profi damals

Schleppertest MB-trac 1800 intercooler: Starker Stern mit langem Drehmoment

Der größte MB-trac, den es je gab, wird auch die kürzeste Bauzeit haben: Die ersten 1800er mit 132 kW/180 PS wurden im Sommer 1990 montiert, die letzten werden Ende dieses Jahres gebaut. Im profi-Schleppertest wollten wir wissen, wo der starke Stern seine Stärken und Schwächen hat. Ein Beitrag von Manfred Neunaber mit Fotos von Stefan Tovornik.

(Bildquelle: Tovornik)

Mit dem 1800 intercooler landete die Trac Technik-Vertriebsgesellschaft Mitte 1990 noch einen "großen Wurf": 15 % mehr Motorleistung als beim MB-trac 1600 machten das neue Flaggschiff nicht nur für Lohnunternehmer und die Großbetriebe in West und Ost interessant. Der neue Typ signalisierte gleichzeitig allen treuen Kunden, dass der Trac mit dem Stern noch lebt und entwicklungsfähig ist.
Dabei hatten die Konstrukteure gar nicht so viel neu entwickelt. Der MB-trac 1800 hat den gleichen Sechszylinder-Turbomotor OM 366 A mit 5958 cm3 Hubraum und einer Nenndrehzahl von 2400 Umdrehungen wie die kleineren Typen 1300 bis 1600. Der 1800 intercooler bekam einen zusätzlichen Ladeluftkühler und eine separate Ölkühlung für das Zapfwellengetriebe, fertig war der neue Typ.
Die DLG-Prüfstelle hat für profi gemessen, wie sich die neue Ausstattung auf die Leistungsdaten des Schleppers ausgewirkt hat. An der Zapfwelle brachte unser Testkandidat maximal 119,9 kW (163 PS). Das entspricht ziemlich genau den Leistungsangaben von Mercedes-Benz, die einen Zapfwellenwirkungsgrad von 90 % nennen.
Der Ladeluftkühler kühlt die Ansaugluft zwischen Turbolader und Zylinder. Dadurch gelangt mehr Sauerstoff in den Verbrennungsraum, und die Einspritzmenge kann entsprechend erhöht werden. Auf diese Weise soll der Motor nicht nur mehr Diesel verbrennen, er soll die Energie im Kraftstoff auch besser ausnutzen.
238 g/kWh hat die DLG-Prüfstelle als spezifischen Kraftstoffverbrauch ermittelt, gemessen unter maximaler Last und bezogen auf die Zapfwellen-Leistung. Damit zeigte sich der 1800 intercooler in der Tat wenig durstig. Denn der baugleiche Motor ohne Ladeluftkühlung verbrauchte bei der OECD-Prüfung im MB-trac 1600 turbo immerhin noch 251 g/kWh (Prüfbericht 87-175).
Der Drehmomentverlauf unseres Testkandidaten erschien uns jedoch nur mittelmäßig. Das maximale Drehmoment von 594 Nm (gemessen an der Zapfwelle) erreichte der Schlepper bei 1 300 Motorumdrehungen. Im Vergleich zum Drehmoment bei Höchstleistung betrug der Anstieg recht ordentliche 21,8 %, allerdings bei einem Drehzahlabfall von fast 45 %!
Das MB-trac-typische Plateau, bei dem das Drehmoment über einen weiten Drehzahlbereich gleichmäßig hoch ist, zeigte sich bei unserem Testschlepper nicht so typisch. Von 1 600 bis herunter zu 1 200 Motorumdrehungen lag das gemessene Drehmoment an der Zapfwelle allerdings über 580 Nm. Das entspricht einem Anstieg von gut 19 % (bei 32 % Drehzahlabfall) bis zum Beginn dieses Bereichs. 
Für Zugarbeiten vor dem Pflug ist gegen diese Charakteristik wenig einzuwenden. Im praktischen Einsatz reagierte der Motor des MB-trac 1800 an schweren Stellen zwar mit sinkender Drehzahl, nach dem Überwinden der Lastspitze kehrte er jedoch zügig zu seiner Arbeitsdrehzahl zurück. Hier machte der Motor sogar einen recht elastischen Eindruck: er verliert an Drehzahl, wenn der Pflug tiefer reingeht (fünfscharig, 2 m Arbeitsbreite), aber der Motor kommt gerne wieder auf Touren.
Ein langer Drehmomentanstieg ersetzt eine Lastschaltung, könnte man deshalb meinen. Das stimmt aber nur begrenzt: längere Zeit mag man dem Schlepper die "untertourigen" 1300 bis 1500 Motorumdrehungen nicht zumuten. Eine lange Steigung im Schlag mit mehr kittigern Boden, und der 1800er pflügt nur noch im vierten Ackergang statt im sechsten. Hier fehlt eine mindestens zweistufige Lastschaltung dann doch.
Schwieriger ist der hohe Drehzahlverlust bei Zapfwellenarbeiten. Denn die 1000er Zapfwelle des MB-trac 1800 erreicht ihre Nenndrehzahl bei 2 190 Motorumdrehungen. Bei 1 400 Motorumdrehungen ist der gemessene Kraftstoffverbrauch mit 216 g/kWh zwar überaus gering, die Drehzahl an der Zapfwelle ist jedoch auf nur 640 Umdrehungen gesunken - das kann für einen dreireihigen Maishäcksler problematisch werden. Hier wäre ein steilerer Drehzahlanstieg im oberen Drehzahlbereich des Motors noch besser zu nutzen.
Um gleich bei der Zapfwelle zu bleiben: Serienmäßig ist die Drehzahl im Heck von 1 000 auf 540 Umdrehungen umschaltbar. Vorne ist der MB-trac einfacher und auch preiswerter als ein Standardschlepper mit einer Zapfwelle (und mit Frontkraftheber) auszurüsten. Die vordere Zapfwelle mit 540 und 1 000 Umdrehungen kostet 1 700 DM, das Front-Hubwerk 5500 Mark extra. Ob diese Ausstattung für einen 180-PS-Schlepper notwendig ist, mag jeder selbst entscheiden.
Gut gefiel uns die Schaltung der Zapfwelle. Mit einem Hebel rechts vom Sitz wird die Drehzahl 540 oder...

Mehr zu dem Thema

Immer bestens informiert mit dem profi Landtechnik-Newsletter!

Erhalten Sie jeden Dienstag die wichtigsten Meldungen kostenlos per E-Mail direkt von der profi-Redaktion. Abmeldung jederzeit möglich. Ihre Daten geben wir selbstverständlich nicht weiter.