Vergleichstest
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Iseki, John Deere, Kioti, Kubota, New Holland und Sonalika: Sechs kleine Traktoren im Vergleich
Iseki, John Deere, Kioti, Kubota, New Holland und Sonalika: Sechs kleine Traktoren im Vergleich
Der Leistungsbereich um 50 PS spielt bei den jährlichen Zulassungszahlen eine große Rolle. Wir haben sechs Modelle in dieser Leistungsklasse miteinander verglichen.
Das Angebot im kleinen Leistungsbereich um die 50 PS ist groß. Nicht nur Landwirte, sondern z. B. auch Pferdehalter und Hobbybetriebe investieren in diese Technik. Meist ausgestattet mit einem Frontlader, müssen die kleinen Racker auf dem Hof alles können. Die Testergebnisse der Frontlader, und die Details der einzelnen Modelle präsentieren wir im nächsten Heft. Jetzt geht es erst einmal um die Leistungsdaten der kleinen Plattformschlepper.
Traktoren im Vergleichstest: Abgasstufe V ohne AdBlue
Alle Schlepper waren nach dem aktuellen Stand der Abgasnorm ausgerüstet und halten die Abgasstufe V mit Dieselpartikelfilter ein. Iseki, John Deere und Kubota setzen auf Vierzylindermotoren. Kioti, New Holland und Sonalika statten die Kleinen mit Dreizylinderaggregaten aus. Mit 3 l bietet der Solis 50 den größten Hubraum. Dazu sei gesagt, dass der Solis nicht perfekt in die Testgruppe passt. Zwar hat der Schlepper ebenfalls 50 PS, aber mit einem Eigengewicht von 3 290 kg ist er fast doppelt so schwer wie der Boomer 50 von New Holland, der nur 1 860 kg auf die Waage bringt. Daher haben wir die Werte des Solis in der Tabelle auf Seite 18 in grauer statt schwarzer Schrift angegeben.
Mit dem geringsten Hubraum von 1,83 l kommt der Kioti DK5020-HS aus. Im Vergleich zum schweren Solis ist der Kioti aber wesentlich spritziger und agiler am Gas. Rund 2 l Hubraum bietet der John Deere 4052M mit einem Motor von Yanmar. Den Boomer 50 lässt New Holland in Südkorea fertigen. Er hat einen 1,88-l-Motor von LS. Im Kubota und Iseki arbeiten werkseigene Motoren mit 2,43 l Hubraum.
Wir wollten natürlich wissen, was die kleinen Kraftpakete können und haben die Deula Warendorf an der Zapfwelle messen lassen (Kasten: „So haben wir gemessen“). Alle Ergebnisse haben wir in der Tabelle „Technische Daten, Messwerte und Preise im Vergleich“ sowie in den Grafiken „Maximale Leistung im Vergleich“, „Drehmoment im Vergleich“ und „Dieselverbrauch im Vergleich“ zusammengefasst.
Laut Hersteller lag die Motorleistung bei Nenndrehzahl zwischen 50 PS beim Solis und 55 PS beim Iseki. Der Solis 50 konnte an der Bremse mit maximal 34,7 kW/48 PS die höchste Leistung abliefern, gefolgt von Kioti und New Holland mit 32,5 kW/44,5 PS. John Deere bildet mit 30,6 kW/42 PS zwar das Schlusslicht, steht trotz 6 PS weniger dem Solis aber kaum nach. Denn in der Praxis zählen bei diesen Schleppern nicht nur die letzten PS, sondern auch die Handhabung und Motor-Getriebe-Abstimmung — dazu später mehr.
Der Solis und der Kioti sind die sparsamsten Modelle bei voller Leistung. Im Mittelfeld liegen Kubota und New Holland, während der Yanmar-Motor von John Deere am durstigsten ist, vor allem im niedrigen Drehzahlbereich.
Mit bis zu 56 l Diesel hat der John Deere einen großen Tank, der leider nur über eine Anzeige direkt am Tankdeckel verfügt. Nur 40 l passen in den Tank des New Holland, während der Solis gar 72 l tanken kann.
Die Messwerte sind das eine, die Praxis das andere. Trotz seiner guten Leistungsdaten wirkt der Solis recht träge. Das hängt sicher mit seinem hohen Gewicht zusammen. Außerdem läuft der Motor sehr hart im Vergleich zu den anderen Modellen. Deutlich spritziger wirken die Testkandidaten von Kioti und John Deere, die mit 139 bzw. 122 % auch die höchsten Anfahrmomente haben. Auch Kubota bietet hier 121 %, in der Praxis läuft der Vierzylinder wie auch der im Iseki (aber mit nur 111 % Anfahrmoment) sehr ruhig.
Hydrostat oder Schalter?
Vom Motor zum Getriebe: Iseki und Solis bieten ausschließlich Schaltgetriebe für ihre Modelle. Bei den anderen Herstellern hat der Kunde die Wahl zwischen einem hydrostatischem oder voll mechanischen Antrieb. Um diese Frage detaillierter zu beantworten, stellte Kioti neben dem DK5020-HS auch einen DK5020-HST als Hydrostat zur Verfügung. In einem zusätzlichen Beitrag in einer der kommenden profi-Ausgaben profi werden wir die Vor- und Nachteile der beiden Getreiebebauarten genauer erläutern.
Hydrostatisch unterwegs sind der 4052M von John Deere und der Boomer 50 von New Holland. Für Frontladerarbeiten eignet sich das Hydrostat-Getriebe sehr gut. Die Fahrtrichtung wird mit zwei Pedalen gewählt und der Schlepper fährt in die gewünschte Richtung. Dabei wird der Antriebsstrang bei beiden mit drei Gruppen untersetzt.
Die Zugkraft unterscheidet sich dennoch: Während der Boomer 50 von New Holland in der größten Übersetzung (0 bis 26 km/h) nur 628 daN Zugkraft aufbringt, schafft der John Deere 903 daN. In der zweiten Stufe (0 bis rund 13 km/h) verdoppelt sich die Zugkraft nahezu auf 1 903 daN beim John Deere- und 1 275 daN beim New Holland-Schlepper. Und in der kleinsten Untersetzung (0 bis 7 km/h) drehen die Räder bei beiden Schleppern durch, selbst ballastiert.
Die Motordrehzahl wird bei den Hydrostaten automatisch angepasst. Ebenfalls kann die aktuelle Geschwindigkeit per Taster „eingefroren“ werden. John Deere steuert die Motordrehzahl und das Ausschwenken der Hydropumpe elektronisch an. Zudem erlaubt die Elektronik beim 4052M eigene Strategien: Beispielsweise gibt es eine LoadMatch-Funktion, bei der der Motor durch das Getriebe nicht abgewürgt werden kann — super.
Nicht gefallen hat uns die Variante bei New Holland. Zum einen muss die Funktion „linked Pedal“ (die automatische Drehzahlerhöhung) nach jedem Bremsen wieder aktiviert werden. Zum anderen waren die aufzubringenden Kräfte zum Treten der Pedale beim Boomer in unserem Test zu hoch. Und: Nimmt man den Fuß vom Pedal, sollte der Schlepper im besten Fall langsam verzögern bzw. bremsen. Das Ausrollverhalten des New Holland ist sehr gewöhnungsbedürftig, weil das Pedal über den Hydrostaten nicht zurück in die Nullstellung wandert, z. B. bei Bergabfahrt oder mit beladenem Anhänger. Laut Hersteller soll das Problem behoben werden.
Ziehen und Transportieren
Schaltgetriebe spielen bei Zug- oder Transportarbeiten ihre Vorteile aus. Hier bieten die Hersteller zwölf (Iseki, Solis) oder gar 16 Gänge (Kioti, Kubota). Auf einem 18 km langen Parcours mit 240 Höhenmetern und beladenem Fliegl-Kipper waren die Schalter von Kioti und Kubota am sparsamsten und schnellsten unterwegs.
Während der Kubota nach 42 Minuten wieder an der Tanksäule parkte und nur 3,9 l Diesel nachtankte, brauchte der New Holland mit hydrostatischem Antrieb für die gleiche Strecke nicht nur 10 Minuten länger, sondern auch 2,4 l Diesel mehr. 1,5 l mehr Diesel brauchte der John Deere mit seinem Hydrostat auf der Straße, nach 44 Minuten war der 4052M aber wieder am Startpunkt.
Eine lastschaltbare Wendeschaltung bieten die kleinen Schalter in dieser Liga noch nicht. Dennoch kann der Kioti mit Gefühl die Richtung wechseln, ohne die Kupplung zu betätigen. Etwas hakelig ist die Schaltkulisse auf der linken Seite beim Kubota, während sich die Gänge beim Solis über die langen Ganghebel gut schalten lassen. Der Iseki lässt sich auch gut schalten, ist mit von uns gemessenen 24 km/h Höchstgeschwindigkeit aber langsamer unterwegs als z. B. der Kioti mit 34 km/h. Aber: Beim Iseki wird die Vorderachse über den Allradantrieb mit gebremst.
Bei der Zapfwelle bietet ausschließlich New Holland drei Geschwindigkeiten (540/540E/1000). Zwei gibt es bei Solis und Kioti (540/540E, optional 540/1000) und nur die 540er-Drehzahl haben Iseki und John Deere. Eine Wegezapfwelle ist nur beim Sonalika aus Indien Serie.
Wichtige Wendigkeit
Die kleinen Großen müssen auf den Höfen und in Gärten natürlich wendig sein, um ihre Stärken ausspielen zu können. Mit Portalachsen sind das fünf der sechs Modelle auch. Der Solis mit Achsschenkellenkung verliert diesen Wettbewerb mit 9 m Wendekreis, im Vergleich zum 6,30 m kleinen Zirkel des Kioti. Trotz geringster Spurweite dreht aber selbst der New Holland auf nur 6,45 m. Da macht die Arbeit mit dem Frontlader Laune.
Apropos Frontlader: Beachten Sie die Nutzlast. So ist mit angebautem Frontlader ohne Werkzeug die zulässige Vorderachslast beim Solis bereits überschritten. Bei einem zulässigem Gesamtgewicht von 4 130 kg bleiben insgesamt nur 460 kg Nutzlast. Der Iseki TLE 4550 oder der John Deere bieten im Vergleich 1 700 kg — prima!
Hydraulik im Vergleich
Neben den Zwischenachssteuergeräten für den Frontlader haben die Hersteller ein (Iseki) bis drei (Solis) dw-Steuergeräte montiert. Nur bei John Deere hat ein Steuergerät eine echte Schwimmstellung. Alle anderen Schlepper müssen zum Kuppeln abgestellt werden — das ist nervig. Die Steuerhebel sind bei Kioti und New Holland schwer zugänglich. Die Zahnradpumpen der Schlepper liefern einen Durchfluss von 29 l/min (New Holland) bis 51 l/min (Solis).
Beim John Deere hat uns die Kupplung der Schläuche über dem rechten Hinterrad nicht gefallen — trotz guter Kennzeichnung für die Fließrichtung. Zum einen wird die Sicht über die rechte Schulter stark eingeschränkt, zum andern müssen sich die Schläuche beim Anhänger in Linkskurven stark längen. Außerdem tropft das Lecköl auf den Kotflügel.
Die Hebelmechanik passt hier bei Iseki und Solis besser in die Praxis. Alle Schlepper haben einen gemeinsamen Getriebe- und Hydraulikkreis. Sage und schreibe 33 l dürfen laut Iseki beim kleinen TLE entnommen werden. Sonalika konnte keine Angaben zu diesem Wert angeben, wenngleich beim Solia 50 die Füllmenge 47 l beträgt.
Und das Hubwerk?
Bis auf den Solis waren die Schlepper mit einem Hubwerk der Kategorie I ausgerüstet. Kioti bietet optional ein Kat.-II-Hubgerüst. Auch hier ist der Unterschied der Traktorgröße des Solis mit Kat.-II-Hubwerk groß. Mit gut 2,5 t hebt er deutlich mehr als die Vergleichsgruppe (Grafik „Hubkraft im Vergleich“). Der kleine Kioti stemmt 1,6 t mit größtem Hubweg, während der Boomer von New Holland nicht mehr als 1 t hebt.
Mit einem Schnellaushub sind Kioti und Solis ausgerüstet. Beim Solis ist der Schalter aber nur sehr schwer zu bedienen. Leider sind die Unterlenker ohne Schnellfanghaken nicht mehr zeitgemäß, wie beim Iseki auch. Zwar ohne Schnellaushub, aber mit großem Hebelweg ließ sich das Hubwerk beim Iseki dosiert steuern. Eine Oberlenkerregelung gibt es bei Iseki nicht — aber optional bei den übrigen Teilnehmern bzw. in Serie bei Kioti und New Holland.
Bietet ein Plattformschlepper auch automatisch genug Platz? Die Unterschiede sind groß: Den perfekten Aufstieg bietet Kioti. Breit, flach und viel Platz lautet das Fazit unserer Tertfahrer. Das ist umso wichtiger, je häufiger man auf- und absteigen muss.Auch der Aufstieg beim John Deere gefällt, wenngleich die am Überrollbügel befestigten Außenspiegel stören. Der kleine Getriebetunnel fällt hier weniger ins Gewicht als bei New Holland.
Zwar bietet der Solis auch Platz, aber die Trittstufen haben uns nicht gefallen, sie sind zu hoch und die zweite ist in einem zu kleinen Abstand angebracht. Enger haben es die Fahrerbeine auf der Plattform vom New Holland und Iseki. Beim Kubota schränken die eigentlich gute Werkzeugkiste und der Nummernschildhalter die Sicht auf das Hubwerk unnötig ein. Gut gefallen hat uns das weit verstellbare Lenkrad, um besser auf- und absteigen zu können.
Die Preise im Vergleich
Die Spanne bei den Listenpreisen der Hersteller ist riesig. Kostet der Solis aus Indien in voller Ausstattung inklusive Frontlader gerade mal 31 030 Euro, verlangt John Deere für den qualitativ hochwertigeren 4052M genau 51 225 Euro.
Absolut den Preis wert ist unserer Meinung nach der Iseki mit einer hochwertigen Verarbeitung und solider Technik für genau 36 897 Euro. Gleiches gilt für den Kubota L2-522 mit 42 968 Euro. Ebenfalls Gewinner in zahlreichen Testkriterien ist der Kioti 5020 Shuttle, der für 37 789 Euro zu haben ist.
Zumindest laut Liste ist der Boomer 50 von New Holland mit 50 819 Euro teuer. Die Getriebeansteuerung muss New Holland überarbeiten, auch in Sachen Hubkraft und Hydraulikleistung kann der kleine Blaue nicht mithalten.
Fazit
Viel für wenig Geld bekommt man bei Sonalika aus Indien. Der Schlepper bietet sogar ein Druckluftanlage, die Verarbeitung ist aber mäßig — mehr dazu im zweiten Teil. Gewinner unseres Vergleichs, ohne die Frontlader zu berücksichtigen, ist der Kioti, der mit einem spritzigen Motor, hoher Ausstattung und einer aufgeräumten Plattform glänzt. Die geringe Zuladung trübt das Ergebnis.
Der Iseki ist ein sauber verarbeiteter Vierzylinder aus Japan ohne Schnickschnack für einen guten Preis. Auf der Plattform geht es vergleichsweise eng zu und es gibt nur eine Zapfwellengeschwindigkeit.
Mehr bietet John Deere auch nicht, aber der 4052M hat dafür den höchsten Fahrkomfort mit den meisten Einstellmöglichkeiten und einem sehr fein dosierbaren Fahrantrieb. Die Ölkupplungen am rechten Kotflügel sind kritikwürdig.
Kubota liefert einen soliden Schlepper, der auch mit Hydrostat verfügbar ist. Der laufruhige Vierzylinder hat ein gutes Anfahrmoment, so dass man die hakelige Gruppenschaltung nur selten braucht.
New Hollands Boomer 50 glänzt mit einem starken, sparsamen Motor. Dieser Vorteil schwindet bei unserm Testschlepper durch das schlecht dosierbare Hydrostatgetriebe. Ansonsten hat der sehr kompakte Blaue viel Ausstattung, eine gute Wendigkeit bei leider geringem Platzangebot.
Im nächsten Heft berichten wird über die Schlepperdetails sowie deren Lader.
So haben wir gemessen
Die Zapfwellen- und Verbrauchsmessungen hat Richard Poppenborg von der Deula Warendorf mit der Wirbelstrombremse ZW 500 sowie dem Durchflussmengenmesser AIC Fuel Flow Master von Maha durchgeführt. Hubkräfte, Ölfördermengen, Gewichte und Lautstärken haben wir von der Redaktion profi mit eigener Messtechnik ermittelt.