Gut zu wissen
- Ob Raupen oder Mehrfachbereifungen die richtige Wahl sind, hängt von vielen Faktoren ab.
- Zwillinge oder gar Drillinge sind günstiger, aber nur bei arrondierten Flächen wirklich händelbar.
- Halbraupen fahren sich fast wie Radschlepper, sind aber in Anschaffung und Unterhalt teuer.
Sowohl Raupenlaufwerke als auch Zwillingsreifen gibt es schon seit der Frühgeschichte des Traktorenbaus. Und trotz modernster Breitreifentechnologie spielen beide mehr denn je eine Rolle. Traktion, Aufstandsfläche, Außenbreite, Kosten oder Wartungsaufwand sprechen mal für das eine, mal für das andere System, wenn hohe Lasten und Kräfte übertragen werden sollen. Beiden gemein ist die Reduzierung des Bodendrucks.
Das sieht auch Michael Meier, landwirtschaftlicher Verwalter des gräflichen Rentamts Lütetsburg in Ostfriesland, so. Der Betrieb bewirtschaftet rund 1 000 ha auf 85 Schlägen. Zwei Drittel der Fläche ist junger, extrem schwerer Marschboden mit 65 bis 82 Bodenpunkten.
Viele Jahre wurde dabei auf den Einsatz von Zwillingsreifen in der Bodenbearbeitung gesetzt. Für eine festgelegte Route über öffentliche Straßen lag dafür eine Sondergenehmigung vor, die das Fahren mit montierter Zwillingsbereifung in Verbindung mit einem Begleitfahrzeug erlaubte.
Diese Genehmigung wurde vor zwei Jahren allerdings nicht weiter verlängert. Verminderter Bodendruck, bessere Traktion und der hohe Zeit- und Personalaufwand beim Umsetzen der Gespanne mit Zwillingsreifen gaben für den Betriebsleiter den Anstoß, sich mit Raupentraktoren als Alternative zu beschäftigten. Einen Umstieg zurück zur Einfachbereifung lassen die druckempfindlichen Marschböden bei den heutigen Lasten nämlich nicht zu.
Sind die Lösung Raupen ...
Gleichzeitig konnten aber auch schon vorher Erfahrungen mit Raupentraktoren auf dem Betrieb gesammelt werden: Für die schwere Bodenbearbeitung setzt Verwalter Meier bereits auf einen Case IH Quadtrac. Zudem wurden probehalber ein Challenger- und ein John Deere 8RT-Raupenschlepper dazugemietet. Als größter Nachteil bei den Vollraupenschleppern erwies sich aber die Lenkung bei feuchten Verhältnissen und schweren Zugarbeiten wie dem Onland-Pflügen. Bei Schlupf waren die Schlepper nur noch schwer bis gar nicht zu steuern.
Seit zwei Jahren werden daher Halbraupenschlepper von New Holland eingesetzt. Zwischen 600 und 1 000 Stunden pro Jahr werden die beiden Schlepper vor Mulcher, Grubber, Onland-Pflug, Tiefenlockerer, 6-m-Kreiselegge, 6-m-Drillmaschine und Überladewagen eingesetzt.
... oder Mehrfachbereifung?
Ganz anders ist die Situation bei der Holm-Hagge GbR im mecklenburgischen Warnkenhagen. Hier wird voll auf Zwillings- bzw. Drillingsbereifung gesetzt. Für Wulf-Hinrich Hagge und seinen Mitarbeiter Timo Scupin hat diese Variante auf dem fast vollständig arrondierten Betrieb mit rund 1 000 ha bewirtschafteter Fläche einige bestechende Vorteile. Mit vier Standardschleppern wird der komplette Ackerbau bewältigt.
„Wir achten sehr auf Bodenschonung und haben daher zwei unserer Schlepper sowie unseren Mähdrescher mit Zwillings- bzw. Drillingsbereifung ausgerüstet“, berichtet Wulf-Hinrich Hagge. Im Vergleich zum Raupenschlepper sind vor allem die niedrigeren Kosten der Mehrfachbereifung ein entscheidender Pluspunkt. Zwei der vier Schlepper laufen je rund 600 Stunden/Jahr mit Zwillings- bzw. Drillingsbereifung vor Grubber, Saatbettkombi und Drillmaschine.
Für Uwe Rabenstein, Mitarbeiter auf dem Rentamt Lütetsburg, haben die Halbraupenschlepper einen wichtigen Vorteil gegenüber der Vollraupe: „Die Maschinen fahren sich wie normale Standardschlepper. Gerade bei wechselnden Erntehelfern ist das einfachere Anlernen ein echter Vorteil.“ Die Schlepper reagieren nicht so abrupt und die Anbaugeräte schwenken weniger stark aus als bei den bisher genutzten Vollraupenschleppern − auch bei der Straßenfahrt oder vor dem Überladewagen ein Vorteil. Beim Fahrkomfort liegen die Halbraupen ebenfalls auf Höhe der Standardschlepper mit Zwillingsreifen,...
Gut zu wissen
- Ob Raupen oder Mehrfachbereifungen die richtige Wahl sind, hängt von vielen Faktoren ab.
- Zwillinge oder gar Drillinge sind günstiger, aber nur bei arrondierten Flächen wirklich händelbar.
- Halbraupen fahren sich fast wie Radschlepper, sind aber in Anschaffung und Unterhalt teuer.
Sowohl Raupenlaufwerke als auch Zwillingsreifen gibt es schon seit der Frühgeschichte des Traktorenbaus. Und trotz modernster Breitreifentechnologie spielen beide mehr denn je eine Rolle. Traktion, Aufstandsfläche, Außenbreite, Kosten oder Wartungsaufwand sprechen mal für das eine, mal für das andere System, wenn hohe Lasten und Kräfte übertragen werden sollen. Beiden gemein ist die Reduzierung des Bodendrucks.
Das sieht auch Michael Meier, landwirtschaftlicher Verwalter des gräflichen Rentamts Lütetsburg in Ostfriesland, so. Der Betrieb bewirtschaftet rund 1 000 ha auf 85 Schlägen. Zwei Drittel der Fläche ist junger, extrem schwerer Marschboden mit 65 bis 82 Bodenpunkten.
Viele Jahre wurde dabei auf den Einsatz von Zwillingsreifen in der Bodenbearbeitung gesetzt. Für eine festgelegte Route über öffentliche Straßen lag dafür eine Sondergenehmigung vor, die das Fahren mit montierter Zwillingsbereifung in Verbindung mit einem Begleitfahrzeug erlaubte.
Diese Genehmigung wurde vor zwei Jahren allerdings nicht weiter verlängert. Verminderter Bodendruck, bessere Traktion und der hohe Zeit- und Personalaufwand beim Umsetzen der Gespanne mit Zwillingsreifen gaben für den Betriebsleiter den Anstoß, sich mit Raupentraktoren als Alternative zu beschäftigten. Einen Umstieg zurück zur Einfachbereifung lassen die druckempfindlichen Marschböden bei den heutigen Lasten nämlich nicht zu.
Sind die Lösung Raupen ...
Gleichzeitig konnten aber auch schon vorher Erfahrungen mit Raupentraktoren auf dem Betrieb gesammelt werden: Für die schwere Bodenbearbeitung setzt Verwalter Meier bereits auf einen Case IH Quadtrac. Zudem wurden probehalber ein Challenger- und ein John Deere 8RT-Raupenschlepper dazugemietet. Als größter Nachteil bei den Vollraupenschleppern erwies sich aber die Lenkung bei feuchten Verhältnissen und schweren Zugarbeiten wie dem Onland-Pflügen. Bei Schlupf waren die Schlepper nur noch schwer bis gar nicht zu steuern.
Seit zwei Jahren werden daher Halbraupenschlepper von New Holland eingesetzt. Zwischen 600 und 1 000 Stunden pro Jahr werden die beiden Schlepper vor Mulcher, Grubber, Onland-Pflug, Tiefenlockerer, 6-m-Kreiselegge, 6-m-Drillmaschine und Überladewagen eingesetzt.
... oder Mehrfachbereifung?
Ganz anders ist die Situation bei der Holm-Hagge GbR im mecklenburgischen Warnkenhagen. Hier wird voll auf Zwillings- bzw. Drillingsbereifung gesetzt. Für Wulf-Hinrich Hagge und seinen Mitarbeiter Timo Scupin hat diese Variante auf dem fast vollständig arrondierten Betrieb mit rund 1 000 ha bewirtschafteter Fläche einige bestechende Vorteile. Mit vier Standardschleppern wird der komplette Ackerbau bewältigt.
„Wir achten sehr auf Bodenschonung und haben daher zwei unserer Schlepper sowie unseren Mähdrescher mit Zwillings- bzw. Drillingsbereifung ausgerüstet“, berichtet Wulf-Hinrich Hagge. Im Vergleich zum Raupenschlepper sind vor allem die niedrigeren Kosten der Mehrfachbereifung ein entscheidender Pluspunkt. Zwei der vier Schlepper laufen je rund 600 Stunden/Jahr mit Zwillings- bzw. Drillingsbereifung vor Grubber, Saatbettkombi und Drillmaschine.
Für Uwe Rabenstein, Mitarbeiter auf dem Rentamt Lütetsburg, haben die Halbraupenschlepper einen wichtigen Vorteil gegenüber der Vollraupe: „Die Maschinen fahren sich wie normale Standardschlepper. Gerade bei wechselnden Erntehelfern ist das einfachere Anlernen ein echter Vorteil.“ Die Schlepper reagieren nicht so abrupt und die Anbaugeräte schwenken weniger stark aus als bei den bisher genutzten Vollraupenschleppern − auch bei der Straßenfahrt oder vor dem Überladewagen ein Vorteil. Beim Fahrkomfort liegen die Halbraupen ebenfalls auf Höhe der Standardschlepper mit Zwillingsreifen, das typische Nicken der Raupen entfällt. Und bei Überführungsfahrten sind trotz der Laufwerke 40 km/h möglich.
„Bei 25 km/h ist bei uns Schluss“, nennt Timo Scupin dagegen das Maximum für Schlepper mit Zwillingsbereifung. Gerade bei Unebenheiten sei die Belastung für die Achsen durch die Zwillings- und Drillingsbereifung sonst zu hoch: „Eine umsichtige und rücksichtsvolle Fahrweise ist natürlich grundsätzlich angebracht.“
In Bezug auf die Straßenfahrt nennt Michael Meier aber einen Nachteil der Halbraupenschlepper: den Verschleiß der Laufbänder. Bisher hält sich dieser aber noch in Grenzen, da der Betriebsleiter versucht, die Straßenfahrten mit den Raupen auf ein Minimum zu reduzieren. Für Transportarbeiten werden die beiden New Holland.SmartTrax daher nicht genutzt: „Die Maschinen sind eben reine Ackerschlepper.“
„Der Verschleiß in Bezug auf die Drillingsbereifung spielt bei uns keine Rolle“, berichtet Timo Scupin von der Holm-Hagge GbR. Als Zwillings- und Drillingsreifen dienen ältere, abgefahrene Reifen der Schlepper. „Nach 3 000 Stunden als Hauptreifen halten die Pneus bei uns dann noch mal die gleiche Stundenzahl als Zwilling.“ Während der Luftdruck bei den Zwillingsreifen auf 0,6 bar abgesenkt wird, sind es bei den Drillingsreifen sogar nur 0,4 bar. „Wir achten aber darauf, die Reifen im Winter komplett aufzupumpen, um ein Plattstehen zu verhindern“, rät Timo Scupin. Bei den Hinterachsen kam es bisher durch die Mehrfachbereifung noch nie zu Problemen.
Bei den Felgen ist das allerdings anders. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit Brüchen hat der Betrieb mittlerweile eine haltbare Lösung gefunden: Ähnlich dem amerikanischen System wird der Zwillingsreifen über einen eigenen Felgenteller direkt mit den Steckachsen der John Deere-Schlepper verbunden. Somit wird die Felge des Hauptreifens nicht zusätzlich belastet, wie es sonst bei einem Klammersystem der Fall ist.
Bei Spurweiten von über 2 m müsste dafür allerdings ein Umbau der 8000er Traktoren von John Deere auf die Achsen der größeren 9000er Serie vorgenommen werden. Die Drillingsbereifung wird mit den üblichen Klammern an den Felgen der Zwillingsräder befestigt.
Vollraupen schwierig
Die druckempfindlichen Marschböden des Gräflich zu Knyphausen‘schen Rentamts machen ein genaues Beobachten der Gewichte und die entsprechende Ballastierung zur Pflicht: „Bei schweren Zugarbeiten wie dem Onland-Pflügen ist bei den herkömmlichen, panzergelenkten Raupenschleppern mit nur zwei Bändern das Gewicht nicht gleichmäßig auf alle Rollen verteilt, sondern lastet zum größten Teil auf der hinteren Antriebsrolle“, hat Verwalter Michael Meier festgestellt.
Um diesem Effekt entgegenzuwirken, wurde auf dem Betrieb bereits ein verschiebbares Frontgewicht konstruiert, das modular aufgelastet werden kann. Bei wechselnden Bedingungen kann auf diese Weise die Frontballastierung sehr flexibel und sehr schnell an die Bedürfnisse angepasst werden.
Bei den Halbraupenschleppern ist die Gewichtsverteilung durch die pendelnd aufgehängten Laufwerke dagegen deutlich besser. Gleichzeitig liegt im Vergleich mit der früheren Zwillingsbereifung die Außenbreite bei 3 m und Straßenfahrten sind problemlos möglich. Uwe Rabenstein stellt dazu fest: „Das Montieren und Demontieren der Zwillingsreifen bei den heutigen Radgrößen macht niemand gerne.“
Da die Räder der Mehrfachbereifung bei der Holm-Hagge GbR in der Saison nicht demontiert werden müssen, ist dieser Aufwand für den Betrieb vertretbar. „Unser Radmontagewagen und der Teleskoplader vereinfachen den An- und Abbau deutlich“, erklärt Timo Scupin. „Die Räder müssen aber absolut gewissenhaft montiert werden, sonst gibt es schnell Langlöcher.“
Zwar ist der Wartungsaufwand der Laufwerke höher als bei einer Zwillingsbereifung, die Routineaufgaben beschränken sich aber auf die Kontrolle der Öl-Schaugläser und die Prüfung, ob die Bänder gleichmäßig laufen. Gleichzeitig sind laut Michael Meier die Fehlerquellen durch den Fahrer geringer: Bei der Zwillingsbereifung wurde die Anpassung und Kontrolle des passenden Luftdrucks bei wechselnden Fahrern nicht immer optimal durchgeführt.
Bei der Lenkbarkeit der Schlepper war Michael Meier anfänglich skeptisch. Allerdings sind die SmartTrax-Raupen von New Holland für die Arbeit mit den breiten Anbaugeräten wendiger als die zwillingsbereiften Schlepper.
Dank Lenksystem wird zudem teilweise auch in Beeten gearbeitet. Den Vorteil der Wendigkeit sieht Michael Meier hingegen bei Vollraupen nicht: Zu enges Wenden kann die Anbaugeräte beschädigen. Und wenn zu viel Erde bewegt wird, können störende Unebenheiten entstehen.
Die Wendigkeit
Auch für Wulf-Hinrich Hagge ist der Erdwurf bei Lenkbewegungen ein Nachteil. Er setzt auf eine möglichst ebene Bodenoberfläche. „Die Drillingsbereifung bietet vor der Drillmaschine durch die Rückverfestigung auf ganzer Breite einen entscheidenden Vorteil“, erklärt Timo Scupin sein Drillgespann. „Zusammen mit dem Reifenpacker der Drillmaschine im Zwischenachsbereich kann die Kreiselegge sehr gut eingestellt werden.“ In Verbindung mit der Drillingsbereifung arbeitet das Gespann zudem mit wenig Schlupf.
Die Lenkbarkeit mit der Mehrfachbereifung spielt natürlich auch bei der Holm-Hagge GbR eine Rolle: „Durch die Zwillingsbereifung auf der Vorderachse darf natürlich nur während der Fahrt gelenkt werden. Trotzdem ist der Verschleiß an den Vorderachs-Kreuzgelenken hoch“, berichtet Timo Scupin. Kein Problem bereitet den Schleppern aber das Drehen am Vorgewende — zudem wird auch hier das Lenksystem genutzt, um in Beeten zu arbeiten.
Da nach dem Pflug auch mit der Saatbettkombination und Drillingsbereifung gearbeitet wird, wurde diese selbst mit einem lenkbaren Zwischenachspacker nachgerüstet. Bei dieser Eigenbaulösung kommt ein weiterer Aspekt beim Einsatz der Mehrfachbereifung zur Sprache: „Die Deichsel der aufgesattelten Kombination haben wir um 2 m verlängern müssen“, berichtet der Mitarbeiter. „Sonst kann es am Vorgewende eng werden.“
Auf dem Betrieb in Lütetsburg werden die New Holland-T8 SmartTrax auch vor zwei 6- bzw. 7-furchigen Anbau- bzw. Aufsattelpflügen eingesetzt. Trotz Onland-Ausführung war dabei der Einsatz von Zwillingsreifen nicht möglich. Die Traktion der Halbraupenschlepper ist laut Meier um ein Vielfaches besser als bei einfacher Bereifung, gleichzeitig wird der Boden bestmöglich geschont. Ein weiteres Plus: Durch die Differenzialsperre laufen die Schlepper gerade in der Spur und verlieren keine Zugkraft durch Gegensteuern bei Schlupf, wie es bei Vollraupen der Fall ist.
Ebenfalls ein Vorteil der Halbraupe gegenüber der Zwillingsbereifung ist der geringere Erdanhang. „Mit den Zwillingsreifen war bei dem bindigen Boden die Verschmutzung von Straße und Hof sehr hoch“, berichtet Uwe Rabenstein. „Die Laufbänder reinigen sich selbst, da entsteht deutlich weniger Dreck.“ Durch den sandigeren Boden auf den Flächen der Holm-Hagge GbR fällt dieser Effekt dort kaum ins Gewicht.
Fazit
Während die Holm-Hagge GbR durch ihre fast arrondierte Flächenstruktur problemlos mit der Mehrfachbereifung arbeiten kann, setzt der Betrieb Gräfliches Rentamt in Lütetsburg bei schweren Marschböden und klein strukturierten Flächen auf (Halb-)Raupenschlepper. Beiden Systemen gemein ist das Ziel der Reduzierung von Bodendruck und Schlupf, aber auch die Grenzen bei Straßenfahrten.