Einsatzbericht Veredlungstechnik
|
Siloservice Bernd Pragst SiloCleano-A im Einsatzbericht
Siloservice Bernd Pragst SiloCleano-A im Einsatzbericht
Bernd Pragst entwickelte vor über 20 Jahren den ersten Roboter für die Innenreinigung von Futtersilos. Lesen Sie, an welchem spannenden Projekt er gerade arbeitet.
Über die Hygiene in Futtersilos wird in der Regel nicht viel gesprochen. Das liegt zum einen daran, dass man von außen in den meisten Fällen nicht erkennen kann, wie schlimm es im Silo wirklich aussieht. Zum anderen wissen viele nicht, dass es professionelle Lösungen zur Innenreinigung von Silos gibt. So erfuhr auch der von uns besuchte Betrieb mit Geflügelhaltung eher zufällig von der Möglichkeit, Futtersilos lückenlos mit System reinigen und desinfizieren zu können.
Pionier wider Willen
Dass es heutzutage Angebote zur professionellen Innenreinigung von Futtersilos gibt, haben wir Bernd Pragst zu verdanken. Pragst war zufällig vor Ort, als sich unabhängig voneinander zwei tödliche Unfälle ereigneten. In beiden Fällen unternahmen die Verunglückten den Versuch, ein Futtersilo von innen zu reinigen.
Jetzt bestellen und weiterlesen!
profi - Das Fachmagazin für Landtechnik
Upgrade für Heftleser
Heftleser? Jetzt günstig upgraden!
27,00 EUR
/
Jahr
Profitieren Sie vom nahtlosen Überang zwischen Heft und Website
Zugang zu sämtlichen Inhalten auf profi.de
Zugriff auf alle profi Ausgaben und Sonderhefte (Digital)
Über die Hygiene in Futtersilos wird in der Regel nicht viel gesprochen. Das liegt zum einen daran, dass man von außen in den meisten Fällen nicht erkennen kann, wie schlimm es im Silo wirklich aussieht. Zum anderen wissen viele nicht, dass es professionelle Lösungen zur Innenreinigung von Silos gibt. So erfuhr auch der von uns besuchte Betrieb mit Geflügelhaltung eher zufällig von der Möglichkeit, Futtersilos lückenlos mit System reinigen und desinfizieren zu können.
Pionier wider Willen
Dass es heutzutage Angebote zur professionellen Innenreinigung von Futtersilos gibt, haben wir Bernd Pragst zu verdanken. Pragst war zufällig vor Ort, als sich unabhängig voneinander zwei tödliche Unfälle ereigneten. In beiden Fällen unternahmen die Verunglückten den Versuch, ein Futtersilo von innen zu reinigen.
Jetzt bestellen und weiterlesen!
profi - Das Fachmagazin für Landtechnik
Upgrade für Heftleser
Heftleser? Jetzt günstig upgraden!
27,00 EUR
/
Jahr
Profitieren Sie vom nahtlosen Überang zwischen Heft und Website
Zugang zu sämtlichen Inhalten auf profi.de
Zugriff auf alle profi Ausgaben und Sonderhefte (Digital)
Traumatisiert von den Ereignissen machte sich Pragst an die Entwicklung eines ferngesteuerten Roboters für die Siloreinigung. Tatsächlich sollte es ein paar Jahre dauern, bis die erste vollautomatische Silowaschmaschine serienreif war. In profi 8/2005 stellten wir den Roboter sowie den Ablauf einer kompletten Silowäsche mit Schaumreinigung, Desinfektion und Trocknung per Heißluftgebläse ausführlich vor.
Im Übrigen: Das seinerzeit von profi vorgestellte Reinigungssystem ist bis heute das einzige am Markt, das von der DLG erfolgreich geprüft wurde.
Nach der Veräußerung der Rechte am ersten Roboter entwickelte Pragst ein zweites Reinigungssystem. Diesmal für Getreidesilos bis 22 m Durchmesser. In Serie ging die Technik allerdings nie — was auch daran lag, dass der dafür infrage kommende Kundenkreis eher klein ist.
Allerdings genießt Pragst mit dem Big Silo Cleaner ein Alleinstellungsmerkmal. Das nutzt er, um als Dienstleister die großen Silos speziell im Segment lebensmittelverarbeitender Betriebe von innen wieder wie neu aussehen zu lassen. Details zu der Technik des Big Silo Cleaner finden Sie unter dem Titel „Große Wäsche“ in profi 8/2010.
Entwicklung des SiloCleano
Anders als geplant stand Pragst nach dem Verkauf des ersten Roboters ohne ein eigenes Reinigungssystem für kleine Silos da. Also machte sich der Unternehmer erneut an die Entwicklung. Der Neuanfang bot ihm die Chance der freien Entwicklungsarbeit. So störte ihn immer schon, dass das Ein- und Ausbauen des ersten Reinigungsroboters wegen des hohen Gewichts von über 30 kg sehr beschwerlich war. Auch sollte die Bedienung nun einfacher werden.
Wieder sollten fünf Jahre ins Land gehen, bis Pragst 2018 das neue Modell SiloCleano für Silos bis 3 m Durchmesser und maximal 9 m Höhe vorstellen konnte (profi 8/2018). Mit einem Gewicht von nur 23 kg war zu diesem Zeitpunkt die ins Silo einzubringende Motor-Getriebe-Einheit bereits deutlich leichter als beim ersten Reinigungsroboter. Zum Einbau in das Silo war damit keine zweite Person mehr erforderlich. Doch der SiloCleano war auch kompakter und ließ sich in relativ kleine Einzelteile zerlegen. Damit konnte das System in einer rund 120 x 160 cm kleinen Box platzsparend transportiert werden.
Für eine einfachere Handhabung programmierte Pragst die Steuerung des SiloCleano zudem so, dass vor einem Waschgang nur noch der Durchmesser, die Höhe und die Dachform des Silos eingegeben werden mussten.
Entgegen allen Erwartungen blieb es aber beim Prototypen des SiloCleano. Denn für eine Serienproduktion fehlte es Pragst vor allem an einem potenziellen Partner aus der Industrie.
Upgrade zum SiloCleano-A
Weil Pragst den Prototypen des SiloCleano regelmäßig zum Reinigen von Silos verwendet, entwickelte er den SiloCleano logischerweise stetig weiter. So hat die Motor-Getriebe-Steuereinheit des SiloCleano-A heute mit 11 kg nicht einmal mehr die Hälfte des Gewichts vom Vorgängermodell. Damit kann die Technik nun noch einfacher ohne die Hilfe einer zweiten Person in das Silo eingesetzt werden.
Für eine verbesserte Handhabung besitzen die bis zu 1,50 m langen Teleskopstangen, welche vom Trichterboden hoch zum Deckel des Silos reichen, jetzt eine Federunterstützung. Damit ist das Fixieren der Konstruktion unter der Silodecke wesentlich einfacher. Verändert hat Pragst auch die Halter für die Sprühdüsen. Diese sind so an der Motor-Getriebeeinheit befestigt, dass sich die beiden Ausleger individuell bewegen können. Auf diese Weise kann nicht nur für jede Seite der Spritzwinkel individuell eingestellt werden, vielmehr erlaubt die Einzelsteuerung auch das Ausweichen von Hindernissen im Silo, z. B. in Form eines Einlaufs.
Mit Schaum und Desinfektion
Beim Reinigungsprozedere als solches ist sich Pragst treu geblieben. Das bedeutet: Im ersten Schritt wird der komplette Behälter mit warmem Wasser gereinigt. Das Reinigen mit 120 bis 220 bar beginnt an der Silodecke, anschließend fährt der Reinigungsroboter Schritt für Schritt nach unten, so dass sämtlicher Schmutz systematisch und absolut lückenlos abgespritzt wird.
Nach der Reinigung mit Warmwasser folgt das Einschäumen von Behälter und Belüftungsrohr per eiweißlösendem Schaumreiniger. Obwohl zu diesem Zeitpunkt ein Silo schon als sauber zu bezeichnen wäre, wundert man sich, wie viel Schmutz bei diesem Reinigungsschritt durch die Tenside noch gelöst wird. Nach kurzer Einwirkzeit spült der Bediener den Reinigungsschaum samt gelöstem Schmutz mit klarem Wasser ab. Im dritten Schritt folgt das Desinfizieren des Behälters mit einem für die Lebensmittelproduktion zugelassenen Mittel.
Um das Silo unmittelbar nach der Reinigung befüllen zu können, folgt im letzten Schritt ein halbstündiges Trocknen des Silos mit über 70 °C heißer Luft. Inklusive des Trockenvorgangs als letzte Maßnahme dauert das Reinigen eines Silos bis 9 m Höhe rund 2,5 Stunden. Geschätzte Reinigungskosten je Silo: rund 600 Euro plus Anfahrt und Übernachtung.
Das Einsetzen einer bauartgeprüften Luke ist durch Pragst ebenfalls möglich und wird aktuell mit einmalig 550 Euro veranschlagt.
Große Lösung in Sicht
Gleichwohl Pragst bundesweit Silos reinigt: Das Bewusstsein der Landwirte um die Bedeutung der Hygiene wächst zusehends, so dass die Nachfrage nach einer systematisch durchgeführten Siloreinigung mit aktuellen Kapazitäten demnächst nicht gedeckt werden kann. Pragst plant daher mit dem SiloCleano-A eine Serienproduktion. Der Unternehmer erhält dafür eine Förderung aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) auf Grundlage eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. Die Projektträgerschaft erfolgt über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) im Rahmen des Programms zur Innovationsförderung.
Gelingt die Serienproduktion, erhalten zum Beispiel Maschinenring-Gemeinschaften die Möglichkeit, mit einem eigenen Roboter die zunehmende Nachfrage nach der Silowäsche zu decken. Wie teuer und über
welche Vertriebswege der SiloCleano-A verkauft werden wird, erfahren wir wohl erst zur EuroTier 2024.
Fazit
Die Innenreinigung von Silos ist die Basis für gesundes Futter. Weil es aber keine Technik für die Reinigung gab, entwickelte Bernd Pragst seinen ersten Reinigungsroboter. Die Besonderheit seines Systems: Es reinigt die Silos nicht wahllos, sondern systematisch und lückenlos, so dass Silos wieder keimfrei werden. Der SiloCleano-A stellt eine Weiterentwicklung dar. Bei reduziertem Gewicht und verbesserter Handhabung erzielt er die gleiche Reinigungsleistung wie sein Vorgänger.
Aktuell bietet Pragst die Siloreinigung nur als Dienstleistung an, während die Technik zum Reinigen käuflich nicht erworben werden kann. Das könnte sich aber bald ändern: Zur EuroTier 2024 plant Pragst den Start der Serienproduktion.
Gerrit Grotelüschen, Mastputen-Brüterei Ahlhorn
Die Hälfte der Silos war unbrauchbar!
Die Familie von Gerrit Grotelüschen aus Ahlhorn bebrütet Eier von Elterntieren für die Putenmast. Neben eigenen Zuchtanlagen stehen dafür bundesweit neun weitere Betriebe im Dienste des Zuchtbetriebs. Als wir Gerrit Grotelüschen treffen, lässt er gerade seine elf Außensilos mit einem Fassungsvermögen von jeweils 25 t Futter von innen reinigen.
Die Erleichterung, dass es auch in diesem Jahr mit dem Reinigen der Silos klappt, ist dem Unternehmer anzumerken. Denn er kennt die Kehrseite der Medaille: „Nach meinem Studium löste ich den Verwalter der Elterntieranlage ab. Als meine erste Futterlieferung kam, stellte ich mit Erstaunen fest, dass die Silos weniger Futter fassten als angegeben. Erst jetzt wurde klar, dass jedes zweite Silo bis oben zusaß und nicht richtig genutzt wird“, erinnert sich der Landwirt. „Irgendwie schien es bis dahin keinen gestört zu haben. Also schob ich das Thema auf die lange Bank — zumal ich für das Problem ohnehin keine Lösung parat gehabt hätte“, räumt er heute ein.
Auf dem Betrieb eines Kollegen fiel ihm dann die nachträglich eingebaute Wartungsluke im Silotrichter auf. Er lenkte das Gespräch darauf, und da fiel bei ihm der Groschen. Schon auf dem Rückweg hatte er Bernd Pragst am Telefon und der erste Reinigungstermin war vereinbart. „Puten reagieren empfindlich auf Schimmel im Futter. Das kann zu erheblichen Leistungseinbußen führen, was die Existenz kosten kann“, erklärt uns Grotelüschen.
Nach der ersten Reinigung lief bei ihm die Technik erstmals wieder störungsfrei, auch stiegen die Tierleistungen.
„Heute haben wir wieder exzellente Zahlen“, stellt der Tierhalter fest. Weil er Vergleichbares nicht noch einmal erleben möchte, lässt er seine Silos nun grundsätzlich einmal im Jahr reinigen. „Anders als beim ersten Mal bleibt nun im Nachgang alles unauffällig. Und das ist gut so. Es zeigt anschaulich den Sinn vorsorglichen Handelns“, resümiert Grotelüschen nach seinem nicht alltäglichen Abenteuer mit verschmutzten Futtersilos.