Elektrische Spritzenarmaturen nachrüsten: Sie wird elektrisch!
Elektrische Teilbreitenventile sowie eine Geschwindigkeitssteuerung bringen Genauigkeit beim Spritzen.
Granit hat einen Nachrüstsatz im Programm.
vor 4 Jahren
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Gut zu wissen
- Die neuen Armaturen benötigen mehr Platz. Prüfen Sie, ob dieser zwischen Schlepper und Spritze gegeben ist.
- Rechnen Sie mit etwa zwei Tagen Umrüstzeit inklusive der Kalibrierung.
- Die Tastenkombinationen des Spritzcomputers bedürfen Übung. Die Anleitung hilft bei den ersten Einsätzen.
- Rechnen Sie mit etwa zwei Tagen Umrüstzeit inklusive der Kalibrierung.
- Die Tastenkombinationen des Spritzcomputers bedürfen Übung. Die Anleitung hilft bei den ersten Einsätzen.
Es muss nicht immer eine neue Spritze sein, man muss auch bei alten Spritzen nicht auf Komfort verzichten. Eine Möglichkeit, die alte Spritze zu modernisieren, bietet das zur Fricke Gruppe gehörende Unternehmen Granit. Granit stellt Umrüstsätze für angebaute und angehängte Feldspritzen zusammen und unterstützte uns beim Anbau der Komponenten. Diese werden vom italienischen Hersteller Arag bezogen und finden sich auch werkseitig an vielen Spritzen.
Pflanzenschutzspritze umrüsten: Mögliche Ausstattungen
Die Umrüstsätze gibt es in verschiedenen Ausführungen: Grundausstattung sind die elektrischen Teilbreitenventile. Außerdem können beispielsweise eine geschwindigkeitsabhängige Ausbringmengensteuerung über eine Druck- und Durchflusskontrolle erfolgen und verschiedene Sensoren, z. B. für den Füllstand des Behälters angeschlossen werden. Ebenfalls sind das Anbauen eines Schaummarkierers sowie die Teilbreitensteuerung per Section-Control mit Satellitenortung möglich.
Wann lohnt sich eine Umrüstung?
Ob sich eine Umrüstung lohnt, hängt stark vom Allgemeinzustand und dem aktuellem Wert der Spritze ab. In unserem Beispiel rüsteten wir eine 30 Jahre alte Holder Anbauspritze IS 1000 mit hydraulisch klappbarem 15-m-Gestänge und fünf Teilbreiten um. Das Gerät befindet sich in einem sehr guten Pflegezustand. Würde man die gleiche Spritze in ähnlich gutem Zustand als Gebrauchtmaschine kaufen, könnte man mit 4500 bis 5000 Euro netto rechnen.
Probleme bereiteten zuletzt die mechanischen Armaturen, da die über Bowdenzüge angesteuerten Teilbreitenventile klemmten. Eine Überholung der Ventile kostet rund 800 Euro. Außerdem ist die Länge der Bowdenzüge und der Leitungen zur mechanischen Druckanzeige begrenzt, weshalb vor allem der Einsatz mit neueren Schleppern und hoch aufgebauter Kabine Probleme bereitete. Zudem ersetzte der Landwirt bereits die Förderpumpe, weshalb sich die Umrüstung für ihn lohnt.
Neben den elektrischen Teilbreitenventilen entschieden wir uns für eine geschwindigkeitsabhängige Mengensteuerung. Die Impulse hierfür werden zum einen von der siebenpoligen Signalsteckdose in der Schlepperkabine eines Claas Arion bezogen. Zum anderen rüsteten wir einen älteren New Holland TS 100 mit einem induktiven Geschwindigkeitssensor an der Kardanwelle aus. Der Preis für das angebaute Paket inklusive des Kardanwellensensors liegt bei rund 3400 Euro netto. Beziehen können Sie den Umrüstsatz über alle Granit-Händler.
Probleme bereiteten zuletzt die mechanischen Armaturen, da die über Bowdenzüge angesteuerten Teilbreitenventile klemmten. Eine Überholung der Ventile kostet rund 800 Euro. Außerdem ist die Länge der Bowdenzüge und der Leitungen zur mechanischen Druckanzeige begrenzt, weshalb vor allem der Einsatz mit neueren Schleppern und hoch aufgebauter Kabine Probleme bereitete. Zudem ersetzte der Landwirt bereits die Förderpumpe, weshalb sich die Umrüstung für ihn lohnt.
Neben den elektrischen Teilbreitenventilen entschieden wir uns für eine geschwindigkeitsabhängige Mengensteuerung. Die Impulse hierfür werden zum einen von der siebenpoligen Signalsteckdose in der Schlepperkabine eines Claas Arion bezogen. Zum anderen rüsteten wir einen älteren New Holland TS 100 mit einem induktiven Geschwindigkeitssensor an der Kardanwelle aus. Der Preis für das angebaute Paket inklusive des Kardanwellensensors liegt bei rund 3400 Euro netto. Beziehen können Sie den Umrüstsatz über alle Granit-Händler.
1. Stromversorgungskabel,
2. Bedienpanel Arag bravo180S,
3. Teilbreitenventile,
4. Kabelbaum,
5. Hauptschaltventil,
6. Proportionalventil,
7. Filtereinheit,
8. Durchflussmengenmesser
(Bildquelle: Bertling)
Die alten Teilbreitenventile wurden über Bowdenzüge gesteuert, die mit der Zeit verschleißen und klemmen. Eine geschwindigkeitsabhängige Regelung gab es nicht.
(Bildquelle: Bertling)
Ablauf der Umrüstung
1. Demontage der alten Armaturen
1. Demontage der alten Armaturen
Demontieren Sie die alten Armaturen, indem Sie alle Schläuche entfernen. Teilweise sind diese über T-Fork-Anschlüsse mit den Armaturen verbunden. Eine Zange hilft beim Lösen der Klauen. Markieren Sie außerdem die einzelnen Teilbreitenschläuche, damit Sie diese bei der Montage wieder richtig zuordnen.
(Bildquelle: Bertling)
Um die Anschlussstutzen der Gewebe- und Spiralschläuche zu lösen, nehmen Sie einen Heißluftföhn zur Hilfe. Erwärmen Sie hiermit vorsichtig die Schläuche und ziehen Sie die Stutzen ab.
(Bildquelle: Bertling)
2. Vormontage
Es folgt die Vormontage der Ventile und des Kabelbaums. Die Ventile bereitet Granit so vor, dass Sie diese einfach der Reihe nach per T-Fork-Kupplungen aneinanderstecken und fixieren können. Beginnen Sie links mit dem Hauptschaltventil, gefolgt vom Proportionalventil, weiter mit der Filtereinheit und dem Durchflussmengenmesser bis hin zu den Teilbreitenventilen. Um die Einbaurichtung nicht zu vertauschen, achten Sie auf die Edelstahlhalter. Diese liegen allesamt auf der Rückseite der Armaturen.
(Bildquelle: Bertling)
Schießen Sie die Stecker des Kabelbaums mit Hilfe des beiliegenden Belegungsplans an. Jeder Stecker ist mit einem Buchstaben gekennzeichnet. Vergessen Sie nicht die Gummidichtungen zwischen Stecker und den Anschlüssen der Teilbreitenventile. Achten Sie auch darauf, dass Sie die identischen Stecker für den Geschwindigkeits- und den Drucksensors nicht vertauschen. Eine umgedrehte Steckerpaarung für eine der beiden Funktionen ist wünschenswert.
(Bildquelle: Bertling)
3. Anfertigen der Halterung
Die Armaturen werden an ein etwa 1 m langes Winkelprofil geschraubt. Markieren Sie zuvor die Position der 12 Befestigungsbohrungen sowie die nötigen Ausklinkungen für beispielsweise die Rückläufe der Ventile.
(Bildquelle: Bertling)
Nach dem Anfertigen der Bohrungen und der Ausklinkungen schweißen Sie das Winkelprofil an den bestehenden Halter. In unserem Fall ist dies ein Rohr, das per Klemmschraube an der Spritze befestigt wird. Zur Verstärkung schweißen wir noch zwei Knotenbleche zwischen Rohr und Winkelprofil.
(Bildquelle: Bertling)
Nachdem Sie den Halter grundiert und lackiert haben, schrauben Sie die Armaturen an den Halter. Ein Vorteil der Holderspritze ist, dass Sie Halter und Armaturen einfach an die Spritze anstecken können und somit eine Vormontage möglich ist. Bei anderen Modellen montieren Sie womöglich erst den Halter an der Spritze.
(Bildquelle: Bertling)
4. Schläuche anschließen
Grundsätzlich nutzen Sie für alle Saug- und Druckleitungen Gewebeschläuche. Bei den nahezu drucklosen Rücklaufleitungen können Sie zu Spiralschlauch greifen. Starten Sie mit dem Anschließen der Zuführ- und Teilbreitenschläuche. Beachten Sie dabei die Reihenfolge der Teilbreiten: Beginnen Sie mit dem in Fahrtrichtung rechten Ventil. Hieran schließen Sie auch die rechte Teilbreite an. Danach gehen Sie der Reihe nach vor. Beim Aufschieben der Druckleitungen auf die Stutzen ist wiederum der Heißluftföhn eine sinnvolle Hilfe.
(Bildquelle: Bertling)
Im Gegensatz zu den Gewebeschläuchen sitzen die Spiralschläuche gelegentlich etwas lose auf den Kunststoff-Stutzen. Hier kann man sich beispielsweise mit einem Stück Fahrradschlauch als Überzug helfen. Der Schlauch hält besser und dichtet nach dem Anziehen der Schelle zuverlässig ab.
(Bildquelle: Bertling)
Eine Herausforderung ist das Zusammenlegen der Rückläufe. Die alten Armaturen benötigten nur einen Rücklauf, die neuen hingegen drei. Wir nutzten zwei vorhandene T-Stücke, um diese zusammenzuführen. Um den Fluss zu unterstützen, ist ein Y-Stück jedoch die bessere Variante. In die T-Stücke werden Kunststoff-Stutzen eingeschraubt, auf die die Leitungen gesteckt werden. Etwas Teflonband am Gewinde hilft beim Abdichten.
(Bildquelle: Bertling)
Links neben den Teilbreitenventilen schrauben Sie zuletzt noch den Drucksensor sowie die analoge Druckanzeige an. Befestigen Sie im Anschluss alle Kabel sicher am Halter. Lediglich das dicke Hauptkabel und das Kabel für den Rad- oder Kardanwellensensor müssen noch lose und gut erreichbar sein.
(Bildquelle: Bertling)
5. Geschwindigkeitssignal
Besitzt Ihr Schlepper keine siebenpolige Signalsteckdose in der Kabine, besteht die Möglichkeit, einen Geschwindigkeitssensor an der Kardanwelle oder am Spritzenrad nachzurüsten. In unserem Beispiel muss dafür eine Bohrung im Schutzblech der Kardanwelle gefertigt werden. Auf der Kardanwelle muss eine Erhöhung aus elektrisch leicht leitendem Metall montiert werden, z. B. ein Stück Vierkantstahl per Schelle. Sensorkopf und Stahl müssen sich in einem Abstand von 2 bis 8 mm aneinander vorbei bewegen. Wählen Sie zur Montage eine Edelstahlschelle. Ansonsten kann es passieren, dass der Sensor ein dauerhaftes Signal ausgibt.
(Bildquelle: Bertling)
Besitzt Ihr Schlepper hingegen die siebenpolige Signalsteckdose, können Sie hierüber das Geschwindigkeitssignal beziehen. Es kann sein, dass die Pinbelegungen nicht zueinander passen. Fragen Sie gegebenenfalls Ihren Landmaschinenhändler, welcher Pin die Geschwindigkeitsimpulse ausgibt. Eventuell müssen Sie diesen am Stecker umlöten, wie es auch bei uns der Fall war. Dieses Kabel schließen Sie dann direkt an das Bedienpanel an. Bei einem Rad- oder Kardanwellensensor nutzen Sie den Flachstecker am Kabelbaum der Armaturen.
(Bildquelle: Bertling)
6. Kalibrieren und Spritzversuche
Zunächst kalibrieren Sie das Geschwindigkeitssignal. Dies erfolgt durch das Abfahren einer 100-m-Strecke. Während des Fahrens zählt der Rechner die Impulse des Sensors und errechnet die zurückgelegte Strecke je Impuls. Insgesamt gibt es für drei unterschiedliche Geschwindigkeitssignale Speicherplätze. Wie Sie in das Menü gelangen, ist in einer Menümatrix gut in der Betriebsanleitung erklärt. Eine Kurzanleitung wäre für den täglichen Einsatz dennoch sinnvoll.
(Bildquelle: Bertling)
Um die Ventile zu justieren, müssen Sie die Spritze mit Wasser füllen. Zum Einstellen des Hauptventils öffnen Sie alle Teilbreiten bei gewohnter Zapfwellendrehzahl. Stellen Sie dann den Druck am Hauptventil wie gewünscht ein. In unserem Fall sind es 4,5 bar bei 460 Zapfwellenumdrehungen. Anschließend kalibrieren Sie die Teilbreitenventile, indem Sie eins nach dem anderen öffnen und den Druck an den roten Drehrädern anpassen. Dies ist nötig, da die Teilbreiten verschiedene Widerstände aufgrund unterschiedlich langer Leitungen und Düsenanzahlen haben.
(Bildquelle: Bertling)
Zu guter Letzt führen Sie eine Probespritzung mit Wasser durch. Schalten alle Teilbreiten wie gewünscht? Bleibt der Druck auch bei abgeschalteten Teilbreiten konstant und passt die eingestellte Ausbringmenge z. B. von 200 l/ha bei
4,5 bar mit ID-03-Düsen? Sie können übrigens immer zwischen dem manuellen und automatischen Modus wechseln, um z. B. Restmengen auszubringen. Fertig!
(Bildquelle: Bertling)
