Einsatzbericht Veredlungstechnik
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Klauenpflegestand Rosensteiner RS-Q Stationär im Einsatzbericht
Klauenpflegestand Rosensteiner RS-Q Stationär im Einsatzbericht
Mit dem Kippstand RS-Q Stationär von Rosensteiner lassen sich die Klauen von Rindern schnell und einfach pflegen — so unser Fazit nach dem Einsatz der neuesten Version. Einen Umstand gilt es jedoch zu berücksichtigen.
Mal ehrlich: Die meisten Milchviehhalter fürchten den Tag, an dem der Klauenpfleger kommt. Allein, weil das Führen der Tiere für Mensch und Tier zur Tortur werden kann. Eine Lösung der Probleme verspricht ein stationär betriebener Klauenpflegestand.
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Mit dem RS-Q Stationär kann ohne Mühe innerhalb einer Minute die Klauenpflege beginnen.
Schwer zu glauben, aber in Kombination mit einer automatischen Tierselektion kommen damit die Tiere geradezu freiwillig zum Klauenpfleger: Beim Einsatz des Rosensteiner Kippstandes RS-Q Stationär für Rinder bis 1.100 kg Lebendgewicht konnten wir dieses interessante Phänomen mehrfach beobachten — wofür es eine gute Erklärung gibt. Hier die ganze Geschichte.
Erst mobil, jetzt stationär
Den vollhydraulischen Klauenpflegestand RS-Q brachte Rosensteiner 2018 auf den Markt. Zunächst in einer mobilen Version für professionelle Klauenpfleger. Von dieser Variante mit untergebautem Fahrwerk abgeleitet kam 2019 die erste Ausführung des Kippstandes RS-Q Stationär auf den Markt. Nach verschiedenen Weiterentwicklungen ging 2021 der RS-Q Stationär dann endgültig in Serie.
Die Bezeichnung „Stationär“ ist allerdings ein wenig irreführend. Denn der Kippstand ist zwar für einen dauerhaften Verbleib auf einem Betrieb ausgelegt, doch er verfügt serienmäßig über eine Dreipunktaufnahme für den Schlepper. Außerdem gibt es vier Staplertaschen, um ihn mit dem Hubwagen, Teleskop- oder Frontlader innerbetrieblich transportieren zu können.
Um den Stand stationär im Stall einsetzen zu können, ist dieser mit zwei Schwerlastankern im Beton zu fixieren. Ohne diese Fixierung besteht die Gefahr des Kippens der leer 1.200 kg schweren Einrichtung — wenn es gilt, ein schweres Tier in die Waagerechte zu schwenken.
Neu gedachtes Prinzip
Das Bauprinzip der von Rosensteiner seit 40 Jahren angebotenen Kippstände ist mit einem feststehenden Teil und einem um 90° kippbaren Teil gleich geblieben. Abgesehen vom Funktionsprinzip hat der neue RS-Q Stationär mit dem bekannten Modell Kipp Top II dennoch wenig gemein:
Die Vorteile beginnen beim Zutrieb über ein auf den RS-Q Stationär abgestimmtes Treibgitterset (Option). Zusammen mit der hydraulisch betätigten Nachtreibetür kommen so die Tiere ohne Halfter zügig in den Stand.
Die Tiere werden mit einem hydraulisch betätigten Metallschild gefangen, welches das Tier am Hals fixiert. Für eine Entlastung der Schulter liegt der Kopf auf einer separaten Ablage 15 cm höher.
Es folgt das Anlegen der beiden Bauchgurte. Die Gurte halten das Tier, wenn es Sekunden später per Hydraulik auf die linke Seite gelegt wird. Für eine optimale Körperanpassung hält eine Spannrolle die beiden Gurte vor dem Anlegen straff. Sowohl bei kleinen als auch bei großen Tieren sitzt der Gurt so gleich gut — der adaptive Gurt deckt Tiergrößen von 450 bis 1.100 kg gleichermaßen gut ab.
Der Gurts wird hydraulisch mit einem Bügel angelegt, der dafür unter das Tier einschwenkt. Durch das Vorspannen der Gurte liegen diese sofort straff an, ohne manuell nachziehen zu müssen — prima.
Zum Fixieren der Gliedmaßen bietet der Stand Konsolen, die an die Ergonomie des Tieres angepasst sind und hydraulisch um 30 cm nach oben schwenken. Nach dem Hochschwenken liegen idealerweise die Füße sofort in den Polstern der Konsolen.
Per Hebel schließt eine Fußfessel nach der anderen. Das erfolgt in faszinierender Geschwindigkeit mit einem vom Hersteller definierten Druck. In Sekunden sind die Füße bewegungsunfähig. Unterm Strich lässt sich so ein Tier binnen einer halben Minute fixieren.
Zuletzt wird der Hydraulikhebel betätigt, und der Stand kippt das Tier um 90° nach links. Die Gliedmaßen befinden sich nun direkt vor den Augen des Klauenpflegers.
Stichwort Auge: Der Blick auf die Klaue ist bei einem Kippstand anders als bei einem Stand, bei dem die Gliedmaßen hochgezogen werden. Der veränderte Blick verlangt dabei eine gewisse Übung. Sonst
verfällt man schnell der Gefahr, dass man die Klauen schräg und in Dachform schneidet, wobei der Tragrand meist zu hoch ausfällt.
Die Technik
Das am Boden zu fixierende Grundgestell hat eine Größe von 1 mal 1,40 m. Es beherbergt ein Hydraulikaggregat, das von einem Elektromotor (4 kW, 400 Volt) angetrieben wird. In Aktion ist die Pumpe erfreulich leise und im Gegensatz zu älteren Modellen kaum zu hören.
Mit geöffneten Türen hat der zum Eintreten fertige Stand eine Tiefe von 3,34 m und eine Breite von 3,16 m. Zum Arbeiten genügt somit eine rund 3 mal 4 m große Fläche. An diesem Punkt gleichen sich der Kipp- und Durchtreibestand des Herstellers. Denn mit einem Kippstand wird nur auf der rechten Seite des Stands gearbeitet — mit einem Durchtreibestand auf zwei Seiten.
Abgeleitet davon lässt sich der stationäre Stand in einer Ecke des Stalls oder in einer Liegeboxreihe platzieren. Bei der Wahl des Aufstellungsortes ist allerdings das Kippmaß von 2,40 m zu berücksichtigen. Das Kippmaß kann dabei in einem niedrigen Alt- oder Anbau begrenzend wirken.
Die Praxis
Wir haben den Rosensteiner RS-Q Stationär in einem Milchviehbetrieb mit Melkroboter unter die Lupe genommen. Die Tiere selektierte der Landwirt vorab in einer Behandlungsbucht. Von hier führt ein aus Gattern bestehender Treibgang zum Kippstand. Dank offener Bauweise des Gangs können die selektierten Kühe die Tiere ihrer Gruppe sehen. Was banal klingt, zeigt in der Praxis Wirkung. So drängten sich bei uns im Treibgang die Tiere regelrecht auf — weil sie offenbar wussten, dass dies der Weg zurück zur Gruppe ist.
Das Anlegen des Bauchgurts nach dem Eintrieb dauerte bei uns keine fünf Sekunden, das Fixieren der vier Gliedmaßen selten länger als 15 Sekunden. Ab Eintrieb waren so die meisten Tiere binnen einer Minute bereit für die Klauenpflege.
Der Preis für den schnellen, kräfteschonenden Eintrieb sind im besuchten Betrieb zwei Liegeboxen inmitten der äußeren Boxenreihe. Der Landwirt hatte den Einbau des stationären Klauenpflegestands in der Bauphase eingeplant und den Platz gleich mit Wasser- und Stromanschluss ausgestattet — beispielhaft!
Gefallen fanden wir auch an der Ruhe der Tiere, zumal sie nur wenig Abwehrreaktionen zeigten. Dass der Bereich vor dem Euter und der Tierbauch durch die zwei Gurte angespannt wirken, ist nach unserem Kenntnisstand ohne Belang. So sind uns keine Berichte bekannt, wonach das Liegen ungünstig für das Tier wäre.
Lob verdient hat auch der Arbeitskomfort. Denn der Klauenpfleger erreicht nicht nur alle Bedienhebel einfach und intuitiv. Vor allem schützt der RS-Q den Pfleger gut vor schwerwiegenden Verletzungen — besonders beim Fixieren der Gliedmaßen.
Abgerundet wird der Komfort durch eine Konsole am Untergestell, welche neben zwei 230-V-Steckdosen auch Halter für Klauenmesser und zwei Winkelschleifer bietet. Stationär betrieben ist somit der Stand an 365 Tagen rund um die Uhr sofort einsatzbereit. Bei einem lahmenden Tier wird ein Eingriff nicht auf die lange Bank geschoben, sondern erfolgt idealerweise noch am gleichen Tag.
Die Preise
Der serienmäßig gut ausgestattete Klauenpflegestand RS-Q Stationär steht mit 34.800 Euro (alle Preise ohne MwSt.) in der Preisliste von Rosensteiner. Ein Treibgitterset kostet weitere 2.520 Euro. Individuelle Ausstattungswünsche wie Werkzeugboxen oder der Betrieb mit einem 230- statt 400-Volt-Motor gibt es auf Wunsch.
Fazit
Nach guten Erfahrungen mit der mobilen Variante des Kippstandes RS-Q für professionelle Klauenpfleger bietet Rosensteiner seit 2021 den Stand auch in einer wegweisenden Ausführung für den stationären Betrieb an. Passend im Stall platziert, kann der Stand Tiere mit 450 bis 1.100 kg Gewicht in weniger als einer Minute sicher fixieren. Und dies vollkommen bequem, ohne Kraftanstrengung und mit einem überschaubaren Verletzungsrisiko für Mensch und Tier.
Ein Lob verdient auch der gute Maschinenbau: Alle Bauteile sind auf Stabilität und Langlebigkeit ausgelegt, jede Schweißnaht sitzt, und die Hydraulikpumpe arbeitet leise. Anzumerken ist lediglich der mit einem Kippstand gegenüber konventionellen Durchtreibeständen etwas andere, aber trainierbare Blick auf die Klauen.
Ein stationärer Stand hat mehr als nur einen Vorteil
Wenn die Klauenpflege zur Tortur wird, hat dies oft mehrere Gründe. Der erste Grund: Das Rind ist ein Herdentier — und folglich trennt es sich nur schwerlich von seiner Gruppe.
Das zweite Grund ist das Sehverhalten des Rinds. Denn es sieht bei völliger Dunkelheit hervorragend, tut sich aber mit verändernden Lichtverhältnissen sehr schwer. Dabei ist es geradezu blind, wenn es für den Klauenpfleger vom Stall ins Freie geht. Entsprechend schwer fällt es dem Tier, einen Fuß vor den anderen zu setzen.
Das dritte Grund ist die Sensibilität des Rinds, was Geräusche und Gerüche angeht. Wechselt beispielsweise mit einem Klappern der Bodenbelag von Gummi auf Metall, ist das Tier so verunsichert, dass es nicht gewillt ist weiterzugehen.
Was hilft, ist ein stationär betriebener Klauenpflegestand. Hiermit können die Tiere in ihrer Gruppe verbleiben — und sind gar bestrebt, wieder in ihre in Sichtweite stehende Gruppe rückzukehren. Zudem gibt es im Stall weder wechselnde Lichtverhältnisse noch klappernde Böden.
In der Summe erklärt sich so, warum bei unserem Einsatz des Klauenpflegestands RS-Q Stationär die Tiere ohne Halfter in weniger als einer Minute quasi von ganz allein zum Klauenpfleger kamen.
Ein Gegenargument ist natürlich der enorme Platzbedarf. Andererseits: Nur wenn die Arbeit einfach und schnell zu erledigen ist, wird eine Lahmheit auch bei den ersten Anzeichen behandelt.