Bauer: Manchmal lohnt es sich, etwas weiter über die Scholle zu schauen. Heute habe ich erfahren, dass Deutschland in Sachen RTK-Korrektur ein Flickenteppich ist.
Maring: Wie meinst du das?
Bauer: Fast überall ist das RTK-Korrektursignal Sapos von den Landesvermessungsämtern kostenlos. Aber zum Beispiel in Schleswig-Holstein kostet es richtig Geld.
Lohner: Und in Mecklenburg gibt es das Sapos-Signal gar nicht für die Landwirtschaft. Wenn du so wie wir in verschiedenen Regionen unterwegs bist, hilft dir nur ein kommerzieller Dienst.
Fahrer: Und im Funkloch hilft dir keiner.
Maring: Ihr dürft nicht vergessen, dass manche Landmaschinenhändler vor Jahren Millionen in RTK-Netzwerke investiert haben. Als dann die kostenlosen Dienste der Landesvermessungen dazu kamen, sahen sie ihre Felle davonschwimmen.
Lohner: Einige Landwirte und Lohnunternehmer haben vor fast zehn Jahren zwei konkurrierende Händler an einen Tisch geholt, damit sie gemeinsam ein RTK-Netz aufbauen. Dafür sind die beiden uns heute noch dankbar.
Fahrer: Um die kostenlosen Dienste haben wir uns nie gekümmert, das ist etwas für Frohnaturen, die für 1 500 Euro eine RTK-Lenkung bauen, die nicht immer funktioniert.
Bauer: Einspruch. Ich fahre mit Sapos, und es ist nicht schlechter als die kostenpflichtigen Dienste. Gut, für Wartungsarbeiten wird das Signal schon mal abgeschaltet, aber dann gibt es per E-Mail immer frühzeitig eine Ankündigung.
Maring: Manche Maschinenringe wollten ja auch im RTK-Markt mitmischen. Inzwischen bin ich froh, dass wir es nicht getan haben, denn jetzt bahnt sich in der Satellitennavigation die zweite Revolution an.
Fahrer: Ich kenne nicht einmal die erste.
Maring: Das war die Abschaltung der künstlichen Verfälschung im Jahr 2000, es hieß „Selective Availability“. Bis dahin konnte nur das amerikanische Militär ohne Korrektur auf weniger als einen Meter genau orten.
Lohner: Raus mit der Sprache, was hast du jetzt an Neuigkeiten ausgegraben?
Maring: Einen schlimmen Zungenbrecher namens „Euref Permanent GNSS Network“. Das ist der Hammer, weil RTK zum Navigieren jetzt wirklich kostenlos ist, und das europaweit.
Bauer: Das glaube ich erst, wenn ich damit fahre. Und wer hat so viel Geld, einen ganzen Kontinent mit freiem RTK zu beglücken?
Maring: Hinter Euref stecken Universitäten und Forschungseinrichtungen sowie Tochterfirmen der Pkw- und Nutzfahrzeughersteller. Außerdem sind die Flugzeughersteller und die Rüstungsindustrie mit dabei. Die Zentrale ist in Brüssel. Es geht vor allem darum, das autonome Fahren voranzubringen. Das ist ja auch unser Thema in der Landwirtschaft.
Fahrer: Dann will ich mal sehen, welche Maschine den Saatkasten füllt oder den verstopften Schleppschlauch am Güllefass frei macht.
Lohner: Keine Panik, dein Job wird so bald nicht wegrationalisiert. Mich würde interessieren, wie genau dieses Euref ist.
Maring: Vom Nordkap bis Mallorca sind 200 Referenzstationen aufgebaut. Die ersten Landtechnikfirmen, die mit Empfängern experimentieren, sprechen von zwei Zentimeter absoluter Genauigkeit.
Bauer: Das habe ich mit Sapos auch. Ein echter Fortschritt wäre es, wenn dieses Euref auch am Waldrand und im Funkloch läuft. Bei mir springt dann die Egnos-Korrektur ein, und ich liege mit meiner Spur locker einen halben Meter daneben.
Maring: Selbst dort, wo kein mobiles Internet ist, kommt Egnos mit einem Euref-fähigen Empfänger nach meinen Informationen sogar auf unter 20 Zentimeter Abweichung.
Fahrer: Das möchte ich sehen.
Maring: Euref korrigiert alle vier großen Satellitendienste, das sind das amerikanische GPS, das russische Glonass, das europäische Galileo und das chinesische Beidou. Wegen der geringen Datenmenge reicht dafür ein 2G-Empfang, der fast flächendeckend vorhanden ist. Dadurch hast du sogar im Wald noch RTK!
Fahrer: RTK am Wald würde mir ja schon reichen.
Lohner: Deine Euphorie in Ehren, aber ich wette, dass es so läuft wie mit Sapos in Rheinland-Pfalz. Zuerst kündigte die Politik eine große Digitalisierungsoffensive an und köderte die Landwirte mit freiem RTK. Nach zwei Jahren kam plötzlich die fette Rechnung.
Bauer: Fett ist relativ, 150 Euro pro Jahr und Betrieb sind aus meiner Sicht in Ordnung, wenn der Dienst genau und zuverlässig ist.
Lohner: Wir sind schon lange im Lenkgeschäft und haben alle Höhen und Tiefen mitgemacht. Am Ende entscheidend ist immer, dass wir beim Händler oder Dienstanbieter zur Not auch am Samstag oder Sonntag jemanden greifen können, der uns weiterhilft. In Mainz oder Brüssel ist dann Wochenende.
Maring: Der Händler, der euch einen Euref-Empfänger verkauft, ist dafür verantwortlich, dass das Ding funktioniert, nicht Euref. Ich hoffe, dass wir jetzt noch im Herbst ein Gerät zum Testen bekommen, dann kann ich mehr dazu sagen.
Fahrer: Was willst du mit einem Satellitenempfänger?
Maring: Die Technik auf unseren Bodenprobegeräten ist fast so alt wie du. Wir schauen gerade nach neuen Rechnern und Satellitenempfängern. Aufrüsten geht leider nicht.
Bauer: Bodenproben mit RTK-Genauigkeit? Jetzt übertreibst du aber.
Maring: Ihr habt es nicht begriffen, RTK ist gerade in der Landwirtschaft die Zukunft, und ich bin mir sicher, dass Euref jetzt den Durchbruch bringt. Mit Englisch-Grundkenntnissen findet ihr alles dazu unter
epncb.oma.be.