Gut zu wissen
- Die VarioChop bietet eine Schnittbreitenverstellung aus der Kabine heraus für sämtliche Werkzeuge.
- Das Hackgerät ist schwer, wirkt aber robust und einzugssicher.
- Bei wechselhaften und schwierigen Bedingungen sowie bei unterschiedlichen Wachstumsstadien punktet die Hacke.
Ein kleines Team mit Nähe zur Praxis und Kompetenz im Maschinenbau: So lässt sich Samo Maschinenbau in aller Kürze beschreiben. Vor zwei Jahren wurde die Unternehmensführung des Maschinenbauers durch vier junge Landtechnikentwickler erweitert.
Seitdem konstruiert und entwickelt das knapp 20-köpfige Team aus 4901 Thomasroith in Oberösterreich neben Zulieferteilen für die Industrie auch Kabinenfederungen, Forstausrüstungen und nachrüstbare Traktorsitze (profi 4/2020) für die Landwirtschaft.
Ein Paukenschlag war das in Hannover vorgestellte Hackgerät. Der Clou ist eine Schnittbreitenverstellung aus der Kabine heraus. Über diese Fernverstellung werden selbst die Randwerkzeuge und die Fingerhacken angepasst — das gab es bisher nicht.
Hacke von Samo: Anbaubock und Rahmen
Zum Anbau an den Traktor gibt es verschiedene Optionen: Standard ist die eingesetzte Version, die nach dem Lösen von zwei Schrauben von Front- auf Heckeinsatz umgerüstet werden kann. Diese Ausführung erlaubt sämtliche Werkzeugkombinationen, beispielsweise auch Messerwalzen bzw. Torsionszinken vor oder hinter den Aggregaten. Hierfür sind als Flanschpunkte sogenannte „Multitool-Träger“ an den Reihen vorgesehen.
Ein alternativer, rund 33 cm kürzerer Anbaubock, ist für den Fronteinsatz und kleinere Schlepper gedacht. Er ist nicht umrüstbar und bietet nur beschränkt Bauraum für weitere Werkzeuge. Als dritte Option soll für den Heckanbau eine Möglichkeit mit kurzbauender Parallelogramm-Verschiebung folgen (± 17,5 cm). Zur Kameraführung bietet Samo z. B. das Pathfinder-System von Nalatec an (Bericht dazu folgt in einer der kommenden profi-Ausgaben). Andere Kamerasysteme sind ebenso möglich.
Auch wenn der von uns gefahrene Standard-Anbaubock weit nach vorne baut, gefiel uns die schmale Konstruktion und gute Übersicht auf die Hackelemente. Um auf das Vorbaumaß der Hacke zu reagieren, will der Hersteller zukünftig Spiegel- oder Kamerasysteme ab Werk anbieten. Im Vergleich zu anderen Hackgeräten mit Fingerhacken verweist Samo aber sogar auf eine etwas kürzere Bauweise.
Als Arbeitsbreiten gibt es aktuell starre und geklappte Rahmen zwischen 3 und 6 m mit Reihenweiten zwischen 45 cm und 75 cm. Weitere Reihenweiten und Rahmen sind geplant.
Zu den Einzelreihen: Bei 45 und 50 cm Reihenweite werden drei Schare integriert, bei 70 und 75 cm fünf. Aufgehängt sind die Einzelreihen an einem zentralen Doppelrohr. Abgehend davon werden die Reihen nach vorne über ein Parallelogramm geführt und nach hinten über einen Scherenmechanismus. Anders als bei üblichen Hackgeräten sind die Einzelreihen nicht ausschließlich gezogen, sondern durch ihre mittige Aufhängung zum Teil auch geschoben aufgebaut. Ein Aufschwimmen der Reihen ist nach Herstellerangaben auch auf sandigen Böden kein Problem.
Zur Tiefenführung läuft jede Einzelreihe vorne auf einem Tastrad, hinten je nach Ausstattung zusätzlich auf den Fingerhack-Elementen. Apropos Tastrad: Die Hacktiefe lässt sich daran über einen federbelasteten Bolzen in 5-mm-Schritten einstellen.
Im Parallelogramm war bei unserem Einsatz je ein Hydraulikzylinder für den Reihenaushub integriert. Angesteuert wird der Aushub über eine CAN-Bus-Steuerung wahlweise per Kippschalter oder mit Hilfe von Section-Control. Auf Wunsch gibt es eine ISO-Bus-Steuerung ab Werk.
Ausstattung nach Wahl
Für den Reihenaushub wird regulär ein einfachwirkendes Steuergerät benötigt. Mit hydraulischer Breitenverstellung wird dies durch ein doppeltwirkendes Steuergerät ersetzt. Ein zweites dw-Steuergerät wird —je nach Arbeitsbreite — für den Rahmen gebraucht. Ohne Einzelreihenaushub und hydraulische Breitenverstellung kommt die Hacke auch ohne Zylinder aus.
Einzugsprobleme wird es vermutlich selbst auf trockenen Tonböden nicht geben. In eingesetzter Ausstattung lag die Einzelreihe bei sportlichen 140 kg. In Summe bringt die fünfreihge Hacke somit 1 550 kg auf die Waage. Auch deshalb nennt Samo sein System „Heavy Duty-Hacke“.
Schnittbreitenverstellung
Für die Breitenanpassung sind die Werkzeuge an fünf parallel in Fahrtrichtung ausgerichteten Vierkantrohren montiert. Das mittlere Vierkantrohr ist vorne und hinten gekröpft, es wird als Basissteg betitelt. Abgehend von diesem Basissteg sind die Vierkantrohre über eine Kinematik miteinander verbunden. Sobald ein darin intergrierter Hydraulikzylinder oder wahlweise ein manuelles Teleskoprohr in der Länge verstellt wird, verändert sich durch eine Drehbewegung zeitgleich der Abstand zwischen dem Basissteg und den seitlichen Vierkantrohren.
Die gesamte Kinematik dreht dabei in wartungsfreien Gleitlagern aus einem Verbundwerkstoff. Da sich die Kräfte der seitlichen Schare mittig im Basissteg aufheben und die Gleitlager groß dimensioniert sind, soll die Reihenführung langfristig spielfrei arbeiten — diese Anforderung stand ganz oben im Lastenheft der Entwickler.
Bei unserem Probeeinsatz hinterließ der Verstellmechanismus einen positiven Eindruck: Über ein Potentiometer in der Kabine kann die Breite feinfühlig an den Bestand — zum Beispiel auf heterogenen Flächen — angepasst werden. Ein Winkelsensor pro Reihe erfasst dabei die Positionen. Auf Wunsch sind auch unterschiedliche Schnittbreiten pro Reihe möglich.
Verschiedene Werkzeuge
Beim Werkzeug hat man die Wahl zwischen klassischen Federzinken oder geraden Varianten mit geringerer Aggressivität. So ist auch die Wahl vom Gänsefußschar bis hin zu flachen Schneidscharen in verschiedenen Breiten möglich. Angeordnet sind die Schare in drei Reihen: Vorne arbeiten zwei Schare rechts und links neben dem Tastrad, dahinter zwei weitere ganz außen. Den Abschluss macht ein mittleres Schar. Samo verspricht so einen verstopfungsfreien Durchgang.
Seitlich neben den äußeren Scharen lassen sich als Schutzwerkzeuge gezackte Scheiben oder längliche Pflanzenschutzbleche montieren. Die Tiefenverstellung der Scheiben erfolgt werkzeuglos über einen federbelasteten Bolzen.
Zu empfehlen sind die schüsselförmigen Fingerhacken, um auch in der Kulturreihe zu bearbeiten. Für die Grundeinstellung (Druck, Winkel und relativer Abstand zur zweiten Scharreihe) ist aktuell noch Werkzeug erforderlich. Zukünftig soll die Verstellung werkzeuglos möglich sein.
Der Preis: Mit Einzelreihenaushub (210 Euro pro Reihe), hydraulischer Schnittbreitenverstellung (690 Euro pro Reihe) sowie den Fingerhacken (656 Euro pro Reihe) liegt das Gerät laut Liste bei rund 28 850 Euro ohne Mehrwertsteuer. Trotz des Preises und Gewichtes wird die Technik aber seinen Markt finden, da sie einige Vorteile vereint.
Fazit
Zu Recht hat Samo auf der Agritechnica 2019 eine Silbermedaille bekommen. Trotz kleinen Wermutstropfen wie dem Gewicht macht das Gerät für einen Neueinsteiger einen sehr durchdachten Eindruck!