Wer die Modellbaufirma autocult sucht, findet sie eher versteckt in der Marktgemeinde Wendelstein, südlich von Nürnberg. Dort steht die Wiege sehr exklusiver Sammlermodelle, die es immer nur in limitierten Kleinserien gibt.
Der Firmengründer Thomas Roschmann hat viel Erfahrung im Modellbau. Nach Stationen bei Herpa und Schuco war er 2001 an der Gründung von Premium ClassiXXs beteiligt und arbeitete während dieser Zeit am Fachhandelsvertriebsaufbau für NZG. Im Jahr 2015 folgte die Gründung von autocult. Dabei stand eine neue Idee im Mittelpunkt: autocult sollte fast ausschließlich mit Resin als Werkstoff arbeiten.
Die Fertigung aus Resin erfordert die gleiche Recherche für ein Modellprojekt wie bei Modellen auf Metallgussbasis, und auch der Prototypenbau ist sehr ähnlich. Allerdings sind die Formen für Resin-Bauteile meist aus Kautschuk, so dass sie schneller und günstiger gefertigt werden können als für Metallmodelle. Überdies ist der Werkstoff Resin günstiger als Metall.
Jedoch sind Nachbearbeitung und Zusammensetzung der einzelnen Teile per Hand wesentlich aufwändiger. Denn Kautschukformen sind nicht so exakt wie Formen für den Spritzguss. Für Felgen und Reifen setzt Thomas Roschmann auf Kunststoffteile, weil Resin nicht stabil genug ist.
Kleine Stückzahlen möglich
Die Produktion von Resin-Modellen ermöglicht eine andere Preiskalkulation als bei Miniaturen aus Metall. Diese brauchen aufgrund des teuren Formenbaus möglichst fünfstellige Verkaufszahlen. Bei Resin-Modellen kann man dagegen mit Auflagen von unter 400 Exemplaren bereits in die schwarzen Zahlen kommen. So lassen sich Oldtimer, Nischenmodelle, Spezialversionen oder Prototypen darstellen, für die die Nachfrage kleiner ist als für Massenmodelle. Eine strikte Limitierung ist dann die Basis für die Werthaltigkeit der Modelle.
Der Nachteil von Resin ist die geringere Stabilität gegenüber Metall. Deshalb ist eine ausgeklügelte Versandverpackung wichtig. Thomas Roschmann: „Belastungspunkte, wie Achsen mit großer Bereifung, stabilisieren wir durch Dübel. Teils legen wir kleine Anbauteile auch in Tüten separat dazu und liefern eine Auspack-Anleitung mit.“ Aus Gründen der Stabilität verzichtet er am Modell auch schon mal auf die eine oder andere Funktion.
Die Firma autocult produziert hauptsächlich Pkw-Modelle sowie Lkw und Militärfahrzeuge in verschiedenen Maßstäben.
Unter dem Namen „Traktorism“ entstehen pro Jahr zusätzlich zwei bis drei Landmaschinen-Sammlermodelle im Maßstab 1 : 32. Alle Sparten zusammen kommen auf etwa zehn neue Modelle im Jahr.
Das Team von autocult besteht zur Zeit aus sechs Mitarbeitern. Die Recherche und die Entwicklung sowie Lager, Versand und Archiv sind in Wendelstein untergebracht. Die Produktion findet in China statt. In diesem Punkt unterscheidet sich autocult nicht von anderen Landmaschinen-Modellherstellern, wohl aber in seiner Exklusivität.
Resin ist ein Kunstharz und wird zum Aushärten aus Harz und Härter zusammengemischt. Es lässt sich gut mischen und in Formen gießen. Unterschiedliche Mischungsverhältnisse ergeben unterschiedliche Materialeigenschaften. Der Formenbau ist einfacher als bei Metall- oder Spritzkunststoffmodellen. Deutlich aufwändiger ist dagegen das Zusammensetzen.
autocult setzt Resin als Hauptwerkstoff ein und sichert den Sammlern die Werthaltigkeit durch eine strikte Auflagenpolitik. Schuco verwendet diesen Werkstoff in der Baureihe Pro R in verschiedenen Maßstäben. Auch MO-Miniatur verwendet Industrie-Resin.