Gut zu wissen
- AgriExperts Recruitment bietet herstellerunabhängige Mähdrescher-Schulungen an.
- Erntehelfer für den Einsatz im In- und Ausland sollen damit ein Grundverständnis für den Mähdrescher-Einsatz erhalten.
- An zwei Tagen bekommen die Teilnehmer sowohl theoretisch als auch praktisch Wissen rund um den Mähdrescher vermittelt.
Erntezeit in Lettland, Kanada oder Australien: Häufig werden die Mähdrescher von deutschen Erntehelfern gesteuert, die in ihren Semesterferien praktische Erfahrungen sammeln und sich im Ausland etwas dazu verdienen möchten.
„Im Baltikum oder auch Australien gibt es ein Defizit an fitten Mähdrescherfahrern“, berichtet Jens Broer, Gründer und Geschäftsführer von AgriExperts. Mit der Vermittlung von Erntehelfern in Verbindung mit Schulungsangeboten wollen er und sein Compagnon Niels Schröder diese Lücke etwas schließen. Von der heißen Sonne Australiens wechseln wir daher in den deutschen Winter. Schneetreiben und Minusgrade — an die Ernte ist nicht zu denken, als wir Mitte April zum Schulungstermin auf dem Betrieb der Gutsverwaltung Fürstenberg im westfälischen Bad Wünnenberg eintreffen.
AgriExperts Recruitment: Erntefit in zwei Tagen
Zehn Teilnehmer sollen in den nächsten zwei Tagen für den Mähdrusch fit gemacht werden. Vom Lohnunternehmer über Aushilfsfahrer bis zum Mitarbeiter eines ungarischen Großbetriebes streut sich das Teilnehmerfeld. Um die Schulung trotz Corona durchführen zu können, müssen sich alle an ein strenges Hygienekonzept halten.
Die Schulung vermittelt Grundwissen zur Ernte mit dem Mähdrescher: Mähdruschsysteme und die einzelnen Baugruppen bilden die Grundlage. Dazu werden Fragen wie „Was und wo ist der Vorbereitungsboden?“ oder „Wo liegen Ober- und Untersieb?“ beantwortet. Auch der Einfluss der verschiedenen Dresch- und Schneidwerke auf die unterschiedlichsten Druschbedingungen werden thematisiert.
Vom Schneidwerk bis zum Häcksler wird jede Baugruppe mit einem eigenen Schulungsteil berücksichtigt. Niels Schröder erläutert etwa in seinem Part, was die Sensoren eines Mähdreschers melden, und wie die Werte zu interpretieren sind.
Neben der Technik sollen die Teilnehmer auch einen Blick für die Qualität des Erntegutes bekommen. Mit verschiedenen Getreideproben werden passende Werte bei Verunreinigung und Bruchkorn anschaulich erklärt und Strategien aufgezeigt, wie und in welcher Reihenfolge mit der Mähdreschereinstellung darauf reagiert werden kann.
Praxis am Mähdrescher
Nachmittags geht es an die Maschine. In einer großen Scheune wartet ein Claas Lexion 760 Montana der Gutsverwaltung Fürstenberg auf die Teilnehmer. Gefahren wird dabei aber nicht — auch aufgrund des Schneetreibens. Dafür werden hier die vorher in der Theorie besprochenen Themen an den Bauteilen der Maschine wiederholt. Jens Broer und Niels Schröder geben dabei hilfreiche Tipps aus ihrer eigenen Erfahrung — und Hinweise auf die Arbeitssicherheit.
Einen großen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit eines Mähdreschers haben Wartung und Pflege. Am zweiten Schulungstag geht es nachmittags daher wieder an den Mähdrescher. Die wichtigsten Wartungspunkte, die Intervalle und das Erkennen von Schäden stehen auf dem Programm.
Zu den typischen Verschleißteilen werden den...
Gut zu wissen
- AgriExperts Recruitment bietet herstellerunabhängige Mähdrescher-Schulungen an.
- Erntehelfer für den Einsatz im In- und Ausland sollen damit ein Grundverständnis für den Mähdrescher-Einsatz erhalten.
- An zwei Tagen bekommen die Teilnehmer sowohl theoretisch als auch praktisch Wissen rund um den Mähdrescher vermittelt.
Erntezeit in Lettland, Kanada oder Australien: Häufig werden die Mähdrescher von deutschen Erntehelfern gesteuert, die in ihren Semesterferien praktische Erfahrungen sammeln und sich im Ausland etwas dazu verdienen möchten.
„Im Baltikum oder auch Australien gibt es ein Defizit an fitten Mähdrescherfahrern“, berichtet Jens Broer, Gründer und Geschäftsführer von AgriExperts. Mit der Vermittlung von Erntehelfern in Verbindung mit Schulungsangeboten wollen er und sein Compagnon Niels Schröder diese Lücke etwas schließen. Von der heißen Sonne Australiens wechseln wir daher in den deutschen Winter. Schneetreiben und Minusgrade — an die Ernte ist nicht zu denken, als wir Mitte April zum Schulungstermin auf dem Betrieb der Gutsverwaltung Fürstenberg im westfälischen Bad Wünnenberg eintreffen.
AgriExperts Recruitment: Erntefit in zwei Tagen
Zehn Teilnehmer sollen in den nächsten zwei Tagen für den Mähdrusch fit gemacht werden. Vom Lohnunternehmer über Aushilfsfahrer bis zum Mitarbeiter eines ungarischen Großbetriebes streut sich das Teilnehmerfeld. Um die Schulung trotz Corona durchführen zu können, müssen sich alle an ein strenges Hygienekonzept halten.
Die Schulung vermittelt Grundwissen zur Ernte mit dem Mähdrescher: Mähdruschsysteme und die einzelnen Baugruppen bilden die Grundlage. Dazu werden Fragen wie „Was und wo ist der Vorbereitungsboden?“ oder „Wo liegen Ober- und Untersieb?“ beantwortet. Auch der Einfluss der verschiedenen Dresch- und Schneidwerke auf die unterschiedlichsten Druschbedingungen werden thematisiert.
Vom Schneidwerk bis zum Häcksler wird jede Baugruppe mit einem eigenen Schulungsteil berücksichtigt. Niels Schröder erläutert etwa in seinem Part, was die Sensoren eines Mähdreschers melden, und wie die Werte zu interpretieren sind.
Neben der Technik sollen die Teilnehmer auch einen Blick für die Qualität des Erntegutes bekommen. Mit verschiedenen Getreideproben werden passende Werte bei Verunreinigung und Bruchkorn anschaulich erklärt und Strategien aufgezeigt, wie und in welcher Reihenfolge mit der Mähdreschereinstellung darauf reagiert werden kann.
Praxis am Mähdrescher
Nachmittags geht es an die Maschine. In einer großen Scheune wartet ein Claas Lexion 760 Montana der Gutsverwaltung Fürstenberg auf die Teilnehmer. Gefahren wird dabei aber nicht — auch aufgrund des Schneetreibens. Dafür werden hier die vorher in der Theorie besprochenen Themen an den Bauteilen der Maschine wiederholt. Jens Broer und Niels Schröder geben dabei hilfreiche Tipps aus ihrer eigenen Erfahrung — und Hinweise auf die Arbeitssicherheit.
Einen großen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit eines Mähdreschers haben Wartung und Pflege. Am zweiten Schulungstag geht es nachmittags daher wieder an den Mähdrescher. Die wichtigsten Wartungspunkte, die Intervalle und das Erkennen von Schäden stehen auf dem Programm.
Zu den typischen Verschleißteilen werden den Teilnehmern anschauliche Praxisbeispiele aufgezeigt: Scharfe und stumpfe Schneidwerks- und Häckslermesser lassen sich im direkten Vergleich eben am besten erkennen. Dann noch der Tipp zum Wechsel: „Im Rahmen des Schneidwerks ist ein kompletter Ersatzmesserbalken untergebracht.“
Verluste orten
Eines der Hauptthemen rund um den Mähdrusch sind die Ernteverluste. Jens Broer liefert einen entscheidenden Hinweis: „Die Anzeigen in der Kabine müssen auf das vom Betrieb gewünschte Verlust-Maß kalibriert werden“, erklärt er mit Nachdruck. „Denn nur dann könnt ihr die Maschine auch so fahren, dass das Ernteergebnis den Anforderungen des Betriebes entspricht.“
Immer wieder bringen Jens Broer und Niels Schröder mit passenden Fragen den direkten Praxisbezug mit Fallbeispielen: „Euer leistungsbegrenzender Faktor sind die Rotorverluste — was tut ihr?“ Oder: „Der Betriebsleiter beklagt einen zu hohen Bruchkornanteil — was könnt ihr tun?“ Die Teilnehmer können so das Gelernte kombinieren und lernen die richtigen Einstellschritte kennen. „Wichtig ist dabei — vor allem für unerfahrene Fahrer — in einem Schritt immer nur eine Anpassung vorzunehmen“, hält Niels Schröder fest.
Erntebedingungen einordnen
Außerdem gibt er ein paar Tipps, wie die tatsächlichen Erntebedingungen richtig erkannt und eingeschätzt werden. „Neben dem reinen Ausdruschverhalten ist auch der Zustand des Strohs wichtig für die Einstellung des Mähdreschers“, erklärt er. „Zählt nach, wie oft man ein Bündel Halme verdrehen muss, bis es bricht. Fünf Runden entsprechen normalen Druschbedingungen.“
Da die Teilnehmer oft für die Ernte im Ausland fit gemacht werden, gibt es auch dazu Hinweise. „Nicht nur die Druschbedingungen sind dort oft anders als in Deutschland“, wissen Jens Broer und Niels Schröder. „Auch andere Besonderheiten und interkulturelle Unterschiede müssen richtig eingeordnet werden. Etwa die je nach regionalem Lohn unterschiedliche Arbeitsmotivation.“
Am Ende der Schulung zeigen Jens Broer und Niels Schröder noch einmal die wichtigsten Faktoren auf den Durchsatz eines Mähdreschers ohne Assistenzsysteme auf:
- Der Zustand der Maschine (Verschleiß)
- Die Anforderungen des Betriebsleiters
- Grundeinstellungen bzw. Ausstattung
- Anpassung der Einstellungen an die Druschbedingungen
- Verlustkontrolle und Sensor-Kalibrierung
- Erkennen der leistungsbegrenzenden Faktoren
- Kompromiss zwischen Durchsatz, Verlust und Qualität finden
Betriebsleiterschulung
Auch für Betriebsleiter werden von AgriExperts Schulungen rund um den Mähdrusch angeboten. Ziel ist die Optimierung des kompletten Ernteprozesses sowie die richtige Einordnung der Kennzahlen rund um den Mähdrescher und der Verlustwerte. Neben einem kurzen Umriss zum aktuellen Stand der Druschtechnik geht es während des eintägigen Seminars vor allem um die Wirtschaftlichkeit. Neben klassischen Ansätzen wie der Steigerung von Druschleistung und Arbeitsqualität sowie der Reduzierung von Verlusten, Dieselverbrauch und Gesamt-Druschkosten geht es auch um die Logistik im Feld sowie die Kommunikation zwischen Fahrern und Betriebsleiter. Außerdem werden Fahrassistenzsysteme aus wirtschaftlicher Sicht beleuchtet. Ein eigener Block ist der Auswertung der Telemetriedaten gewidmet.
Wer ist AgriExperts
Hinter AgriExperts stehen Jens Broer und Niels Schröder. Beide verfügen über viel Erfahrung rund um das Thema Mähdrusch. Jens Broer, der knapp zehn Jahre bei Claas gearbeitet hat, gründete 2018 neben seinem Ackerbau- und Schweinemastbetrieb das Unternehmen AgriExperts Consulting.
Der Schwerpunkt des Unternehmens liegt in der Mähdrescher-Optimierung vor Ort. „Wir nehmen dabei kaum technische Anpassungen vor, sondern prüfen und optimieren die Einstellungen der Maschine“, so Jens Broer. „Bis zu 30 % Leistungssteigerung sind allein dadurch drin.“ Das Team ist international auf den Feldern unterwegs, etwa in Kroatien, Ungarn, Lettland oder Österreich. Noch heute ist AgriExperts Consulting auch für Claas tätig, um Fahrer und Vertriebsmitarbeiter zu schulen.
Um die arbeitsärmere Zeit im Winterhalbjahr füllen zu können, erweiterten Jens Broer und Niels Schröder das Unternehmen um den Bereich Recruitment. Ziel war und ist die internationale Vermittlung von qualifizierten Erntehelfern und passenden Schulungsangeboten. Interessierte können sich zum „Ernte-Profi“ ausbilden lassen. Gleichzeitig können auch Betriebe, die auf der Suche nach Mähdrescherfahrern bzw. Erntehelfern sind, sich an AgriExperts Recruitment wenden. Und zukünftig sollen auch für Betriebe, die einen gebrauchten Mähdrescher erstanden haben, herstellerunabhängige Fahrerschulungen angeboten werden.
Erntehelfer für Lettland
Marco Hartmann hat die Stellenanzeige auf Instagram entdeckt: „Dort wurden explizit drei Mähdrescherfahrer für einen Betrieb in Lettland gesucht“, erzählt er. Gemeinsam mit seinen Schulkollegen Linus Große Lembeck und Jannes Stauvermann bewarb er sich auf das Angebot, um die Zeit zwischen Fachabitur und Beginn des Agrarstudiums zu nutzen. Neben einem Lebenslauf ging auch eine kurze Bewerbung mit den bisherigen Erfahrungen an Niels Schröder. Anschließend traf man sich auf der Insel Fehmarn zum Bewerbungsgespräch mit dem Betriebsleiter. Dort wurden alle Rahmenbedingungen geklärt: „Der Betrieb zahlt einen Schulungstag, wir den zweiten“, erklärt Linus Große Lembeck. „Insgesamt sind wir mit der Vermittlung und der Schulung bisher sehr zufrieden“, sind sich die drei einig.
Fazit
Damit sind die Teilnehmer mit den wichtigsten theoretischen Grundlagen für den Mähdreschereinsatz gut gerüstet und haben mit dem ausgestellten Zertifikat auch einen echten Vorteil bei zukünftigen Bewerbungen. Die Kosten der Schulungen (zwischen 299 und 549 Euro) hängen von der Schulungsdauer ab und werden zum Teil bei der Vermittlung durch AgriExperts von den zukünftigen Arbeitgebern übernommen.
Jens Broer abschließend: „Eine theoretische Schulung kann natürlich keine Praxiserfahrung ersetzen. Aber wir wollen ein Grundverständnis rund um den Einsatz eines Mähdreschers schaffen, um den Betrieben in der heißen Erntephase das Anlernen der Erntehelfer zu erleichtern.“
Da alle Teilnehmer der von uns besuchten Schulung den Sommer auf Mähdreschern von Claas verbringen, lag der Fokus auf den Lexion-Modellen. Ein Vorteil, denn so konnte auch auf das Fahrassistenzsystem Cemos Automatik eingegangen werden. In Zukunft sollen aber auch maschinenunabhängige Kurse bzw. Schulungen zu Maschinen anderer Hersteller angeboten werden.