Autonome Frischgrasfütterung mit dem Lely Exos

Autonome Frischgrasfütterung mit dem Lely Exos: Autonomes Stahlschaf

Lely stellte 2020 den Exos zur autonomen Frischgrasfütterung vor. Nach Erreichen der Marktreife konnten wir uns jetzt anschauen, wie sich der Exos im Praxiseinsatz schlägt.

vor 20 Stunden

Der Exos füttert die Kühe autonom mit Frischgras. (Bildquelle: Rüther)

Lely bezeichnet jede neu entwickelte Innovation als Yellow-Revolution. Vor fünf Jahren war der autonome Grasernteroboter Exos Teil dieser Innovation. Jetzt ist Lely bereit, durch vollständige Automatisierung die Frischgrasfütterung zu revolutionieren. Der Exos kombiniert Mähen, Transport, Düngung und Fütterung in einer elektrischen und autonomen Einheit.

(Quelle: Sebastian Rüther, Anouk Albers und Robert Geisler)

Erfahrungen

Im Jahr 2024 waren 17 Roboter im Einsatz, davon einer in Deutschland und 16 in den Niederlanden. Gemeinsam ernteten sie 22.000 t Frischgras. Insgesamt führten sie über 24.000 autonome Fahrten an 3 736 Mähtagen durch. Jeder Betrieb hatte durchschnittlich 230 Mähtage und verfütterte in dieser Periode 3,1 bis 9,8 kg Trockenmasse Gras pro Kuh und Tag.

Aktuelle Meldungen

Lely Exos: Mäht und füttert autonom

Voraussetzungen

Lely empfiehlt den Einsatz des Exos für Betriebe mit über 35 ha Grünland in Stallnähe. Der Roboter muss mindestens 5 m Abstand zu öffentlichen Wegen und Straßen halten. Bei einer Herdengröße von 150 bis 400 Kühen ist der Einsatz laut Lely sinnvoll. Eine 4G-Internetverbindung für das GPS-Korrektursignal ist notwendig, ebenso wie eine Stall-Durchfahrtshöhe von 3,50 m.

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(Quelle: Sebastian Rüther, Anouk Albers und Robert Geisler)

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Eine Marktanalyse in den Niederlanden ergab, dass 36 % der rund 16.000 Milchviehbetriebe für den Exos geeignet sind, also etwa 5 760 Landwirte. In Deutschland steht eine solche Analyse noch aus. Lely arbeitet an rechtlichen Lösungen, um dem Roboter die Straßenquerung zu ermöglichen, was ihn für deutlich mehr Betriebe interessant machen würde.

Der Betrieb hat über 60 ha Grünland hinter dem Kuhstall. (Bildquelle: Rüther)

Einrichtung

Die Flächen werden mit GPS eingemessen und in Karten erfasst, um Fahrwege zu bestimmen. Es werden „harte Grenzen“ gesetzt, die der Exos nicht überschreiten darf. In den Ställen können Futterbereiche mit individuellen Futtermengen eingerichtet werden. Die Ladestation wird auf einer befestigten Fläche montiert und an Strom- (400 V/3 x 16 A) sowie Wasserversorgung angeschlossen.

Die Grasnarbe der täglichen Fahrwege wird auf Dauer zerstört. (Bildquelle: Rüther)

Der Exos

Der Exos mäht mit einem 2 m breiten Messerbalken, der durch eine Tastrolle höhengeführt wird. Die Mähhöhe lässt sich mechanisch stufenlos einstellen. Das frisch gemähte Futter wird sanft per Elevator mit Plastikleisten in den Laderaum transportiert, um Nährstoffverluste zu minimieren und die Grasstruktur nicht zu beschädigen. Ein Sensor überwacht den Füllstand.

Die Klingen des 2 m breiten Mähbalkens müssen wöchentlich geschärft werden. (Bildquelle: Rüther)

Hinter der Höhenführungsrolle ist ein Düsenbalken zur Flüssigdüngung integriert. Die Maschine verfügt über einen 200-l-Düngemitteltank, der an der Ladestation automatisch befüllt wird. Die maximale Ausbringmenge beträgt 50 kg N/ha, und der Flüssigdünger kann mit Wasser verdünnt werden.

Ein Querförderband und zwei Dosierwalzen sorgen dafür, dass das Futter am Futtertisch ausgetragen wird. Der Behälter steht auf Wiegestäben, um jede Fuhre zu wiegen und zu erfassen. Der Exos kann bislang jedoch weder den TS-Gehalt noch andere Futterwerte ermitteln.

An der Ladestation holt sich der Exos Strom und Flüssigdünger automatisch. (Bildquelle: Rüther)

Zudem lässt sich bei Regen oder taunassem Bestand die Futtermenge nicht unkompliziert an das erhöhte Gewicht des Ladeguts anpassen und nur durch eine höhere Anzahl an Fahrten kompensieren. Der Exos fasst bis zu 1.400 kg Frischmasse.

Ein Umlauf dauert etwa 1,5 Stunden bei einer Geschwindigkeit von 2 bis 4 km/h. Das Leergewicht beträgt 3 400 kg. Jedes Rad hat einen eigenen Elektromotor, die Lenkung erfolgt über zwei mittig angelenkte Achsen. Die Batterie hat 50 Ah, der Ladevorgang dauert 15 bis 30 Minuten. Die Leistung der Maschine ist vergleichbar mit einem 7-PS-Schlepper.

Kommunikation mit Fütterung

Der Exos ist nur mit dem Futteranschiebe-Roboter Juno Max oder der mobilen Fütterungseinheit Vector einsetzbar. Obwohl der Juno Max noch nicht auf dem Markt ist, bietet Lely ihn zusammen mit dem Exos an. Der normale Juno ist nicht kompatibel, da er nicht mit dem Exos kommunizieren kann. Die Zusammenarbeit ist notwendig, da der Exos weder das Futter anschieben noch die Futterhöhe messen kann.

Zur Vermeidung von Staus am Futtertisch kommuniziert der Exos mit den mobilen Einheiten. Vor dem Stall gibt es eine festgelegte Warteposition, auf der der Exos hält, bis die Vector-Futterroboter die Futterküche erreicht haben. Dokumentation und Steuerung erfolgen über das Programm house my farm, per PC oder App auf dem Smartphone. Hier können Einstellungen verändert, Daten ausgewertet und Alarmmeldungen bearbeitet werden. Zukünftig soll der Exos auch in die Herdenmanagement-Software Horizon integriert werden, um die Steuerung und Dokumentation zu vereinfachen.

Sicherheit

Den Bereich vor und hinter der Maschine sichert je eine Stereokamera ab. Diese haben wir während des Einsatzes mehrfach getestet. Personen wurden zuverlässig erkannt. Ultraschallsensoren unterstützen die Navigation im Stall. Anfahrsensoren stoppen die Maschine bei Kontakt mit Hindernissen.

Ein wichtiger Aspekt ist die Wildtiererkennung: Größere Tiere wie Rehe oder Hasen werden von den Kameras erkannt. Vogelgelege müssen vom Landwirt z. B. per Drohne erfasst und im System hinterlegt werden. Rehkitze sind laut Lely kein Problem, da der niedrige Aufwuchs auf den Weiden die Rehe fernhält. Trotz Marktreife stellen die Kunden dem Entwicklungsteam viele Aufgaben. Geplant sind die Integration einer Futteranalyse, vor allem für den TS-Gehalt, und eine Ertragskartierung. Auch die Wildtiererkennung soll besser werden.

Preise und Kosten

Lely hat noch keine konkreten Preise für den Exos festgelegt. Nach ersten Schätzungen kostet er etwa 250.000 Euro ohne MwSt. in der Anschaffung plus 5.000 Euro für die Installation. Die jährlichen Wartungskosten betragen 7.500 Euro. In den Niederlanden gibt es einen Schleifservice für die Messer, der 1,25 Euro pro Exos-Fahrt kostet. Ob dieser Service auch in Deutschland verfügbar sein wird, ist noch nicht klar. Ein Umlauf des Exos verbraucht etwa 4 bis 5 kWh Strom (je nach Strompreis rund 1,50 bis 2 Euro).

Fazit

Der Exos ist laut Lely einzigartig auf dem Markt. Durch spezielle Anforderungen passt die Maschine aber nicht auf jeden Betrieb. Lely wird in der nächsten Zeit weitere Anpassungen vornehmen, vor allem um das Gerät smarter zu machen. Die Niederländer haben klare Ziele: 2025 sollen 30 Maschinen in Einsatz sein und 30.000 t Frischgras ernten. Davon sollen drei bis vier Maschinen in Deutschland laufen.

Interview mit Vinzenz Dickebohm

Hallo Vinzenz, stell Dich und Deinen Betrieb doch mal kurz vor.

Dickebohm: Mein Name ist Vinzenz Dickebohm. Gemeinsam mit meinem Vater leite ich die Dickebohm GbR in Leer. Wir melken hier am Standort 300 Kühe, und unser Stall ist mit Melkrobotern, Fütterung und Gülleschiebern voll automatisiert. Neben einigen Teilzeitkräften arbeitet auch meine Mutter im Betrieb mit. Meine Frau ist Tierärztin für Großvieh und unterstützt uns ebenfalls.

Vinzenz Dickebohm: „Frischgrasfütterung ist bei uns ein Selbstläufer.“ (Bildquelle: Rüther)

Wie viel Fläche gehört zum Hof?

Dickebohm: Wir bewirtschaften 270 ha, von denen etwa 180 ha Grünland sind. 60 ha davon sind direkt am Hof arrondiert und so für den Exos erreichbar.

Wie kam es bei euch zum Exos?

Dickebohm: Die Idee, Frischgras zu füttern, hatte ich schon länger, da die Flächen um den Stall ideal dafür sind. Zudem suchten wir eine Alternative zu Soja und Raps als Proteinquelle. Lely sprach uns an, und nach einer Besichtigung des Exos in den Niederlanden waren wir begeistert. Dann ging alles ganz schnell.

Warum kein Weidegang?

Dickebohm: Bei so vielen Tieren ist der Weidegang keine Option für mich. Die Tiere würden die Grasnarbe schnell zertreten. Außerdem ist der Mehraufwand dafür hoch, und eine Kombination von Weidegang und Melkroboter schwierig.

Wie lief die Einrichtung ab?

Dickebohm: Das ging ganz einfach und schnell. Lely hat die Flächen mit einem Quad samt GPS-Empfänger eingemessen und im System angelegt. Gleiches gilt für Stall und Fahrwege. Im Anschluss haben wir die Ladestation installiert und fertig. Der Exos ist losgefahren und hat geerntet.

Wie viel frisches Gras füttert Ihr?

Dickebohm: Gestartet sind wir mit drei Touren pro Tag, um die Tiere an das Futter zu gewöhnen. Jede Woche haben wir die Menge um ein bis zwei Touren gesteigert. Mittlerweile hat sich das auf neun Touren eingependelt. Wir rechnen mit etwa 200 kg Trockenmasse je Tour. Der Exos fasst 1.000 bis 1.400 kg Frischmasse mit einem TS-Gehalt von 16 bis 20 %. Pro Tier füttern wir also rund 5,5 bis 6 kg TM täglich.

Wie oft passt Du die Ration an?

Dickebohm: Alle 14 Tage wird das Gras beprobt. Aktuell füttern wir mit etwa 20 % TS und 7 MJ NEL/kg TM. Die Futterrationen passen wir wöchentlich an, das ist aber meist nur ein kleines Feintuning und keine großen Änderungen. Rückschlüsse ziehen wir hauptsächlich aus der Milchkontrolle und den Molkereiwerten.

Erhaltet Ihr für die Frischgras-fütterung Zuschläge?

Dickebohm: Nein — für die Weidehaltung würde es bei der Ammerland-Molkerei Zuschläge geben, für diese Fütterung aktuell leider nicht.

Wie hoch ist die Milchleistung?

Dickebohm: Die Milchleistung ist durch die Umstellung leicht gestiegen. Aktuell liegen wir bei 34 bis 35 l je Kuh und Tag. Die Inhaltsstoffe sind mit 3,4 % Eiweiß und 4,1 % Fett super.

Wie ist die Futteraufnahme?

Dickebohm: Anfangs stieg die Futteraufnahme extrem, und die Kühe fraßen das Frischgras zusätzlich zu 28 kg Futter. Jetzt fressen sie etwa 21 bis 22 kg Futter plus 6 kg Frischgras pro Tier und Tag.

Wie hat sich die Ration geändert?

Dickebohm: Die Ration besteht aus Mais-, und Grassilage, Rapsschrot, Sojaschrot und Maismehl. Wir konnten den Einsatz von Raps- , Mais- und Sojaschrot um 4 kg reduzieren.

Vertragen sich Exos und Vector?

Dickebohm: Beide Systeme arbeiten gut zusammen. Der Vector misst die Futterhöhe auf dem Futtertisch und entscheidet dann, wann gefüttert werden muss — bei uns aktuell ab 12 cm Futterhöhe. So reguliert sich das System die Fütterung von selbst, und die Vectoren schieben das Futter auch regelmäßig an. Das klappt super.

Ändert sich die Tiergesundheit?

Dickebohm: Nein, da konnte ich bis jetzt keine nennenswerten Unterschiede feststellen. Weder schlechter noch besser.

Hat sich die Grasnarbe verändert?

Dickebohm: Dank regelmäßigem Schnitt und höherer Stoppellänge von 8 bis 10 cm wächst das Gras deutlich schneller, und die Grasnarbe ist dichter geworden. Außerdem fahren wir keine Spuren auf das Grünland. Wir säen unsere Flächen aber im Frühjahr und Herbst auch mit je 10 bis 15 kg/ha nach. Außerdem kalken wir jedes Jahr!

Wie düngt Ihr die Flächen?

Dickebohm: Im Februar bringen wir einmal separierte Rindergülle per Verschlauchung aus. Danach düngt der Exos die Flächen mit AHL. Jede Fläche wird alle 20 Tage vom Exos abgeerntet. Für weitere Güllegaben ist mir die Gefahr der Futterverschmutzung wegen dem geringen Abstand zwischen Düngung und Ernte zu hoch.

Deine größte Herausforderung?

Dickebohm: Das Fingerspitzengefühl für den Aufwuchs zu bekommen. Erst haben uns die Gänse das Grünland kurz gefressen, dann wurde das Gras plötzlich schnell zu alt. Jetzt wird aufgrund der Trockenheit der Aufwuchs knapp. All diese Besonderheiten muss man im Auge behalten — das geht nur, wenn man regelmäßig nach seinen Flächen schaut.

Dein Fazit nach acht Monaten Exos?

Dickebohm: Ich bin sehr zufrieden. Futter- und Erntekosten sind gesunken, während die Milchmenge gestiegen ist. Die Frischgrasfütterung läuft fast von selbst und erfordert wenig Arbeit. Es dauert jedoch etwa ein halbes Jahr, ein Händchen dafür zu entwickeln. Regelmäßige Flächenkontrollen, ein- bis zweimal pro Woche, sind wichtig, um die Entwicklung der Bestände zu überwachen und die Strategie anzupassen. Ein Nachteil ist, dass der Exos auf Dauer Spuren in unbefestigte Fahrwege fährt. Außerdem nehmen die Tiere durch das Gras mehr Flüssigkeit auf. So fällt mehr dünne Gülle an. Stall und Tiere sind daher etwas dreckiger. Deshalb überlegen wir, einen Lely Collector anzuschaffen.

Sebastian Rüther

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