Mit ihrer Doppelreihe hat die Azurit von Lemken die Lager gespalten: Die einen lieben sie und die anderen haben das Kapitel wieder zugeschlagen. Zu Recht?
Im Jahr 2018 startete Lemken die Markteinführung der Azurit. Hiermit beschritt das Unternehmen einen neuen Weg zur Einzelkornsaat: Mit dem Fokus auf eine bessere Standraumverteilung konstruierten man eine Maschine mit je zwei zueinander synchronisierten Säreihen. Bei dieser sogenannten Deltarow mit 12,5 cm Abstand dazwischen werden die Körner im Dreiecksverband abgelegt.
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Im Jahr 2018 startete Lemken die Markteinführung der Azurit. Hiermit beschritt das Unternehmen einen neuen Weg zur Einzelkornsaat: Mit dem Fokus auf eine bessere Standraumverteilung konstruierten man eine Maschine mit je zwei zueinander synchronisierten Säreihen. Bei dieser sogenannten Deltarow mit 12,5 cm Abstand dazwischen werden die Körner im Dreiecksverband abgelegt.
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Zur Einordnung: Spricht man bei der Azurit landläufig von 75 cm Reihenabstand, resultiert daraus ein Abstand von 62,5 cm zwischen den Einzelreihen benachbarter Doppelreihen. Eine weitere Besonderheit der Azurit ist die Trapezpackerwalze zur Reihenvorverdichtung.
Während Lemken vor allem in den Startjahren einige Probleme mit Standzeiten, Einsatzsicherheit und fehlenden Ausstattungsoptionen hatte, sind mittlerweile einige Änderungen in die Baureihe eingeflossen. Dennoch ist das Resümee, das wir im Rahmen unserer Recherche feststellten, breit gefächert: Während Liebhaber von ackerbaulichen Vorteilen und Mehrerträgen berichten, führen Kritiker Argumente dagegen an: Beispielsweise soll das Dreschen überreifer Bestände mit manchen Maispflückern schwierig sein — wenngleich Verfechter anderer Meinung sind.
Mehrfach hörten wir zudem die fehlende Flexibilität bei der mechanischen Unkrautbekämpfung und die nicht mögliche Aussaat von z. B. Zuckerrüben. Die Doppelreihe erschwert den Einsatz klassischer Hacktechnik, Striegeln oder Bandspritzung soll hingegen möglich sein.
Verglichen zu anderen Maschinen mit Überdruck-Vereinzelung ist zudem die Modellvielfalt gering. Für Großbetriebe fehlen bisher z. B. realistische Arbeitsbreiten — aktuell gibt es die Azurit mit maximal 6,40 m breitem Rahmen.
Kurze Historie
Präsentiert hat Lemken die Azurit 9 erstmals auf der Agritechnica 2017. Sechs Jahre später folgte mit der Azurit 10 die nächste Generation. Während es die Azurit 9 offiziell mit Arbeitsbreiten zwischen 3 und 6,40 m gab, steht die 10er Generation je nach Reihenweite nur noch mit 5,60 bis 6,40 m in der Preisliste. Auf dem Gebrauchtmarkt sind vornehmlich Geräte mit acht Doppelreihen und 75 cm Abstand zu finden. Es gibt allerdings auch Versionen mit 50, 70, 76,2 oder 80 cm Reihenweite.
Gelobter Zentraltank
Seit Beginn ist mittig ein 600-l-Saatbehälter auf der Maschine platziert. Liebhaber heben das Befüllen und wirtschaftliche Vorteile beim Saatgutkauf als positiv hervor. Auch wenn 600 l verglichen zu Einzelreihensaattanks viel Volumen darstellen, wäre ein optionaler Tankaufsatz für den Umgang mit Bigbags dennoch gern gesehen. Zu den Doppelreihen wird das Saatgut elektrisch mit kleinen Schnecken in pneumatische Förderstrecken dosiert.
Düngerkonzept nach Wahl
Soll Unterfußdünger ausgebracht werden, bietet Lemken verschiedene Tank-Varianten an, entweder einen Frontbehälter oder einen Vorderwagen. Hierzu ein kleiner Exkurs: 2018 führte Lemken zeitgleich mit der Azurit den Frontbehälter Solitair 23 ein — ohne Isobus, mit 1 900 l Volumen und
mit optionaler Wiegeeinrichtung. Bedienen lässt sich dieser Tank wahlweise über ein separates Terminal oder über die Azurit-Isobus-Oberfläche.
2022 löste das Modell Solitair 23+ den vorherigen Fronttank ab — weiter mit 1.900 l Volumen, nun aber mit Isobus. Eine Wiegeeinrichtung gibt es hierbei nicht mehr.
Die Fronttanks Solitair 23 und 23+ waren mit zwei oder vier Dosiergeräten erhältlich. Je nach der Ausbringmenge sind einzelne Zellenradsegmente per Schraube zu fixieren. Und Achtung: Für Dünger brauchen Sie Edelstahlkomponenten im Dosierorgan, für Saatgut reichen Kunststoffsegmente. In der neuesten Fronttank-Generation (seit 2024 Solitair F) gibt es Wechselrotoren.
Alternativ zu den Fronttanks ist eine Kombination mit der Compact-Solitair (mit oder ohne Kreiselegge), der Solitair 25 oder dem Säwagen Solitair 12 möglich.
Achten Sie auf den Verschleiß der Schneidscheiben. Da die Dünger- und Säscheiben identisch sind, können sie getauscht werden. Aber Achtung: Die Lager sind nicht identisch.
(Bildquelle: Schulz)
Die Gummilager in den Parallelogrammen gelten als sehr haltbar.
(Bildquelle: Schulz)
Seit 2019 bringt eine durchgehende Innenwelle Stabilität in die Packerelemente.
(Bildquelle: Schulz)
Nach dem Ausbau der Trommeln sollten Sie möglichst keinen Verschleiß vorfinden.
(Bildquelle: Schulz)
Normale Abnutzung: der Übergang von der Vereinzelungstrommel in das Schussrohr.
(Bildquelle: Schulz)
Saatgut und Düngerschläuche sind auf Verschleiß, z. B. auf Risse, zu überprüfen.
(Bildquelle: Schulz)
Prüftipps für Gebrauchte
Im Detail sollten Sie Folgendes prüfen:
Gibt es Ölleckagen, z. B. am Gebläse vor dem Saattank? 2018 hat Lemken hier die Abdichtung der Antriebswelle optimiert.
Passt die Ausstattung? Sind Spuranzeiger und passende Saatguttrommeln dabei (falls gewünscht)?
Stimmen die Andruckrollen? Vertikale Ausrichtung für schwere Böden oder schräg gestellte für mittlere und leichtere Böden? Übrigens sorgt bei der Azurit nur je eine Druckrolle pro Saatreihe für den Bodenschluss.
Sind die optionalen, ungefederten Stern-Strohräumer montiert? Wenn ja, wie sieht die Lochkulisse aus? Diese gilt als nicht sonderlich stabil.
Ist die Maschine mit Durchflusssensoren für den Dünger bestückt?
Sind Risse oder Löcher — zum Beispiel an Klappstellen — in den Dünger- und Saatschläuchen erkennbar?
Welchen Eindruck machen die Doppelscheiben-Düngerschare? Liegen die Einzelscheiben stramm gegeneinander an? Neu messen sie 400 mm im Durchmesser. Vorteil: Die Scheiben sind vorne und hinten austauschbar. Jedoch sind nur für den Dünger Edelstahlkugellager im Einsatz. Kontrollieren Sie die Scheiben auch unbedingt auf seitliches Spiel — vor allem der Lagertausch innen ist aufwändig.
Laufen die Trapezpackerrollen zur Reihenvorverdichtung rund? Bis 2019 führten Stöße vereinzelt zur Unwucht oder zu Lagerschäden. Mit einer durchgehenden Innenwelle hat Lemken das Problem gelöst.
Den Blick auf die Parallelogramme können Sie kurz machen: Die Gummilagerungen gelten als sehr haltbar. Von Baureihe 9 zu 10 wurde von Flachstahllenkern auf Gussteile umgestellt.
Nach dem Öffnen der Säorgane, empfehlen wir einen Blick auf die Vereinzelungstrommeln: Sind diese für Ihre Anforderungen passend und nicht verschlissen? Vorrätig hat Lemken verschiedene Trommeln für Mais, Soja und Sonnenblumen sowie eine für Sorghum. Seitlich sollten keine Schleifspuren zu erkennen und die Bohrungen möglichst rund und nicht oval sein.
Apropos Vereinzelung: Lemken nutzt von Beginn an elektrisch einstellbare Abstreifer, dessen Intensität sich in drei Stufen einstellen lässt. Seit 2022 gibt es optional auch eine Einstellautomatik.
Prüfen Sie zudem die Übergänge in die Schussrohre — hier kommt es zu üblichem Verschleiß.
Gespaltene Meinung
In puncto Ablagegenauigkeit hörten wir verschiedene Stimmen. So äußerte sich ein Betrieb, der kalibriertes Saatgut nutzt, vollkommen zufrieden dazu. Aber wir hörten auch von zu träger Abstreiferregelung. Mit einem Software-Update hat Lemken jedoch 2023 darauf reagiert.
Nachdem Sie sich die Vereinzelung im Detail angeschaut haben, sollte ein Blick auf das Schussrohr und den abschließenden Furchenformer erfolgen. Am Schussrohr verhindert seit 2021 eine eingeschweißte Kufe, dass sie sich aus ihrer Führung löst. Zudem änderte Lemken 2024 die Kunststoffrohre konstruktiv, um Verformungen abzustellen. Bei der Azurit 10 sind die Rohre aus Stahl gefertigt.
Lager und Gummis prüfen
Kontrollieren Sie danach die Tiefenführungsräder sowie Fang- und Andruckkrollen: Welchen Zustand machen die Laufflächen? Sind die Lagerungen intakt? Bei den Andruckrollen sollten Sie unbedingt die Gummianbindung an die Felge kontrollieren. Zuletzt hat Lemken die Rollen im Jahr 2024 überarbeitet.
Links die HD-Variante für schwere und rechts die V-Andruckrollen für leichte bis mittlere Böden.
(Bildquelle: Schulz)
Im Laufe der Zeit können sich die Gummis der Andruckrollen von der Felge lösen.
(Bildquelle: Schulz)
Apropos Druckrollen: Im Jahr 2021 wurde die zusätzliche HD-Variante serienreif. Hier drücken die Rollen vertikal auf die Saatreihen. Zuvor gab es lediglich die schräg gestellten Andruckräder ab Werk, die in unserem profi-Test (10/2019) auf schweren Böden durch die einseitige Rückverfestigung einzelne Körner wieder aus dem Boden drückten. Der Umbau von den Standard-Druckrollen zur HD-Rolle (je 320 x 35 mm) ist auch nachträglich möglich.
Elektronik-Tests
Verbinden Sie die Maschine mit einem Schlepper samt Isobus-Terminal und prüfen Sie die Elektronik. Probleme mit einer statischen Aufladung in den Förderstrecken, wodurch Jobrechner ihren Dienst quittierten, hat Lemken 2018 durch die Verwendung von antistatischen Saatschläuchen gelöst. Wichtig: Pfeile geben die Flussrichtung vor.
Über die Isobus-Maske können Sie z. B. nach dem Klick auf das Summenzeichen (Seite 4) die Gesamtfläche der Maschine auslesen. Sollten Probleme mit einzelnen Motoren oder Saatgutsensoren bestehen, werden diese als Fehlercode angezeigt. Eine Beschreibung der Codes erfolgt intuitiv im Diagnosemenü oder klassisch über die Betriebsanleitung.
Wer noch weiter gehen möchte, kann sich auch die Stromaufnahme jedes einzelnen Elektromotors anzeigen lassen (Menü Vereinzelung, Manuelle Drehung). Hier sollten etwa 0,6 A pro Reihe abzulesen sein. Hierdurch lässt sich darauf rückschließen, ob das Gehäuse beispielsweise zu stramm an den Dosiertrommeln anliegt. Sollte dies der Fall sein, kann der Abstand eingestellt werden.
Gelobt wird die Möglichkeit zur Anlage von verschiedenen Fahrgassensystemen, z. B. für Spritze und Güllefass oder Beregnung. Hierbei wird je gewünschtem System eine der Doppelreihen abgeschaltet. Die jeweils andere bringt dann die doppelte Körneranzahl aus — so bleibt trotz angelegter Fahrspur die Anzahl der Körner pro Hektar gleich.
Kritiker merkten an, dass man dann aber auch nur halb so schnell fahren kann (z. B. anstatt 14 nur noch 7 km/h) — das sorgt für Leistungseinbußen. Welche Lizenzen Sie erwerben — z. B. zur Fahrgassenanlage, für Tramline-Control oder für die Abstreiferautomatik — erkennen Sie im Softwaremenü „Gerätekonfigurationen“. Ein für die Aktivierung der Lizenzen erforderlicher „Dongle“ sollte beiliegen.
Alles Weitere in Kürze
Ein Praktiker berichtete von einer besseren Standfestigkeit der Maispflanzen durch den Dreiecksverband.
Der mittig abgelegte Dünger liegt seitlich 6,25 cm von der Saatreihe entfernt.
Sowohl Section Control als auch variable Raten sind möglich.
Fahrgassenanlage per GPS ist möglich.
Der kompakte Reihenaufbau kann das System z. B. nach Niederschlägen schneller als vergleichbare Einzelreihen zum Stillstand zwingen.
Seit 2020 ist der Einbau von Stützrädern (vor allem für leichte Böden) möglich.
Preise für ausgewählte Ersatzteile: Edelstahllager für Düngerschar (65 Euro, Listenpreise ohne MwSt.), Lager Doppelscheibensäschar (62,50 Euro), Sechscheiben (400 mm, 54 Euro), Andruckrollengummi (30 Euro), Gleitkufe für Metall-Schussrohr (22 Euro).
Wir fassen zusammen
Bei unserer Recherche wurde eines deutlich: Es gibt Betriebe, die kommen gut mit der Azurit zurecht. Sie beschreiben eine mittlerweile einsatzsichere Maschine und ertragsrelevante Vorteile. Die Historie zeigt auch, dass Lemken viel weiterentwickelt hat: z. B. eine optimierte Trapezpackerwalze, veränderte Schussrohre und auch die Elektronik.
Es gibt jedoch auch Praktiker, die eher Systemnachteile feststellten — z. B. durch den Reihenaufbau. Wohl auch ein Grund, weshalb hin und wieder günstige Gebrauchtmaschinen aufzuspüren sind. Empfehlen würden wir die Maschine vor allem für die Eigenmechanisierung.