garten. Etwa 300 Meter weiter blieb das Auto stehen, genau dort, wo die Navis immer sagen: „Sie sind am Ziel.“
Maring: Das ist verdächtig.
Bauer: Meine Frau meinte, dass die Kinder auf der Rückbank austreten wollten. Doch nichts passierte, der Pkw blieb mitten auf der Straße stehen.
Lohner: Das ist nicht strafbar.
Bauer: Ich schwang mich auf den Traktor, fuhr dort hin und sprach den Fahrer an. Er und seine Beifahrerin, die als Mutter für die beiden Kinder im Fond eindeutig zu jung war, hantierten mit ihren Smartphones, und zwar im Querformat, als würden sie Fotos oder Videos anschauen.
Fahrer: Auch das ist legal.
Bauer: Auf meine Frage, ob ich helfen kann, kam die Antwort, sie wollten nach Meppen und ob ich ihnen den Weg zeigen könne. Mit Verlaub: Wenn ich von Hamburg nach Meppen will und ein Smartphone besitze, öffne ich das Navi und fahre entspannt dorthin.
Lohner: Du willst doch nicht behaupten, dass die Leute Kinder mit auf Kundschaftertour nehmen? Das ist ja gruselig.
Bauer: Wir haben eine Nacht drüber geschlafen. Wegen der Parallelen in der Nachbargemeinde sind wir Sonntag früh zur Polizei gefahren und haben dort Bericht erstattet.
Maring: Am Sonntag? Die Polizisten waren sicher ganz begeistert.
Bauer: Im Ernst, die waren froh, ein weiteres Stück für ihr Puzzle zu bekommen. Sie sagten, wir hätten alles richtiggemacht.
Maring: Die Gauner hätten euch abknallen können.
Bauer: Das waren Profis, die machen keine Fehler. Die Polizistin empfahl noch, unbekannte Autos zu fotografieren, die Insassen darauf anzusprechen und zu erklären, das Foto sei eine reine Vorsichtsmaßnahme. Diese Strategie würde noch am meisten vor Folgebesuchen schützen.
Lohner: Sie aber nicht ausschließen. Ein guter Wachhund und eine professionelle Videoüberwachung sind immer noch die beste Abschreckung.
Bauer: Weil unser Hund so gastfreundlich ist, haben wir jetzt tatsächlich Kameras installiert. Doch anders als du haben wir nicht Tausende von Euros in Kabel und Festplatten investiert, sondern uns in der Nachbarschaft zusammengetan und LTE-Kameras installiert.
Maring: Gemeinsam einkaufen spart Geld.
Bauer: In dem Fall nicht, jeder hat sein eigenes Gerät gekauft, es jedoch beim Nachbarn gegenüber am Haus, an der Scheune oder in einem Baum installiert.
Fahrer: Was soll das?
Bauer: Statt vier oder fünf Kameras zu montieren, um alle Bereiche auf dem Hof abzudecken, reicht eine einzige beim Nachbarn gegenüber. Die hat die gesamte Front im Blick. Bei uns kommt jetzt niemand mehr ungesehen auf den Hof.
Lohner: Wer unterhält das Netzwerk?
Bauer: Telekom, Vodafone und Telefonica. Es handelt sich wie gesagt um LTE-Kameras.
Maring: Und den Strom?
Bauer: Der kommt jeweils aus einem Akku. Dafür ist jeder selbst verantwortlich.
Maring: Wo gibt es solche Kameras?
Bauer: Mithilfe von profi haben wir LTE-Kameras von Luda, Netgear und Reolink ausgesucht. Die kosten zwischen 250 und 350 Euro. Mit einem Telefonkartenvertrag gibt es die sogar unter 200 Euro.
Lohner: Wie verhinderst du, dass die Spitzbuben von hinten auf dein Gelände kommen?
Bauer: Durch eine intakte Nachbarschaft. Und manche Kameras decken noch mehr ab als das eigene Grundstück.
Maring: Schon mal was von Datenschutz gehört?
Bauer: Dazu haben wir auch die nette Polizistin befragt. Sie nannte zwei Dinge, die es zu beachten gibt. Das sind ein Hinweisschild und das Auspixeln öffentlichen Geländes. So sind wir legal und preiswert gewappnet.