Wer den niederländischen Begriff Miniloonwerker (Mini-Lohnunternehmer) hört, der denkt vermutlich erst einmal an Bauernsöhne, die mit ihren Siku-Treckern spielen. Bei Yordi Freriks in den Niederlanden hat das Ganze aber einen professionellen Hintergrund: Er ist Dienstleister für Städte, Gemeinden, Reitanlagen und Privatpersonen mit großen Grundstücken.
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Wer den niederländischen Begriff Miniloonwerker (Mini-Lohnunternehmer) hört, der denkt vermutlich erst einmal an Bauernsöhne, die mit ihren Siku-Treckern spielen. Bei Yordi Freriks in den Niederlanden hat das Ganze aber einen professionellen Hintergrund: Er ist Dienstleister für Städte, Gemeinden, Reitanlagen und Privatpersonen mit großen Grundstücken.
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Seine Dienstleistungen sind unter anderem Vertikutieren, Nachsäen, Fräsen, Mulchen, Mähen, Heckenschneiden oder Sand- bzw. Miststreuen. Allein mit diesen Arbeiten bringt es der eingesetzte Schlepper von John Deere auf etwa 1.200 Einsatzstunden pro Saison, denn in den Niederlanden verfügen die Gemeinden meist nicht über eigene Technik, sondern setzen auf Dienstleister. Mitarbeiter beschäftigt Yordi nicht, in der Saison unterstützen ihn aber Aushilfen. Sein Unternehmen befindet sich in Heelweg, etwa 30 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt.
Yordi teilt sich das Grundstück mit dem Lohnbetrieb Gebr. Freriks VOF, der von seinem Onkel und seinem Bruder geleitet wird. Der „große“ Lohnbetrieb deckt alle Arbeiten von der Aussaat bis zur Ernte ab und beschäftigt acht Mitarbeiter. Zum Unternehmen gehört außerdem ein Landmaschinenhandel inklusive Werkstatt. In dieser Werkstatt wurde auch das Güllefass von Yordi gebaut.
Maschinenbau in Eigenregie
Aus der Kundschaft bekam Freriks des öfteren Anfragen, ob er Gülle auf kleinen Rasenflächen ausbringen könne. Da die Nachfrage stieg, überlegte Yordi gemeinsam mit dem Team seines Bruders, wie sie die Ausbringung auf den kleinen Flächen umsetzen könnten.
Zusammen mit einem Bekannten entwickelten und konstruierten die Freriks ein 3 m³ großes Güllefass als 3D-Modell. Basierend auf dieser Zeichnung baute das Team das Güllefass von Grund auf selbst. Vom ersten Entwurf bis zum fertigen Fass verging etwa ein Jahr. Die reine Bauzeit betrug ungefähr drei Monate.
Die Technik des kleinen Güllefasses
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Das Güllefass ist zwar nur 3 m3 groß, steht seinen großen Brüdern technisch aber in nichts nach. Befüllt wird es mit einer 35-m³/h-Drehkolbenpumpe von Börger. Absteigen muss der Fahrer dafür nicht. Das Fass verfügt über einen Saugarm, der entweder an die ebenfalls selbst gebaute Andockstation andockt oder mit einem Verlängerungsschlauch auch aus der Güllegrube saugen kann.
Ein Sensor an der Füllstandsanzeige stoppt den Befüllvorgang automatisch, wenn das Fass voll ist. Zur Ausbringung ist ein 1,50 m breites Schlitzgerät angebaut, das über einen Hubmast ausgehoben und abgesenkt wird. Der Hubmast kann zudem Gewicht vom Fass auf den Schlitzverteiler übertragen, um den Schardruck zu erhöhen. Der Druck wird an einem Ventilblock eingestellt. „Das ist vor allem auf Pferdeweiden wichtig, um die Scheiben überhaupt in den Boden zu bekommen“, sagt Freriks, schließlich seien die Böden in den Weiden durch die Tiere oberflächlich oft stark verdichtet. Die Scheibenelemente stammen von TBL, der Verteiler von Vogelsang.
Um auf dem Vorgewende sauber umdrehen zu können, wurde auch ein Tropfstopp eingebaut. Zudem verfügt das Fass über eine schwenkbare Deichsel, um die Wendigkeit zu verbessern und es versetzt zur Schlepperspur rollen zu lassen.
Alle Funktionen werden hydraulisch angetrieben und über zwei zapfwellengetriebene Hydraulikpumpen (60 l/min) mit Öl versorgt. Dafür steht ein Ölvorrat von 120 l mit Ölkühler zur Verfügung. Steuern lassen sich alle Funktionen über die selbst programmierte Software auf einem Tablet, das per WLAN mit dem Güllefass verbunden ist.
Die Ausbringmenge wird über die Pumpendrehzahl reguliert. Freriks glaubte anfangs, er könnte die Pumpendrehzahl dabei über die Zapfwellendrehzahl steuern. Das funktionierte in der Praxis aber nicht gut.
Deshalb wurde nach dem ersten Testeinsatz ein proportionales Ventil eingebaut, das sich über einen Drehregler in der Kabine steuern lässt. Technisch ist das Fass auch Section-Control fähig, jedoch besitzt der Lohnunternehmer bisher keinen GPS-Empfänger. LED-Arbeitsscheinwerfer und eine Kamera am Verteiler runden die Ausstattung des Fasses ab.
Auf der Straße
Das Fass ist ungebremst und hat keine Zulassung. In den Niederlanden darf es mit einem Folgekennzeichen (weißes Kennzeichen) bis zu 25 km/h schnell unterwegs sein. Für den Lohnunternehmer ist das keine große Einschränkung, da der vorgespannte Schlepper sowieso nur 30 km/h erreicht. Im Einsatz ist der Miniloonwerker im Umkreis von 50 km. Für weite Strecken werden die Maschinen dann auf den betriebseigenen Lkw verladen.
Zu wenig Leistung
Vor dem Fass hängt ein John Deere 3039R, dessen Dreizylinder-Motor mit Turbolader ab Werk knapp 38 PS leistet. Da diese Leistung für das Fass nicht ausreicht, hat Freriks den Schlepper auf etwa 45 PS chippen lassen.
Um die Grasnarbe zu schonen, steht der John Deere auf Kommunalreifen. Das gesamte Gespann wiegt voll knapp 7 t, ist aber mit der Bereifung 560/45 R 22.5 auf dem Fass bodenschonend unterwegs.
Im Einsatz
Wir durften Yordi und sein einmaliges Gespann bei einem Auftrag begleiten. Dafür ging es zu einem Neukunden in das 15 km entfernte Terborg. Der hier ansässige Privatkunde unterhält einen fast 3 ha großen Park. Über die Empfehlung eines Bekannten, der die Dienstleistung des Miniloonwerkers schon in Anspruch genommen hat, wurde der Kunde auf Yordis Unternehmen aufmerksam.
Die Düngung des Parks erfolgte bisher mineralisch. Wir haben mit dem Fass etwa 20 m3/ha separierte Rindergülle ausgebracht und waren dabei mit 3 bis 4 km/h unterwegs. Der begrenzende Faktor ist aktuell der Schlepper. Mit einem größeren Schlepper kann unter gleichen Bedingungen etwa 6 km/h gefahren werden. Wir konnten Ausbringleistungen von knapp 10 m3/h — also drei Fass — erreichen.
Transportiert wurde die Gülle von einem Landwirt mit einem 32-m³-Zubringer, der einfach am Rand abgestellt wurde. War der Zubringer leer, holte der Landwirt ihn wieder ab und befüllte ihn erneut. In Zukunft möchte der Parkbesitzer mehrmals pro Jahr von Yordi Gülle auf die Fläche ausbringen lassen.
Großer Vorteil ist, dass Gartenflächen in den Niederlanden als Nachweisfläche angegeben werden können, denn der Güllemarkt ist auf vergleichbarem Preisniveau wie in Deutschland. Ausgebracht werden in der Regel 20 bis 40 m³/ha. Die Abrechnung der Dienstleistung erfolgt im Stundenlohn.
Fazit
Yordi Freriks hat ein Güllefass im Kleinformat konstruiert und gebaut, dass technisch gesehen den großen Fässern in nichts nachsteht. Die Dienstleistung wird von den Kunden gut angenommen, und das obwohl bisher noch keine Werbung dafür gemacht wurde. Das Gespann ist kompakt und wendig, so kommt der Lohnunternehmer auch auf kleinen Flächen gut zurecht.
Die Kosten für das Gespann schätzt Yordi auf etwa 80.000 Euro ohne MwSt., da neben den Arbeitsstunden, die in drei Monaten Bauzeit angefallen sind, allein die Zukauf-Komponenten mit 40.000 Euro zu Buche schlagen. Die Nachfrage nach der Dienstleistung ist groß und genügend Gülle ist sowieso vorhanden.