Praktisch
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Sechs ½-Zoll-Akku-Schlagschrauber im Vergleich
Sechs ½-Zoll-Akku-Schlagschrauber im Vergleich: Theorie und Praxis
Als Allrounder für den Hof bieten sich Akku-Schlagschrauber mit ½-Zoll-Vierkantaufnahme an. Wir haben die stärksten Modelle sechs verschiedener Hersteller verglichen.
Akku-Schlagschrauber gehören zum Grundinventar der Hofwerkstatt. Ohne Kabel lassen sie sich bequem mitnehmen, um etwa auf dem Feld Grubberschare zu wechseln. Doch was ist, wenn die M8-Schraube eines Verkleidungsblechs gelöst werden muss? Im besten Fall kann das Gerät auch hierfür genutzt werden. Aus diesem Grund baten wir die Hersteller, uns ihr stärkstes Gerät mit 1/2-Zoll-Vierkantaufnahme zu schicken. Da Makita mit dem TW008G leistungs- und größenmäßig unter der Konkurrenz liegt, lieferten sie mit dem TW001G einen weiteren Schrauber mit ¾-Zoll-Vierkantaufnahme. Diesen testeten wir außerhalb der Mitbewerber. Bis auf die Makita-Schrauber (40-Volt-System) werden alle Geräte mit 18 Volt betrieben.
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Zunächst prüften wir die Geräte im praktischen Einsatz, wobei wir uns vor allem auf die Handhabung, mögliche Einstellungen und die Feinfühligkeit bei der Betätigung konzentrierten. Des Weiteren haben wir die Akkulaufzeit der mitgelieferten Akkus gemessen. Hierzu drehten wir in einer wassergefüllten Tonne einen in einer Vorrichtung gelagerten Metallflügel. Dieser leiste so viel Widerstand, dass die Schlagwerke der Schrauber leicht auslösten. Wir ließen die Schrauber in Zyklen von je 30 Sekunden drehen, bis der Akku leer war. Zwischen den Zyklen ließen wir die Schrauber jeweils 30 Sekunden pausieren.
Um Anzugs- sowie Lösemomente möglichst praxisnah zu ermitteln, konstruierten wir einen Teststand, in dem wir eine Mutter auf eine circa 20 cm lange M24-Schraube (SW 36) aufdrehten. Zum anderen führten wir Anzugsversuche direkt an einer M22-Radschraube durch (SW 32). Mit Hilfe eines Zeigers markierten wir die genaue Position der Mutter nach dem Anziehen mit dem Schrauber. Bei höchster Intensitätsstufe ließen wir das Gerät 15 Sekunden schlagen, in den kleineren Stufen jeweils fünf Sekunden.
Das Anzugsmoment ermittelten wir dann nach dem leichten Zurückdrehen und einem erneuten Anziehen mit einer elektronischen Kraftmessnabe in dieselbe Position. Die Lösemomente ermittelten wir, indem wir die Radmuttern mit definierten Drehmomenten anzogen und anschließend Löseversuche mit den Schraubern unternahmen. Im nächsten Versuch wurde das Anzugsmoment entweder um 50 Nm gesteigert bzw. reduziert. Beim Lösen mit der Messnabe fiel auf, dass das benötigte Drehmoment zum Lösen einer gut drehbaren Mutter in unserem Test im Schnitt etwa 10 bis 20 % unterhalb des zuvor ermittelten Anzugsmoments liegt.
Vergleicht man die Abweichungen unserer Messergebnisse mit den von den Herstellern angegebenen maximalen Anzugsmomenten, so sind diese bei dem Gerät von Granit mit etwa 20 % Differenz am geringsten. Mit etwa 30 % Abweichung liegt das kompakte Gerät von Makita im Mittelfeld. Mit dem Gerät von DeWalt erreichten wir mit rund 900 Nm die höchsten Anzugsmomente bei den ½-Zoll-Schraubern, die Differenz zur Herstellerangabe ist mit 35 % aber recht hoch. Ähnlich sieht es beim Milwaukee-Schlagschrauber aus, der mit etwa 40 % Abweichung die Schraube anzog.
Die größten Differenzen ermittelten wir bei den Geräten von Bosch und Hazet, die in unseren Tests über 40 % unter den Herstellerangaben blieben. Außerdem ermittelten wir die Anzugsmomente in den Drehzahlstufen in Werkseinstellung. Hier war uns vor allem die Abstufung wichtig, um z. B. die Radschrauben beim Räderwechsel an einem Pkw nicht zu überdrehen. Besonders stechen die Geräte von Makita und Milwaukee mit vier Stufen heraus. Nicht in Stufen regelbar ist der Schrauber von Granit, was uns nicht so gut gefiel.
Für viele Anwender ist das wichtigere Kriterium das maximale Lösemoment eines Schlagschraubers. Unter den beschriebenen Testbedingungen waren alle Geräte in der Lage, M22-Radmuttern, die zuvor mit rund 550 Nm angezogen wurden, zu lösen. Bei Radmuttern mit rund 700 Nm Anzugsmoment schafften es nur noch die Geräte von Bosch, DeWalt und Milwaukee. Ab 750 Nm Anzugmoment war keines der ½-Zoll-Geräte mehr in der Lage, innerhalb der von uns vorgegebenen Schlagzeit von zehn Sekunden die Mutter zu lösen. Vergleicht man die ermittelten Werte mit den Herstellerangaben, ergeben sich noch größere Differenzen von 50 % und mehr. Besonders groß ist die Differenz bei DeWalt und Milwaukee, die beide mit rund 1.900 Nm Lösemoment angegeben sind.
Wir haben bei den Herstellern nachgefragt, weshalb so deutliche Unterschiede zwischen den gemessenen Werten und den Herstellerangaben auftreten. Es gibt keine grundlegende Vorgehensweise oder Norm, wie die Anzugs- sowie Lösemomente eines Schlagschraubers ermittelt werden müssen. Dementsprechend sind die Testverfahren der Hersteller nicht vergleichbar. Bei Hazet wurden die Drehmomente des 1/2-Zoll-Schraubers auf dem Prüfstand z. B. an hochfesten M18-Schrauben ermittelt.
Neben der Schraubengröße nehmen Faktoren, wie die Beschaffenheit des Gewindes, die Güte und Art der Schraube, Korrosion sowie die Wahl des Werkzeugs Einfluss auf das Anzugs- sowie Lösemoment. Wir haben sichergestellt, dass bei allen Messungen die gleichen Bedingungen herrschten und z. B. immer mit der gleichen Nuss dieselbe Mutter pro Durchgang angezogen bzw. gelöst wurde. Zudem erfolgten alle Messungen mit geladenem Akku. Neben der Kraft spielt auch die Bedienung und das Handling eine Rolle. Da man ½-Zoll-Schlagschrauber gelegentlich auch für kleinere Schrauben nutzen möchte, zogen wir mit den Geräten bei geringer Intensität M6er Sechskantschrauben an, die wir mit einem Schlüssel gegenhielten. Hierbei stach vor allem das kompakte Modell von Makita heraus. Dessen Kraft lässt sich sehr fein justieren und die Schläge sind bei langsamer Drehzahl sanft. Bei den größeren Kandidaten lieferten die Schrauber von Bosch und Hazet gute Arbeit ab. Lediglich das Gerät von Granit ist nicht für derartige Arbeiten zu empfehlen, da es nur eine Stufe hat und das Anlaufen sehr abrupt erfolgt. Praktisch sind bei den Geräten von Bosch, DeWalt Makita und Milwaukee Schraubprogramme und Drehzahlspeicher, die sich teils per App konfigurieren lassen. Bei wiederholten Schraubvorgängen lassen sich Schrauben z. B. kraftvoll lösen und dann mit reduzierter Drehzahl oder per Zeitabschaltung an- bzw. ausdrehen. Bei Bosch und Makita gibt es separate Taster für die Programme, bei Milwaukee werden diese per App den Drehzahlstufentastern zugeordnet.
Einfluss auf das Handling hat der Schwerpunkt des Schraubers. Beim Granit-Schrauber fiel auf, dass das Gerät dazu neigt, in der Hand nach vorne zu kippen. Dies kann an dem um etwa 14° nach oben geneigten Kopf liegen, der beim waagerechten Schrauben ein leicht überstrecktes Handgelenk bedingt. Bei den anderen Kandidaten befindet sich der Kopf nahezu parallel über dem Akku, wodurch der Schwerpunkt bei der Arbeit mittig über der Hand liegt, das gefiel uns besser. Unterschiede gab es zudem bei den Gehäusen. Um Bauteile mit empfindlichen Oberflächen ohne Kratzer zu montieren, wünschen wir uns einen gummierten Kopf. Außerdem ist eine Gummierung der Ecken praktisch, um den Schrauber z. B. auf schrägen Flächen ablegen zu können. Hier punkteten vor allem die Geräte von Bosch und Makita.
Oft betätigt wird der Schalter für den Vor- und Rücklauf. Dieser sollte leichtgängig sein aber sich nicht so nah am Aktivierungstaster befinden, dass er aus Versehen betätigt wird. Vor allem mit großen Händen und Handschuhe war dies bei den Geräten von DeWalt, Hazet und Makita gelegentlich der Fall. Hier würden wir uns eine etwas andere Position wünschen.
Die Werkzeugaufnahme ist bei allen Geräten mit einem Sicherungsring versehen. Nur der kleine Makita-Schrauber sichert mit einem konischen Stift. Bei Standard-Nüssen ist diese Sicherung von Vorteil. Schlagschraubernüsse besitzen meist eine Vertiefung im Bereich des Sicherungsrings. Neben einem spielfreieren Halt lassen sich diese Nüsse besser abziehen.
Fazit
Trotz großer Abweichungen unserer Messergebnisse von den Herstellerangaben sind die Leistungen aller 1/2-Zoll-Schrauber mehr als ausreichend. Ein etwas ruppiges, aber starkes Gerät ohne Schnickschnack bietet Granit. Mit drei Abstufungen ist der Hazet-Schrauber komfortabler, ließ in puncto Kraft jedoch Federn. Bei den Einstellmöglichkeiten bieten Bosch, Makita und Milwaukee High-End-Produkte. Der Titel Kraftpaket geht an den DeWalt-Schrauber.
Außerhalb der Konkurrenz
Neben dem kompakten TW008G stellte uns Makita auch den nächstgrößeren Schrauber des 40-Volt-Systems TW001G für den Test zur Verfügung. Diesen setzten wir außerhalb der Konkurrenz ein, da er über eine deutlich höhere Leistung verfügt und mit einer ¾-Zoll-Werkzeugaufnahme ausgerüstet ist. Dennoch durchlief er alle Messungen, weshalb Sie den Schrauber auch in den Grafiken wiederfinden.
In puncto Größe und Gewicht unterscheidet sich das Gerät nur gering von den großen ½-Zoll-Schraubern. Hier ist das Einzelgerät ohne Akku lediglich 100 g schwerer als der Granit-Schrauber. Die Griffeinheit und die Einstellmöglichkeiten in vier Stufen oder drei Programmen sind dieselben wie bei dem kleineren Modell. Besonders sticht die sehr gute Beleuchtung heraus: Anders als das kleine verfügt das große Gerät über eine weitere LED-Arbeitsleuchte unter dem Griff.
Die angegebenen Leistungswerte des Herstellers sind deutlich höher als bei den kleineren Schraubern, was sich in den Messwerten widerspiegelt. Während wir das maximale Anzugsmoment mit rund 1.150 Nm ermittelten (ca. 35 % unter den Herstellerangaben), löste das Gerät auch noch Radmuttern, die wir zuvor mit 1.000 Nm anzogen. Damit spielt der TW001G in einer anderen Liga.