Gut zu wissen
- Der Kauf von Reifendruckanlagen wird jetzt als Einzelmaßnahme mit bis zu 30 % Investitionszuschuss gefördert.
- Das gilt sowohl für die Erstausrüstung bei Neuanschaffung einer Maschine als auch bei Nachrüstlösungen.
- Eigenbaulösungen und einzelne Komponenten für die Selbstmontage sind nicht förderfähig.
- Lohnunternehmen und Mietmaschinen werden nicht gefördert.
Das Energie-Effizienzprogramm des Bundes fördert Maßnahmen zur verbesserten Energieausnutzung und zur Einsparung von CO
2. Darunter fällt seit dem 1. November 2020 die Förderung einer Reifendruckanlage für Traktoren, Selbstfahrer und gezogene Maschinen. Lohnunternehmen und Maschinen für die Vermietung sind von der Förderung ausgeschlossen.
Landwirte können bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) in Bonn einen Antrag stellen. Den Zugang zum Antrag finden Sie auf der BLE-Internetseite (
foerderportal.bund.de/easyonline) unter der Einzelmaßnahme: „Förderung der Energieeffizienz und CO
2-Einsparung in der Landwirtschaft“. Bei Fragen steht die BLE auch unter folgender Telefonnummer zur Verfügung: 0228-68 45 31 99.
Reifendruckanlagen: Hintergrund der Förderung
Ein guter Bodenschutz durch die Landwirte kommt der Allgemeinheit zugute. Niedriger Reifendruck und große Reifen-Bodenkontaktflächen bringen auf dem Acker flachere Spuren mit sich. Die Folge: Weniger Schlupf, eine um bis zu 15 % höhere Zugkraft und dadurch eine höhere Flächenleistung. Laut Prof. Ludwig Volk von der FH Südwestfalen kann dieser Effekt zu Dieseleinsparungen von bis zu 10 % führen. Hinzu kommt eine längere Lebensdauer der Reifen. Insgesamt sind Einsparungen von bis zu 100 €/ha möglich, so Volk.
Rund 12 000 Landwirte setzen bereits Reifendruckanlagen ein, diese sind überwiegend nachgerüstet. Durch den aus der Kabine heraus einstellbaren Reifendruck kann der Landwirt diesen einfach an die Gegebenheiten anpassen: Auf der Straße mit hohem Druck für geringen Rollwiderstand, auf weichem Boden mit niedrigem Druck für eine große Aufstandsfläche.
Die Nachrüstung wird als Einzelmaßnahme gefördert. Hierfür gibt es keine Obergrenze, allerdings muss die Investitionssumme mindestens 3 000 Euro betragen, dann sind 30 % der Anschaffungs- und Montagekosten förderfähig.
Wollen Sie den Antrag nicht selbst bearbeiten, können Energiesachverständige aus der BLE-Liste (
sachverstaendigensuche-energieeffizienz.de) die Formalitäten übernehmen. Diese Kosten werden aber nicht von der BLE bezuschusst. Landwirte im Norden Deutschlands haben außerdem die Möglichkeit, ihre Kammerberater um Hilfe zu bitten. Im Süden sind die Berater der Landwirtschaftsämter zuständig.
Im Merkblatt der Einzelmaßnahmen ist im Absatz „h“ unter „Technische Vorgaben“ beschrieben, welche Reifendruckanlagen unter die Maßnahme fallen: Förderfähig sind sowohl Ein- als auch Zweileiteranlagen, wobei zwischen Neuanschaffung und Nachrüstung unterschieden wird: Bei der Nachrüstung und Erstausstattung werden sowohl Anlagen mit außen angeordneten Drehdurchführungen und Leitungszuführung über die Kotflügel (Außenbreite beachten!) gefördert. Auch innenliegende Drehüberträger sowie die Nachrüstung von ab Werk vorgebohrten Achsen sind förderfähig. Die Reifendruckanlage muss als Einzelposition auf der Rechnung ausgewiesen werden.
An landwirtschaftlichen Fahrzeugen mit eigenem Motor wird das komplette System aus Kompressor, Ventilen, Bedieneinheit und Übertragungssystem zum Rad gefördert. Der eingesetzte Kompressor muss dabei technisch in der Lage sein, den Reifendruck aller angeschlossenen Reifen im Druckbereich von 0,4 bis 6,0 bar während der Fahrt zu ändern — das muss durch das Produktdatenblatt des Herstellers nachgewiesen werden. Bei Anhängern und aufgesattelten Maschinen wird statt des Kompressors die Kupplungstechnik zum Zugfahrzeug in die Förderung einbezogen. Es werden nur Reifendruckanlagen bezuschusst, die dem sicherheitstechnischen Stand entsprechen. Reifen und Eigenbaulösungen sind übrigens ausgenommen.
Durch den Antrag ackern
Die Beantragung der Einzelmaßnahme kann unter foerderportal.bund.de/easyonline erfolgen. Der Antrag wird dabei unter der Auswahl „Empfänger“ an das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gestellt.
Über die Eingabe der Fördermaßnahme „Bundesprogramm Energieeffizienz in Landwirtschaft und Gartenbau“ und Förderbereich „Einzelmaßnahmen“ gelangt man zu den Basisdaten. Dort muss eine kurze Beschreibung bzw. ein Arbeitsplan für den Einbau in der Werkstatt erstellt werden. Anschließend ist aus den förderfähigen
Einzelmaßnahmen die entsprechende Maßnahme „automatische Reifendruckanlagen“ auszuwählen. Hinzu kommen die üblichen Betriebsdaten sowie die entsprechenden Maschinendaten.
Spannend wird es unter dem Punkt „Einsparungen“: Hier müssen die Strom-, Wärme- und/oder Kraftstoffeinsparungen durch die Maßnahme (Reifendruckanlage) angegeben werden. Über einen Link gelangt man dafür zu einer Excel-Berechnungshilfe des BLE. Einfach die Betriebsstundenzahl und den durchschnittlichen Dieselverbrauch in die Tabelle eingeben, schon werden die Werte von Kraftstoffeinsparung in kWh pro Jahr und CO2-Einsparung in Tonnen angezeigt. Nun können die Daten in den Antrag übertragen werden — prima! Die Berechnung erfolgt pauschal mit Dieseleinsparung in Höhe von 10 %.
Unter dem Reiter „Gesamtfinanzierung“ müssen abschließend die zu erwartenden Kosten und der Zeitpunkt der Umsetzung angegeben werden. Dazu wird eine Tabelle mit den Bauteilen und den Gesamtkosten angelegt. Mit Bildern des Schleppers vor und nach dem Einbau schafft man Transparenz. Die Kosten müssen schriftlich begründet werden — hier sollte eine kurze Funktionsbeschreibung der Anlage mit Nennung der Komponenten erfolgen.
Außerdem hat der Landwirt ein gültiges Angebot beim BLE über das easyonline-Portal einzureichen, zusammen mit zwei vergeblichen Anfragen oder zwei weiteren Angeboten. Eine kurze Begründung für das wirtschaftlichste Angebot gehört außerdem dazu. Bei der Eingabe der Daten gibt es Hilfs- und Kontrollhinweise am unteren Seitenende, die zu beachten sind. Wenn die Daten bzw. bereits die tatsächlichen Angebote vorliegen, ist die Antragsstellung mühsam, aber machbar.
Auf die Technik achten
Die Nachrüstung einer Reifendruckanlage ist fast immer möglich. Es ist aber auf die empfohlenen Reifendrücke zu achten, die anhand der Radlast und der Geschwindigkeit gewählt werden. Eine kleine Liste, ausgedruckt und in die Schlepperkabine geklebt, kann bei der Wahl der angepassten Reifendrücke helfen. Besonders IF- und VF-Reifen eignen sich für den Einsatz mit variablen Drücken. Reifen sind im aktuellen Programm nicht förderfähig.
Zwischen 1 000 und 2 000 l Luft fassen vier Reifen eines Standardschleppers. Bei einer Leistung von 200 bis 300 l/min des Bremsenkompressors muss also mit rund zehn Minuten für das Anpassen des Druckes gerechnet werden.
Alternativ muss ein Zusatzkompressor zur schnelleren Befüllung integriert werden. Kolbenkompressoren sind durch ihren einfachen Aufbau wartungsarm. Schraubenkompressoren sind kompakter, haben aber einen etwas höheren Leistungsbedarf. Alternativ kann zusätzlich benötigte Luft z. B. in Fronttanks bevorratet werden.
Die Druckluft kann über ein Ein- oder ein Zweileiter-System zu den Reifen geleitet werden. Einleiter-Anlagen stehen kontinuierlich unter Druck, bieten aber große Leitungsquerschnitte. Zweileiter-Anlagen können durch ihre Steuerleitung so arbeiten, dass die Ventile nur bei einer Druckänderung öffnen bzw. schließen.
Damit die Reifendruckanlage auch genutzt wird, ist eine einfache Bedienung nötig. Eine elektronische Steuerung mit Vorwahl der Drücke für Acker und Straße im Terminal gehört zum Standard, ISO-Bus- und App-Bedienungen sind ebenfalls erhältlich.
Hersteller von Reifendruckanlagen
Ausrüstung ab Werk:
Claas Vertriebsgesellschaft GmbH, 33428 Harsewinkel,
claas.de (Ein- und Zweileiteranlagen)
Fendt Deutschland, Variogrip,
87616 Marktoberdorf,
fendt.comDaimler Truck AG (Unimog Tire-Control plus), 70372 Stuttgart,
mercedes-benz-trucks.comNachrüstlösungen:
AgrarPro GmbH, 48324 Sendenhorst,
agrarpro.de (Einleiteranlagen)
HR Agrartechnik GmbH, 46342 Velen,
hr-agrartechnik.de (Einleiteranlagen)
PTG Reifendruckregelsysteme GmbH, Martin Tigges,
41468 Neuss,
ptg.info (Ein- und Zweileiteranlagen)
Rottmann Automation, 48607 Ochtrup,
rottmann-automation.de (Einleiteranlagen)
Steuerungstechnik StG, Georg Strotmann,
49176 Hilter,
steuerungstechnik-stg.de (Einleiteranlagen)
Sven Krude Zentralschmier- und Reifendrucktechnik,
49828 Neuenhaus,
skrude.deTerraCareGmbH, A-4872 Neukirchen/Vöckla,
terra-care.at (Ein- und Zweileiteranlagen)
Fazit
Reifendruckanlagen sind eine sinnvolle Ausstattung und helfen, sowohl Energie als auch Kapital zu sparen. Zeitgleich erhöhen diese Anlagen den Arbeitskomfort. Schön, dass es jetzt eine Förderung gibt. Schade, dass Lohnunternehmer von dieser ausgeschlossen sind.