Gut zu wissen
- Vom Expert gibt es vier Modelle von 100 bis 130 PS.
- Gefallen haben uns die Motor-Getriebe-Abstimmung und die neue Bedienarmlehne, optional mit einem separaten Monitor.
- Zugleistung und Hubkraft waren im Test das Manko, der Verbrauch lag über dem Durchschnitt.
Es ist ja kein Geheimnis, dass die Traktoren der Marken Case IH, New Holland und Steyr auf den gleichen Plattformen aufbauen. Motor, Getriebe, Achsen, Hubwerk und Hydraulik sind häufig identisch. Anders als in den Anfangsjahren des CNH-Konzerns ist man aber mittlerweile sehr bemüht, die Markenprofile nicht nur durch die Farbe, sondern auch durch Unterschiede in Ausstattung und Bedienung zu schärfen.
Das gilt auch für den neuen Steyr Expert, der nicht nur mit einer neuen Bedienarmlehne daherkommt. Laut Prospekt soll er mit seinem serienmäßigen stufenlosen Getriebe auch so vielseitig und wendig wie das kleinere Modell „Multi“, aber so kräftig und komfortabel wie die größere „Profi“-Serie von Steyr sein. Da war unsere Neugierde natürlich geweckt. Zumal wir mit dem New Holland T5.140 DC mit Achtfach-Lastschaltgetriebe ja gerade den Konkurrenten aus dem eigenen Haus im Test hatten (profi 6/2021).
Steyr 4130 Expert CVT: Souveräner Motor
Wie beim T5 erfüllt der FPT-Vierzylinder mit 4,5 l Hubraum die Abgasstufe V ohne Abgasrückführung. Und auch hier ist es den Ingenieuren gelungen, sämtliche Komponenten der Abgasnachbehandlung unter der Haube zu „verstecken“ — super.
Apropos Haube: Die Motorabdeckung mit dem asymmetrisch designten Grill sieht super aus. Steyr sollte aber die kleine Mittenmarkierung unbedingt gerade zur Fahrtrichtung aufkleben. Wichtiger sind allerdings die Mess-Ergebnisse des DLG-Testzentrums. Hier stemmte der Expert von seinen 96 kW Nennleistung genau 80 kW auf die Zapfwelle. Maximal waren es bei 1 700 Touren sogar noch fast 10 kW mehr (89,6 kW) — das passt.
Und genau wie der T5 kann der Expert so mit gewaltigen 59 % Drehmomentanstieg bei 41 % Drehzahlabfall sowie einem Anfahrmoment von 127 % glänzen. Das gleiche gilt für den spezifischen Verbrauch bei Zapfwellenarbeiten: Mit 274 g/kWh bei Nenndrehzahl sowie 236 g/kWh bei Maximalleistung ist hier alles im grünen Bereich, auch wenn immerhin jeweils noch fast 30 g/kWh AdBlue hinzukommen.
Höherer Verbrauch
Spannend sind auch die Ergebnisse der praxisnahen Powermix-Messungen: Hier liegt der Verbrauch des Steyr Expert in allen Zyklen mehr oder weniger deutlich über den Mittelwerten aller bisher getesteten Traktoren. Vermutlich auch weil ihm die optional verfügbare 1000E-Zapfwelle fehlte, liegt er in den Zyklen mit Teillast teilweise mehr als 15 % über dem Durchschnitt. Insgesamt kommt der stufenlose Steyr so auf einen Powermix-Gesamtwert von 301 g/kWh (+ 33 g/kWh AdBlue). Das sind nicht nur gut 8 % mehr als der Durchschnitt, sondern auch gut 5 % mehr als der T5 mit Lastschaltgetriebe verbraucht hat.
Eine Erklärung für diese Werte kann die Messung der Zugleistung liefern. Mit 65,7 kW bei Nenndrehzahl sowie 75,2 kW bei Maximalleistung bleibt der stufenlose Antrieb hinter dem Lastschalter zurück (70,3 bzw. 81,4 kW). Entsprechend liegt auch der spezifische Verbrauch mit 317 g/kWh bzw. 272 g/kWh rund 6 % höher. Hinzu kommt, dass bei dem stufenlosen CNH-Getriebe oberhalb von 12 km/h schon in der ersten Fahrstufe weitere 5 kW Zugleistung fehlen.
Richtig Fahrspaß
Doch wir müssen zugeben, im praktischen Einsatz spüren Sie davon rein gar nichts. Nur bei einem echten Kaltstart mit Minusgraden ist die Geschwindigkeit kurzzeitig auf 20 km/h begrenzt. Danach geht der Expert aber ab wie...
Gut zu wissen
- Vom Expert gibt es vier Modelle von 100 bis 130 PS.
- Gefallen haben uns die Motor-Getriebe-Abstimmung und die neue Bedienarmlehne, optional mit einem separaten Monitor.
- Zugleistung und Hubkraft waren im Test das Manko, der Verbrauch lag über dem Durchschnitt.
Es ist ja kein Geheimnis, dass die Traktoren der Marken Case IH, New Holland und Steyr auf den gleichen Plattformen aufbauen. Motor, Getriebe, Achsen, Hubwerk und Hydraulik sind häufig identisch. Anders als in den Anfangsjahren des CNH-Konzerns ist man aber mittlerweile sehr bemüht, die Markenprofile nicht nur durch die Farbe, sondern auch durch Unterschiede in Ausstattung und Bedienung zu schärfen.
Das gilt auch für den neuen Steyr Expert, der nicht nur mit einer neuen Bedienarmlehne daherkommt. Laut Prospekt soll er mit seinem serienmäßigen stufenlosen Getriebe auch so vielseitig und wendig wie das kleinere Modell „Multi“, aber so kräftig und komfortabel wie die größere „Profi“-Serie von Steyr sein. Da war unsere Neugierde natürlich geweckt. Zumal wir mit dem New Holland T5.140 DC mit Achtfach-Lastschaltgetriebe ja gerade den Konkurrenten aus dem eigenen Haus im Test hatten (profi 6/2021).
Steyr 4130 Expert CVT: Souveräner Motor
Wie beim T5 erfüllt der FPT-Vierzylinder mit 4,5 l Hubraum die Abgasstufe V ohne Abgasrückführung. Und auch hier ist es den Ingenieuren gelungen, sämtliche Komponenten der Abgasnachbehandlung unter der Haube zu „verstecken“ — super.
Apropos Haube: Die Motorabdeckung mit dem asymmetrisch designten Grill sieht super aus. Steyr sollte aber die kleine Mittenmarkierung unbedingt gerade zur Fahrtrichtung aufkleben. Wichtiger sind allerdings die Mess-Ergebnisse des DLG-Testzentrums. Hier stemmte der Expert von seinen 96 kW Nennleistung genau 80 kW auf die Zapfwelle. Maximal waren es bei 1 700 Touren sogar noch fast 10 kW mehr (89,6 kW) — das passt.
Und genau wie der T5 kann der Expert so mit gewaltigen 59 % Drehmomentanstieg bei 41 % Drehzahlabfall sowie einem Anfahrmoment von 127 % glänzen. Das gleiche gilt für den spezifischen Verbrauch bei Zapfwellenarbeiten: Mit 274 g/kWh bei Nenndrehzahl sowie 236 g/kWh bei Maximalleistung ist hier alles im grünen Bereich, auch wenn immerhin jeweils noch fast 30 g/kWh AdBlue hinzukommen.
Höherer Verbrauch
Spannend sind auch die Ergebnisse der praxisnahen Powermix-Messungen: Hier liegt der Verbrauch des Steyr Expert in allen Zyklen mehr oder weniger deutlich über den Mittelwerten aller bisher getesteten Traktoren. Vermutlich auch weil ihm die optional verfügbare 1000E-Zapfwelle fehlte, liegt er in den Zyklen mit Teillast teilweise mehr als 15 % über dem Durchschnitt. Insgesamt kommt der stufenlose Steyr so auf einen Powermix-Gesamtwert von 301 g/kWh (+ 33 g/kWh AdBlue). Das sind nicht nur gut 8 % mehr als der Durchschnitt, sondern auch gut 5 % mehr als der T5 mit Lastschaltgetriebe verbraucht hat.
Eine Erklärung für diese Werte kann die Messung der Zugleistung liefern. Mit 65,7 kW bei Nenndrehzahl sowie 75,2 kW bei Maximalleistung bleibt der stufenlose Antrieb hinter dem Lastschalter zurück (70,3 bzw. 81,4 kW). Entsprechend liegt auch der spezifische Verbrauch mit 317 g/kWh bzw. 272 g/kWh rund 6 % höher. Hinzu kommt, dass bei dem stufenlosen CNH-Getriebe oberhalb von 12 km/h schon in der ersten Fahrstufe weitere 5 kW Zugleistung fehlen.
Richtig Fahrspaß
Doch wir müssen zugeben, im praktischen Einsatz spüren Sie davon rein gar nichts. Nur bei einem echten Kaltstart mit Minusgraden ist die Geschwindigkeit kurzzeitig auf 20 km/h begrenzt. Danach geht der Expert aber ab wie der Teufel. Zudem kann man mit der „Shift“- und „Minus“-Taste die Geschwindigkeit jetzt auf 12 km/h begrenzen, so dass das Getriebe z. B. beim Ackern nicht mehr zwischen den automatisch wechselnden Fahrbereichen hin- und herschaltet.
Sehr gut gefallen haben uns auch der aktive Stillstand und die Bedienung des Getriebes: der Wechsel zwischen Fahrhebel und Fahrpedal, die Wendeschaltung links wie rechts und die Funktion der Parksperre am Wendeschalthebel. 40 km/h erreicht der Steyr schon bei 1 640 Touren. Leider schlägt sich das nicht im Dieselverbrauch bei Transportfahrten nieder. Mit 454 g/kWh liegt der Expert fast 13 % höher als der Schalter von New Holland.
Öl satt, Hubkraft knapp
Bei Hubwerk und Hydraulik unterscheidet sich der Expert nicht vom New Holland T5. Entsprechend ist die Ölfördermenge von 114,6 l/min mit der hier serienmäßigen Axialkolbenpumpe sehr in Ordnung. Das gilt auch für die entnehmbare Ölmenge von 33 l sowie für bis zu sieben Steuerventile, mit denen sich der Expert ausstatten lässt. Von den Ventilen werden im Heck maximal zwei mechanisch und zwei elektrisch angesteuert. Drei Zwischenachs-Steuergeräte gibt es z. B. für einen Frontlader, der bei Steyr ab Werk immer von Hydrac stammt — Österreicher müssen zusammenhalten.
Eine weitere Besonderheit des Expert ist die Druck-Entlastung des Fronthubwerks. Hier kann man aber nicht einfach den Entlastungsdruck in den Zylindern hochdrehen, sondern muss das System mit dem Arbeitsgerät, z. B. einem Frontmäher, kalibrieren. Leider konnten wir das im zeitigen Frühjahr nicht ausprobieren.
Nicht begeistert waren wir von der Hubkraft im Heck. Nur gut 3 500 daN sind für einen Traktor in der 130-PS-Klasse zu knapp — eine 3 m breite Horsch-Bestellkombi konnte er nicht heben. Genauso wie wir eine 3-m-Catros von Amazone nicht anbauen konnten, da Unterlenker nicht auf das Kat. III-Spreizmaß gestellt werden können.
Drei Kabinenvarianten
Den Expert gibt es mit drei Dachvarianten: das bekannte Hochdach, ein einfaches Niedrigdach sowie das Freisichtdach, das beim Testschlepper installiert war — eine echte Empfehlung, auch wenn unser Expert keinen Frontlader hatte. Nicht erfüllen kann Steyr allerdings den Wunsch nach einer aufstellbaren Frontscheibe. Dafür gibt es aber zumindest die Möglichkeit, auf der rechten Seite auf- und abzusteigen.
Der rechte Aufstieg ist zwar steil, der ISO-Bus-fähige Monitor sitzt aber nicht mehr an der Armlehne im Weg. Steyr hat nämlich die Bedienarmlehne komplett neu entwickelt und den Monitor an die rechte Seitenscheibe verbannt. Wie gesagt, dem Aufstieg von rechts tut das gut. Aber erstens stört der Monitor oben die Sicht nach rechts, und zweitens liegt er dort nicht mehr im Blickfeld, um das Touch-Terminal auch auf der Straße gefahrlos zu bedienen.
Aber wir müssen noch mal zum Aufstieg auf der linken Seite. Wie schon beim T5 ist er nicht nur zu schmal geraten, die abgerundeten Bleche am oberen Ende können auch gefährlich werden, wenn man versehentlich darauf tritt und abrutscht.
Neue Bedienarmlehne
Einmal im Fahrerhaus angekommen, sind wir voll des Lobes. Die speziell für den Expert entwickelte Armlehne „S-Control“ wirkt nicht so klotzig und der Multifunktionshebel bietet einige frei belegbare Tasten. Bei der Ausstattung ohne Monitor sind hier Dinge wie Tempomat, Drehzahlspeicher und Vorgewendemanagement hinterlegt — super.
Die insgesamt 35 gummierten Tasten auf der Armlehne wirken auf den ersten Blick abschreckend. Durch ihre Lage und Farbe kommt man damit aber erstaunlich schnell klar. Außerdem sorgen die mechanische Federung, das jetzt mit einem Deckel versehene Klima-Kühlfach vor dem Lenkrad sowie das Lederlenkrad mit etwas näher gerücktem Blinkerhebel dafür, dass man sich wohlfühlt. Nicht ganz dazu passen will die Lüftung mit nur drei Gebläsestufen. Und auch fast 75 dB(A) bei Voll-Last sind kein Rekord bei der Geräuschdämmung.
Kleiner Wendekreis, aber (zu) wenig Nutzlast
Mit Vorderreifen der Größe 440/65 R 28 (1,73 m Spur) haben wir genau 11 m Wendekreis gemessen — das passt. Knapp ist allerdings die Nutzlast: Bei fast 6 t Leergewicht und nur 8,8 t zulässiges Gesamtgewicht bleiben nur 2 850 kg für die Zuladung übrig. Sind Frontlader-Anbauböcke und -schwinge montiert, wird es mit Heckballast und Greifschaufel sicher knapp.
Vorderachsfederung und Bremsen (auch für die Vorderachse) mit einer Verzögerung von 4,5 m/s2 sind in Ordnung. Mehr als in Ordnung ist der Zugang zu den Kühlern sowie der ab Werk lieferbare Umkehrlüfter von Hägele — trotz 1 800 Euro Aufpreis eine Kaufempfehlung (profi 4/2021).
Preise und Fazit
In der Grundausstattung steht der Steyr 4130 Expert CVT für gut 126 000 Euro in der Preisliste (alle Preise plus MwSt.). Die Liste der Zusatzausstattungen war beim Testkandidaten lang: angefangen bei der gefederten Vorderachse für 2 275 Euro und den Reifen (1 600 Euro) über das Fronthubwerk samt -zapfwelle (8 800 Euro), je zwei mechanische und elektrische Steuerventile hinten (2 650 Euro) sowie zwei elektrische vorne (2 960 Euro) bis hin zur Vorbereitung für die GPS-Lenkung (3 600 Euro). So kommen samt Monitor (3 400 Euro), Evolution-Ausstattung (2 300 Euro) und weiteren Details sage und schreibe mehr als 160 000 Euro zusammen.
Insgesamt hat der Steyr Expert vielleicht nicht die besten Messwerte abgeliefert, aber die Arbeit mit dem kleinen Experten aus Österreich hat echt Spaß gemacht. Sowohl das stufenlose Getriebe mit der guten Motor-Getriebe-Abstimmung und der intuitiven Bedienung als auch der Fahrkomfort und die Kabine passen gut in die Welt.
Kritik gibt es dagegen für den überdurchschnittlichen Kraftstoffverbrauch, die unterdurchschnittliche Hubkraft sowie die zu geringe Nutzlast oder den Zapfwellendrehzahlwechsel per Bowdenzug. Das sind alles Dinge, die man angesichts des stolzen Preises von 160 000 Euro (ohne Frontlader) beim Steyr 4130 Expert CVT in Kauf nehmen muss.