Fahrbericht
|
Lohmann Jupiter 475 Frontdüngergerät mit Pflanzenschutzanlage: Dünger an die Füße
Lohmann Jupiter 475 Frontdüngergerät mit Pflanzenschutzanlage: Dünger an die Füße
Sie wollen Ihre angebaute Kartoffelpflanze um eine Unterfußdüngung ergänzen und mit einer Pflanzenschutzeinheit kombinieren? Lohmann hat ein passendes Gerät entwickelt.
Nährstoffe effizienter ausnutzen — ein Ziel, das auch im Kartoffelanbau in den Fokus rückt. Ein Ansatz ist die mineralische Unterfußdüngung, die vor allem bei gezogenen Legemaschinen auf dem Vormarsch ist.
In Kombination mit vierreihigen, angebauten Legemaschinen war die Umsetzung bis dato relativ schwierig. Der Landtechnikhändler Lohmann aus dem niedersächsischen Scheeßel (Kasten „Vom Händler zum Maschinenbauer“) hat diese Herausforderung erkannt und zusammen mit Landwirten ein Frontgerät entwickelt. Optional lässt sich dieses mit einer Pflanzenschutzeinheit kombinieren — wie bei unserem Einsatz.
Zunächst gibt es ein vierreihiges Modell für 75 cm Reihenweite. Zur Saison 2023 folgen zweireihige Geräte. Vorne stützt sich das Frontgerät auf einer 400 bzw. wahlweise 500 mm großen Stabwalze ab. Alternativ gibt es für separierte oder entsteinte Böden auch Stützräder für die Front.
Vom Gewicht wird im Feldeinsatz eine Hälfte auf die vorlaufenden Werkzeuge und die andere Hälfte mittels Entlastungsketten auf den Schlepper übertragen. Hierfür muss der Traktor passende Anbaupunkte vorhalten. Denn immerhin müssen 1 300 kg Leergewicht und bis zu 1 000 l Dünger sowie 700 l Wasser bzw. Spritzbrühe getragen werden. Läge dieses Gewicht allein auf der vorlaufenden, geschobenen Stabwalze, würde diese wahrscheinlich Erde vor sich herschieben.
Stichwort Düngertank: Lohmann setzt sowohl beim Dünger- als auch beim Pflanzenschutzbehälter auf Edelstahl. In dem Edelstahldüngertank schützen integrierte Siebe vor Verstopfungen der Zellenräder; und eine einfache Plane — ohne Klapp- oder Rollfunktion — verhindert das Eindringen von Feuchtigkeit. Das Nachlaufverhalten in die Zellenräder wird durch eine Rührwelle unterstützt. Der Tank ist innen 2,30 m breit und 70 cm tief.
Elektro-Dosierung
Dosiert wird der Dünger elektrisch mit Hilfe von Kunststoffzellenrädern. Die Ausbringmenge wird über die Drehzahl der Dosierwelle verändert.
Auch eine Fahrgassenschaltung ist möglich. Hierfür greift Lohmann die Signale direkt von der Pflanzmaschine ab und verschließt anschließend mit Hilfe eines elektrischen Stellmotors die Schieber an den Fahrgassenreihen. Noch schöner wäre eine Deaktivierung einzelner Zellenräder samt der Dosierwelle — das geht aktuell allerdings nicht.
Um die Ausbringmenge (von 100 bis 1 000 kg/ha) besser einzuhalten, wird zukünftig ein Geschwindigkeitssensor eingesetzt. Zudem sieht Lohmann noch Potenzial im Antriebsstrang.
Zum Abdrehen gibt ein kleines Terminal in der Kabine die einzelnen Schritte vor: vordrehen, Dünger auffangen, verwiegen und den ermittelten Wert im Terminal hinterlegen. Anschließend regelt sich das System in Bezug auf die hinterlegte Ausbringmenge selbst. Bis zu fünf Abdreheinstellungen lassen sich speichern.
Apropos Terminal: Hier arbeitet Lohmann mit Wienhoff-Gülletechnik zusammen. Das kleine Farbdisplay mit fünf Funktions- und drei Menütasten machte einen eingängigen Eindruck. Die Funktionen sind in Piktogrammen selbsterklärend dargestellt und die wenigen Ebenen schienen uns anwenderfreundlich. Nach dem Abdrehen und Vorwählen der gewünschten Mengen agiert das System autark, beim Ausheben und Einsetzen ist keine Bedienung erforderlich.
Zurück zum Dünger: Das Gerät legt die Nährstoffe beidseitig, etwa 5 cm neben der Kartoffelreihe ab. Appliziert wird der Dünger mit Hilfe von 560 mm großen Sechscheiben, die leicht schräg zur Fahrtrichtung angestellt sind. Montiert sind je zwei Scheiben an einem Halter, der mit vier Gummisträngen am Hauptrahmen gegen Überlast gesichert ist. Die Scheibenlager sind wartungsfrei. Im Schatten der Sechscheiben legen einstellbare Düngereinleger die Nährstoffe auf bis zu 10 cm unter dem Knollenhorizont ab.
Die grundlegende Ablagetiefe stellt man zwischen dem Walzen- oder Stützradrahmen und dem Rahmen für die Sechscheiben ein. Hierfür muss man unterschiedliche Clips an zwei Hydraulikzylindern einstecken.
Abschließend zum Dünger: Systembedingt ist die Applikation vor dem Traktor im Vergleich zu gezogenen Legemaschinen bei Kurvenfahrten oder am Hang im Nachteil.
Die Armaturen für die Pflanzenschutzeinheit sind links angeordnet. Selbst ausgehoben kann man dort gut zugänglich zwischen Reinigen, Spritzen oder Befüllen umstellen. Apropos Befüllen: Das ist über die Domdeckel oder per Saugschlauch samt Rückschlagventil möglich. Zum Befüllen des Frischwassertanks gibt es eine Geka-Kupplung mit Rückschlagventil.
Für die 70-l-Kolbenmembranpumpe muss der Schlepper ein dw-Steuergerät vorhalten, worüber auch die Ablagetiefe verstellt wird. Die Ausbringmenge reguliert das System geschwindigkeitsabhängig. Zum Pflanzenschutzpaket zählen auch eine Gleichdruckeinrichtung und Ventile, um die Düsen mit den Legeelementen abzuschalten.
Bei unserem Besuch war auf den Edelstahltanks ein Klarwasserbehälter aus Kunststoff (74 l) montiert, der zukünftig seitlich platziert wird. Auch die optionale Ausleuchtung nach vorne will Lohmann noch optimieren.
In puncto Vorderachslast gab es bei unserem Besuch im leeren Zustand (für Straßenfahrten) mit dem Fendt 716 Vario keine Probleme: Mit einer Grimme GL420 im Heck lasteten 2 940 kg auf der Vorderachse (zul. Achslast: 2 900 bis 5 400 kg) — das passt. Die kurzgehaltene Bauweise mit den zur Motorhaube versetzten Tanks spielt der Gewichtsverteilung in die Karten.
Bei den Hubkräften kam der Schlepper mit voll beladenem Frontgerät an seine Grenzen. Mit weiteren Bohrungen für den Oberlenker und einer optimierten Positionierung des Düngertanks sollte dies besser werden.
Für die Basisversion ruft Lohmann einen Listenpreis (ohne Mehrwertsteuer) von 28 500 Euro auf. Mit Pflanzenschutztechnik klettert der Preis auf 40 500 Euro an. Je nach unterstelltem Einsparpotenzial durch die Unterfußdüngung hängt die Wirtschaftlichkeit bei den aktuellen Düngerpreisen vor allem von der Auslastung ab.
Alles Weitere in Kürze
Zugschalter am Frontgerät und der Pflanzmaschine ermitteln die Arbeitsstellung.
Zukünftig werden beide Beizfässer mit Füllstandsanzeigen ausgerüstet.
Ein Leermelder für den Düngertank fehlt, hier wäre eine Kamera eine Option.
Lohmann bietet für den Straßenverkehr zertifizierte Frontkameras an.
Um 3 m Außenbreite einzuhalten, muss man Randscheiben umstecken.
Vor den Schlepperrädern sind höhenverstellbare Häufelkörper platziert.
Wir fassen zusammen
Angebaute Kartoffelpflanzmaschinen haben durchaus Vorteile: Neben der kompakten Bauweise ist der Anschaffungspreis ein wesentlicher Pluspunkt. Um diese Vorteile auszuschöpfen, hat Lohmann ein Frontgerät zur Unterfußdüngung samt Beizanlage für vierreihige Legemaschinen konzipiert. Konstruktiv und handwerklich machen die Geräte bereits einen guten Eindruck. Sicherlich auch, weil Lohmann bei vielen Bauteilen — z. B. bei den Laserteilen, der Lackierung und den Schweißgruppen — auf Lohnfertiger zurückgreift.
Vom Händler zum Maschinenbauer: Lohmann Maschinenbau
Bisher konzentrierte sich Lohmann aus Scheeßel (Niedersachsen) vor allem auf den Handel und Servicedienstleistungen. Ein Schwerpunkt des Unternehmens mit 25 Mitarbeitern ist die Kartoffeltechnik (Ropa, ScanStone, und Baselier). Aus Kundengesprächen entwickelte sich die Idee des Frontgerätes.