Elektrobauteile gesondert versichern: Gegen Pilzsammler
Ein Diebstahl von Elektronik-Komponenten aus Traktoren kommt immer wieder vor — der Schaden geht dabei schnell in den fünf- bis sechsstelligen Bereich. Welche Vorkehrungen lassen sich treffen?
Bei mehreren Traktoren wurden in der Nacht vom 26. auf den 27. August wichtige Bauteile ausgebaut und entwendet. Der oder die Täter gingen sehr gezielt vor und demontierten die für die GPS-Spurführung nötigen Elektronik-Komponenten — die Polizei schätzt den Schaden auf über 60 000 Euro.“ Meldungen wie diese tauchen immer wieder in Zeitungen und Online-Magazinen auf.
Wir haben uns für Sie exemplarisch mit betroffenen Lohnunternehmern, John Deere und der LVM Versicherung unterhalten und einige Hintergründe sowie Hinweise rund um das Thema Komponenten-Diebstahl zusammengefasst. Die meisten der genannten Themen und Hinweise gelten dabei aber natürlich auch für andere Hersteller und Versicherungen. Eines vorweg: Einen Diebstahl endgültig zu verhindern ist nahezu unmöglich. Trotzdem gilt: Machen Sie es den Dieben von vornherein so schwer wie möglich.
Nach dem ersten Schreck muss ein Diebstahl zeitnah gemeldet werden — der Polizei, der Versicherung und dem Vertriebspartner des Landtechnik-Herstellers. Je besser Bauteile dort registriert sind, desto schneller kann ein gestohlenes Teil durch die Polizei identifiziert werden. Die Behörde lässt die Seriennummern, z. B. bei einer Kontrolle eines Transporters, durch den Hersteller überprüfen.
Sie müssen daher Ihre Technik kennen. Bei John Deere haben alle integrierten und mobilen GPS-Komponenten eine eigene Seriennummer und sind so eindeutig zu identifizieren. Diese ist außen auf dem Gerät sichtbar und in der Software hinterlegt. Außerdem sollten die Daten beim Servicepartner dokumentiert sein. Lassen Sie die Technik dort auch beim Gebrauchtkauf registrieren — nur registrierte Komponenten fallen bei erneuter Anmeldung dem Vertriebspartner als gestohlen auf. Und: Nehmen Sie die Seriennummern der Zusatzkomponenten in den Kaufvertrag mit auf, vor allem bei Gebrauchtmaschinen — so haben Sie einen gesicherten Eigentumsnachweis.
In einer Kfz-Kaskoversicherung ist mobile Technik im Auto nicht mitversichert. Anders verhält es sich bei der Kasko für landwirtschaftliche Zug- oder Arbeitsmaschinen: Bei manchen Versicherungen — wie etwa der LVM — umfasst der Versicherungsschutz auch mobile Komponenten von GPS-Lenk- und Leitsystemen. Wichtig: Die Komponenten müssen bei der Versicherungssumme berücksichtigt und im Versicherungsschein aufgeführt werden. Wird das System wechselweise auch auf einer anderen Maschine genutzt, muss es auch dort in der Versicherungssumme berücksichtigt und explizit genannt werden.
Alternativ bietet die LVM wie auch einige andere Versicherer eine Elektronikversicherung an: Damit kann ein GPS-System einzeldeklaratorisch mit Hersteller, Typenbezeichnung und Seriennummer versichert werden. Das macht vor allem dann Sinn, wenn die Technik häufig zwischen verschiedenen Maschinen gewechselt wird.
Der Gedanke, Empfänger und Terminals über Winter abzubauen, liegt nahe. Aber Vorsicht: Bei einer einfachen Maschinenversicherung ist der Schutz oft nicht gegeben, wenn die Technik nicht mehr auf der Maschine ist.
Und bei einer Lagerung im Haus sind Dinge für die berufliche Tätigkeit üblicherweise nicht über die Hausratversicherung abgedeckt. Immer gilt aber: Die Frage der groben Fahrlässigkeit müssen Sie sich stellen lassen!
Unter das Stichwort „richtig versichern“ fällt auch eine Absicherung für Software-Ersatzbeschaffungen und Lizenzgebühren. Denn während Standardsoftware und Betriebssysteme bei der Maschinenversicherung enthalten sind, sieht es bei Zusatzsoftware meist anders aus. Nicht unerheblich, da bei der Gesamtinvestition in ein Spurführungssystemen schnell ein Viertel bis zu einem Drittel der Anschaffungskosten auf Software- und Lizenzgebühren entfallen. In der Elektronikversicherung der LVM sind grundsätzlich 5 000 Euro Software- und Lizenzgebühren abgesichert, der Wert kann individuell erhöht werden. Prüfen Sie, ob und in welcher Höhe Ihr Versicherer etwaige Kosten übernimmt.
Abschreckung durch Technik
Neben der Sicherung der Maschine selbst spielt auch die Technik der Komponenten eine Rolle — etwa eine mechanische Sicherung des Empfängers per Schloss oder die mögliche optionale Pin-Sicherung für externe Displays und den Empfänger, die eine Abschreckung bieten sollen. Nach jedem Trennen der Energieversorgung muss ein vierstelliger Pin eingegeben werden. Nach fünf Fehlversuchen wird das Display bzw. der Empfänger 24 Stunden später gesperrt und kann erst nach einem Eigentumsnachweis durch den Vertriebspartner entsperrt werden.
Noch weiter geht die John Deere Data-Tag-Option (rund 350 Euro Listenpreis). Damit werden die Maschinen nach dem Ceasar-Schema manipulationssicher markiert und registriert: Maschinen-Komponenten (Kabelbäume, Getriebeteile, etc.) sind hier mit sichtbaren und versteckten Hinweisen (QR-Codes, RFID-Chips und Sicherheits-Aufklebern) versehen, die in Summe eine Maschine und dazugehörige, einzelne Komponenten klar identifizierbar machen.
Die entsprechenden Daten sind in 184 Ländern gespeichert. Laut John Deere ist mit dieser Ausstattung die Wahrscheinlichkeit, dass die Maschine nach einem Diebstahl wieder aufgefunden wird, sechs Mal höher.
Apropos wieder aufgefunden: Eine Ortung und damit auch eine Sperrung beispielsweise eines Empfängers ohne PIN-Schutz ist aus der Ferne nicht möglich, da der Empfänger ein rein passives Bauteil ohne Sender ist. Für die Elektronikkomponenten kann einzig das RTK-Signal storniert werden, so dass der Empfänger nur noch mit SF1 weiter betrieben werden kann.
In Deutschland unterstützt John Deere aber auch Drittlösungen und arbeitet mit verschiedenen Partnern wie etwa Ilgenfritz zusammen: Damit ist die Möglichkeit eines GPS-Trackers im Empfänger, der seinen Standort live mit dem John Deere Operation Center teilt, als Nachrüstlösung gegeben.
Trotzdem: Das geht einigen Nutzern nicht weit genug. Wie etwa Lohnunternehmer Bünger-Lang, der den mechanischen Diebstahlschutz direkt am Empfänger verbessert hat: In profi 4/2022 haben wir seine Diebstahlsicherung GPS Safe 6000 für John Deere Starfire-Empfänger vorgestellt. Lösungen wie diese oder auch der Einsatz von GPS-Trackern können sich je nach Versicherungsgesellschaft auf die Prämie auswirken.
Fazit
Langfingern das Leben schwer zu machen ist selten leicht. Trotzdem können Sie Vorkehrungen treffen, um das Diebstahlrisiko zu verringern. Und falls es Sie doch einmal trifft: Eine gute Versicherung — im Zweifel eine gesonderte Elektronikversicherung — kann den Schaden abpuffern. Wichtig ist, dass Sie die Daten Ihrer Technik und die Abdeckung Ihrer Versicherung kennen.