Gut zu wissen
- Sämaschinen mit geteiltem Saattank eröffnen verschiedene Einsatzfelder.
- Zum Beispiel das zeitgleiche Ausbringen von Saatgut und Mineraldünger oder von verschiedenen Fruchtarten.
- Für Universaldrillmaschinen liegt der Mehrpreis je nach Ausstattung bei ca. 20 bis 30 %.
Im Bereich der Universaldrillmaschinen haben mittlerweile fast alle namhaften Hersteller Sämaschinen mit geteilten Saatguttanks im Programm. Auch bei den angebauten Drillmaschinen ist der Trend zu erkennen. Doch wie sehen die Einsatzgebiete für solche Technik aus und wie lassen sich die erheblichen Mehrkosten amortisieren? Immerhin muss man je nach Ausstattung z. B. bei einer 6-m-Universaldrillmaschine zwischen 20 und 30 % Aufpreis für das Mehrkammerkonzept in Kauf nehmen. Demgegenüber stehen neue Säkonzepte und damit verbunden weniger Überfahrten.
Der Behältervielfalt sind bei solchen Konzepten kaum Grenzen gesetzt: Von zwei bis drei und sogar Viertankmaschinen gibt es zahlreiche Varianten auf dem Markt. Die von uns besuchten Betriebe sind bisher mit zwei Behältern im Feld.
Apropos besuchte Betriebe: Das mecklenburgische Gut Karow ist in der Nähe von Waren an der Müritz ansässig und die Landwirtschaftliche Produktions AG Schackstedt in Alsleben — im Umland von Bernburg an der Saale. Beide Großbetriebe haben in den vergangenen Jahren in neue 6-m-Universaldrillmaschinen mit zwei Behältern investiert. Auf dem Gut Karow drillt seit drei Jahren eine u-drill plus von Kverneland und auf dem Schackstedter Betrieb eine Espro RC von Kuhn.
Eine Sämaschine, zwei Tanks: Innovative Mitarbeiter
Arne Wilkens leitet seit einigen Jahren das Gut Karow und verfolgt die Empfehlungen verschiedener Ackerbauberatungen: „Vor vier Jahren habe ich mich erstmals intensiver mit einer Kontaktdüngung bei der Aussaat beschäftigt. Versuche in Schleswig-Holstein zeigten klare Tendenzen auf.“
Um eine Kontaktdüngung — also das zeitgleiche Ausbringen von Mineraldünger in die Saatfurche — zu realisieren, gibt es verschiedene Möglichkeiten, berichtet Wilkens: „Man kann den Dünger und das Saatgut beispielsweise im Überladewagen oder per Telelader mischen und dann mit einer klassischen Eintank-Maschine säen.“ Das Vermengen hat aber Nachteile: „Zum Beispiel sind Restmengen nicht lagerfähig, das Anmischen kostet Zeit und eine exakte Dosierung ist schwierig.“ Nach ersten Versuchen des Vormischens entschied sich Arne Wilkens für eine Sämaschine mit zweitem Tank, um flexibler zu werden.
Aussaat: Klima fordert heraus
Der Betrieb Gut Karow ackert auf rund 1 500 ha mit durchschnittlich sehr sandigen Böden. Angebaut wird eine Fruchtfolge aus Winterraps, -weizen, -gerste, -roggen und Silomais. „Ein Grund, der uns zur Kontaktdüngung bewogen hat, ist ein ganz spezielles Klima am Rande des Plauer Sees. Unser Wintergetreide bestockt vornehmlich im Herbst, im Frühjahr kaum noch“, beschreibt Wilkens die Herausforderung.
Aus diesem Grund setzt das Team alles auf eine besonders vitale und aktive Jugendentwicklung. Neben Frühsaaten — Winterweizen wird in der ersten Septemberhälfte gesät — ist die Kontaktdüngung ein wichtiger Baustein. Mit Rücksicht auf die aktuelle Düngeverordnung nutzt Wilkens diese Technik bei der Aussaat von Winterraps und Wintergerste.
Die Effekte sind eindeutig, ist sich Wilkens sicher: „Im Raps haben wir die Düngergabe im...
Gut zu wissen
- Sämaschinen mit geteiltem Saattank eröffnen verschiedene Einsatzfelder.
- Zum Beispiel das zeitgleiche Ausbringen von Saatgut und Mineraldünger oder von verschiedenen Fruchtarten.
- Für Universaldrillmaschinen liegt der Mehrpreis je nach Ausstattung bei ca. 20 bis 30 %.
Im Bereich der Universaldrillmaschinen haben mittlerweile fast alle namhaften Hersteller Sämaschinen mit geteilten Saatguttanks im Programm. Auch bei den angebauten Drillmaschinen ist der Trend zu erkennen. Doch wie sehen die Einsatzgebiete für solche Technik aus und wie lassen sich die erheblichen Mehrkosten amortisieren? Immerhin muss man je nach Ausstattung z. B. bei einer 6-m-Universaldrillmaschine zwischen 20 und 30 % Aufpreis für das Mehrkammerkonzept in Kauf nehmen. Demgegenüber stehen neue Säkonzepte und damit verbunden weniger Überfahrten.
Der Behältervielfalt sind bei solchen Konzepten kaum Grenzen gesetzt: Von zwei bis drei und sogar Viertankmaschinen gibt es zahlreiche Varianten auf dem Markt. Die von uns besuchten Betriebe sind bisher mit zwei Behältern im Feld.
Apropos besuchte Betriebe: Das mecklenburgische Gut Karow ist in der Nähe von Waren an der Müritz ansässig und die Landwirtschaftliche Produktions AG Schackstedt in Alsleben — im Umland von Bernburg an der Saale. Beide Großbetriebe haben in den vergangenen Jahren in neue 6-m-Universaldrillmaschinen mit zwei Behältern investiert. Auf dem Gut Karow drillt seit drei Jahren eine u-drill plus von Kverneland und auf dem Schackstedter Betrieb eine Espro RC von Kuhn.
Eine Sämaschine, zwei Tanks: Innovative Mitarbeiter
Arne Wilkens leitet seit einigen Jahren das Gut Karow und verfolgt die Empfehlungen verschiedener Ackerbauberatungen: „Vor vier Jahren habe ich mich erstmals intensiver mit einer Kontaktdüngung bei der Aussaat beschäftigt. Versuche in Schleswig-Holstein zeigten klare Tendenzen auf.“
Um eine Kontaktdüngung — also das zeitgleiche Ausbringen von Mineraldünger in die Saatfurche — zu realisieren, gibt es verschiedene Möglichkeiten, berichtet Wilkens: „Man kann den Dünger und das Saatgut beispielsweise im Überladewagen oder per Telelader mischen und dann mit einer klassischen Eintank-Maschine säen.“ Das Vermengen hat aber Nachteile: „Zum Beispiel sind Restmengen nicht lagerfähig, das Anmischen kostet Zeit und eine exakte Dosierung ist schwierig.“ Nach ersten Versuchen des Vormischens entschied sich Arne Wilkens für eine Sämaschine mit zweitem Tank, um flexibler zu werden.
Aussaat: Klima fordert heraus
Der Betrieb Gut Karow ackert auf rund 1 500 ha mit durchschnittlich sehr sandigen Böden. Angebaut wird eine Fruchtfolge aus Winterraps, -weizen, -gerste, -roggen und Silomais. „Ein Grund, der uns zur Kontaktdüngung bewogen hat, ist ein ganz spezielles Klima am Rande des Plauer Sees. Unser Wintergetreide bestockt vornehmlich im Herbst, im Frühjahr kaum noch“, beschreibt Wilkens die Herausforderung.
Aus diesem Grund setzt das Team alles auf eine besonders vitale und aktive Jugendentwicklung. Neben Frühsaaten — Winterweizen wird in der ersten Septemberhälfte gesät — ist die Kontaktdüngung ein wichtiger Baustein. Mit Rücksicht auf die aktuelle Düngeverordnung nutzt Wilkens diese Technik bei der Aussaat von Winterraps und Wintergerste.
Die Effekte sind eindeutig, ist sich Wilkens sicher: „Im Raps haben wir die Düngergabe im Spätsommer halbiert – im Vergleich zur Gabe per Schleuderstreuer. Die Pflanzen sind trotzdem wesentlich vitaler. Der Grund: Nährstoffe wie Stickstoff oder Phosphor sind dicht an der Wurzelbasis platziert, die Nährstoffe sind passend verfügbar und Verluste bei der Ausbringung sind eliminiert.“ Im Raps hat sich bei Wilkens eine Kontaktdüngung mit etwa 50 kg Kalkammonsalpeter pro Hektar etabliert. Bei der Gerste setzt er auf Schwefelsaures Ammoniak. Ätzschäden treten bei Ausbringmengen von rund 50 kg/ha in der Gerste nicht auf und die Umsetzung in die Bodenlösung ist schnell. Zusätzlich setzt Wilkens zur Unterstützung einer optimalen Jugendentwicklung auf eine spezielle Saatgutbeize mit verschiedenen Spurennährstoffen.
Sämaschine von Kverneland: u-drill plus im Detail
Technisch funktioniert die u-drill plus so: Der große Drucktank besteht aus zwei separaten Kammern im Verhältnis 60 zu 40. Unter jedem Tank sitzt ein Dosiergerät mit einer separaten Förderstrecke. Die Gutströme der beiden Förderstrecken münden jeweils in separate Verteilerköpfe und von dort durch zwei verschiedene Schläuche in das CD-Doppelscheiben-Schar.
Während das Saatgut klassisch zwischen den beiden Säscheiben abgelegt wird, folgt dahinter ein zweiter Auslass — zum Beispiel für den Dünger. „Perfekt für die minimale Kontaktdüngung, da Saatgut und Dünger in derselben Säreihe appliziert sind“, ist Wilkens überzeugt.
Über eine Winkelverstellung lässt sich der Ablagehorizont für das zweite Medium einstellen. Die Verstellung scheint zwar nicht sehr komfortabel, ist aber zum Säen von verschiedenen Sämereien in unterschiedlichen Ablagehorizonten sehr hilfreich. Der Landwirt vermutet nach nun zwei Jahren Praxiserfahrung erste positive Tendenzen bei Schädlingen durch die exakte Düngerablage in der Saatreihe: „Raps beispielsweise ist in der Jugendphase wesentlich vitaler und damit auch widerstandsfähiger gegen Larvenfraß und eine frühzeitige Eiablage an der Wurzel. Ebenso wird das Unkraut zwischen den Reihen gehemmt, da dort weniger Nährstoffe verfügbar sind.“
Mit den insgesamt 4 350 l Tankvolumen ist der Betriebsleiter mit Blick auf Bodenschonung mehr als zufrieden: „Wir bekommen gut 1 t Dünger und 1 t Getreidesaatgut mit. Das reicht vollkommen aus und selbst das Nachfüllen geht auf dem Feld mit einem Teleskoplader und Big Bags sehr einfach.“ Von zusätzlichem Aufwand im Betriebsablauf durch den Einsatz von Dünger als zweiter Komponente berichtet der Betriebsleiter nicht.
Anderer Betrieb, anderer Ansatz
Bei der Landwirtschaftlichen Produktions AG Schackstedt steht die Kontaktdüngung mit Mineraldünger zunächst noch etwas weiter hinten an. Erste Versuche hat das Team aber bereits mit Mikrogranulat zur Aussaat von Sonnenblumen angestellt. Die hauptsächlichen Gründe für den Kauf einer Zweitankmaschine waren bisher andere, erzählt Marco Erfurth als Mitarbeiter und Stammfahrer der Sämaschine: „Zum einen überzeugte uns die Möglichkeit verschiedene Kulturen gleichzeitig zu drillen und zum anderen das größere Volumen der beiden Saattanks an der Espro von Kuhn.“ Anstelle von 3 500 l bietet die Zweitankmaschine nämlich 5 500 l. Geteilt sind die Tanks im Verhältnis 50 zu 50, wobei man sie auch mit demselben Saatgut befüllen kann. Entweder nutzt man dann ein Dosiergerät und öffnet eine Klappe zwischen den Tanks oder man lässt die beiden Dosiergeräte separat arbeiten.
Analog zu Kverneland bietet Kuhn für das zweite Medium (z. B. Dünger oder eine Zweitfrucht) unterschiedliche Ablagevarianten an. Der Dünger oder eine zweite Sämerei können entweder durch einen zusätzlichen Verteilerkopf und eine separate Scharreihe vor dem Reifenpacker in den Boden geführt werden. In einem alternativen Aufbau wird das Zweitmedium durch einen Y-Verteiler hinter den Dosiergeräten zusammen mit dem Saatgut durch einen gemeinsamen Verteilerkopf zu den Scharen geführt.
Für diese Art der Ausbringung hat sich die Landwirtschaftliche Produktions AG entschieden. „Wir halten uns aber die Möglichkeit offen, die Düngerschare hinter dem Scheibenfeld und einen zweiten Verteilerkopf nachzurüsten — erste Ideen dazu gibt es bei uns im Betrieb,“ so Marco Erfurth.
Viele Kulturen, viele Ideen
Bisher war die Zielsetzung durch den Doppeltank aber eine andere: „Wir säen sowohl in einem konventionell wirtschaftenden Betrieb als auch auf einem ökologisch arbeitenden“, erläutert Marco Erfurth. Beide Betriebe bauen auf insgesamt 1 000 ha rund zehn verschiedene Drillsaaten an. Darunter klassische Getreidearten aber auch besondere Kulturen wie Öllein, Sonnenblumen, Bohnenkraut sowie Erbsen oder Durum. Zudem sammelt das Team Erfahrungen mit Zweifruchtkulturen, was für die Espro RC sprach. „Im vergangenen Jahr haben wir erstmals Wicken zusammen mit Senf als Stützkultur etabliert“, berichtet Erfurth und fügt hinzu: „Um gerade bei solchen Einsätzen mit minimalen Saatstärken von 2 bis 10 kg/ha eine Entmischung zu vermeiden, ist ein Zweitanksystem das Mittel der Wahl.“
Ganz unabhängig vom zweiten Tank spielt die Espro einen weiteren Trumpf aus. „Durch den optional erhältlichen Vistaflow-Verteilerkopf, können wir per Knopfdruck zwischen 15 und 30 cm Reihenweite wechseln“, fügt Erfurth hinzu. „Ein großer Vorteil für unsere Strukturen und unterschiedlichen Betriebsausrichtungen, da wir auf den Bio- und einigen konventionellen Flächen mit Scharhacken arbeiten.“
Wir fassen zusammen
Drillmaschinen mit Doppel- oder Mehrtankkonzepten sind auf dem Vormarsch. Auf dem Gut Karow in Mecklenburg-Vorpommern wird diese Technik bei der Aussaat von Wintergerste und -raps zur Kontaktdüngung genutzt, um vitalere Bestände im Herbst zu etablieren. Die Landwirtschaftliche Produktions AG in Alsleben setzt auf zwei Tanks, um mehrere Kulturen in einem Sävorgang auszubringen. Dort wird beispielsweise Senf als Stützfrucht für Saatwicken gedrillt. Zwei verschiedene Ansätze, die zukünftig sicherlich um weitere Aspekte und zusätzliche Tanks ergänzt werden.