Einsatzbericht Veredlungstechnik

Einsatzbericht: Hofmeyer Strohstall: Konventionell mit Außenklima

Timo Hofmeyer weihte 2019 einen 1 496er Schweine-Strohstall ein. profi sprach mit ihm über erste Erfahrungen mit Stroh, Außenklimareiz und großem Platzangebot.

Schweine auf Stroh sind im konventionellen Betrieb eher die Ausnahme. Wie eine Realisierung aussehen kann, zeigt das Beispiel der Familie Timo Hofmeyer. (Bildquelle: Tovornik)

Eigentlich sollte der neue Maststall schon 2015 bezugsfertig sein, um die eigenen Ferkel der 190 Sauen am Hof selbst mästen zu können. Doch die Genehmigung für den neu geplanten Außenklima-Strohstall ließ lange auf sich warten, und sie war für Timo Hofmeyer (44) aus dem hessischen Carlsdorf bei Hofgeismar mit einigen Hürden verbunden.
„Wir wollten etwas Zukunftsfähiges bauen. Und wir wollten uns mit dem neuen Außen­klimastall und dem damit verbundenen Haltungskonzept von der Masse abheben. Denn ein Teil der Bevölkerung fragte damals bereits andere Haltungsformen nach, das konnte man gut spüren“, erklärt Hofmeyer im Gespräch mit profi.

Hofmeyer Strohstall: Besuch von Ökobetrieben

Es folgten drei Jahre der Ideensammlung — mit vielen Besichtigungen. Besonders gerne besuchte der Sauenhalter ökologisch wirtschaftende Landwirte. „Unsere Ökobetriebe haben wohl den größten Erfahrungsschatz, was Schweine auf Stroh angeht. Von ihnen habe ich mir zum Beispiel abgeschaut, wie eine Bucht angelegt sein muss, damit die Bedürfnisse von Tier und Mensch am besten erfüllt werden. Wir haben durch die Besuche auch verstanden, wie eine Bucht aufgebaut sein muss, damit die Tiere möglichst gut in Einzelbereiche wie Koten, Fressen, Liegen und in einen Fress-Aktivbereich unterteilen“, erzählt der Landwirt.
Nach drei Jahren der Genehmigungsphase erfolgte 2018 der Spatenstich für einen 2 500 m² großen Maststall mit 1 496 Plätzen. Genau betrachtet sind es zwei parallel nebeneinanderstehende Gebäude mit einer Breite von jeweils 22 m. Ein Stall misst eine Länge von 53 m, der zweite mit vorgeschaltetem Strohlager 60 m. Warum die Gebäude parallel zueinander stehen, erklärt der Landwirt mit der Möglichkeit, bei Bedarf auch jetzt noch jederzeit einen Auslauf für die Tiere nachrüsten zu können.
Die Erdarbeiten konnten die Hofmeyers weitgehend in Eigenleistung durchführen. Wie beim Unter- und Oberbau durch die Firma Haas wurden die anderen Gewerke durch verschiedene Unternehmen erledigt, wobei die Firma Kurzenknabe die Koordination und die Beratung übernahm.

Hofmeyer Strohstall: Die Investitionen im Detail

Knapp 1,5 Mio. Euro ohne Steuer kostete das Projekt auf der grünen Wiese — zuzüglich 20 % Eigenleistungen. Macht in Bausch und Bogen Kosten von 1 000 Euro je Mastplatz. Für diesen Anschaffungspreis gab es unter anderem:
  • drei Getreidesilos mit 900 t Kapazität,
  • eine Futterküche mit fünf Innensilos, ein GfK-Außensilo sowie eine gebläselose Mahl- und Mischanlage,
  • einen höher gelegten Spaltenboden im Kotbereich mit 40 cm tiefen Kanälen und einem Duräumat-Unterflurschieber,
  • einen Einstreuroboter von Wasserbauer,
  • eine Seitenwandlüftung mit Vogelschutz und Curtains von Agrotel sowie
  • eine LED-Stallbeleuchtung von elkom.
Sowohl die Curtains als auch der Lichtfirst sind elektrisch verstellbar. Wobei die Einstellung des Lichtfirstes nicht so häufig verändert wird, da die meiste Zeit ausschließlich über die Seitenwände gelüftet wird. Auf die 4 cm dicke Dämmung des Stalldachs aus Sandwichpaneelen würde Hofmeyer heute nicht mehr verzichten wollen, da sich diese sowohl im Sommer als auch im Winter positiv auswirkt. Da es sich um einen Außen­klimastall handelt, wurde auf eine Heizung verzichtet. „Selbst bei Frost hatten wir im Tierbereich bislang keine Probleme. Die Schweine kuscheln sich dann einfach etwas mehr ins Stroh“, weiß er zu berichten.
Neben der Klimaregelung über eine Seiten- und Firstlüftung verfügt die Hälfte der Buchten in beiden Ställen über elektrisch betätigte Klimadeckel. Diese Klimadeckel ermöglichen gerade den neu aufgestallten Jungtieren ein Kleinklima, wobei der Nutzen in der kühleren Jahreszeit logischerweise höher ist als in der warmen.
„Aus Kosten- und Nutzen-Sicht sind wir froh, dass wir nur die Hälfte der Buchten damit ausgestattet haben. So kommen unsere kleinen Ferkel stets in den Genuss eines zugfreien Kleinklimas in der Bucht“, stellt Timo Hofmeyer fest.

Schweinestall mit Außenklima: Mehraufwand erforderlich

Das Einstreuen erfolgt automatisch mit einem Einstreuroboter von Wasserbauer. Bei knapp 1 500 Plätzen verteilt dieser täglich 150 kg Stroh — also rund 100 g je Tier und Tag. „Im Nachhinein wäre es aus­reichend gewesen, den Liegebereich nicht mit einem Gefälle von 3 %, sondern nur mit 1,5 % auszustatten“, ist sich der Schweinemäster inzwischen sicher.
Die „Fly Pit“-Anlage von Wasserbauer verteilt das Stroh Bucht für Bucht individuell. Die selbst gebaute Strohrutsche aus Edelstahl bewirkt, dass das Stroh direkt in den Liegebereich abgeworfen wird. Befüllt wird der Einstreuroboter über eine kleine Bunkeranlage, die sich im Strohlager befindet und die maximal zwei Ballen für bis zu drei Tage bevorratet.
Laut Hofmeyer ist geschnittenes Stroh eine wichtige Voraussetzung für die gute Funktion der Einstreuanlage. Dass es von bester Güte sein sollte, versteht sich nach Meinung des Landwirts von selbst. Auch, dass wie in seinem Fall die Bergung und das Lagern von rund 300 Rundballen jährlich einen gewissen Mehraufwand bedeutet, sollten an einer Strohhaltung interessierte Landwirte als eine Selbstverständlichkeit ansehen. Zu bedenken gibt Hofmeyer, dass die Staubbelastung im Stall durch das tägliche Umgehen mit Stroh nicht unerheblich ist — insbesondere dann, wenn die Tiere sehr aktiv und viel in Bewegung sind. Um mögliche Gesundheitsgefahren zu reduzieren, arbeiten er und seine Mitarbeiter grundsätzlich mit einer Staubschutzmaske. Zudem ließ der Landwirt eine Hochdruck-Vernebelungsanlage nachrüsten. Der feine Nebel bindet den Staub und erfrischt an heißen Tagen zugleich die Luft im Tierbereich.

Täglich vier Stunden

Das tägliche Misten dauert etwa vier Stunden und wird meist von zwei Arbeitskräften gemeinsam erledigt. Notwendig ist das Misten, da die Tiere die Buchtenstruktur gerade in der warmen Jahreszeit nicht zufriedenstellend annehmen und es so immer wieder zum Verkoten des Liegebereichs kommt. Dann stellt das Säubern der Buchten den größten Zeitfresser dar, weshalb laut Landwirt Hofmeyer noch Optimierungspotenzial besteht.
Er ist sich jedoch sicher, dass er mit Beratern und Lüftungsexperten demnächst eine Lösung für das Problem erarbeiten wird. „Die Situation in den Sommermonaten ist noch nicht zufriedenstellend, aber wir arbeiten daran und sind zuversichtlich. Schließlich sind im Herbst, Winter und Frühling die Buchten und Tiere sauber, was das Arbeiten schnell und angenehm von der Hand gehen lässt. Für eine willkommene Arbeitserleichterung sorgt auch die Schieberanlage unter dem Spaltenboden, die den Schwemm-Mist dreimal täglich zeitsparend zu einer 100 m3 großen Grube fördert.
Die technische Unterstützung hilft jedoch nicht über den Umstand hinweg, dass die Buchten für das Säubern betreten werden müssen — was aber den Vorteil einer guten Tierkontrolle mit sich bringt. Dabei ist dem Tierbetreuer das rege Interesse neugieriger und lebhafter Tiere stets gewiss. „Die Tiere sind durch das hohe Platzangebot sehr agil, und durch den regelmäßigen Kontakt sind sie an den Umgang mit Menschen gewöhnt. Dieser Umstand kommt uns später beim Verladen der Tiere wieder zugute“, weiß Hofmeyer zu berichten. Was das Thema „Schwanzbeißen“ betrifft, gibt der Landwirt zu bedenken, dass Stroh zwar ein gutes Beschäftigungsmaterial, aber kein Allheilmittel ist. Auf ein Kürzen der Schwänze zu verzichten, hält der Landwirt deshalb aktuell für nicht realisierbar.

Moderater Preiszuschlag

Die Vermarktung der Tiere erfolgt über das Label „Das Strohschwein“ des Vertragspartners Edeka Hessenring. Vereinbart ist, dass bei einem Basispreis von über 1,80 Euro ein Zuschlag von 15 Cent/kg Schlachtgewicht bezahlt wird. Bei 1,50 bis 1,80 Euro wird ein Zuschlag von 20 Cent/kg gewährt. Während bei einem Basispreis von unter 1,50 Euro der Aufschlag 25 Cent/kg beträgt.
Im Schnitt erreichen die Tiere ein Schlachtgewicht von 100 kg bei 59,8 % MFA. Die Basis der fleischbetonten Schweine ist Hofmeyers eigene Zucht (Topigs x Pietrain). In Kombination mit einer dreiphasigen Trocken­fütterung am Breiautomaten erreicht er Tageszunahmen von 940 g.
Schwere Mastschweine bekommt der Landwirt ebenfalls gut bezahlt. Für die nordhessische Spezialität „Ahle Wurscht“ etwa liefert Hofmeyer deshalb auch Tiere mit Lebendgewichten von 160 bis 180 kg an.

Wir halten fest

Timo Hofmeyer betreibt zusammen mit seiner Familie einen Ackerbaubetrieb mit Biogasanlage und 190 Muttersauen. Um die eigenen Ferkel mästen zu können, errichtete er 2018 einen 1 496er Maststall. Mit Blick auf eine veränderte Wahrnehmung der Nutztierhaltung in Gesellschaft und Politik baute er jedoch keinen konventionellen Warmstall, sondern einen nach eigenen Überlegungen und mit Experten geplanten Strohstall mit Seitenwandlüftung, Schwemmentmistung und Einstreuroboter.
Der Handel honoriert den Mehraufwand mit Preis­aufschlägen, und die Tiere danken es mit niedrigen Tierarztkosten, hohen Futteraufnahmen und guten Leistungen. Die täg­liche Mehrarbeit ist nicht zu unterschätzen, und anders als ein Warmstall verlangt der frei gelüftete Stall die Bereitschaft zur ständigen Feinabstimmung. „Die Vermarktung ist ebenfalls kein Selbstläufer“, so Timo Hofmeyer.

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