Der neue 8280 TTV von Deutz-Fahr mit 287 PS Maximalleistung und Stufenlosgetriebe zeigte sich im Schleppertest von seiner besten Seite. Ein echter Vario-Jäger?
Mit der Vorstellung des 8280 TTV im Herbst 2020 (profi 10/2020) konnte Deutz-Fahr die Lücke im Programm zwischen den Serien 7 und 9 schließen. Dabei entspricht der 8280 TTV mit seinen 2,92 m Radstand bis auf das Getriebe mehr oder weniger dem 7250 TTV. Um allerdings die höhere Motorleistung von maximal 211 kW/287 PS (statt 181 kW/247 PS im 7250 TTV) zu erreichen, steckt unter der Haube des Testkandidaten statt des Deutz-Sechszylinders TCD 6.1 L06 der TTCD 6.1 L06. Das zweite T steht dabei für den zweiten Turbolader im 8280 TTV. Außerdem arbeitet das CommonRail-Einspritzsystem mit 2 000 statt mit 1 600 bar Druck, und man setzt statt auf Alu- auf die haltbareren Stahlkolben.
Weitere Besonderheit ist der zweite Wasserkühler. Damit wird (neben dem Getriebe- und Hydrauliköl) die Ladeluft der ersten Ladestufe runtergekühlt, bevor der übliche Luft-Luft-Ladeluftkühler nach dem zweiten Turbo (mit bis zu 3,8 bar Ladedruck) angeordnet ist. Bewusst verzichtet man auch auf eine verstellbare Geometrie bei den Turboladern, um hier Störquellen auszuschließen.
Deutz-Fahr Agrotron 8280 TTV: Viel Leistung...
Wir waren natürlich gespannt, wie sich der Testkandidat auf dem Prüfstand bewährt und haben beim DLG-Testzentrum nachmessen lassen. An der Zapfwellenbremse kamen bei den 2 100 Touren Nenndrehzahl stolze 193,5 kW hinten am Stummel an. Das erklärt auch, warum die Überleistung zum Maximalwert von 198 kW bei 1 700 Touren nur gut 4 statt der im Prospekt angegebenen 14 kW entspricht — das passt.
Ein maximales Drehmoment von 1 169 Nm, fast 33 % Drehmomentanstieg und 121 % Anfahrmoment passen ebenfalls zu einer (sehr) guten Bewertung des Motors, dessen Leistung übrigens immer abrufbar ist, einen Boost gibt es nicht.
...wenig Verbrauch
Bleibt die Frage nach dem Dieselverbrauch. Wie von einem Deutz-Motor nicht anders zu erwarten, erreicht der Testkandidat an der Zapfwelle mit 241 g/kWh bei Nenndrehzahl sowie 228 g/kWh bei Maximalleistung auch hier gute Werte. Zumal der Verbrauch von AdBlue mit unter 9 g/kWh bei den aktuellen Preisen auch schön niedrig ist.
Bestätigt werden die niedrigen Dieselverbräuche bei den praxisnahen Powermix-Messungen. Liegt der stufenlose 8280 TTV bei den (schweren) Zugarbeiten mit Pflug oder Grubber knapp 2 % unter dem Mittel aller Testkandidaten, verbraucht er bei gemischten Arbeiten mit dem Miststreuer oder der Ballenpresse sogar über 10 % weniger Diesel als der Durchschnitt aller bisher getesteten Traktoren — sehr gut!
Insgesamt kommt der 8280 TTV so auf einen Powermix-Gesamtwert von 261 g/kWh, was gut 6 % besser ist als der Durchschnitt aller gemessenen Traktoren.
Und beim Transport? Egal ob 40, 50 oder 60 km/h, der Fahrkomfort überzeugt. Dank Drehzahlreduzierung bei den drei Geschwindigkeiten (1 230/1 550/ 1 830 U/min) lagen auch hier die Verbräuche immer besser als der Mittelwert.
Womit wir beim Getriebe des 8280 TTV wären. Während man bei der Serie 9 auf das Terramatic TMT 32 von ZF setzt, findet man jetzt sowohl bei der Baureihe 7 als auch beim 8280 TTV das „SDF T7780“. Auch wenn Deutz-Fahr nicht darüber spricht, ist es ein offenes Geheimnis, dass wesentliche Komponenten des Triebsatzes von CIT in Paderborn stammen (profi 11/2013) und in Lauingen mit der SDF-Hinterachse zusammengebaut werden.
So gibt es nur noch zwei (automatisch wechselnde) Fahrbereiche. Außerdem fährt der TTV rückwärts rein hydrostatisch, wobei hier eine Untersetzung für Durchzugskraft sorgen soll. Im praktischen Einsatz hatten wir jedenfalls keine Probleme, lediglich die andere Geräuschkulisse — insbesondere in der Vorbeifahrt — fiel auf.
Stichwort Durchzugskraft: 162,3 kW maximale Zugleistung sind — gerade nach den sehr guten Ergebnissen der Zapfwellenmessungen — kein Rekordwert. So liegt auch der spezifische Verbrauch (als Indikator für den Wirkungsgrad) bei 270 g/kW.
Bei der Bedienung ist Deutz-Fahr sich treu geblieben, einen Fahrhebelmodus in dem Sinne gibt es nach wie vor nicht. Genauso wenig sind der rastende Wendehebel links und der Fahrtrichtungswechsel rechts im Wechsel zu nutzen — da machen andere in der Liga vor, wie es besser geht!
Nach wie vor kann man auch den Tempomaten am Hebel nicht übersteuern, ohne den Speicherwert zu verändern. Neu ist aber die Möglichkeit, die Funktion vom Handgashebel zu ändern und ihn nicht nur zusammen mit der Zapfwelle als „echtes“ Handgas nutzen zu können.
Apropos Zapfwelle: Der Wählschalter für die drei Drehzahlen (540E/1 000/1 000E) hat jetzt auch eine Neutral-Stellung. Allerdings verhindert ein Rastschalter z. B. beim Gülle befüllen/ausbringen unterschiedliche Drehzahlen im Vorgewende-Management zu programmieren. Ein dickes Plus gibt es dagegen für die Frontzapfwelle, die einen Wechsel zwischen 1000 und 1000E ermöglicht.
Das erste Plus in dieser Kategorie gibt es für den vom Getriebe getrennten Ölkreislauf — und stolze 90 l entnehmbare Ölmenge! Serienmäßig hat der 8280 TTV eine Axialkolbenpumpe mit 120 l/min, optional sind 160 oder sogar 210 l/min erhältlich. Mit der 210er Pumpe hat die DLG eine Fördermenge von stolzen 226 l/min sowie 62,8 kW hydraulisch nutzbare Leistung gemessen — top!
Das gilt auch für die maximal mögliche Durchflussmenge von 152 l/min beim gelben oder roten Ventil sowie die Beschriftung der Ventile und die Möglichkeiten bei der Zuordnung von Anschlüssen/Bedienhebeln. Nicht verstanden haben wir allein, warum die bis zu zehn Anschlüsse im Heck auf der rechten Seite andersherum angeordnet sind wie links. Außerdem würden einem Schlepper in dieser Liga Entlastungshebel an den Kupplern gut stehen.
7 200 daN durchgehende Hubkraft im Heck sind — genau wie bis zu 4 800 daN vorne — mehr als genug. Gefallen haben uns auch die Hubstreben, die bei Nutzung der Untenanhängung einfach kurz gedreht werden
können und voll belastbar bleiben. Da passen auch die (zwar aufpreispflichtigen) hydraulischen Seitenstabilisatoren sehr gut ins Bild. Nur der Tiefenregler des Hubwerks arbeitet für unser Verständnis „falsch“ herum, und die Raste der verstellbaren Markierung stört, wenn man kleine Korrekturen machen möchte. Und statt der platzraubenden Diagramme in der Hubwerksanzeige wären uns größere Symbole und ein guter Übersichtsbildschirm mit den wichtigsten Infos zu Motor-, Getriebe-, Hubwerks- und Hydraulikeinstellungen lieber.
(Alt-)bekanntes Fahrerhaus
Beim Aufstieg in die Kabine fallen die jetzt wieder verzinkten Stufen ins Auge, die in den immerhin 505 l großen Dieseltank integriert sind (+35 l AdBlue). Ansonsten haben sich im Vergleich zum Test des 7250 TTV tatsächlich nur Details geändert.
Dazu gehört neben dem neuen Info-Center im Armaturenbrett (schließlich gibt es den 8280 TTV auch ohne den großen iMonitor) auch die etwas weiter innen angeordnete pneumatische Kabinenfederung. Wie bereits erwähnt hat uns der Fahrkomfort damit gut gefallen, zumal die DLG mit 75,2 dB(A) auch einen niedrigeren Geräuschpegel als beim 7250 TTV gemessen hat. Schade nur, dass die Lüftungsdüsen noch immer nicht dicht sind und man das Radio nach wie vor vorne im Dach bedienen muss. Gut, dass wenigstens die Anruf-Annahme bei 60 km/h am Dreh-Drück-Steller möglich ist.
Gerne wiederholen wir an dieser Stelle auch das Lob für den „MaxCom“-Fahrhebel: Hier lassen sich z. B. Hubwerk, Wendeschaltung, zwei Proportionalventile sowie die Tempomaten bedienen. Außerdem ist der Hebel — wie die Armlehne — gut unterleuchtet. Hinzugekommen ist die Möglichkeit, die iMonitor-Anzeige, z. B. für ISO-Bus-Geräte, per WLAN mit einem Tablet zu erweitern.
Der 8280 TTV wog in der Testausstattung immerhin 10 565 kg. Bei 16 t zulässigem Gesamtgewicht (selbst bei 60 km/h!) bleiben da ordentliche 5 435 kg Nutzlast. Das trotzdem sicher gebremst werden kann, dafür sorgen auch die zusätzlichen Scheibenbremsen in der Vorderachse, die man bei 40/50 km/h optional bestellen kann (Serie bei 60 km/h).
Das DLG-Testzentrum hat damit eine sehr gute Verzögerung von 5,2 m/s2 bei nur 35 daN Pedaldruck gemessen. Und wo wir gerade bei den Bremsen sind, möchten wir auch das „Advanced Trailer Brake Management“ (aTBM) erwähnen. Erkennt der Schlepper Schub, werden die Anhängerbremsen automatisch mit 0,5 bar in Bremsbereitschaft versetzt. Tritt der Fahrer dann auf das Bremspedal, vergleicht das System permanent die tatsächliche mit der bei diesem Pedaldruck gewünschten Verzögerung. Stimmen die Werte nicht überein, wird der Bremsdruck automatisch um bis zu 2,5 auf maximal 4,5 bar erhöht, und im Display kommt eine Warnung dazu.
Neue Vorderachse
Die neue Dana Vorderachse M60HD bietet nicht nur 6,4 t zulässige Achslast. Ihr Einschlagwinkel sorgt auch für nur 13 m Wendekreis (600/70 R 30 bei 2,12 m Spur). Zudem hat die Vorderachsfederung jetzt die drei Stufen „Soft“, „Normal“ und „Auto“. Unterschiede haben wir hier nicht festgestellt, unbelastet war uns die Federung auch auf „Soft“ zu hart, mit Ballast geht sie dagegen super. Und im „Auto“-Modus wird sie bei jedem Richtungswechsel kurz gesperrt, um Nickbewegungen auszuschließen.
Neben dem bekannt-bewährten Antriebs-Strang-Management (ASM) für Allrad und Sperre gibt es jetzt einen weiteren, schlupfabhängigen „Auto“-Modus für den Allradantrieb. Hier will Deutz-Fahr aber noch nachbessern, damit er nicht ständig schaltet.
Bleiben noch die Preise: In Grundausstattung stehen 270 280 Euro (alle Preise ohne MwSt.) für den 8280 TTV in der Liste. Hinzu kommen die RTK-Lenkung (10 390 Euro), der iMonitor3 (4 110 Euro) oder die gebremste Vorderachse (4 680 Euro) sowie Fronthubwerk und -zapfwelle (3 550 Euro). Zusammen mit Details wie z. B. den hydraulischen Unterlenkerstabis (1 350 Euro), dem LED-Licht (4 890 Euro) usw. kommt man für die Testausstattung auf genau 314 160 Euro.
Fazit zum Test des Deutz-Fahr Agrotron 8280 TTV
Sowohl von den (Zapfwellen-)Leistungswerten als auch vom Verbrauch und Dingen wie Hubkraft, Hydraulikleistung etc. kann der „Deutzland-Vario“ punkten. Die Zugleistung ist mit dem neuen Stufenlosgetriebe aber nur durchschnittlich. Ebenfalls höchstens durchschnittlich ist das Platz- und Komfortangebot in der Kabine: Undichte Luftdüsen und ein nur wenig seitlich drehbarer Sitz passen nicht in die Top-Liga.
Andererseits hat Deutz-Fahr z. B. bei Themen wie der Spurplanung usw. große Fortschritte gemacht. Und wer den 8280 TTV vielleicht sogar ohne den iMonitor kauft, bekommt einen sparsamen Traktor mit guter Straßenlage für den in fast kompletter Ausstattung laut Liste 314 000 Euro aufgerufen werden.