Nicht wenige Klauenpfleger erledigen den funktionellen Klauenschnitt beim Rind allein mit einem scharfen Klauenmesser — Respekt! Die Arbeit mit dem Messer strengt aber an. Daher greifen sowohl Landwirte als auch Klauenprofis gerne zum Winkelschleifer mit darauf montierter Klauenpflegescheibe. Gedeckt wird der Bedarf seitens der Hersteller mit einem breiten Angebot an rotierenden Werkzeugen. Doch an welchen Scheiben haben Landwirte und Klauenprofis die meiste Freude?
So haben wir getestet
Auf Nummer sicher!
Mit dem Hinweis, dass wir sowohl für den Landwirt als auch für den Klauenprofi geeignete Klauenpflegescheiben testen möchten, stellten uns die Anbieter ihre Werkzeuge für den Test zur Verfügung. Vielen Dank dafür.
Für den Praxistest standen uns einmal mehr professionelle Klauenpfleger mit Rat und Tat zur Seite. An dieser Stelle gilt unser Dank vor allem Klauenpfleger Antoine Janssen aus Manternach in Luxemburg sowie Alfons Baumeister, Sebastian Heimann und Rainer Müller vom Landwirtschaftszentrum Haus Düsse und Werner Dietz vom Bildungszentrum Triesdorf.
Vor der Übergabe der Klauenpflegescheiben für den Praxistest an die Beteiligten wurde im Vorfeld fleißig an Klauen geschlachteter Kühe geübt. Ohne schwere Klauenverletzungen befürchten zu müssen, konnten die Tester erste Erfahrungen mit den auch für sie meist neuen Scheiben sammeln.
Unterschiedliche Ansprüche
Um ein Testergebnis vorwegzunehmen: Nur vier der 13 Scheiben treffen den Geschmack beider Lager: Die DL-Disc von Demotec, die Muh-Cutter 3.0 in schwarz, die GKS Profi von Wahl sowie die einstellbare WG 2060 von Wopa.
Vier der 13 Scheiben sind ausschließlich für die Hände von Klauenprofis bestimmt, die fünf weiteren Angebote richten sich vornehmlich an den Landwirt. Die Unterteilung in Landwirt und Klauenprofi haben wir gewählt, da beide unterschiedliche Ansprüche haben. So entscheidet sich ein Klauenpfleger oft nur wegen eines hohen Abtrags für eine bestimmte Klauenpflegescheibe. Doch mit der Abtragleistung steigt das Risiko einer Fehlbedienung.
Während Profis sich hier in Routine üben, ist der Landwirt mit einem hohen Abtrag meist schnell überfordert — selbst, wenn er geübt ist. Mit Scheiben wie der S35 von Allredo oder der ProTrim von Kerbl ist zu befürchten, dass sie binnen Sekunden zu viel Horn abtragen.
Landwirte sollten auch berücksichtigen: Es gibt Scheiben, die nur schwer beherrschbar sind. Ein Beispiel dafür ist die Kuh 98 Hydra von Auer Feintechnik. Bei ihr genügt die kleinste Unaufmerksamkeit. Sie hackt dann unverhofft zu, so dass im Bruchteil einer Sekunde der Knochen frei liegt.
Tipp: Probieren Sie Ihre neue Schneidscheibe zuerst auf einem Stück Weichholz aus. Sie bekommen so ein Gefühl dafür, wie agil die Scheibe ist. Und Sie nehmen ihr die im Neuzustand oft etwas starke Schärfe.
Professionelle Klauenpfleger meiden sie in der Regel: Klauenscheiben mit seitlich überstehenden Messern sind nur auf den ersten Blick eine geniale Erfindung. Und viele Käufer verbinden die Hoffnung, damit sogar eine Hohlkehlung anlegen oder mit den überstehenden Messern Defekte freilegen zu können. Doch die Technik birgt Risiken. So wächst mit jedem Zehntel Millimeter Überstand der Messer die Gefahr einer versehentlichen Verletzung der zweiten Klaue. Wer den Kauf einer Schneidscheibe mit seitlich überstehenden Messern wie der Kuh 98 Hydra, K-Disc, DL-Disc oder GKS Profi erwägt, sollte diesen Aspekt berücksichtigen.
Übrigens: Im Rahmen einer funktionellen Klauenpflege verzichten Klauenprofis auf seitlich überstehende Messer auch deshalb, da rotierende Werkzeuge eigentlich nur zum Kürzen der Klauenspitze und für das Abtragen der Sohle benötigt werden. Die übrigen Arbeiten wie das Entfernen von losem Horn, das Anlegen der Hohlkehlung oder die Pflege des Zwischenklauenspalts erledigt der Profi mit dem Messer.
Das Leistungsspektrum der 13 Testscheiben gibt den erfahrenen Klauenprofis recht: Nur wenn die Scheibe dünn genug ist und die Messer nicht zu aggressiv abtragen, führt das Eintauchen in den Zwischenklauenspalt zu einem befriedigenden Ergebnis. Ganze vier Testscheiben — allesamt nur Scheiben mit aufgelöteten Messern — erreichten dieses Ziel.
Vergleichbare Resultate notieren wir, wenn es um das Anlegen einer Hohlkehlung geht: Nur vier der getesteten Scheiben eignen sich ansatzweise dafür. Am Ende führt so wieder einmal mehr kaum ein Weg am Einsatz eines Klauenmessers vorbei.
Tipp: Mit welchem Klauenmesser es sich am besten arbeiten lässt, verrät Ihnen unser Test in profi 1/2013. Weil stumpfe Messer unnötig Kraft kosten: Eine Anleitung zum richtigen Schärfen von Klauenmessern lesen Sie in profi 9/2005. Beide Artikel finden Sie bei Eingabe von „Klauenmesser“ im Suchfenster online auf profi.de (frei für profi-Abonnenten).
Mit 75,62 und 82 Euro sind die rote Permanent P6 von Kerbl und die HM-24 von Harnischmacher die günstigsten Scheiben in unserem Test (alle Preise ohne Mehrwertsteuer). Die teuersten Modelle sind die WG 2060 von Wopa für 262 Euro und die Wahl Muh-Cutter 3.0 für 217 Euro. Beides sind erstklassige Werkzeuge — sowohl für den geübten Landwirt als auch für den Klauenprofi.
Bemessen am Verschleiß sind die Anschaffungskosten nur die halbe Miete. Wie hoch die Kosten für einen Satz Messer sind, haben wir deshalb in der nachstehenden Tabelle ebenfalls aufgeführt. Mit 7,50 Euro für einen Satz Messer für die Farmer schneidet hier CowCare am besten ab, gefolgt von Wopa (11,16 Euro) und Allredo (12 Euro). Mit 75,62 Euro für Messer der 6-Cut und 70,29 Euro für die der GKS Profi verlangen Kerbl und Wahl die höchsten Preise. Eine Aussage, ob teure Messer besser sind als preiswerte, vermögen wir nicht zu treffen. Bewerten können wir jedoch den Sinn von Einweg-Klauenscheiben — also Scheiben, bei denen keine Möglichkeit zum Wechsel besteht: Sind ihre Messer verschlissen, taugen die Scheiben nur noch für die Mülltonne. Nachhaltig geht anders.
Ganze zwölf Jahre sind seit unserem letzten Test von Klauenpflegescheiben vergangen (profi 4/2010). Seitdem hat sich bei der Klauenpflege viel getan.
So spielen Scheiben mit aufgelöteten Granulatsplittern bei der Klauenpflege heute keine Rolle mehr. Zum einen, weil sich beim Arbeiten Splitter lösen können, die dann wie ein Geschoß zu Verletzungen führen können. Zum anderen ist die Staubbelastung mit Granulatscheiben ungleich höher, die Abtragleistung aber zu gering.
Nachteilig ist ihr rissiges Schnittbild, dass kaum eine Beurteilung zulässt, wie weit noch sinnvoll zu schneiden ist. Und so sind Granulatscheiben mit Blick auf ein großes Angebot an beherrschbaren Schneidscheiben selbst für den Anfänger heute kein gutes Werkzeug mehr.
Einzig zum Kleben von Klötzen sind Granulatscheiben aufgrund einer verbesserten Haftung des Klebers eine Empfehlung. Teils verwenden Landwirte sie auch zur Pflege des Zwischenklauenspalts, wofür oft ein zweiter Winkelschleifer angeschafft wird.
Allredo schickte uns die geschlossene Klauenscheibe S35 aus Aluminium zu. Ihre sechs Messer führen zu einem sehr hohen Klauenabtrag, der unsere Tester forderte. Nicht so gut kam an, dass Hornspäne mit Wucht auf die rechte Hand fliegen, was ohne Schutz recht schmerzhaft ist.
Positiv zu bewerten ist die Befestigung der Messer mit Torx-Schrauben, da sie den Wechsel der Messer mit je vier Schneiden erleichtern. Eine Gesamthöhe der Scheibe von 24 mm erlaubt den Einsatz der serienmäßigen Winkelschleifer-Schutzeinrichtung.
Das Festziehen und Losdrehen der Scheibe mit einem großen Sechskantschlüssel ist beispielgebend. Sowohl die Anschaffungs- als auch Messerkosten sind als moderat einzustufen.
Die offene Schneidscheibe Farmer wurde laut CowCare für Landwirte konzipiert. Diese Empfehlung teilen wir nicht ganz. Denn die Farmer überzeugte zwar das Testteam mit guter Handhabung, einer für den Profi guten Beherrschbarkeit und einem schönen Schnittbild. Trotz einer Schnitthöhe von nur 0,3 mm trägt die Scheibe jedoch sehr viel ab — mitunter zu viel für einen Landwirt, so unsere Einschätzung.
Schön wären Torx-Schrauben für einen leichteren Messerwechsel. Der Anschaffungspreis ist für eine Messerscheibe moderat, der für einen Satz neuer Messer erfreulich günstig.
Die Entwicklung der DL-Disc von Demotec liegt mehr als 20 Jahre zurück — an Klasse hat die Scheibe mit ihren sieben Messern aber nicht verloren: Sie hackt nicht, daher ist sie gut beherrschbar.
Die Abtragleistung und das Schnittbild mit einer plan geschnittenen Sohle sind sehr gut, und die feinen Späne fliegen weit davon. Gegenüber dem Schwestermodell K-Disc des Herstellers schmieren die Messer mit zwei Schneiden allerdings schneller zu. Und trotz der 1,7 mm überstehenden Messer ist die DL-Disc nicht optimal zum Anlegen einer Hohlkehlung geeignet. Torx- statt Inbusschrauben würden den Messerwechsel erleichtern.
Die Kuh 98 Hydra sieht modern aus, doch nach dem ersten Einsatz an toten Klauen mieden unsere Tester sie gerne. Hintergrund ist ihre schwere Beherrschbarkeit. Schon kleinste Fehler bestraft sie mit einem Hacken in das Klauenhorn. Ob der unregelmäßige Messerüberstand von 1,4 bis 2 mm für das Verhalten verantwortlich ist, können wir hier auch nur vermuten. Eigentlich schade, denn ihre Späne fallen fein und das Schnittbild insgesamt recht schön aus.
Die K-Disc ist die jüngste Entwicklung aus dem Hause Demotec, die mit nur 136 g mit Abstand das leichteste Modell im Vergleich ist. Das niedrige Gewicht reduziert spürbar die Fliehkräfte, entsprechend gut ist die Handhabung. Durch ihre fünf Messer ist die K-Disc trotz 1,3 mm Schnitthöhe sehr gut beherrschbar. Sie erlaubt ein filigranes Arbeiten und passt gut zum Anforderungsprofil eines Landwirts. Doch sollte dieser verstehen, mit einem Messerüberstand von 0,7 mm umzugehen.
Die Messer der K-Disc sind sehr scharf. Leider aber sind sie weder schärf- noch tauschbar. Für Klauenpfleger ist deshalb die K-Disc keine Empfehlung. Wie schnell die Messer verschleißen, konnte leider nicht ermittelt werden.
Mit 24 aufgelöteten Messern ist die HM-24 keine typische Schneidscheibe. Tatsächlich irritierte ihr Erscheinungsbild zunächst auch unsere Tester. Doch Vorurteile sind bei der HM-24 völlig fehlplatziert. Denn mit der vergleichsweise preiswerten Scheibe lässt es sich gut arbeiten. Sie hackt nicht, und durch ihr gutmütiges Verhalten bleibt sie selbst für weniger Geübte beherrschbar.
Die Abtragleistung wird mit gut bewertet. Das Schnittbild ist nicht so glatt und schön wie das einer guten Schneidscheibe, doch erlaubt es die Bewertung der Klaue. Und zu guter Letzt macht die schmale Silhouette der HM-24 sogar ein Eintauchen in den Zwischenklauenspalt möglich.
Preis: 82,00 Euro
Die ProTrim fällt mit einem sehr, sehr hohen Abtrag ins Auge. Beim Schneiden fliegen oft große Späne unkontrolliert durch die Luft. Torx-Schrauben erleichtern den Wechsel der sechs Messer mit vier Schneiden, und eine Scheibendicke von 24 mm passt zum Einsatz der serienmäßigen Winkelschleifer-Schutzeinrichtung.
Die 6-Cut von Kerbl ist ein kleines Chamäleon: Jeder Verkaufspackung liegen kleine Metallstifte bei. Baut man die Messer aus und legt einen Stift unter die Messer, vergrößert sich die Schnitthöhe von 1,1 auf 1,8 mm. Die zuvor nur mäßige, für Anfänger sehr vorteilhafte Abtragleistung steigert sich so auf ein Maß, mit dem selbst geübte Landwirte gut arbeiten können. Für die 6-Cut mit auswechselbaren Messern sprechen auch die gute Beherrschbarkeit sowie ihr tadelloser Rundlauf.
Preis: 142,01 Euro
Die GKS Profi ähnelt der DL-Disc von Demotec — wenn auch nur auf den ersten Blick. Denn mit 1,5 mm theoretischer Schnitthöhe und 0,7 mm seitlichem Messer-Überstand fallen beide Werte um jeweils 0,2 mm kleiner aus als beim Wettbewerb.
Die GKS begeistert durch ein sehr gutes Leistungsprofil sowie einer guten Beherrschbarkeit. Was fehlt, sind Torx-Schrauben zur Messerbefestigung. Das Anlegen einer Hohlkehlung ist ansatzweise möglich, vom Abtauchen in den Zwischenklauenspalt ist abzuraten.
Preis: 167,98 Euro
Die Permanent P6 neigt ab und an zum leichten Hacken, das trübt am Ende den sonst positiven Eindruck. Die Messer sind weder schärf- noch wechselbar. Eine Aussage zur Haltbarkeit der Messer ist uns leider nicht möglich.
Die rote Permanent P6 unterscheidet sich deutlich von der P6 in orange. Sie schneidet die Sohle sehr gut — einzig kleine Furchen stören den optischen Eindruck. Ihr Rundlauf und ihre Beherrschbarkeit werden mit sehr gut bewertet. Zum Kürzen der Klauenspitze eignet sie sich ebenso wie für die Pflege des Ballens. Für die Pflege des Zwischenklauenspalts ist ein Durchmesser von 105 mm grenzwertig.
Die Serie Muh-Cutter 3.0 umfasst insgesamt sechs Modelle, die zur besseren Unterscheidung in verschiedenen Farben lackiert sind. Für unseren Test schickte uns Wahl die schwarze Ausführung, da sie für Landwirt und Klauenpfleger gleichermaßen geeignet wäre.
Kennzeichen der schwarzen Ausführung ist eine Schnitthöhe von 1,7 mm sowie der Verzicht auf seitlich überstehende Messer. Für das Anlegen einer Hohlkehlung taugt die Scheibe damit nur bedingt, durch die sehr schmale Silhouette aber durchaus für die Pflege des Zwischenklauenspalts.
Die Muh-Cutter gefällt durch ihren ruhigen Lauf, sie hackt nicht und bleibt trotz eines hohen Hornabtrags beherrschbar. Ob die geschliffenen Diamantklingen länger halten als wechselbare Messer, können wir leider mangels Datengrundlage nicht beurteilen.
Durch einen rückseitigen Mechanismus lässt sich bei der Wopa WG2060 die Schnitthöhe der Messer stufenlos von 0,3 bis 1,6 mm verstellen. Das Ergebnis erstaunte einmal mehr die Testcrew. Denn bei einer theoretischen Schnitthöhe von 0,3 mm schneiden die Messer hauchdünne Scheibchen vom Klauenhorn ab. Und zwar so feinfühlig, dass auch geübte Landwirte damit klarkommen sollten.
Aber wehe, die Scheibe wird hoch auf eine Schnitthöhe von 1,6 mm gestellt. Dann trägt sie sehr viel ab und ist nicht wiederzuerkennen. Erstaunlicherweise bleibt die WG 2060 aber selbst dann für den Klauenprofi beherrschbar.
Preis: 262,00 Euro