Pöttinger Aerosem VT DD Bestellkombination: VT wie viel Tolles
Mit der Bestellkombination samt Doppeltank, Kreiselegge, Reifenpacker und Säschiene ist Pöttinger ein großer Wurf gelungen. Potenzial gibt es aber dennoch.
Die Aerosem VT — eine aufgesattelte Bestellkombination mit aktiver Bodenbearbeitung — zielt auf mittelschwere bis schwere Böden ab. Unter solchen Bedingungen haben wir die 2021 vorgestellte Maschine nun für Sie getestet. Zur Einordnung: Alternativ zum 5-m-Testmodell gibt es die Kombi auch 6 m breit.
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Die Aerosem VT — eine aufgesattelte Bestellkombination mit aktiver Bodenbearbeitung — zielt auf mittelschwere bis schwere Böden ab. Unter solchen Bedingungen haben wir die 2021 vorgestellte Maschine nun für Sie getestet. Zur Einordnung: Alternativ zum 5-m-Testmodell gibt es die Kombi auch 6 m breit.
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5 und 6 m breite Bestellkombination Pöttinger Aerosem
Dann unterscheiden sich nicht nur die Tankvolumina (5 m: 2.800 l, 6 m: 4.600 l), sondern auch die Kreiseleggen. Unsere 5000er VT war mit einer Lion 503C bestückt, mit der Freigabe für bis zu 320 PS. Mittlerweile hat Pöttinger hier bereits ein Nachfolgemodell: Die Lion V 5040 — auch mit vier Kreiseln pro Meter und sogar mit einem Wechselradgetriebe für 342 oder 527 Kreiselumdrehungen/min bei 1.000 Zapfwellentouren. Neu sind außerdem die modifizierten Randbleche.
Bei der 6-m-Variante (Lion V 6030) gibt es ein Zweigang-Schaltgetriebe für 320 bis 430 Umdrehungen bei 1.000er Zapfwelle. Mit 20 Kreiseln auf sechs Metern kann sie bis zu 500 PS verkraften. Ein Schnellwechselsystem gibt es optional.
Welcher Ölschlauch ist wofür? Das zeigt ein Aufkleber auf der Innenseite des Staufachs vorne an der Tankfront.
(Bildquelle: Schildmann)
Mit dem Schnellwechselsystem (Option) lassen sich die Zinken bequem tauschen.
(Bildquelle: Schildmann)
Zurück zur Testmaschine: Mit Blick auf das Hydrauliksystem lieferte Pöttinger uns die einfachere Smartline-Variante. Heißt: Hier werden einzelne Funktionen über Steuergeräte betätigt und nicht über das Terminal. Für die meisten Betriebe ist diese Variante vollkommen ausreichend. Je nach Ausstattung muss der Schlepper dann drei doppeltwirkende und ein einfachwirkendes Steuergerät plus drucklosem Rücklauf vorhalten. Die Zuordnung der Ölschläuche gelingt dank farblicher Griffstücke gut — auch wenn sich die Legende hinter der Klappe vorne im Tank versteckt. Bei der Profiline-Variante realisiert Pöttinger die Ölversorgung über Loadsensing.
Zurückversetzter Drehpunkt
Ansonsten gibt es am Koppeln der Kat.-III-Unterlenkertraversere, Gelenkwelle, Druckluftanlage sowie des Isobuskabels und des Stromsteckers nichts auszusetzen. Am prinzipiell eleganten Stützfuß wünschten unsere Fahrer als Kleinigkeit eine bessere innenliegende Bolzenführung.
Der nach hinten versetzte Drehpunkt macht die VT kombiniert mit dem Maschinenaufbau extrem wendig. Dank der guten Übersicht über den kompakten Saattank hinweg wird das Rangieren zum Kinderspiel. Auch der Blick auf die Kreiselegge und Säschiene ist positiv hervorzuheben.
Durch den zurückversetzten Drehpunkt ist die Kombination äußerst wendig.
(Bildquelle: Schildmann)
Der Schiebedeckel ist über das Podest gut zu erreichen. Der Deckel dürfte gerne leichter und weiter öffnen.
(Bildquelle: Schildmann)
Je Tankabteil erfasst ein Ultraschallsensor stufenlos und zentimetergenau den Füllstand — eine sehr gute Lösung.
(Bildquelle: Schildmann)
Mit externem Taster und tariertem Abdrehsack gehen die zwei bis drei Abdrehdurchläufe gut von der Hand. Die Zugänglichkeit ist hervorragend, die Mengentreue ebenso.
(Bildquelle: Schildmann)
Die VT gibt es nur mit Doppeltank — hälftig geteilt. Natürlich kann man beide Behälter mit einem Medium befüllen, dann reicht sogar das Abdrehen an einem der beiden Dosiergeräte. Alle Komponenten sind düngertauglich. Die Flexibilität des zweiten Tanks hat uns gefallen: ob für eine zweite Sorte, zur Kontaktdüngung (Singleshoot-Verfahren) oder bei kleinen Saatmengen.
Zum Befüllen: Auch wenn der Deckel etwas schwergängig öffnet, ist das Konzept prima: Man schiebt ihn rechts seitlich nach unten. So gelingt das Nachtanken mit nahezu jedem Lader. Auch die Zugänglichkeit über das seitliche Podest — trotz einer hohen untersten Stufe — sowie das Leerlaufverhalten dank des Drucktanksystems haben uns überzeugt. Ein i-Tüpfelchen wäre ein Druckluftanschluss, z. B. zum Ausblasen beim Fruchtwechsel. Die im Tank integrierten Gitterroste könnten sich bequemer ausbauen lassen, erlauben dafür aber das Mitführen kleiner Säcke.
Ein Doppelplus bekommen die Ultraschallsensoren — einer je Tank — die nach einer Kalibrierung den Füllstand zentimetergenau anzeigen. Zusätzlich sind in den Dosiergeräten Leermelder integriert und optional gibt es zehnstufig einstellbare Saatrohrüberwachungen.
Das Abdrehen wurde von unseren Testern ebenfalls gelobt. Besonders die Zugänglichkeit der seitlich erreichbaren Dosiergeräte mit Wechselrotoren trägt dazu bei. Die tarierten Abdrehsäcke, externe Abdrehtaster sowie Tankschieber und die Bedienung der Rotorabdeckung zahlen auf das positive Gesamtbild ein. Auch die dreistufige Bodenklappe sowie der Sensor an der Abdrehklappe, der bei offener Stellung sämtliche Maschinenfunktionen blockiert, gefallen. Noch professionalisieren sollte Pöttinger das Staufach für das Zubehör.
Gedämpfte Kreiselegge
Angenehm ist der Umgang mit der vor dem Reifenpacker arbeitendenden Kreiselegge. Sie ist im Parallelogramm aufgehängt und hydraulisch gedämpft. Die Tiefe lässt sich stufenlos und zentimetergenau verstellen, der Wert ist auf dem Terminal abzulesen — praktisch für wechselhafte Bedingungen. Zum Einstellen der optionalen Prallschiene muss man absteigen und je Maschinenhälfte gut zugänglich das Bordwerkzeug ansetzen. Eine gelaserte Skala zeigt die Tiefe an — das geht gut. Kleines Manko: Bei großen Sprüngen der Kreiseltiefe muss man händisch mit dem Bordwerkzeug die Randbleche nachstellen. Die Übergänge zwischen Kreiselegge und Reifenpacker hat Pöttinger mittlerweile verlängert.
Der hier nach hinten geschobene Schutztopf dürfte gerne entfallen.
(Bildquelle: Schildmann)
Prallschiene: Mithilfe des Bordwerkzeugs lässt sie sich beidseitig zügig einstellen.
(Bildquelle: Schildmann)
Probleme gab es während der Saison an der Wannenabdichtung — hier hat Pöttinger jedoch schnell nachgebessert. Gewöhnen muss man sich an die Wartung der Gelenkwellen (mit Nockenschaltkupplungen). Vor allem an die Stahltöpfe zum Schutz der Kreuzgelenke. Insbesondere beim Anbau beschädigen sie schon bei kleiner Unachtsamkeit die Drehzahlsensoren. Abschließend zur Kreiselegge: Sie ist zweiteilig geklappt und kann mittels einer Druckvorspannung der Bodenkontur bis zu 5° nach oben folgen, nach unten nicht.
Kommen wir zu dem reihenvorverdichtenden Packer mit luftgefüllten Reifen (400 mm breit, 790 mm hoch). Am Reifenpacker kritisieren wir die fehlende Bodenanpassung des Mittelsegments — vor allem auf der Straße. Hier sehen wir Langzeitschäden vorprogrammiert. Die Abstreifer, die vor und hinter den Reifen vorgesehen sind, arbeiteten bei unseren steinfreien Testbedingungen problemlos. Bei anderen Maschinen (siehe Praktiker-Urteile) offenbar nicht. Eine geänderte Anlenkung soll bereits Abhilfe schaffen.
Gut gebettet
Die Doppelscheibenschare (350 mm) sind zweibalkig mit gleichlangen Einarmlenkern angelenkt. Mit 30 cm Scharschritt kommt die Maschine gut mit bindigen Böden und Organik aus. Schardrücke konnten wir vorne und hinten mit bis zu 60 kg sehr gleichmäßig messen. In Summe haben die 25 mm im Offset montierten Scheibenschare auf verschiedenen Böden anstandslos gearbeitet, auch dank der innenliegenden Abstreifer.
Zwischen Schar und Druckrolle (330 x 50 mm) sieht ein Lochbild verschiedene Sähorizonte vor. Um z. B. Bohnen zu säen, muss man je Schar eine Schraube umsetzen. Bei der Aussaat von Zwischenfrüchten, Raps und Getreide kamen wir problemlos mit der Mittelstellung klar.
Kritisieren müssen wir die Saattiefenverstellung. An vier Stellen muss man sie über einen Federbolzen mit guter Skala justieren. Problem: Vor allem in der Mitte ist die Zugänglichkeit mangelhaft — hier muss man in oder auf die Maschine klettern.
Zur Saattiefenverstellung muss man mittig auf oder in die Maschine steigen — einer der größten Minuspunkte an der Maschine.
(Bildquelle: Schildmann)
(Bildquelle: Schildmann)
Zum Schardruck: Mit der Smartline-Version verstellt man diesen über eine Handdrossel neben dem Gebläse, da das Öl hier über einen Bypass abgezweigt wird. Mit leichter Gebläsedrehzahl-Änderung kann man somit auch minimal den Schardruck nach oben anpassen. Bei der Profiline-Variante erfolgt die Verstellung über das Terminal.
Kritikpunkt: Für Straßenfahrten fehlt dem Packer eine Konturanpassung.
(Bildquelle: Schildmann)
Mit dem IDS-Verteilerkopf (Option) lässt sich jede Reihe individuell Abschalten.
(Bildquelle: Schildmann)
Die Isobusmaske ist passabel, aber nicht durchweg selbsterklärend.
(Bildquelle: Schildmann)
Kritik gibt es für die Ergebnisse unserer Querverteilungsmessungen: Während Weizen mit einem Variationskoeffizienten von 3,6 % zufriedenstellend verteilt wurde, erreichte die Drille bei Gras (6 %) und Raps (7,6 %) nur ausreichende Ergebnisse — das geht besser.
Viele Möglichkeiten erlaubt der optionale IDS-Verteilerkopf. Da er an jeder Reihe mit einer Stellklappe versehen ist, sind hiermit bis zu 1 m breite Schaltsektionen — auch per GPS — möglich. Außerdem kann man hiermit verschiedene Reihen- und Fahrgassensysteme realisieren. Eine GPS-gestützte Fahrgassenanlage gibt es leider noch nicht.
Alles Weitere in Kürze
Kreiselegge und Säschiene gehen zeitversetzt hoch und runter — angenehm.
In der Isobus-Oberfläche sind viele Funktionen vorgesehen. Für Stammfahrer beherrschbar, für Aushilfen komplex.
Die Kombi wiegt 8,4 t, davon lasten leer 7 t auf dem Packer. Da die zulässige Achslast 7,3 t beträgt, ist kaum Zuladung für die 40-km/h-Straßenerlaubnis möglich.
Die Feldaufgänge waren homogen gut.
Optional gibt es einen Frontreifenpacker.
Je nach Topografie und Kreiselintensität empfehlen wir 240 bis 320 PS.
Knapp 60 Schmierstellen – teils schlecht zugänglich – sind zu viel!
Die Basismaschine kostet 111.150 Euro (Preise o. MwSt.). 20 900 Euro kommen für die Säschiene hinzu, 5.750 Euro für die Bremsanlage, 1.300 Euro für die Schnellwechsel-Zinken ohne Verschleißauflagen, 1.600 Euro für die Prallschiene und 4.500 Euro für Spuranzeiger. Die Saatflussüberwachung kostet 6.650 Euro, der IDS-Verteilerkopf 8.400 Euro und der Striegel 1.850 Euro. Macht 162.000 Euro für die 5-m-Testdrille, ohne Terminal, Dosierrotoren und Spurlockerer.
Fazit
Vor allem der kompakte, funktionale Aufbau lässt Freude beim Arbeiten mit der Maschine aufkommen. Kritik gibt es trotzdem, z. B. für die Querverteilung, die Abstützung bei Straßenfahrten, zu viele Schmierstellen und die Saattiefenverstellung. In Summe sprechen wir aber dennoch eine Kaufempfehlung aus, da die positiven Aspekte im Alltag überwiegen. Die Version „Smartline“ sehen wir für viele Betriebe als ausreichend an.
Die Dietrich GbR aus Sontra nutzt seit zwei Jahren eine Aerosem 6000 VT. Tim Dietrich: „Wir hatten zuvor eine 3-m-Aerosem. Nach Vorführungen verschiedener Maschinen überzeugte uns die VT durch ihre Flexibilität mit dem IDS-Verteilerkopf, die Traktionsübertragung und die Übersicht.“ Der Betrieb bewirtschaftet 200 ha Acker, 40 ha Grünland und ist auf Schweinehaltung spezialisiert. Dietrich lobt den Schardruck: „Wir säen Erbsen und Bohnen problemlos 8 cm tief.“ Besonders schätzt er die Saatrohrüberwachung, das Doppeltanksystem und das Befüllen. Probleme wie einen defekten Reifen oder verdrehte Abstreifer wurden gelöst. Bedenken äußert er zur Haltbarkeit der Packerreifen auf steinigen Böden. Besser gingen die Leuchtkraft der Beleuchtungsanlage und die Rotordeckelabdichtung.
Hermann Riedesel Freiherr zu Eisenbach, Teilhaber der Ostsee Agrar GbR aus Gremersdorf in Ostholstein: „Als eine Ersatzanschaffung anstand, kam nach verschiedenen Vorführungen wieder eine Aerosem, diesmal als VT auf den Hof.“ Neben dem Konzept überzeugte der bereits bekannte Service. Dies bestätigte sich auch bei der VT: Pöttinger löste bisher alle Probleme anstandslos und fair, darunter der Austausch verschiedener Sensoren, der Abstreifer am Reifenpacker zur Vermeidung von Steinklemmern oder Komponenten an der Sätiefenverstellung. Auch die Abdichtung der Kreiselegge wurde gut nachgebessert. Die GbR schätzt die Übersicht der 5-m-Maschine, den Doppeltank sowie die Mengentreue und kurzen Rüstzeiten zur Tankentleerung und -befüllung. Als Wunsch äußert Riedesel eine bessere Zugänglichkeit der mittleren Radventile und einiger Schmiernippel. Für vorgeplante Fahrgassen per GPS freut man sich auf ein angekündigtes Software-Update. Die Betriebe bewirtschaften 440 ha auf schweren Böden, teilweise im Hügelland. „Wenn unser 6250R ans Limit kommt, spannen wir einen 7R 310 vor.“