Praktisch
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Geberzylinder abdichten und Zwangslenkung entlüften: Eingespurt?
Geberzylinder abdichten und Zwangslenkung entlüften: Eingespurt?
Die Geberzylinder einer hydraulischen Zwangslenkung unterliegen hohen Kräften. Dies führt dazu, dass sie gelegentlich undicht werden und die Lenkung nicht mehr richtig funktioniert.
Bei voll beladenen Anhängern in schnellen und engen Kurvenfahrten können die Druckspitzen in den mechanisch-hydraulischen Zwangslenkungen über 600 bar betragen. Da wundert es nicht, dass die innere Dichtung des Geberzylinders gelegentlich den Dienst quittiert und die Lenkung nicht mehr das tut, was sie soll.
Zudem unterliegt die Kolbenstange des Geberzylinders entlang der Deichsel hohen Belastungen. Umherfliegender Dreck und auch ungewollter Kontakt mit den Hinterreifen des Schleppers beanspruchen diese Zylinder stark.
Mit defekten Zwangslenkungen wird die Firma S. Krude Fahrzeugbau aus Neuenhaus in der Grafschaft Bentheim häufiger konfrontiert. Geschäftsführer und Inhaber Sven Krude zeigte uns, wie Geberzylinder abgedichtet werden und — noch wichtiger — wie Sie die Lenkung richtig entlüften.
Zwangslenkung: Die Funktionsweise
Bei einer hydraulischen Zwangslenkung handelt es sich um ein geschlossenes Hydrauliksystem. Der Geberzylinder vorne unter der Deichsel ist ein Gleichlaufzylinder. Das bedeutet, dass die Kolbenstange beidseitig aus dem Zylinderrohr herausfährt. Mittig der Kolbenstange befindet sich ein Einsatz mit einer Dichtung, der die zwei Ringkammern voneinander trennt. Steht dieser Einsatz mittig im Zylinderrohr, fassen die zwei Kammern also die gleiche Menge Öl, was wichtig für die Funktion der Lenkung ist.
Von den beiden Ringkammern des Geberzylinders führen Ölleitungen zu den Lenkzylindern. In unserem Beispiel sind an der Lenkachse zwei doppeltwirkende Zylinder angebaut, die über Kreuz miteinander verbunden sind: Die Kolbenringkammer des linken Zylinders ist mit der Kolbenkammer des rechten gekoppelt und umgekehrt. In den beiden Verbindungsleitungen ist je ein T-Stück integriert. Daran ist wieder je eine Ringkammer des Geberzylinders angeschlossen. Beim Einlenken wird also ein Lenkzylinder aus- und der andere eingefahren.
Druckspitzen abfangen
Um zu hohe Druckspitzen in dem geschlossenen System zu dämpfen, sind in vielen Fällen Stickstoffblasen eingebaut. Je nachdem wie hoch diese vorgespannt sind, schaffen sie etwas mehr Platz im Falle einer zu scharfen Lenkung.
Leider genügen die Blasen nicht in jedem Fall, weshalb zu hohe Drücke für undichte Geberzylinder sorgen können. Ebenfalls spielen Beschädigungen der Kolbenstange sowie Dreck im Öl eine Rolle. Solange nur die Dichtungen betroffen sind, können Sie sie einzeln tauschen. Dichtsätze finden Sie beim Zylinderhersteller oder bei Ersatzteillieferanten wie Kramp. Ist hingegen die Kolbenstange stark verbogen oder weist tiefe Riefen auf, muss entschieden werden, ob ein Tausch der Kolbenstange oder des gesamten Zylinders sinnvoll ist. Neue Gleichlaufzylinder kosten schnell bis zu 1 000 Euro.
Nach der Instandsetzung des Zylinders wird das Entlüften häufig unterschätzt. Verbleibt Luft im System, kann es vorkommen, dass die Räder ungewollt einlenken, da sich die Luft im System komprimieren lässt.
Um das System zu befüllen, kann eine Handpumpe mit einer sehr geringen Durchflussmenge von z. B. 0,5 l/min genutzt werden. Diese befindet sich in vielen Fällen direkt am Anhänger oder kann an einen Wartungsanschluss angeschlossen werden. Durch den geringen Ölstrom wird verhindert, dass sich das Öl beim Befüllen aufschäumt.
Ist noch Öl im System, kann alternativ auch ein Schleppersteuergerät mit minimal eingestellter Ölmenge zum Füllen genutzt werden. Hier ist allerdings Vorsicht geboten, da der Innendruck des Lenksystems von den Herstellern vorgegeben ist. In unserem Fall sind es etwa 70 bis 80 bar. Die Druckanzeigen für die Lenkung befinden sich in diesem Beispiel vorne am Hakenlift-Anhänger. Ansonsten müssen separate Druckuhren angeschlossen werden.