Kuhn hat schon lange hydraulisch angetriebene Großflächenschwader im Programm. Nachdem die erste Serie vor gut zwanzig Jahren sehr massiv gebaut und entsprechend schwer war, folgten vor rund zehn Jahren die deutlich modernisierten und leichteren Maschinen der Serie 13131. Nun haben diese auch eine Nachfolgeserie mit den Modellen 13231 und 15231 (bis 14,70 m). Wir haben den Kuhn GA 13231 mit einer maximalen Arbeitsbreite von 12,50 m im letzten Jahr ausführlich eingesetzt.
Bewährtes bewahrt
Der Anbauraum hat sich kaum verändert. Für die Unterlenkeranhängung stehen die Maße der Kat. II oder III zur Auswahl. Nach wie vor setzt Kuhn auf Elastomer-Dämpfungselemente an den Unterlenkerkoppelpunkten, die das Fahrverhalten bei Bodenwellen verbessern sollen und auch zur Stabilität beitragen, wenn die Kreisel einseitig ausgehoben werden. Die Arbeit dieser Dämpfer spürt man auch bei der zügigen Straßenfahrt — der Schwader liegt ruhig hinter dem Schlepper. Zulässig sind bis zu 40 km/h Transportgeschwindigkeit (optional mit Tüv-Abnahme 50 km/h für 490 Euro, alle Preise ohne MwSt.).
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Über den Koppelpunkten befindet sich die Bordhydraulik, die für den hydraulischen Antrieb der Kreisel zuständig ist. Sechs Hydraulikpumpen werden hier mit der Zapfwelle angetrieben. Weil sich die Einheit vor dem Drehgelenk des Schwaders befindet, bleibt die Gelenkwelle auch in engen Kurven stets gerade ausgerichtet. Der Antrieb erfolgt mit der 1000er Zapfwelle (alternativ preisgleich 750 U/min), je nach Futtermenge kann man so mit der Drehzahl spielen und sie optimieren.
Das Öl wird mit Schläuchen zu den Kreiseln geleitet. Dies vereinfacht den Aufbau der Maschine deutlich und reduziert auch den Wartungsbedarf spürbar — Kuhn verspricht sogar gegenüber vergleichbaren Maschinen mit Gelenkwellenantrieben eine Stunde an täglicher Wartungszeit einzusparen. Die hydraulischen Antriebe sind sehr leise und haben den Vorteil, die Kreisel weit ausheben zu können, ohne dass es dabei an irgendeiner Gelenkwelle zu eng wird. Der Ölvorrat ist so groß dimensioniert, dass es keiner separaten Ölkühlung bedarf. Die Kraft wird in die Kreisel mit dem Masterdrive III-Getriebe übertragen. Massereiche, schwere Erntemengen stellen kein Problem dar, das schützende Überdruckventil spricht dann nicht an, es löst nur bei echten Blockaden aus.
Vorne hydraulisch entlastet
Die vorderen Kreisel sind an zweigeteilten Tragarmen aufgehängt, die aus Rechteckprofilen gefertigt sind. Das war schon bei früheren Serien so. Neu ist die serienmäßige, hydraulische Entlastung, die sich bequem am Terminal einstellen lässt. Je nach Anforderung der Bodenoberfläche kann man die Kreisel im Bedarfsfall schweben lassen, der Auflagedruck reduziert sich nahezu komplett — wolkengleich. Das ist sehr komfortabel mit einer Direktzugriffsfunktion am Terminal, also nutzt man diese Möglichkeit auch. Bisher wurde vorne mechanisch entlastet, was relativ unflexibel war. Hinten gab es immer schon eine hydraulische Entlastung.
Die Aushubhöhe der vorderen Seitenausleger ist ebenfalls am Terminal einstellbar, als praxisnah bewerten wir hier die automatische Anpassung der Aushubhöhe an die eingestellte Rechbreite. Die Verstellung der Rechbreite erfolgt ebenfalls hydraulisch mit je zwei Zylindern je Seite, die den Ausleger weiter ausschwenken oder ihn enger ziehen. Neben dem realen Wert im Terminal informiert ein Zeiger am rechten Kreisel zusätzlich über die aktuelle Rechbreite.
Schön ist, dass man wie gehabt die vorderen Ausleger beim Ausschwaden von Hindernissen getrennt ansteuern kann. Die Schwadbreite wird über das Verschieben der hinteren Kreisel im Teleskoprohr verstellt. Sie ist an alle nachfolgenden Erntemaschinen futterabhängig gut anpassbar.
Beim Ausheben aller Kreisel wirkt die bekannte Stabilift-Funktion: Ein System aus Schraubenfeder und kleinem Hydraulikzylinder, das den Kreisel beim Ausheben fixiert und so Wankbewegungen vermeidet. Das verleiht dem Schwader auf unebenen Vorgewende einerseits ordentliche Fahreigenschaften. Vor allem aber unterstützt das Stabilift-System den sogenannten Jet-Effekt der Kreisel, die beim Absenken zuerst hinten und dann vorne aufsetzen, damit kein Zinken in den Boden sticht und das Futter verschmutzt. Bei den vorderen Kreiseln wird dieser Effekt deutlich sichtbarer als bei den hinteren Rotoren. Der Versatz beim Ausheben der
vorderen und hinteren Kreisel lässt sich entweder per Weg oder Zeit steuern.
Neue Kreiselaufhängungen
Alle Kreiseleinheiten sind kardanisch aufgehängt, so dass die Bodenanpassung in alle Richtungen möglich ist. Die Kreiselfahrwerke hat Kuhn überarbeitet, indem die Tragwelle verstärkt wurde — diese hatte sich bisweilen als zu schwach gezeigt. Vierrad-Fahrwerke tragen die Kreisel standardmäßig. Andere Fahrwerke bietet Kuhn nicht an, das ist auch nicht notwendig, weil die Kreisel weitgehend entlastet werden können. Alle vier Räder sind gelenkt, die Kreiselneigung lässt sich mit Verschraubungen am Fahrwerk anpassen. Da die vorderen Räder nah an den Zinken angeordnet sind, ist die Bodenanpassung gut.
Die Anpassung der Rechhöhe erfolgt hydraulisch vom Terminal aus, der dort angezeigte Zahlenwert passt mit der realen Höhe in cm recht gut überein. Insgesamt steht ein Weg von 9,5 cm zur Verfügung. Für den Einsatz im Stroh gibt es auf Wunsch auch Distanzringe, welche die Kreisel um 2 oder 4 cm anheben.
Bedienung neu gestaltet
Damit wären wir beim Terminal angekommen. Hier hat Kuhn gründlich renoviert und viel neu gestaltet. Als erstes wäre der schnellere Rechner als in früheren Serien zu nennen, sowie das neue und nach unserer Erfahrung gelungene Design der Bedienoberfläche. So sind alle relevanten Informationen und notwendigen Bedienfunktionen im neuen Layout logisch und verständlich dargestellt.
Gut gefallen hat uns, dass alle Arbeitseinstellungen jetzt in einem Menü angeordnet sind und man keinen Menüwechsel mehr vornehmen muss, um seltene Einstellungen zu ändern. Die Arbeits- sowie die Schwadbreite werden grafisch dargestellt, eine Skala hilft bei der Einstellung. Uns hat die neue Bedienung unterm Strich sehr gut gefallen, hier bleiben keine Wünsche offen — die automatische Folgesteuerung für das Vorgewende funktioniert ordentlich und lässt sich auch einfach nachjustieren.
Natürlich kann man die Funktion des Schwaders bei entsprechender Schlepperausstattung auch auf den Bedienjoystick des Traktors legen, was sehr komfortabel ist und eine schnelle sowie präzise Bedienung ermöglicht. Alternativ kann auch der Isobus-Joystick genutzt werden, welcher die Bedienfunktionen dann leicht erkennbar auf seinen Tastflächen darstellt.
Section Control
Für den Fahrer ist die neue Section Control-Funktion eine Entlastung. Jedoch braucht es dafür dann entweder traktorseitig ein geeignetes oder das CCI-Terminal mit Freischaltung (1.125 Euro). Im besten Fall wird alles zusammen mit einem Lenksystem eingesetzt. Nachdem man bei der ersten Umfahrung der Fläche die Konturen aufgezeichnet hat, kann man den Rest der Fläche automatisch fahren. Die Kreisel heben und senken sich passend.
Auf kleineren und unregelmäßig zugeschnittenen Flächen ist das für den Schwader-Fahrer ein Komfortgewinn. Außerdem wird kein Schwad mehr auseinandergezogen, und es bleiben auch keine Haufen mehr liegen, die man bei der nächsten Ernte als gammeliges Gras ins Schwad zieht.
Unterm Strich ist man mit Section Control nicht schneller, aber komfortabler unterwegs. Komfort spart aber kein Geld — wie es Section Control beispielsweise am Düngerstreuer tut — daher muss man überlegen, welchen Wert man der Komfortsteigerung beim Schwaden beimisst.
Im praktischen Einsatz
Die Einsatzbereitschaft auf dem Feld ist mit folgegesteuerter Klappung schnell hergestellt. Dank umfangreicher Einstellmöglichkeiten am Terminal lässt sich auf unterschiedliches Futter schnell reagieren. Und durch die Speicherfunktion können bei einem Feldwechsel die vorherigen Einstellungen schnell aufgerufen werden.
Das Schwadergebnis ist sehr ordentlich. Die hydraulisch angetriebenen Kreisel behandeln das Futter schonend, Freude macht auch das sanfte Anlaufen der Kreisel dank der hydraulischen Antriebe. Je nach Futter ist man mit etwa 650 bis 850 U/min an der Zapfwelle gut unterwegs und kann selbst bei viel Aufwuchs bequem schnelle 12 bis 14 km/h fahren. Die Boost-Funktion lässt sich einfach zuschalten, dann drehen die vorderen Kreisel um 20 % schneller.
Kuhn hat mit dem GA 13231 einen Nachfolger der schon guten Serie GA 13131 (profi 7/2017) entwickelt. Bei der Weiterentwicklung stand weniger die Hardware im Mittelpunkt, sondern viel mehr die Bedienung und Section Control-Fähigkeit. Mit Section Control lässt sich komfortabel arbeiten. Wer das Geld dafür investiert, schwadet auf Wolke Sieben.
Apropos Geld: Der Testschwader steht mit gut 89.000 Euro in der Preisliste — ein ordentlicher Preis. Gegenüber dem Vorgängermodell sind das rund 30 % mehr. Dafür gibt es aber auch mehr Ausstattung, wie z. B. Section Control oder die hydraulische Entlastung der vorderen Kreisel.
Praktikerurteile
Stetige Weiterentwicklung
Lohnunternehmer Frerk Francksen aus Butjadingen setzt seit der ersten Generation auf die Vierkreisel-Giroschwader von Kuhn. „Der hydraulische Antrieb ist schonender für die Maschine und für das Futter.“ Auch die geringeren Wartungszeiten sind für ihn entscheidend. Die Weiterentwicklungen haben das aktuelle Modell für Frerk Francksen im Vergleich zum Vorgänger noch mal verbessert. „Die hydraulische Entlastung der vorderen Arme lässt die Kreisel fast schweben, das schont das Futter.“
Die Fahrer loben die neue Isobus-Bedienung. Wünschenswert wäre noch eine praktischere Lösung, wenn mal ein Arm abbricht. Das Reststück lässt sich nur schwer aus der Befestigung lösen.
Vier Kreisel bieten Optionen
Michael Kesternich aus Mechernich setzt auf seinem Betrieb einen Kuhn GA 13231 ein. „Wir haben vorher einen 9-m-Zweikreiselschwader gefahren und uns jetzt bewusst für einen kleinen Vierkreiselschwader entschieden. Das bietet uns auf den weit verteilten Flächen einerseits Schlagkraft, aber auch Flexibilität.“ Der Kuhn-Schwader begeistert ihn durch die Menge an Material: „Die Maschine ist einfach stabil, das war neben dem hydraulischen Antrieb ein Kaufgrund für die Maschine.“ Mit Section Control arbeitet Kesternich noch nicht, die Nachrüstung wird aber überlegt: „Der Vorführer war damit ausgerüstet, das hat mir sehr gut gefallen!“