Fahrbericht
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New Holland T7.300 PLM Intelligence: Starker Blauer
New Holland T7.300 PLM Intelligence: Starker Blauer
Mit dem T7.300 erweitert New Holland die Baureihe auf bis zu 300 PS Maximalleistung mit Boost. Lesen Sie im exklusiven Fahrbericht unserer englischen Kollegen, was es sonst noch Neues gibt.
New Holland hat im vergangenen Jahr etliche Verbesserungen sowie die Horizon Ultra-Kabine bei den größeren T7-HD-Traktoren eingeführt (profi 9/2021 und 11/2022). Viele dieser Dinge (samt der neuen Kabine) sind ab sofort auch bei den kleineren Modellen T7 LWB zu finden.
LWB steht dabei für Long Wheel Base, also den langen Radstand von 2,88 m. Im Vergleich dazu haben die größeren T7 HD (Heavy Duty)-Modelle 3,00 m Radstand, während die Short Wheel Base-Modelle (SWB) des T7 mit 2,73 m Radstand daherkommen.
CNH Industrial stellt auf seinen Tech Days in Phoenix, Arizona jetzt einen Prototyp vom New Holland T7.270 mit LNG-Antrieb vor.
Neben dem Radstand müssen wir aber auch noch einen Blick auf die Leistung der Traktoren werfen. So überschneidet sich der T7.300 jetzt mit den größeren T7-HD-Modellen, die eine Maximalleistung ohne Boost von 273 PS beim T7.275 HD bis hin zu 313 PS beim T7.315 besitzen.
New Holland T7.300: Motor mit mehr Wumms
Anders ist das beim neuen T7.300: Hier beträgt die Maximalleistung ohne Boost 280 PS. Nur bei Zapfwellen-, Hydraulik- oder Transportarbeiten kommt der Boost von rund 20 PS hinzu. Damit hat der neue T7.300 maximal rund 30 PS mehr zu bieten als das aktuelle Top-Modell der Serie mit langem Radstand T7.270 — sehr gut.
Unter der Haube des neuen T7.300 befindet sich das bekannte und bewährte FPT-Aggregat mit 6,7 l Hubraum. Den Basisblock dieses Motors verwendet New Holland tatsächlich in allen Sechszylindern der T6- und T7-Baureihe ab 135 PS, allerdings mit völlig unterschiedlichen Kolben, Einspritzdüsen, Turboladern sowie Kühl- und Kraftstoffsystemen.
Zudem gibt es beim T7 HD eine eigens konstruierte Ölwanne, um die höheren Kräfte aufzunehmen. Beim T7.300 LWB ist hingegen die herkömmliche Ölwanne integriert. Der Motor selbst verfügt über einen Turbolader mit variabler Geometrie, wie er auch beim HD zum Einsatz kommt.
Die Tanks des T7.300 sind mit 465 l Diesel und 54 l AdBlue zwar nicht so groß wie beim T7 HD (630 l Diesel; 96 l AdBlue), bieten aber 18 % mehr Volumen als beim aktuellen T7.270 (395 + 48 l).
Durch die höhere Leistung wird natürlich auch mehr Wärme erzeugt, so dass der T7.300 einen Lüfter mit zwei zusätzlichen Flügeln sowie einen größeren Kühler bekommen hat. Außerdem wurde die Kabine angehoben, um unter den Kotflügeln Platz für bis zu 2,05 m hohe Hinterräder (z. B. 710/70 R 42) zu schaffen. Und passend zu den größeren Hinterrädern können natürlich auch größere Vorderreifen (z. B. 600/70 R 30) montiert werden.
Um dem zusätzlichen Drehmoment standzuhalten, wurde die Vorderachse der Auto- Command LWB-Modelle von Klasse 4 auf Klasse 4,5 gestuft. Das bedeutet eine um 13 % höhere zulässige Achslast. Während die Achskörper gleich blieben, stammen die Planetengetriebe vom T7 HD. Die TerraGlide-Vorderachsfederung wurde zudem mit zwei größeren Druckspeichern für ein weicheres Fahrverhalten aufgerüstet.
Laut New Holland wurde auch das Innenleben des stufenlosen AutoCommand-Getriebes komplett überarbeitet. So haben die Zahnräder eine verbesserte Verzahnung und eine neue Oberflächenbehandlung für eine längere Haltbarkeit.
Hinzu kommen größere und leistungsfähigere hydrostatische Komponenten, die auf die höheren Drehmomente der größeren Reifen des T7.300 abgestimmt sind. Ab Werk kann auch ein größerer, wassergekühlter Luftkompressor montiert werden — interessant, wenn man z. B. die von New Holland empfohlene, ISO-Bus-gesteuerte Reifendruckregelanlage von PTG nachrüsten möchte.
Nun zum Fahrerhaus. Während die mechanische Kabinenfederung weiterhin Standard ist, wird die semiaktive Kabinenfederung als Option eingeführt. Außerdem sorgen eine stärker gewölbte Windschutzscheibe sowie niedrigere Radkästen für 7,5 % mehr Kabinenvolumen.
Das Ergebnis ist nicht nur ein geräumigeres Fahrerhaus, ein nützlicher Platz hinter dem Fahrersitz und Stauraum unter dem Beifahrersitz. Auch der Geräuschpegel im Innenraum wurde laut New Holland auf sensationelle 66 dB(A) gesenkt — wir sind gespannt auf einen ersten Test.
Die Kabinenmöbel wurden ebenfalls aufgepeppt. Das Angebot an Steckdosen ist groß und reicht von der 230-V-Dose bis zum USB-Anschluss. Ein verbessertes Lüftungssystem bietet laut New Holland rund 30 % mehr Leistung. Auf dem Dach wurden die Rundumleuchten nach vorne verlegt und sind jetzt auch per Zündschlüssel geschaltet.
Apropos Zündschlüssel: Eine neue Option, die bereits beim T7 HD eingeführt wurde, ist die schlüssellose Zentralverriegelung samt Start per Knopfdruck.
Ebenfalls bereits vom T7 HD bekannt, ist die Sidewinder Ultra-Bedienarmlehne — mit bis zu acht zuweisbaren Funktionstasten. Neu hinzugekommen sind auch eine Neutral-Taste und ein Not-Aus-Schalter auf dem Multifunktionshebel. Schon vom HD übernommen wurde das optionale Centre- View-Display in der Mitte des Lenkrads.
Viele PLM-Intelligence-Funktionen (PLM steht für Precision Land Management) gehören dagegen zur Standardausstattung. Sie werden über das neue IntelliView 12- Display verwaltet, das im Vergleich zum vorherigen IntelliView 4 über schärfere Grafiken sowie ein überarbeitetes Layout mit neuen Funktionen verfügt.
Zu den kleinen Verbesserungen gehört die Neu-Positionierung der relativ lauten elektrischen Parkbremse von hinter der Kabine auf die Innenseite des rechten Hinterrads sowie der unten angeordnete Scheibenwischer mit 240° Wischfeld. Zudem stammen die Hydraulikventile jetzt von Bosch und das Heck des T7 wurde „aufgeräumt“, die Steckdosen für Licht und ISO-Bus sind neu angeordnet.
Betriebe, denen der T7 HD zu groß und der bisherige T7.270 zu klein war, bekommen mit dem neuen T7.300 jetzt die Lösung: einen kompakten Schlepper mit gleichem Radstand, aber mehr Leistung. Abgerundet wird das Ganze mit der größeren Kabine samt neuer Bedienarmlehne.
Aber keine Angst, wenn Sie all die zusätzliche Technik zu dem Einstiegspreis von gut 306 000 Euro nicht wollen: Der aktuelle T7 PowerCommand mit Lastschaltgetriebe und mechanischen Steuergeräten wird in absehbarer Zeit als Classic-Version weitergeführt. Alle anderen T7 LWB-Modelle werden dagegen im Jahr 2023 auf das neue Design umgestellt.
Ein neues Modell — drei Farben, drei Nummern
Da CNH bekanntlich die Schlepper-Plattformen für die drei Marken Case IH, New Holland und Steyr nutzt, wird es den blauen T7.300 PLM Intelligence natürlich auch in rot und rot-weiß geben. Bei Case IH heißt das neue Modell Puma 260 CVX AFS Connect. Hier stehen statt der 300 PS Maximalleistung mit Boost die 260 PS Nennleistung auf der Haube. Bei Steyr kommt der neue 6280 Absolut CVT dazu, der die Maximalleistung ohne Boost in der Typenbezeichnung führt. Wie beschrieben, ist die Plattform (Chassis, Motor, Getriebe, Hydraulik, Kabine) die gleiche, allerdings unterscheiden sich die drei Modelle nicht nur in der Farbe, sondern auch bei den Bedienkonzepten.