Gut zu wissen
- Erkundigen Sie sich im Vorhinein, welcher Lader zu Ihrem Schlepper passt.
- Am wichtigsten ist, dass die Schwinge nicht verbogen ist.
- Untersuchen Sie die Schwinge auf mögliche Risse oder Reparaturstellen.
- Beachten Sie, dass es allein mit der Schwinge nicht getan ist. Auch Konsolen und Steuergeräte kosten Geld.
Für Ladearbeiten auf dem Hof besitzen viele Betriebe einen Hof- oder Radlader. Zu Spitzenzeiten, z. B. bei der Strohbergung, kann ein Frontlader am Traktor aber von Vorteil sein. Außerdem ist ein Schlepper auf dem Acker geländegängiger als ein Radlader und beim Transport mit dem Anhänger schneller unterwegs. Da ein neuer Frontlader im Premiumsegment mit Anbauteilen je nach Größe aber schnell bis zu 10 000 Euro (alle Preise ohne MwSt.) kostet, lohnt es sich, auch den Gebrauchtmarkt zu durchforsten.
Frontlader: Die passende Größe
Da es Lader in allen möglichen Ausstattungen und Größen gibt, sollte man sich im Vorfeld erkundigen, welches Modell zum eigenen Schlepper passt. Am einfachsten ist es, direkt nach einem Frontlader mit passenden Anbauteilen für das jeweilige Traktormodell zu suchen. Dies vereinfacht vor allem die Montage. Zudem ist es ratsam sich vor dem Kauf zu erkundigen, für welche Schwingengröße der eigene Schlepper zugelassen ist. Hierbei spielen Faktoren wie die Größe der Hubzylinder eine Rolle. In den meisten Fällen kann Ihnen Ihre Werkstatt Auskunft hierüber geben. Auch die Webseiten der Hersteller bieten Orientierung.
Generell ist zu beachten, dass bei Traktoren mit Fronthubwerk häufig etwas längere Schwingen angebaut, bzw. die Koppeltürme etwas nach vorn verlagert werden.
Welche Ausstattung?
Neben der Größe des Frontladers sollte man sich Gedanken über die Ausstattung machen. Reicht Ihnen eine mechanische Werkzeugverriegelung oder muss diese hydraulisch zu bedienen sein? Soll die Ansteuerung des Laders über ein Einhebelsteuergerät mechanisch bzw. bei neueren Traktoren elektrohydraulisch erfolgen? Oder reicht sogar die Bedienung über zwei bereits vorhandene Steuergeräte? Benötigen Sie einen dritten Steuerkreis für die Betätigung von Werkzeugen? Muss der Lader eine Parallelführung besitzen? Diese kann mechanisch oder hydraulisch erfolgen, wobei manche hydraulische Parallelführungen per Knopfdruck deaktiviert werden können und diese in vielen Fällen ein Nachschürfen der Laderschaufel ermöglichen. Dies kann beim Laden von Schüttgütern wie Getreide von Vorteil sein.
Die aufgezählten Optionen wirken sich auf die Verschleißanfälligkeit des Laders durch mehr Drehpunkte etc. aus und beeinflussen natürlich den Preis.
Gerade das Nachrüsten weiterer Steuergeräte und das Anbauen eines neuen Multikupplers sind bei der Kostenkalkulation nicht zu unterschätzen: Schnell kommen
hier zur eigentlichen Schwinge mit Anbaukonsolen weitere 1 500 bis 2 000 Euro für die Teile hinzu. Umso besser, wenn der gebrauchte Lader als „Gesamtpaket“ veräußert wird.
Die Anbaukonsolen
Wie bereits erwähnt, ist es immer das Beste, wenn die Anbaukonsolen zuvor am selben Traktormodell montiert waren. Grundsätzlich ist gerade bei älteren Schleppern in Blockbauweise darauf zu achten, dass die Konsolen die Kraft gleichmäßig verteilen. Sie sollten deshalb neben den Anschraubpunkten an der Kupplungsglocke weitere Verstrebungen nach vorne und zur Hinterachse haben. Ansonsten kann es bei unvorsichtiger Fahrweise passieren, dass der Traktor durchbricht.
Generell sind die Konsolen verschleißarm. Besonderes Augenmerk müssen Sie allerdings auf die Einfahr-Kupplungen legen, an denen die Koppeltürme der Schwinge befestigt werden. Wurden hier bereits geschweißt, oder weisen sie Risse auf? Dies zeugt von einer dauerhaft hohen Belastung des Laders oder unvorsichtigem Umgang beim An- und Abbau der Schwinge. Sind keine Konsolen inbegriffen, so muss man mit weiteren 700 bis 1 200 Euro für gebrauchte Konsolen rechnen.
Ist die Schwinge gerade?
Ein großes Problem bei in die Jahre gekommenen Schwingen ist der Verzug. Am besten identifiziert man diesen, indem man die Schwinge auf einen geraden Untergrund legt. Sie muss dabei auf allen vier Punkten aufliegen, ansonsten ist sie verdreht. Falls der Lader auf seinen Stützfüßen steht oder angebaut ist, kann man die Parallelität der Holme zum einen durch eine Sichtprüfung kontrollieren: Stellen Sie sich dazu seitlich vor den Lader und schauen Sie, ob die oberen Kanten der Holme zueinander fluchten. Von vorne sehen Sie, ob der obere Holm der Euroaufnahme rechtwinklig zu den Hauptholmen steht.
Zum anderen kann die Schwinge vermessen werden: Am einfachsten prüft man die Parallelität der Schwinge durch das Nachmessen des Einfahrmaßes an mehreren Stellen. Das bedeutet, dass das Maß von Mitte Holm zu Mitte Holm überall gleich sein muss. Je nach Schwingengröße liegt dieses bei den meisten Herstellern zwischen 84 und 110 cm. Apropos Einfahrmaß: Falls Sie bereits Anbaukonsolen besitzen, messen Sie das Einfahrmaß vor Besichtigung der Schwinge einmal nach. So können Sie sicher gehen, dass die gebrauchte Schwinge auch wirklich montiert werden kann.
Reparaturschweißungen
Ein Schwachpunkt vieler gebrauchter, älterer Frontlader sind die Schweißnähte, die Quer- und Hauptholme miteinander fügen. Hier kommt es gelegentlich zu Rissen und oft mehr oder weniger professionellen Reparaturversuchen. In den meisten Fällen erkennen Sie solche Stellen an Lackabplatzern oder an bereits nachlackierten Stellen. Zu den Querholmen: Zwei davon sind nicht immer die bessere und stabilere Variante. Gerade ältere Lader mit zwei Holmen weisen häufig Risse aufgrund zu hoher Steifigkeit bei einseitiger Belastung auf.
Auch die Hauptholme sollten auf Risse überprüft werden. Hier erkennt man eine professionelle Reparatur an großflächig aufgeschweißten Verstärkungsblechen. Besser ist es natürlich, wenn nichts dergleichen zu finden ist, da solche Schäden immer von zu hoher oder zu einseitiger Belastung zeugen — und diese wirkt sich auf viele weitere Teile des Laders wie z. B. Ösen und Drehgelenke des Frontladers aus.
Ösen und Drehgelenke
Ösen und Drehgelenke verdienen besondere Aufmerksamkeit: Bestückt man einen Frontlader mit mechanischer Parallelführung mit neuen Bolzen und Buchsen, fallen schnell 1 000 Euro Ersatzteilkosten an.
Zunächst sollten Sie prüfen, ob die Drehgelenke immer ordnungsgemäß geschmiert wurden. Sind bereits kleine Rostläufer an den Bolzenenden zu erkennen, ist dies ein Indiz für mangelnde Wartung.
In einem solchen Fall rosten die Bolzen im schlimmsten Fall an der Buchse fest und das Drehgelenk dreht da, wo es nicht soll: in den äußeren Augen. Unter anderem erkennt man dies an abgerissenen Verdrehsicherungen der Bolzen.
Bei älteren Ladern erfolgt die Sicherung häufig durch Spannstifte und bei neueren meistens durch Verschraubungen. Die Lagerung der Hubzylinder sowie der mechanischen Parallelführung ist meist unauffällig. Den größten Verschleiß weisen die Drehgelenke der hydraulischen Gerätebetätigung auf. Fassen Sie beherzt an die Euroaufnahme und wackeln Sie an dieser (vorausgesetzt der Lader steht nicht darauf).
Haben die Bolzen der Drehgelenke sehr viel Spiel in axialer Richtung und nach vorne und hinten, dann sind diese verschlissen. Beim genaueren Hinsehen fällt meistens sogar auf, dass die Bohrungen der Buchsen bereits eine ovale Form angenommen haben. Ist dies der Fall, dann schauen Sie genau hin, ob die Buchsen noch umlaufend vorhanden sind. Denn sonst müssen neue Augen angeschweißt werden.
Hydraulikzylinder prüfen
Ist der Lader abgebaut, lassen sich die Hydraulikzylinder nur schwer kontrollieren. Fahren Sie einmal mit dem Finger um die Dichtmanschetten und prüfen diese auf Undichtigkeiten. Vor allen bei undichten Zylindern der Gerätebetätigung ist Vorsicht geboten. In vielen Fällen ist nicht nur die Manschette kaputt, sondern der Schaden rührt von Einschlägen in den Kolben-stangen.
Bei nachgerüsteten Gerätebetätigungen muss zudem besonders auf verbogene Kolbenstangen geachtet werden: Meistens besitzen solche Nachrüstungen keinen Endanschlag für die Kinematik und kein Sicherheitsventil. Dieses öffnet bei zu hohem Gegendruck (150 bar), und die Zylinder fahren ein, bevor sie verbiegen. Ein doppeltwirkender Gleichlaufzylinder kostet schnell zwischen 600 bis 800 Euro.
Kosten und Fazit
Die Kosten für einen gebrauchten Frontlader variieren sehr. Gute, ältere Modelle aus den 90ern bis Anfang der 2000er Jahre sind schon für unter 3 500 Euro inklusive Anbaukonsolen zu bekommen. Für diejenigen, die deutlich mehr ausgeben möchten, gilt es, insbesondere auf die Ausstattung und das Vorhandensein der passenden Anbaukonsolen zu achten. Der Grund sind verschiedene Programme der Hersteller und die Konkurrenz aus dem Osten, die einen Gebrauchtladerkauf im höheren Preissegment meist uninteressant machen — vor allem wenn man keine Vollausstattung benötigt.
Zusammenfassend lassen sich starke Abnutzungen an Frontladerschwingen relativ leicht inspizieren. Vor allem sollte Ihr Augenmerk auf der Parallelität der Schwinge und dem Verschleißzustand der Gerätebetätigung liegen. Machen Sie sich aber vor dem Kauf kundig, welche Schwingen Sie an ihren Schlepper anbauen dürfen und ob der besichtigte Lader überhaupt an die möglicherweise schon vorhandenen Konsolen passt und dasselbe Einfahrmaß hat.