Einsatzbericht Veredlungstechnik
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Betebe vollautomatische Stroheinstreuanlage im Einsatzbericht
Betebe vollautomatische Stroheinstreuanlage im Einsatzbericht
Die mit einem Aufzug ausgestattete Strohstreuanlage von Betebe streut mehrere Tage autonom ein — staubarm, leise und energiesparend. Der Clou jedoch ist die automatische Entnahme der Strohbänder.
Spätestens seit — etwas übertrieben gesagt — LNG-Biogasanlagen für Dung aus Tretmistställen mehr bezahlen als der Metzger für das Fleisch der Tiere, erfreuen sich mit Stroh eingestreute Rinder- und Bullenställe einer wachsenden Beliebtheit.
Doch das mit dem Einstreuen von Stroh klingt einfacher, als es in Wirklichkeit ist. Denn zum einen muss es regelmäßig gemacht werden — auch an Sonn- und Feiertagen. Zum anderen ist Stroh mit Blick auf die Beschaffungs- und Lagerungskosten in den vergangenen Jahren zu einem gewissen Luxusgut geworden. Dass es beim Einstreuen oftmals auch noch ordentlich staubt und je nach System entweder teurer Diesel oder gehörig viel Strom verbraucht wird, wollen wir hier nur am Rande erwähnen.
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Die wachsende Nachfrage nach Technik zum vollautomatischen Einstreuen von Ställen rief jetzt auch die Entwickler von Betebe aus Vreden auf den Plan. Im ersten Schritt der Entwicklung stellten sie zur EuroTier 2022 den 2,5 m³ großen Strohverteilwagen vor. Im zweiten Schritt folgte die Entwicklung der Strohlager- und -förderanlage namens Strohexpress. Die erste Anlage ging im Sommer 2023 in Betrieb.
Unter dem Namen Strohexpress ist eine 5,50 m hohe Bunkeranlage zu verstehen, die in der einfachen Ausführung mindestens fünf jeweils 70 cm hohe Strohballen aufnimmt. Nach dem Befüllen der Anlage holt die Technik sich einen Ballen nach dem anderen selbsttätig aus dem Magazin. Anschließend durchtrennt eine Messerscheibe die Schnüre auf der Unterseite des Ballens, und ein Apparat zieht die Strohbänder vom Ballen ab. Für eine einfache Integration des Systems in einen bestehenden Betrieb ist die Bunkeranlage kompakt gebaut. Konkret hat sie eine Gesamttiefe von 3,50 m bei einer Breite von 6,90 m. Damit die Anlage stabil steht, sind entweder eine 20 cm hohe Bodenplatte oder 60 x 60 cm große Einzelfundamente erforderlich. Und, darauf kommen wir später noch zu sprechen, die Anlage lässt sich spiegeln, so dass der Strohverteilwagen von zwei Seiten befüllt werden kann. Dann kann man entweder doppelt so viel Stroh zwischenlagern, oder zum Beispiel auch Heuraufen im Stall befüllen.
Energiesparende Antriebe bei der vollautomatischen Stroheinstreuanlage
Bei der Entwicklung hatte Betebe einen niedrigen Stromverbrauch zum Ziel. So kommen beim Strohexpress frequenzgeregelte Wechselstrommotoren und beim akkubetriebenen Verteilwagen frequenzgeregelte Gleichstrommotoren mit niedriger Nennleistung zum Einsatz. Der Fahrmotor des Verteilwagens, der Ballen-
auflöser oder der Kratzboden im Verteilwagen benötigen jeweils nur bis zu maximal 250 Watt. Der Grund für die niedrige Stromaufnahme des Ballenauflösers ist, dass das Stroh darin nicht zusätzlich geschnitten wird. Was an dieser Stelle nachteilig klingt, reduziert aber vor allem die Brandgefahr.
Bis zu 7 m Streubreite
Die Bunkeranlage Strohexpress kommuniziert ständig mit dem Strohverteilwagen. Der Ballenauflöser des Strohexpress läuft deshalb immer dann automatisch an, wenn sich der Verteilwagen direkt unter seinem Auswurf befindet. Schiebt und drückt die Förderanlage des Strohexpresses zu stark gegen die Walzen des Ballenauflösers, führt ein Anstieg im Stromverbrauch zu einer Reduzierung des Vorschubs.
Sobald der von einem 80-Ah-Akku betriebene Verteilwagen gleichmäßig befüllt ist, fährt er an einer 200er Schiene hängend in den Stall. Beim Akku hat sich Betebe für die nicht brennbare Variante aus Lithium-Eisenphosphat (LiFePO₄) entschieden, da hier keine brandvorbeugenden Maßnahmen zu treffen sind.
Im Stall angekommen, fährt der Verteilwagen entweder zu der Stelle, an der das Einstreuen normalerweise beginnt oder zu der Stelle, an welcher der Verteilwagen das Einstreuen zuletzt stoppen musste. Ein Stopp erfolgt dabei bereits, wenn der Füllstand eine Marke von 20 % erreicht. Angesprochen auf den mit Sensoren ermittelten Füllstand erklärt uns der Hersteller, dass bei einem Füllstand unter dieser Marke eine gleichmäßige Strohverteilung nicht zu gewährleisten ist.
Die Verteilbreite ist aus der Ferne im Bereich von 1 bis 7 m einstellbar. Gleiches gilt für Veränderungen der Einstreumengen oder dem Pausieren einer Bucht, etwa wenn Tiere ausgestallt wurden. Eingaben ins System sind dabei sowohl direkt am Display der Maschine als auch am Smartphone möglich — eine feine Sache.
Verteilwagen mit Ortung
Der Fahrmotor des Verteilwagens ist mit einem sogenannten Inkrementalgeber ausgestattet. Dieser zeichnet ständig die zurückgelegte Wegstrecke auf, so dass die Technik immer weiß, wo sie sich gerade im Stall befindet. Das Anbringen von Magneten am 200er Doppel-T-Träger ist somit nur an der Ausgangsposition des Verteilwagens erforderlich.
Stichwort T-Träger: Die Mindesteinbauhöhe der Träger beträgt 4,20 m, gemessen ab Schienenoberkante. Für neue Ställe ist dieses Maß kein Problem, allerdings kann das Mindestmaß bei der Nutzung von Altgebäuden limitierend sein.
Die Praxis
Für unseren Beitrag durften wir die erste Einstreuanlage des Herstellers in einem gewachsenen Betrieb mit 300 Mastbullen unter die Lupe nehmen. Der Mäster streute die Liegeflächen seines Tretmiststalls in der Vergangenheit mit einem gezogenen Einstreugerät ein, entsprechend aussagekräftig sind seine Erfahrungen durch einen direkten Vergleich.
Diese beginnen damit, dass der Betrieb heute weniger Stroh je Tier und Tag verbraucht als mit der konventionellen Einstreutechnik. Viel weniger sogar: Betrug der Verbrauch früher gut 3 kg je Tier und Tag, sind es heute nicht mehr als die in einem Haltungsprogramm vom Landwirt geforderten 2,0 kg Einstreu je Tier/Tag.
Ein Grund für die beinahe Halbierung des Verbrauchs sieht der Landwirt in einer verbesserten Effizienz durch ein häufigeres Einstreuen. Konkret wird jetzt fünfmal anstatt nur einmal am Tag eingestreut. Der zweite Punkt sind die reduzierten Einstreuverluste, denn beim Einstreuen mit Gebläse blieb früher immer auch ein Teil der Einstreu im vorderen Bereich des Laufgangs liegen. Mit der Folge, dass das Stroh vom Mistschieber Minuten nach dem Einstreuen erfasst und ungenutzt auf die Mistplatte geschoben wurde.
Gefallen findet der Praktiker daran, dass seine Tiere heute wesentlich ruhiger sind. Denn während die Bullen vor dem Einbau jeden Tag einmal richtig brachial in der frischen Stroheinstreu herumtobten, stehen die Tiere heute oftmals nicht mal mehr auf, wenn tagsüber alle drei Stunden Stroh von der Decke rieselt. Neben einem reduzierten Verletzungsrisiko macht sich dieser Umstand sogar bei den Tageszunahmen bemerkbar, so der Bullenmäster.
Und zu guter Letzt gefällt dem Landwirt, dass die Stallluft im Betrieb seit der Einführung des Einstreuwagens deutlich weniger staubig ist. Und dass das Befüllen der Futterraufen mit Beschäftigungsmaterial nun ebenfalls automatisch erfolgt. Sollte die Umstellung auf das Füttern mit Heu einmal über die Raufe erforderlich sein, wäre das Aufstellen einer zweiten Strohexpressanlage für Heu aus Sicht des Landwirts eine denkbare Option.
Stichwort Strohexpress: Der mit einem kleinen Dach vor Witterungseinflüssen geschützte Strohbunker des Landwirts nimmt aktuell fünf Packenballen mit einer Höhe von 70 cm auf. Bei einem Verbrauch von zwei Ballen täglich reicht der Vorrat locker für zwei Tage aus. Dass das Lager mit Ballen befüllt werden kann, während der Einstreuwagen aktiv seine Runden dreht, bewertet der Praktiker positiv.
Das Anheben der Ballen im Aufzug erfolgt im Betrieb hydraulisch über einen Zylinder, welcher die Bodenplatte anhebt. Inzwischen setzt Betebe in der fortlaufenden Serie eine frostsichere, energiesparendere Variante mit einem elektrisch betriebenen Aufzug ein.
Fazit
Betebe ergänzt sein im Herbst 2022 vorgestelltes, schienengeführtes Einstreugerät um den sogenannten Strohexpress. Die Kombination aus Strohlager und Ballenauflöser erlaubt die kontinuierliche Beschickung des zum System gehörenden Strohverteilwagens. So kann die Technik länger als einen Tag unterbrechungsfrei eingestreut werden — ohne selbst die Hand anlegen zu müssen. Möglich macht dies unter anderem die automatische Entnahme der Strohbänder, wobei die entnommenen Bänder gesondert gesammelt werden.
Gegenüber dem Einstreuen mit Schlepper und angehängtem Gebläse bewirkt das Einstreuen im Tretmiststall mit der neuen Technik ein erhebliches Maß an mehr Ruhe, gleichzeitig sinkt der Strohverbrauch im Betrieb durch eine effizientere Nutzung.
Was den Preis betrifft, gibt es seitens Betebe noch keine konkreten Auskünfte, da die Produktion der neuen Technik gerade erst anläuft. Über den Daumen gepeilt dürfte der Einstandspreis einer montierten, vollautomatischen Stroheinstreuanlage für 300 Bullen bei 85.000 Euro ohne Mehrwertsteuer liegen.