Gut zu wissen
- Der Optum lief in zwei Jahren rund 2 700 Stunden, vor allem vor der Maisdrille und Kurzscheibenegge.
- Leistung und Verbrauch überzeugen, der Komfort geht besser.
- Es gab keinen Totalausfall, aber einige (kleinere) Störungen.
Klar, wenn man eine komplett neue Baureihe auf den Markt bringt, kann es Dinge geben, bei denen sich erst im harten Praxisalltag herausstellt, ob sie funktionieren oder nicht. So war es seinerzeit auch beim CaseIH Optum, der 2015 auf den Markt kam. Dabei waren die Hauptkomponenten wie der FPT-Motor oder das CVX-Getriebe weniger das Problem, wohl aber undichte oder vibrierende Ölleitungen sowie Elektronikprobleme oder Softwarefehler. Case IH hat darauf reagiert und den Optum immer weiter optimiert.
Unser Testkandidat kam im September 2019 auf seinen Betrieb mit Ackerbau, Biogas und Lohnarbeiten. Der Optum 270 CVX läuft dort seither vor allem vor einer 24-reihigen Horsch-Maisdrille Maistro 24.75 sowie vor einer 6 m breiten Agroland-Kurzscheibenegge mit Zwischenfruchtstreuer in der Front zur Aussaat von Grünroggen nach Silomais.
Hinzu kommen gelegentliche Einsätze mit einem Tridem-Häckseltransportwagen HTW 65 S von Bergmann sowie einem Güllezubringer mit Dollyachse. Da wundert es nicht, dass der Traktor in weniger als zwei Jahren nahezu 2 700 Betriebsstunden auf seinem Zähler hat.
Case IH Optum 270 CVX: Motor und Abgastechnik
Geradezu begeistert sind die Fahrer vom Motor des Optum. Der FPT-Sechszylinder mit 6,7 l Hubraum ist nicht nur durchzugsstark, er läuft auch leise und sparsam. Hinzu kommt, dass der Optum 630 l Diesel (+ 100 l AdBlue) an Bord hat, was in dieser Klasse auch seinesgleichen sucht. Allerdings ist die Saugleitung im Tank offensichtlich so kurz, dass deutlich mehr als 50 l „Restmenge“ ungenutzt bleiben — schade.
Interessant ist auch das Verhalten der Tankanzeige: Zunächst sinkt sie gefühlt fast gar nicht, dann aber plötzlich umso schneller.
SCR-Alarm
Getrübt wird der gute Eindruck vom Motor auch von drei Einträgen im Reparatur-Tagebuch: Nach gut 1 000 Betriebsstunden gab es einen „SCR-Alarm“, da die selbsttätige Regeneration des Diesel-Oxidations-Katalysators nicht funktionierte. Nach einem Besuch des Kundendienstes und manuell ausgelöster Regeneration war die Welt aber wieder in Ordnung.
Bei knapp 1 400 h sprang der Optum dann plötzlich nicht mehr an. Als Grund stellte sich eine defekte Batterie heraus, die ebenfalls kostenlos vom Kundendienst ersetzt wurde.
Nur kurze Zeit später war allerdings ein Werkstattbesuch fällig, da sich bei 1 421 Betriebsstunden eine Ölleckage im Bereich des Ventildeckels zeigte. Grund war ein abgedrehter Stehbolzen, der die Dichtung an der Stelle nicht mehr auf den Zylinderkopf presste. Das Problem wurde auch durch eine kostenlose Garantie-Reparatur beseitigt.
Stufenloses Getriebe
Das CVX-Getriebe ist eine CNH-eigene Entwicklung mit vier automatisch wechselnden Fahrbereichen und — sehr schön — vier Zapfwellendrehzahlen. Auch die Abstimmung der Motor-Getriebe-Steuerung sowie die Bedienung des Getriebes bekommen von den Fahrern viel Lob. Dazu zählen zum Beispiel auch die einfach zu bedienende Parksperre am Wendeschalthebel links oder die Möglichkeit der Wendeschaltung auf der rechten Seite am Multifunktionsgriff.
Ärger gab es dann nach fast 2 670 Stunden mit dem Schaltverhalten der Getriebebox bei den automatischen Gruppenwechseln. In der Werkstatt wurde ein leerer Druckspeicher im Getriebe neu befüllt und der Drehzahlsensor am Getriebeausgang erneuert. Danach lief die Sache zunächst wieder einwandfrei. Zum Ende des Tests mit knapp 2 700 Stunden trat der Fehler allerdings erneut auf. Derzeit ist die Werkstatt erneut auf der Suche nach der Ursache für den Druckverlust in dem Druckspeicher.
Hubkraft und Hydraulik
Auch wenn es bei dem Testschlepper selten voll beansprucht wird, konnte das Hubwerk seinerzeit schon im Schleppertest (profi 10/2016) überzeugen: 9 500 daN durchgehende Hubkraft bei fast 83 cm Hubweg lassen keine Wünsche offen.
Gleiches gilt für das Fronthubwerk: Auch fast 80 cm Hubweg und mehr als 4 000 daN durchgehende Hubkraft sind super! Hinzu kommt vorne die Ausstattung mit einer Lageregelung, zwei Hydraulikventilen (plus freiem Rücklauf!) sowie ISO-Bus- und drei- bzw. siebenpoliger Steckdose — ab Werk wohlgemerkt.
Neben der serienmäßigen Axialkolbenpumpe mit einer Förderleistung von 165 l/min bietet Case IH auch die bei unserem Testkandidaten installierte Pumpe mit 223 l/min an — sehr gut!
Auch die Vollausstattung mit bis zu fünf Ventilen (plus Power Beyond) hinten sowie Fronthubwerk plus zwei Ventilen vorne kann sich genauso sehen lassen wie die maximal mögliche Durchflussmenge von 165 l/min durch ein Ventil.
Nicht ganz zeitgemäß sind dagegen, dass Entlastungshebel an den Ölanschlüssen fehlen, dass die (hakeligen) Bedienhebel in der Armlehne nach Ablauf der Zeitsteuerung nicht in Mittelstellung zurückkehren oder dass die externe Ventilbedienung nicht frei belegbar ist. Außerdem mussten nach nur gut 600 Betriebsstunden bereits zwei Anschlüsse abgedichtet und Hydraulikverschraubungen nachgezogen werden. Das erfolgte zwar auf Garantie, ist aber trotzdem ärgerlich.
Kabine
Um in die Kabine des Optum zu kommen, muss man zunächst sechs Stufen erklimmen, die zu allem Überfluss auch noch unterschiedliche Tritthöhen haben. Oben angekommen wird schnell klar, dass das Fahrerhaus ein wenig „in die Jahre gekommen“ ist. Ob das kleine Wischfeld des oben angelenkten Scheibenwischers, die Lüftung mit nur drei Gebläsestufen oder die Rundumsicht — hier gibt es bessere Lösungen. Trotzdem sind die Fahrer mit dem (Federungs-)Komfort und insbesondere auch der LED-Arbeitsbeleuchtung zufrieden, auch wenn LED-Fahrscheinwerfer noch genauso auf der Wunschliste stehen wie bessere Ablagen oder ein aktives Kühlfach.
Beim Blick in das Reparatur-Tagebuch gibt es bei der Kabine allerdings nur ein defektes Scharnier eines Kabinenluftfilterhalters bei gut 1 400 Stunden zu vermelden.
Terminal
Wichtiger aber noch wäre eine Überarbeitung der Menüstruktur im großen Terminal. Der Rechner samt GPS-Steuerung ist zwar schnell (auch wenn der Betrieb mit der Begrenzung auf 350 Schläge hadert), doch die Bedienung insbesondere des Vorgewende-Managements HMC ist komplex.
Achsen und Federung
Mit Reifen der Größe 710/75 R 42 hinten sowie 650/60 R 34 vorne ist der Optum für seine Klasse ausgewachsen bereift. Und die SFT-Pneus von Mitas haben bislang durchaus überzeugt, wenn auch vor allem vorne nach nicht mal 3 000 Stunden deutlicher Verschleiß erkennbar ist.
Kein Verschleiß, sondern offensichtlich ein Konstruktionsfehler ist die Befestigung der Stickstoffblase für die Vorderachsfederung. Somit war der Bruch der Halterung nach nur 1700 Stunden vorprogrammiert. Ebenfalls am falschen Ende spart Case IH auch bei der Verschraubung der Kotflügel — gut, dass hier der Händler vorsorglich schon an jeder Seite eine dritte Schraube einzieht, damit die Sache hält.
In diesem Zusammenhang sei auch der letzter Kritikpunkt erwähnt: Der Geradeauslauf könnte besser sein. Gleichzeitig gibt es nämlich viel Lob für die Wendigkeit (der Betrieb fährt mit 2,25 m Spur) und die Bremsen (mit der bereits erwähnten Parksperre). Stichwort Bremsen: Bei gut 2 500 Stunden wurde im Rahmen der Produktverbesserung die Druckleitung der Vorderradbremse — natürlich kostenlos — getauscht.
Bleibt noch das Thema Wartung: Der bereits erwähnte große Dieseltank, aber zum Beispiel auch die gut zugänglichen Kühler sowie die Option des ab Werk lieferbaren Umkehrlüfters stehen auf der Positivliste. Kritik gibt es für den „Freiluft“-Kabelbaum seitlich unten vom Sitz.
Wartungskosten
Bei Ölwechselintervallen von 600 Stunden (Motor) und 1 200 Stunden (Hydraulik, Getriebe) kommt man auf Materialkosten (ohne Arbeit) von immerhin 2,33 Euro pro Stunde (Kasten: „Wartungskosten“). Alternativ gibt es Wartungsverträge für rund 3 Euro pro Stunde — Voraussetzung für die „SafeGuard“-Versicherung über drei Jahre bzw. 3 000 Stunden (ab 1,84 Euro pro Stunde).
Fazit
Der Optum 270 CVX hat im Langzeittest in Sachen Verbrauch und Leistung absolut überzeugt. Hinzu kommen die große Bereifung und die gute Wendigkeit. Reparaturen gab es vor allem bei „Kleinigkeiten“ wie zum Beispiel gebrochenen Haltern oder undichten Anschlüssen.
Die Kritik an nahezu sämtlichen anderen Punkten wie der Steuergerätebedienung, den fehlenden Entlastungshebeln an den Anschlüssen, dem steilen Aufstieg oder dem kleinen Wischfeld und dem fehlenden LED-Fahrlicht hat Case IH dagegen offensichtlich schon gelöst - man munkelt, dass der neue Optum in diesen Tagen vorgestellt wird. Wir bleiben am Ball!