Man hat sich daran gewöhnt: Arbeitsbreiten um 9 m, hohe Fahrgeschwindigkeiten und Flächenleistung satt – beim Mähen geht es richtig rund. Das war längst nicht immer so: 1996 war ein Mähwerk mit 9 m Arbeitsbreite gigantisch – erst recht als Selbstfahrer!
Krone Big M: Mut zur Lücke
Zwar gab es schon einige Zeit „Selbstfahrer“ mit Scheiben- oder Trommelmähwerken – in fast allen Fällen handelte es sich aber um Trägerfahrzeuge auf Häcksler-Basis, die anstatt mit Pickup oder Maisgebiss mit Anbau-Mähwerken ausgestattet wurden. Krone konstruierte mit dem BiG M I dagegen eine reine Spezialmaschine zum Mähen. Für Krone war der BiG M nicht nur der erste serienmäßige Selbstfahr-Mäher, sondern auch die erste selbstfahrende Maschine überhaupt im Programm.
Für das Grundfahrzeug bedienten sich die Konstrukteure zum Teil bei John Deere: Sowohl die Kabine als auch der Motor stammten aus den John Deere Feldhäckslern der 6000er-Serie. Rund 300 PS bringen ordentlich Power für den Vortrieb. Alle vier Räder werden hydrostatisch durch vier Radialkolbenmotoren angetrieben. Der zweistufige Antrieb schafft in der ersten Stufe zum Mähen 17 km/h, für Straßenfahrten beschleunigt die zweite Stufe den BiG M auf alltagstaugliche 40 km/h.
Durch die Hinterradlenkung ist die Maschine sehr wendig – in einem Zug von einer Spur in die nächste zu wenden ist kein Problem. Bei den Mähwerken griff man auf das Know-how aus dem eigenen Haus zurück. Drei Scheibenmähwerke mit je 3,20 m breiten, baugleichen Mähholmen sind vor bzw. zwischen den Achsen montiert. Das Frontmähwerk ist über einen Parallelogramm-Rahmen seitlich schwenkbar – so kann bei Hanglage gegengesteuert werden. Damit wird verhindert, dass trotz der versetzten Anordnung der Mähwerke schmale Streifen zwischen den Mähbalken stehen bleiben.
Mähwerke mit Aufbereitern
Per Tastendruck heben die Mähwerke aus – sogar beim BiG M I bereits zeitversetzt. Auch ein Einzelaushub ist über Taster auf dem Joystick möglich. Angetrieben werden die seitlichen Mähwerke über Verbundkeilriemen. Klar, dass der Selbstfahrer auch mit Aufbereitern ausgerüstet ist: V-förmige Stahlzinken schlagen mit 700 oder 1 000 U/min die Wachsschicht der Grashalme an, damit diese schneller trocknen. Für den Einsatz in den USA sowie speziell für Luzerne gab es zudem einen Walzenaufbereiter. Ein weiteres wichtiges Feature des BiG M ist die Schwadzusammenführung: Große Schnecken hinter den seitlichen Mähwerken führen das Material zur Mitte.
Krone Big M: Großes noch größer
Dass der BiG M I ein Erfolg wurde, ist Geschichte: Mittlerweile läuft bei Krone die sechste BiG-M-
Generation vom Band. Außer beim BiG M 500, der mit seinen im Heck angeordneten Mähwerken auf 13,20 m Arbeitsbreite kam, hielt Krone am Grundkonzept fest. Und auch die Arbeitsbreite ist beim aktuellen BiG M 450 um nur knapp 90 cm gewachsen. Trotzdem ist der 450er deutlich größer: Die größere Bereifung und die hydropneumatische Federung des Fahrwerks sorgen für eine um 15 cm gewachsene Gesamthöhe. Zeitgleich ist auch das Maschinengewicht deutlich angestiegen: Insgesamt wiegt der aktuelle Großflächenmäher 5 t mehr als sein Urahn.
Einer der Gründe dafür ist der Motor: 449 PS aus einem Liebherr-Aggregat mit kernigen 12 l Hubraum bringen die Mähklingen in Schwung und den BiG M in Fahrt. Damit nicht mittags schon wieder getankt werden muss, kann der 450er an der Zapfsäule fast 800 l Diesel fassen. Aber halt: Den geltenden Abgasnormen sei Dank, muss der Fahrer auch hin und wieder bis zu 80 l Harnstofflösung nachtanken. Die 300 PS aus dem Deere-Motor begnügen sich noch mit reinem Diesel. Allerdings verlangte der Hirsch auch öfter nach einem Stopp an der Tränke.
Fahrerunterstützung beim Mähen
Eine wichtige Rolle beim Einsatz teurer Selbstfahrer spielt der Fahrer. Die inzwischen selbst entwickelte Kabine des BiG M 450 bietet daher auch technische Raffinessen gegenüber dem BiG M I. Eine wichtige Entlastung für den Fahrer stellt die GPS-Spurführung dar – zumindest auf großen Flächen. Aber auch der Joystick ist heute ergonomischer und bietet mehr Funktionen. In Verbindung mit dem gefederten Fahrwerk hat der 450 einen komfortablen Arbeitsplatz. Vor allem in Hanglagen ist die hohe Sitzposition gewöhnungsbedürftig, aber kein Problem.
Mehr Komfort
In der Kabine des BiG M I geht es schon etwas spartanischer zu, Fahrer von John Deere Häckslern bzw. Mähdreschern finden sich aber ohne Probleme sofort zurecht: Der Fahrhebel ist identisch, wobei die Belegung der Tasten natürlich an den Mäheinsatz angepasst ist. Und es gibt kein Lenksystem: Als ungeübter Fahrer ist daher schnell ein halber Meter Arbeitsbreite verschenkt. Trotzdem: Die Rundumsicht ist auch hier bereits gut. Im A-Holm der Kabine finden sich Dinge wie Drehzahlanzeiger der drei Mähwerke oder ein Hektarzähler.
Während beim BiG M I die Schnitthöhe an jedem Mähwerk separat über eine Spindel eingestellt werden muss, geht das heute in der Kabine des 450er per Knopfdruck.
Generationenfrage
Die kurzen Rüstzeiten und die hohe Wendigkeit sind die Hauptgründe für die Investition in einen Selbstfahrer wie den BiG M. Einige Tausend Hektar pro Jahr sind mit einer Maschine durchaus möglich, und eine gute Auslastung bei den hohen Anschaffungskosten durchaus sinnvoll.
Dass das viele Lohnunternehmer und auch Großbetriebe schaffen, zeigen die Maschinen bei Lohnunternehmer Franz Josef Brüggen. Seit der ersten Generation schwört er auf die Selbstfahrmäher von Krone. Heute mähen zwei BiG M (420 und 450) im Dauereinsatz für die Kunden.
Für Fahrer Florian Rump ist die Generationenfrage eindeutig beantwortet: „Den Bedienkomfort der neuen Generation möchte ich auf keinen Fall mehr missen.“
Wissen zum Angeben
1999 mähte ein BiG M I in 24 Stunden 315,1 ha Grünland. Damit schaffte es die Maschine in das Guinness Buch der Rekorde.