Viehanhänger von Nonnenmacher: Besser für Mensch und Tier

Weil er regelmäßig Tiere transportiert, wollte Alexander Hezner einen Viehanhänger, der seine Arbeit sicher und den Tieren das Fahren komfortabel macht.

vor 4 Tagen

Der von Nonnenmacher für Alexander Hezner gebaute Viehanhänger unterscheidet sich erst auf den zweiten Blick von normalen Serien-Anhängern. (Bildquelle: Zäh)

Der Transport von Rindern und Schweinen gehört für Landwirte, Viehhändler und Metzger zum Alltag. Besonders das Verladen der Tiere bleibt dabei — auch wegen des hohen Unfallrisikos — stets eine besondere Herausforderung.

Alexander Hezner (30) ist gelernter Metzgermeister. Für einen sicheren und stressarmen Transport seiner Schlachttiere ließ er sich einen Viehanhänger nach seinen Vorstellungen bauen. (Bildquelle: Zäh)

Weil er beim Tierwohl und bei der Arbeitssicherheit Verbesserungsbedarf sah, ließ Metzgermeister Alexander Hezner aus Dombühl (Landkreis Ansbach) einen Viehanhänger nach eigenen Vorstellungen anfertigen. Sein Ziel als Spezialist für mobile Schlachtung: Ein Viehtransporter, der Mensch und Tier weniger Stress bereitet, Arbeitsabläufe erleichtert und zugleich für mehr Sicherheit sorgt.

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Anhänger nach Maß

Zugegeben, der Bau eines Viehanhängers wurde dabei nicht neu erfunden. Vielmehr sind es zahlreiche Details, die zeigen, wie sich Tierwohl und Arbeitsschutz sinnvoll verbinden lassen. Mit klaren Vorstellungen wandte sich Alexander Hezner an den Fahrzeugbauer Nonnenmacher aus Frankenhain. Seine Anforderungen waren:

eine Konstruktion, die maximale Sicherheit für Mensch und Tier ermöglicht.
einen Anhänger, der einen schonenden, stressarmen Transport erlaubt.
eine maximale Flexibilität für verschiedene Tierarten, -größen und -zahlen.
ein großes Augenmerk auf praxisnahe Details wie die Montage von Tränken, einer durchdachten Beleuchtung und die Einplanung eines Stauraums.

Unter dem Strich sollte Hezners neuer Viehanhänger also nicht nur robust und langlebig sein, sondern auch dazu beitragen, den Bedürfnissen von Tieren und Menschen gleichermaßen gerecht zu werden. Um diese Ziele zu erreichen, musste aber das Rad nicht neu erfunden werden. Beispiel hierfür ist die Anordnung der Trennwände.

Tiere stehen schräg

Die Wände sind nämlich im 45°-Winkel zu den Seiten angeordnet. Damit stehen die Tiere beim Transport schräg zur Fahrtrichtung. Die Idee stammt aus dem Pferdebereich und bietet auch beim Transport von Rindern und Schweinen Vorteile.

Die Tiere können auf diese Weise Fahrbewegungen und Bremsmanöver besser ausgleichen. Vor allem bei ruckartigen Bewegungen bringt das schräge Stehen mehr Ruhe, als wenn die Tiere längs oder quer zur Fahrtrichtung stehen.

Während des Transports stehen die Tiere sicher und ruhig schräg zur Fahrtrichtung. (Bildquelle: Zäh)

2,5 m² pro Tier

Die Fixierung der Tiere erfolgt durch das Schließen einer Trennwand. Lochleisten an den Seitenwänden erlauben eine flexible Positionierung der Trennwände. Was die zur Verfügung stehende Fläche betrifft, stehen bei drei ausgewachsenen Rindern jedem Tier rund 2,5 m² zur Verfügung — etwa 1 m² mehr als gesetzlich vorgegeben.

Die festen Wände verhindern, dass die Rinder während des Transports frei umherlaufen können. So sinkt vor allem das Risiko für Unruhe und gegenseitige Verletzungen. Mit einer Höhe von rund 170 cm sollen die Trennwände zudem das Überspringen wirksam verhindern und vor allem Verletzungen durch Tritte oder Hornstöße deutlich reduzieren.

Das Beladen des Anhängers erfolgt von hinten durch Hereintreiben der Tiere. Nur Zuchtbullen werden am Strick geführt. Das Entladen erfolgt über einen seitlichen Ausstieg, wobei das First-In-First-Out-Prinzip gilt: Tiere, die als erstes auf den Anhänger gehen, werden auch als erstes entladen. Weil das schräg stehende Tier direkt in Richtung Ausgangstür schaut, nimmt es diese als solche immer auch gleich wahr. Das Ausladen verläuft dadurch meist unkompliziert, da die Tiere vor dem Verlassen des Anhängers nicht wenden müssen, sondern geradeaus hinausgehen können.

Kein Umdrehen nötig: Die schräg stehenden Tiere finden direkt den Ausgang. (Bildquelle: Zäh)

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Wertvolle Sicherheitszone

Die Anordnung der Trennwände von Hezner hat einen weiteren Vorteil: Wird ein Tier per Trennwand fixiert, kann im Ernstfall nur das hintere, bewegliche Ende der Wand gegen die gegenüberliegende Wand schlagen. Das vordere Ende bildet hingegen ein „sicheres Dreieck“, das dem Landwirt extrem Schutz bietet. Gut ist auch, dass sich die Trennwände in aller Regel immer ohne einen direkten Kontakt zum Tier öffnen und schließen lassen — ein Aspekt, der vor allem bei aggressiven wie unruhigen Tieren ungemein wichtig ist.

Für ein schnelles und sicheres Öffnen und Schließen sind zudem alle Türen mit Langlochösen ausgestattet. Und zum Schutz vor Verletzungen sind zudem alle Kanten abgerundet, und die Trennwände sind bis auf zwei Handgriffe komplett geschlossen.

Sicherer Bereich: Sollte ein zu fixierendes Tier die Beherrschung verlieren und dabei die noch nicht geschlossene Trennwand aufschlagen, schützt der „tote Winkel“ den Transporteur vor schwerwiegenden Verletzungen. (Bildquelle: Zäh)

Weitere Details

Boden: Für einen sicheren Stand ist der Boden des Anhängers mit Riffelblech ausgelegt. Die Innenseite der Heckklappe ist mit rutschfestem, leicht zu reinigendem Epoxidharz beschichtet.
Beleuchtung: Das Sehvermögen von Rindern und Schweinen ist eingeschränkt, wenn die Tiere aus einem hellen Stall in einen dunklen Bereich wechseln müssen. Damit die Tiere auch in der dunklen Jahreszeit ihren Weg finden, gibt es sowohl im Anhänger als auch außerhalb rund um den Bereich der Rampen verschiedene LED-Leuchten zur indirekten Beleuchtung. Indirektes und dadurch blendfreies Licht ist für Hezner das zentrale Instrument für ein stressreduziertes Be- und Entladen.
Licht aus: Zur Beruhigung der Tiere bleibt es während der Fahrt im Anhänger dunkel. Zudem wird der Anhänger immer eingestreut. Die Einstreu stellt dabei der Landwirt, um das Risiko von Keimübertragungen gering zu halten.
Tränken: Die teils sehr warmen Sommermonate bringen die Herausforderung mit sich, dass gerade bei längeren Transportstrecken die Tiere schnell unter Durst leiden. Damit die Rinder während der Fahrt oder in den Pausen ihren Durst stillen können, gibt es von außen einzubauende Tränken. Der Anschluss bzw. die Versorgung der Tränken erfolgt über das Stecksystem von Gardena sowie über einen IBC-Container mit 12-V-Pumpe, der auf dem Pickup als Zugfahrzeug mittransportiert wird.
Zusatzgatter: Schweine und Rinder gehören zu den Fluchttieren, weshalb sie oft einen Ausweg aus einer für sie unangenehmen Situation suchen. Dieser Umstand trifft vor allem auf den Zutrieb zum Transporter zu. Um das Verletzungsrisiko und das Stresspotenzial für Tier und Mensch gering zu halten, sollte deshalb der Zutriebsweg so gut es geht mit Gattern abgeteilt sein. Um dafür ausreichend Gatter parat zu haben, gibt es am Anhänger eine Vorrichtung zum Einhängen mehrerer 2 mal 2 m großer Gatter.
Stauraum: Zur Einhaltung der Biosicherheit und zur Minimierung der Erregerverbreitung zwischen dem einzelnen landwirtschaftlichen Betrieb und der Metzgerei Hezner findet sich im Stauraum des Anhängers ausreichend Platz zum Abstellen der Stiefel und zum Aufhängen von Jacken und Mänteln. Zudem bietet der Stauraum auch Platz für weitere Utensilien wie Schaufel, Besen oder Stricke.

Erfahrungen aus der Praxis

Hezner berichtet, dass der nach seinen Vorstellungen gebaute Viehanhänger überaus ruhig hinter seinem Pickup herläuft. Die bislang von ihm damit transportierten Tiere waren dabei wesentlich ruhiger als die Tiere, die er noch mit seinem alten, konventionell gebauten Pkw-Anhänger fuhr. Nach seinen Erfahrungen zeigen sich die Tiere insgesamt weniger gestresst, manche legen sich während des Transports sogar hin, so Hezner.

Aggressive Tiere wiederum lassen sich nach Erfahrung des Metzgermeisters sicher verladen, ohne selbst in ernsthafte Gefahr zu geraten. Gut gefällt dem jungen Unternehmer auch, dass der Anhänger sich einfach reinigen und schnell desinfizieren lässt. Und dies, obwohl die rutschfesten Böden und Rampen sehr trittsicher sind.

Die Kosten

Der Hersteller Nonnenmacher genießt über den Landkreis Schwäbisch Hall hinaus den Ruf für langlebige und robust gebaute Anhänger. Bei Hezner zeigte sich der Hersteller flexibel, indem alle Wünsche erfüllt wurden. Mit Anschaffungskosten von rund 20.000 Euro kostet der komplett aus Aluminium gebaute Anhänger allerdings auch ein wenig mehr als ein Viehanhänger von der Stange.

Fazit

Der von Nonnenmacher für Alexander Hezner gebaute Viehanhänger zeigt, wie man mit guten Ideen einen Anhänger für den Transport von Tieren mit wenig Aufwand noch besser machen kann. Zentrales Element des vom Metzgermeister Hezner entworfenen Viehanhängers ist die 45°-Stellung der Tiere, welche neben einem stressärmeren Transport für die Tiere auch ein ausgeklügeltes Sicherheitskonzept für den Landwirt bzw. Tiertransporteur bietet.

Martin Zäh

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