Praktisch

Vergleichstest Rangierwagenheber: Kraft ist nicht alles

Mit über 1.000 Euro sind Rangierwagenheber mit Hublasten von 8 t und mehr keine Schnäppchen. Wir haben drei gängige Modelle miteinander verglichen.

(Bildquelle: Bertling)

Ob beim Räderwechsel oder verschiedenen Montagearbeiten, der Rangierwagenheber ist eine unent­behrliche Hilfe in der Hofwerkstatt. Umso wichtiger ist es, dass die Geräte sicher sind, ordentlich Kraft haben, eine möglichst große Hubhöhe erreichen und sich leicht bewegen lassen. Wir haben drei Exemplare mit Hubhöhen über 600 mm genauer unter die Lupe genommen:
  • den 8T-HC G3 von Compac,
  • den JJ 10/920 Heavy Duty Jumbo Jack von Airpress sowie
  • den Y42 1000 von Winntec.
Während die Kandidaten von Airpress und Winntec eine maximale Traglast von 10 t haben, ist der 8T-HC G3 von Compac nur für bis zu 8 t ausgelegt. Alternativ gibt es den Heber auch als 10-t-Ausführung mit einer Hubhöhe von 710 mm. Airpress und Compac stellten uns die Geräte direkt zur Verfügung. Beim Winntec-Heber unter­stützte uns der Fachhändler Winkler.

Fest im Griff

Beginnen wir bei den Griffstangen, die sich deutlich in ihrer Form und der Bedienbarkeit der Entlastungsventile unterscheiden. Der Kunststoffgriff des Compac-Geräts liegt sehr gut in der Hand, und man kann die Last feinfühlig nach dem Hochziehen der Griffstange und einem Drehen nach rechts absenken. Im Vergleich dauert das Absenken ohne Belastung bei diesem Heber am längsten. Deshalb wäre eine Raste für die Ventilbetätigung in Senkposition wünschenswert.
Das Gerät von Winntec überzeugte uns ebenfalls. Der Griffbügel liegt gut in der Hand, ist jedoch aus Metall. Das Ablass­ventil betätigt man über ein griffiges Rändel ebenfalls feinfühlig. Als einziges Ablassventil bleibt dieses offen und muss nach dem Ablassen wieder zugedreht werden.
Beim Jumbo Jack von Airpress haben wir bei der Griffstange einige Verbesserungswünsche. Vor allem der spitze Eisengriff für das Entlastungsventil gefiel uns gar nicht, da er im Zusammenspiel mit der hohen Federbelastung der Griffstange zum gefährlichen Geschoss werden kann. Außerdem löste sich die Stange bei unseren Einsätzen ab und zu, da sie lediglich durch eine Madenschraube festgeklemmt wird.
Bei der Konkurrenz erfolgt dies mit einer durchgehenden Schraube (Compac) bzw. mit einem robusten Klemm-Mechanismus, der per Sechskantschraube gespannt wird (Winntec). Außerdem lässt sich die Griffstange des Jumbo Jack nicht ganz herunterdrücken. Bei Maschinen, unter die der kompakte Wagenheber weit untergeschoben werden muss, schlägt die Stange am Fahrzeug an. Die Griffstangen der anderen lassen sich deutlich weiter nach unten drücken.

Unterschiede beim Fußpedal

Während bei den Modellen von Compac und Winntec das Fußpedal mit einer Auslösekraft von angenehmen 60 bis 80 N getreten wird (rund 6 bis 8 kg), ist diese beim Jumbo Jack mit rund 250 N bzw. 25 kg etwa dreimal so hoch. Da das Pedal zudem recht kurz baut und sich direkt hinter der Griffstange befindet, wird das Treten zur Fitnessübung — zumal man das Pedal für eine Hubhöhendifferenz von 45 cm rund 73-mal treten muss. Bei der Konkurrenz genügen hierfür 42 bzw. 47 Tritte. Das Pedal des Winntec-­Hebers ist schön lang gebaut, wäre aber leicht außermittig neben der Griffstange besser platziert. Beim Compac gefällt die gute Erreichbarkeit, ein etwas längeres Pedal wäre jedoch schöner.

Rangierbarkeit

Wie es der Name Rangierwagenheber verrät, sollte man die Geräte auf Hallenböden und bestenfalls auch auf etwas raueren Oberflächen gut rangieren können. Die Geräte von Compac und Winntec bauen mit 180 bzw. 154 cm deutlich länger als der kurze Jumbo Jack mit 125 cm. Dies wirkt sich auch auf den Radstand aus, der bei den Wagenhebern von Compac und Winntec rund 25 cm länger ist. Beide lassen sich auf ebenen Hallenboden gut unter das Fahrzeug bewegen. Ein schnelles Verrücken ist bei den längeren Geräten allerdings ein Kraftakt. Ein Pluspunkt bei Compac sind dann die optionalen Lufträder (Aufpreis 109 Euro ohne MwSt.), die mittig am Wagen montiert werden. Laut Hersteller kann man den Wagen so deutlich einfacher unter den Aufnahmepunkt bewegen. Leider lagen die Räder dem Test-Kandidaten nicht bei.
Beim Jumbo Jack kann die Hinterachse aufgrund der kurzen Konstruktion und des Griffstangenanschlags auch ohne Zusatz­räder recht einfach nach links oder rechts verschoben werden. Allerdings wirkt sich die hohe Belastung der vorderen Rollen negativ auf die Lenkung und somit die Rangierfähigkeit aus. Hier haben die Geräte mit größerem Radstand die Nase vorn. Die Größe und die Form der Rollen sowie deren Schmierung haben ebenfalls Einfluss auf die Rangierbarkeit. Die Rollengröße ist bei allen Kandidaten nahezu identisch. Kleine Unterschiede weist der Wagenheber von Winntec auf, an dem auch die Laufflächen der großen Rollen bauchig sind.
Der Jumbo Jack sowie das Gerät von Winntec besitzen schmierbare Rollen. Entweder werden diese per Schmiernippel oder über Ölbohrungen gewartet. Ein kleiner Kritikpunkt sind die nach unten hin offenen Kugellager der Lenkung beim Jumbo Jack- und Winntec-Wagenheber. Hier kann sich auf Dauer Dreck ansammeln und die Lenkung beeinträchtigen. Beim Jumbo Jack kann diese Lagerung jedoch auch geschmiert werden — schön. Beim Gerät von Compac können die Rollen nur nach der Demontage geschmiert werden — hier besteht Verbesserungspotenzial.

Hubhöhen und -kräfte

Den größten Aufnahmeteller besitzt mit 16,5 cm der 8T-HC G3 von Compac. Mit 14 cm hat der Jumbo Jack von Airpress die kleinste Aufnahme. Beim Jumbo Jack und Winntec-Heber sind die Tellerränder deutlich mehr aufgekantet. Unterm Strich hatten wir bei keinem Kandidaten Pro­bleme mit abrutschenden Lasten.
Entscheidender ist die mögliche Hubhöhe. Mit knapp über 1 m kommt der Wagen­heber von Compac am höchsten, dicht gefolgt vom Jumbo Jack mit 92 cm. Der Winntec Y42 1000 hebt seine Last zwar nur bis in rund 70 cm Höhe, er kann jedoch mit einer minimalen Aufnahmehöhe von nur 16 cm prima auch für das Anheben eines Pkw genutzt werden. Mit etwas über 24 cm wird es beim Jumbo Jack dafür knapp mit der Unterfahrhöhe.
Die maximalen Hubkräfte sowie den Hubkraftverlust nach einer Stunde haben wir mit einer Wiegezelle gemessen. Bei der maximalen Hubkraft konnte vor allem der Jumbo Jack von Airpress überzeugen. Unabhängig von der Hubhöhe erreichte er die vor­gege­benen 10.000 daN (rund 10 t).
Ein Wermutstropfen ist das Pumpventil. Bei höheren Gewichten ab etwa 6 t baute es bei zu schnellem Pumpen teilweise keinen Druck auf, wodurch der Hebel nach unten schnellte. Erst nach kurzer Wartezeit ist der Druckpunkt wieder zu spüren. Auch das Ventil zum Herablassen quittierte zeitweise seinen Dienst und musste mehrmals betätigt werden, damit es wieder vollständig schloss. Insgesamt verlor der Jumbo Jack innerhalb einer Stunde etwa 500 daN bei unserem Hubkraftverlust-Versuch und bildet damit das Schlusslicht.
Standfester war der 10-t-Wagenheber von Winntec. In allen Höhen erreichte er nahezu die angegebene maximale Hubkraft. Zudem hielt er bei unserem Hubkraftverlust-Versuch gut dicht und bewegt sich mit rund 300 daN Verlust im Mittelfeld.
Bei den max. Hubkräften lag der Wagen­heber von Compac unter den Erwartungen. Die maximal angegebene Hubkraft konnte vor allem bei niedrigen Hubhöhen nicht erreicht werden und lag teils 2.500 daN unter dem Nennwert. Allerdings hielt das Gerät sehr gut den Druck und verlor lediglich 100 daN an Hubkraft.

Qualität und Fazit

Kritik müssen wir an den teils mangelhaften Lackierungen innerhalb der Rahmen-Innenseiten üben, wie sie beim Jumbo Jack oder im Hubarm bei Compac zu finden sind. Zwar ist Korrosion kein großes Problem, doch kann man bei über 1.000 Euro Anschaffungspreisen (alle Preise ohne MwSt.) eine ordentliche Lackierung erwarten.
Das Gleiche gilt für einige Schweißnähte, die Winntec teils etwas unsauber ausführt. Zudem ist anzumerken, dass das Gewicht des Jumbo Jacks zu unserer Verwunderung rund 30 kg unter der Typenschild­angabe liegt.
Unter dem Strich überzeugte der gut 1.300 Euro teure Compac 8T-HC G3 durch die große Hubhöhe und sehr gute Bedienbarkeit. Ernüchternd war seine Hubkraft. Der ebenfalls rund 1.300 Euro teure Winntec Y42 1000 punktet durch die gute Bedienung, teils unsaubere Schweißnähte sind sein Manko. Der kompakte Jumbo Jack von Airp­ress ist mit 1.260 Euro der günstigste und stärkste im Vergleich, fällt aber vor allem durch den gefährlichen Griff und das schwergängige Fußpedal negativ auf.

Weitere Detailbilder zu den Rangierwagenhebern


Mehr zu dem Thema

Immer bestens informiert mit dem profi Landtechnik-Newsletter!

Erhalten Sie jeden Dienstag die wichtigsten Meldungen kostenlos per E-Mail direkt von der profi-Redaktion. Abmeldung jederzeit möglich. Ihre Daten geben wir selbstverständlich nicht weiter.