Fahrbericht

Hakenliftanhänger Metsjö MetaFlex 60-75 im Fahrbericht

Wir haben uns in Deutschland einen Tridem-Hakenliftanhänger von Metsjö genauer angesehen — bei dem vor allem die Kinematik der Hakenanlage interessant gelöst ist.

Der vordere Zylinder ist zum Absenken des Hakens und zum Kippen der Brücke zuständig, der hintere drückt den Container auf den Wagen. (Bildquelle: Colsman)

Dass in anderen Ländern andere Sitten herrschen, wird auch beim Blick in das Produktprogramm von Metsjö schnell deutlich: So gibt es den Hakenliftanhänger MetaFlex 60-75 als Vierachser oder in einer Variante mit festem Aufbau eines Häckslers — Ver­sionen, die vor allem für den skandina­vischen Markt relevant sind. Wir haben das für Deutschland interessante Tridem-­Modell genauer unter die Lupe genommen und berichten hier.

Schmale Deichsel

Der Hakenliftwagen wird klassisch per Untenanhängung über die K80-Kugelkopfkupplung gekoppelt. Die Deichsel ist schön schmal gehalten, der inte­grierte hydraulische Stützfuß ist Serie. Eine Deichselfederung gibt es allerdings nicht.
Neben einer direkten Ansteuerung und einer Variante mit eigener Ölversorgung bietet Metsjö auch eine Loadsensing-Bordhydraulik an. Damit war der von uns gefahrene Wagen ausgerüstet. Dann muss am Schlepper nur die Druckleitung, der drucklose Rücklauf und die Steuerleitung sowie ein dw-Steuergerät für den Stützfuß gekuppelt werden. Alle Funktionen bis auf den Stützfuß werden über eine Kipphebelbedienbox in der Kabine angesteuert. Alternativ gibt es eine Isobus-Steuerung. Auf der rechten Seite des Wagens sind das Hydrauliköl­reservoir (70 l) und in einem robusten Fach der Steuerblock angeordnet. Metsjö gibt den Ölbedarf mit 48 l an.

Drücken statt ziehen

Eine Besonderheit ist das selbst entwickelte Hakenlift-System. Denn statt den Container mit zwei langen Zylindern auf den Wagen zu ziehen, arbeiten die Schweden mit einem massiven Teleskopzylinder (Durchmesser 210 mm), der den Haken und damit den Container nach vorne drückt. Laut Metsjö kann dieser über 28 t schwere Container stemmen und auf den Wagen heben.
Zum Aufnehmen eines Containers wird zuerst der Haken vertikal in die kürzeste Position um 1,50 m nach hinten gefahren. Jetzt kommt die besondere Zylinderanordnung des Metsjö-Systems ins Spiel: Der vorne angelenkte Zylinder, der auch zum Kippen der Brücke bei aufgesatteltem Container zuständig ist, drückt jetzt den Haken nach hinten, bis dieser sich auf eine Aufnahmehöhe von 1,45 m abgesenkt hat. Ist der Haken in die Aufnahme des Contai­ners rangiert, kann mit dessen Aufnehmen begonnen werden. Der vorne angelenkte Zylinder ist dabei drucklos, das Aufziehen übernimmt der hintere Zylinder: Dieser drückt den Haken jetzt über den Totpunkt nach vorne und zieht somit den Container auf den Wagen.
Nach der Aufnahme wird der Container über zwei seitliche Klauen hydraulisch verriegelt. Um den Container zu kippen, kommt der erwähnte vorn angelenkte Teleskopzylinder zum Einsatz. Dieser ist achtstufig ausgeführt und drückt die Brücke bis zu einem Kippwinkel von statt­lichen 65°.
Während des Aufnehmens bzw. Absetzens des Containers und beim Kippvorgang kann bei Bedarf der hintere Unterfahrschutz als Abstützung hydraulisch abgesenkt werden. Der MetaFlex 60-75 ist für Containerlängen von 6 bis 7,50 m ausgelegt.

Tridem-Fahrwerk

Metsjö bietet den MetaFlex 60-75 auch als Vierachser an — in Deutschland ist allerdings nur die Tridem-Variante mit 31 t zulässigem Gesamtgewicht zu bekommen. Bei rund 6 t Eigengewicht bleiben dabei rund 25 t Nutzlast übrig.
Die erste und letzte Achse des hydrau­lischen Fahrwerks sind dabei mit einer elektronischen Zwangslenkung ausgestattet. Die Achsen mit 150 mm Querschnitt stammen von BPW, serienmäßig sind Reifen der Dimension 600/55 x 26.5 von Michelin montiert. Das Fahrwerk ist komplett hydraulisch gefedert, ein Federweg von 35 cm ermöglicht ein Absenken des Wagens, um beispielsweise schwere Con­tainer aufnehmen zu können. Zudem ist die erste Achse als Liftachse ausgeführt.
Für den deutschen Markt wird der schwedische Haken mit einem Tüv-Paket geliefert: Druckluftbremse samt ALB sind darin genauso enthalten wie Kotflügel und Unterfahrschutz.

Weitere Details

  • Serienmäßig gibt es einen dw-Anschluss im Heck. Der von uns gefahrene Wagen war mit zwei dw-Anschlüssen vorne am Haken nachgerüstet, die ebenfalls über Loadsensing angesteuert werden.
  • Die Verarbeitung samt 2K-Lackierung machte bei dem mehrere Jahre alten Fahrzeug einen guten Eindruck.
  • Verbessern kann Metsjö noch die hintere Beleuchtung, der Besitzer des MetaFlex 60-75 hatte diese schon vom Unterfahrschutz nach oben verlegt.
  • Serienmäßig ist auf der linken Seite ein stabiles Staufach montiert — optional mit einer Innenbeleuchtung.

Wir halten fest

Metsjö aus dem schwedischen Linköping setzt auf ein eigenes Hakenlift-System: Die Zylinderanordnung vor und hinter dem Haken erlaubt ein Aufsatteln mit drückendem Zylinder. Gleichzeitig sorgt die stehende Anordnung des Kippzylinders dafür, dass auch schwere Container im unteren Bereich zuverlässig angehoben werden können. Dank des Kippwinkels von 65° kippt der MetaFlex 60-75 alles ab.
Bleibt der Preis: In der Grundausstattung startet dieser ab 93.000 Euro ohne MwSt., mit LS-Bordhydraulik stehen 99.000 Euro in der Liste. In Deutschland ist der Wagen über die Terratec GmbH & Co. KG oder bei weiteren Vertriebspartnern erhältlich.

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