Gut zu wissen
- Die Hub- und Aufbrechkräfte passen zur maximalen Traglast von 6 t.
- Der 40-km/h-Fahrantrieb ist prima dosierbar, seine Durchzugskraft aber eher durchschnittlich.
- Die Kabine bietet eine gute Übersicht und exzellente Bedienung.
Bei der Anlieferung des Scorpion 960 dachten wir, Claas hätte sich vertan und den falschen Testlader gebracht. Denn zunächst macht der ohne Werkzeug nur knapp 6 m lange, 2,50 m breite und 2,65 m hohe Telelader nicht den Eindruck, dass er 6 t heben kann.
Auch beim Herunterfahren vom Tieflader hatten wir aufgrund seiner Wendigkeit eher den Eindruck, auf einer kleineren Maschine zu sitzen. Der Wendekreis bei Allradlenkung bestätigte das: Weniger als 8,50 m – gemessen wie immer über die kurvenäußeren Räder – sind wirklich super.
Die anschließende Fahrt zur Brückenwaage sorgte dann aber für Klarheit: 11 790 kg in Testausstattung ohne Werkzeug — wir hatten tatsächlich den Scorpion 960 auf dem Testbetrieb, der das erforderliche Gegengewicht für seine Leistungsdaten mitbringt.
Claas-Teleskoplader Scorpion 960: Deutz-Motor mit 156 PS
Befeuert wird der Scorpion 960 vom Deutz TCD 4.1. Der Vierzylinder mit 4,1 l Hubraum und 115 kW/156 PS erfüllt die Anforderungen der Abgasstufe V. Dank SCR, DPF und DOC sowie des großen Kühlerpakets ist der Platz unter der Haube voll. Unbedingt empfehlen wir den Reversierlüfter — nicht nur, weil er für nur 240 Euro Aufpreis zu haben ist, sondern auch weil er bei vielen Einsätzen nötig ist und Ansauggitter sowie Kühler automatisch sauber hält.
Für längere Arbeitstage hat der Lader 190 l Diesel an Bord, der AdBlue-Tank fasst 20 l. Die Tankstutzen weit oben hinter der Kabine (Diesel) bzw. hinten im Heck (AdBlue) sind nicht optimal positioniert. Selbst bei Straßenfahrt mit einem Dieselverbrauch von 18 bis 21 l/h reicht der Dieselvorrat aber für 9 bis 10,5 Stunden. Auch bei schwerer Arbeit auf unbefestigtem Untergrund ist der Dieselverbrauch mit 15 bis 18 l/h vergleichsweise hoch — hieran hat neben dem Motor auch das hohe Maschinengewicht sowie der Wirkungsgrad des Fahrantriebs seinen Anteil. Auf Betonflächen und bei leichten bis mittleren Arbeiten lag der Kraftstoffverbrauch mit 7 bis 9 l/h im üblichen Rahmen.
Perfekt dosierbar...
Varipower Plus heißt der serienmäßige Fahrhydrostat mit großem Weitwinkel- und zusätzlichem Verstellmotor. Motordrehzahl sowie die Schwenkwinkel der Ölpumpen und -motoren werden elektronisch in Abhängigkeit vom erforderlichen Drehmoment und per Fahrpedal gewählter Fahrgeschwindigkeit geregelt.
Die maximale Fahrgeschwindigkeit — gemessen haben wir knapp 39 km/h — lässt sich bequem per Taster am Joystick auf 29,5 oder 15 km/h reduzieren, ohne die Zug-/Schubkraft zu beeinflussen. Zusätzlich lässt sich die Fahrgeschwindigkeit in jeder Fahrstufe per Schieberegler begrenzen und damit die Spreizung des Fahrpedals vergrößern. Das bietet eine nahezu unübertroffen gute Dosierbarkeit beim genauen Heranfahren an die Ladung bzw. den Abladeort.
…aber etwas schwach
Bei schweren Arbeiten auf unbefestigtem Boden wie Mistladen oder Erdarbeiten war die Spritzigkeit und Durchzugskraft überschaubar. Das Gleiche gilt für Bergauffahrt: Am Hang mit 8,5° Steigung war bei 16 km/h Schluss. Unsere Zugkraftmessung auf einer griffigen Betonfläche bestätigte diesen Eindruck: Bei rund 7 250 daN war das Ende der Fahnenstange erreicht — solche Messwerte sind schon bei kleineren Teleskopladern üblich. Bis zu 10 300 daN verspricht Claas für den Scorpion 960 mit einer optional anderen Übersetzung und 30 km/h Höchstgeschwindigkeit.
Schön, dass beim Stillstand der Lader automatisch aktiv gebremst wird. Beim Verladen am Hang steht der Scorpion damit sicher vor dem Kipper. Geteilter Meinung sind wir beim Brems-Inchpedal. Wegen der Lenksäule ist es relativ schmal und weit links angeordnet. Das Inchen und auch das Bremsen während der Arbeit funktioniert mit dem linken Fuß gut. Zweifel haben wir bei einer Gefahrenbremsung, weil man dann gewohnheitsmäßig den rechten Fuß nutzt, der dann ins Leere tritt. Und grundsätzlich sollte sich die Bremsfunktion besser dosieren lassen.
Komfortabler Arbeitsplatz mit…
Das Inch-Bremspedal ist schon fast unsere einzige Kritik In der aufgeräumten Kabine, die mit Optionen wie z. B. Luftsitz, 7-Zoll-Display, Klimaanlage sowie beheizbarer Heck- und rechter Seitenscheibe inklusive Scheibenwischer auch praxisgerecht und gut ausgestattet war (insgesamt gut 4 000 Euro Aufpreis).
In der Kabine fühlt man sich wohl. Dank höhen- sowie zweifach in der Neigung verstellbarem Lenkrad findet jeder eine gute Sitzposition — auch wenn die Lenksäule im Fußraum etwas stört. Mit 74 dB(A) bei geschlossener Kabine ist die Geräuschkulisse in der Regel gering. Nur bei Bergabfahrt mit maximaler Geschwindigkeit wird es mit über 80 dB(A) am Fahrerohr deutlich lauter.
Auch die Übersicht ist dank hoher Sitzposition, großer Scheiben mit passender Wischergröße, niedriger Teleskoparm-Anlenkung und üppiger Spiegelausstattung für einen Teleskoplader prima. Auf Wunsch sind für den Front- und Heckbereich Kameras lieferbar. Die vergleichsweise hoch angebrachte Kabine hat allerdings einen dreistufigen Aufstieg zur Folge. Trotz versetzter Stufenanordnung und Verstellmöglichkeit der untersten Stufe gibt es hier noch Möglichkeiten zur Optimierung.
…ergonomischer Bedienung
Insgesamt ist der Scorpion 960 sehr komfortabel zu bedienen. Alle passend zur Funktion farblich markierten Bedienelemente...
Gut zu wissen
- Die Hub- und Aufbrechkräfte passen zur maximalen Traglast von 6 t.
- Der 40-km/h-Fahrantrieb ist prima dosierbar, seine Durchzugskraft aber eher durchschnittlich.
- Die Kabine bietet eine gute Übersicht und exzellente Bedienung.
Bei der Anlieferung des Scorpion 960 dachten wir, Claas hätte sich vertan und den falschen Testlader gebracht. Denn zunächst macht der ohne Werkzeug nur knapp 6 m lange, 2,50 m breite und 2,65 m hohe Telelader nicht den Eindruck, dass er 6 t heben kann.
Auch beim Herunterfahren vom Tieflader hatten wir aufgrund seiner Wendigkeit eher den Eindruck, auf einer kleineren Maschine zu sitzen. Der Wendekreis bei Allradlenkung bestätigte das: Weniger als 8,50 m – gemessen wie immer über die kurvenäußeren Räder – sind wirklich super.
Die anschließende Fahrt zur Brückenwaage sorgte dann aber für Klarheit: 11 790 kg in Testausstattung ohne Werkzeug — wir hatten tatsächlich den Scorpion 960 auf dem Testbetrieb, der das erforderliche Gegengewicht für seine Leistungsdaten mitbringt.
Claas-Teleskoplader Scorpion 960: Deutz-Motor mit 156 PS
Befeuert wird der Scorpion 960 vom Deutz TCD 4.1. Der Vierzylinder mit 4,1 l Hubraum und 115 kW/156 PS erfüllt die Anforderungen der Abgasstufe V. Dank SCR, DPF und DOC sowie des großen Kühlerpakets ist der Platz unter der Haube voll. Unbedingt empfehlen wir den Reversierlüfter — nicht nur, weil er für nur 240 Euro Aufpreis zu haben ist, sondern auch weil er bei vielen Einsätzen nötig ist und Ansauggitter sowie Kühler automatisch sauber hält.
Für längere Arbeitstage hat der Lader 190 l Diesel an Bord, der AdBlue-Tank fasst 20 l. Die Tankstutzen weit oben hinter der Kabine (Diesel) bzw. hinten im Heck (AdBlue) sind nicht optimal positioniert. Selbst bei Straßenfahrt mit einem Dieselverbrauch von 18 bis 21 l/h reicht der Dieselvorrat aber für 9 bis 10,5 Stunden. Auch bei schwerer Arbeit auf unbefestigtem Untergrund ist der Dieselverbrauch mit 15 bis 18 l/h vergleichsweise hoch — hieran hat neben dem Motor auch das hohe Maschinengewicht sowie der Wirkungsgrad des Fahrantriebs seinen Anteil. Auf Betonflächen und bei leichten bis mittleren Arbeiten lag der Kraftstoffverbrauch mit 7 bis 9 l/h im üblichen Rahmen.
Perfekt dosierbar...
Varipower Plus heißt der serienmäßige Fahrhydrostat mit großem Weitwinkel- und zusätzlichem Verstellmotor. Motordrehzahl sowie die Schwenkwinkel der Ölpumpen und -motoren werden elektronisch in Abhängigkeit vom erforderlichen Drehmoment und per Fahrpedal gewählter Fahrgeschwindigkeit geregelt.
Die maximale Fahrgeschwindigkeit — gemessen haben wir knapp 39 km/h — lässt sich bequem per Taster am Joystick auf 29,5 oder 15 km/h reduzieren, ohne die Zug-/Schubkraft zu beeinflussen. Zusätzlich lässt sich die Fahrgeschwindigkeit in jeder Fahrstufe per Schieberegler begrenzen und damit die Spreizung des Fahrpedals vergrößern. Das bietet eine nahezu unübertroffen gute Dosierbarkeit beim genauen Heranfahren an die Ladung bzw. den Abladeort.
…aber etwas schwach
Bei schweren Arbeiten auf unbefestigtem Boden wie Mistladen oder Erdarbeiten war die Spritzigkeit und Durchzugskraft überschaubar. Das Gleiche gilt für Bergauffahrt: Am Hang mit 8,5° Steigung war bei 16 km/h Schluss. Unsere Zugkraftmessung auf einer griffigen Betonfläche bestätigte diesen Eindruck: Bei rund 7 250 daN war das Ende der Fahnenstange erreicht — solche Messwerte sind schon bei kleineren Teleskopladern üblich. Bis zu 10 300 daN verspricht Claas für den Scorpion 960 mit einer optional anderen Übersetzung und 30 km/h Höchstgeschwindigkeit.
Schön, dass beim Stillstand der Lader automatisch aktiv gebremst wird. Beim Verladen am Hang steht der Scorpion damit sicher vor dem Kipper. Geteilter Meinung sind wir beim Brems-Inchpedal. Wegen der Lenksäule ist es relativ schmal und weit links angeordnet. Das Inchen und auch das Bremsen während der Arbeit funktioniert mit dem linken Fuß gut. Zweifel haben wir bei einer Gefahrenbremsung, weil man dann gewohnheitsmäßig den rechten Fuß nutzt, der dann ins Leere tritt. Und grundsätzlich sollte sich die Bremsfunktion besser dosieren lassen.
Komfortabler Arbeitsplatz mit…
Das Inch-Bremspedal ist schon fast unsere einzige Kritik In der aufgeräumten Kabine, die mit Optionen wie z. B. Luftsitz, 7-Zoll-Display, Klimaanlage sowie beheizbarer Heck- und rechter Seitenscheibe inklusive Scheibenwischer auch praxisgerecht und gut ausgestattet war (insgesamt gut 4 000 Euro Aufpreis).
In der Kabine fühlt man sich wohl. Dank höhen- sowie zweifach in der Neigung verstellbarem Lenkrad findet jeder eine gute Sitzposition — auch wenn die Lenksäule im Fußraum etwas stört. Mit 74 dB(A) bei geschlossener Kabine ist die Geräuschkulisse in der Regel gering. Nur bei Bergabfahrt mit maximaler Geschwindigkeit wird es mit über 80 dB(A) am Fahrerohr deutlich lauter.
Auch die Übersicht ist dank hoher Sitzposition, großer Scheiben mit passender Wischergröße, niedriger Teleskoparm-Anlenkung und üppiger Spiegelausstattung für einen Teleskoplader prima. Auf Wunsch sind für den Front- und Heckbereich Kameras lieferbar. Die vergleichsweise hoch angebrachte Kabine hat allerdings einen dreistufigen Aufstieg zur Folge. Trotz versetzter Stufenanordnung und Verstellmöglichkeit der untersten Stufe gibt es hier noch Möglichkeiten zur Optimierung.
…ergonomischer Bedienung
Insgesamt ist der Scorpion 960 sehr komfortabel zu bedienen. Alle passend zur Funktion farblich markierten Bedienelemente sind prima angeordnet, mit meist eindeutigen Symbolen gekennzeichnet und bei eingeschaltetem Fahrlicht unterleuchtet. Sehr gut ist auch die Lenkartenumstellung — sie bietet den „manuellem“ Hundegang bei arretierter Hinterachslenkung — und mit „Dynamnic Power“ die automatische Drehzahlerhöhung bei Betätigung der Arbeitshydraulik für gut 600 Euro Aufpreis (hier hätten wir uns höchstens noch eine Begrenzung der Drehzahl gewünscht).
Der Joystick mit proportionaler Ansteuerung aller Arbeitsfunktionen und Handauflage lässt sich dank verstellbarer Armlehne nicht nur sehr gut bedienen, sondern auch prima dosieren und mischen. Er hat allen Testfahrern genauso gut gefallen wie die Wippe für die Wendeschaltung und die zusätzlichen Taster (100-%-Differenzialsperre der Vorderachse, Fahrstufenschaltung, Umschaltung der Zusatzhydraulik und Schaufelrückführung).
Bedächtige Bewegung
Trotz der mit 200 l/min angegebenen Fördermenge halten sich die Arbeitsgeschwindigkeiten in Grenzen. Rund 0,60 m/s beim Heben und Senken, 40 °/s beim Kippen und 0,35 bzw. 0,53 m/s beim Teleskopieren —‘ jeweils bei 1 500 U/min — sind eher Durchschnittswerte. Bei der Arbeit fällt das jedoch nur bei sehr kurzen Wegen und einfachen Ladespielen ins Gewicht.
Die Leitungsquerschnitte reichen wohl für schnellere Bewegungen nicht aus, was auch die Fördermenge von maximal 124 l/min an der Zusatzhydraulik unterstreicht (bei 74 bar Reststaudruck). Um die Feinfühligkeit bei der Ansteuerung noch zu verbessern, gibt es den „Smart Loading“-Taster. Er verlangsamt die Bewegungen je nach Funktion noch einmal um 25 bis 50 % — wir haben ihn auch bei kniffligen Arbeiten nie gebraucht.
Hubkraft = Traglast
Üblicherweise sollte die durchgehende Hubkraft eines Laders höher sein als die vom Hersteller zugelassene Traglast. Beim Scorpion 960 haben wir hier etwas mehr als 5 970 daN gemessen, was umgerechnet mit knapp 6,1 t in etwa der Traglast entspricht. Die maximale Hubkraft von knapp 6 700 daN wird aufgrund der Hebelverhältnisse erst bei rund 5,60 m Hubhöhe erreicht. Als Aufbrechkraft an der Schaufelkante stehen 6 150 daN zur Verfügung.
An der Zusatzhydraulik ist zur Schonung hydraulischer Arbeitsgeräte der Öldruck von 270 bar an der Pumpe auf 230 bar reduziert. Fakt ist, dass der Scorpion bei den täglichen Arbeiten in der Biogasanlage selbst mit der 3,5 m3 großen Greifschaufel sowie mit der 5,2 m3 großen Großvolumenschaufel keine höheren Kräfte vermissen ließ.
Zweiteiliger Teleskoparm
Der mit 27 mal 40 cm wuchtige Arm erreicht mit seinem zweiteiligen Teleskopausschub im Werkzeugdrehpunkt 9,11 m Hubhöhe. Zusätzliches Vertrauen in die Stabilität verschafft die seitliche Führung des Teleskoparms im unteren Bereich. Mit der fast 1,4 m2 großen Erdschaufel bleiben noch knapp 7,60 m Ausschütthöhe übrig.
Beim Anheben des Telearms wird die Schaufel schnell um 5° weiter angekippt — kein Problem bei erhöhter Rückwand. Danach kippt die Schaufel bis zur vollen Hubhöhe jedoch bis auf –2° weiter aus. Hier heißt es bei Schüttgütern nachregeln, will man Rieselverluste vermeiden. Bei der Palettengabel bleibt die Abweichung von + 4° bis zur maximalen Hubhöhe konstant — prima.
Prima Werkzeugwechsel
Positives gibt es beim Werkzeugwechsel zu vermelden. Der Schnellwechselrahmen entspricht den Maßen anderer Claas-Telelader, ist zur Aufnahme der höheren Kräfte nur stabiler. Beim Anbau sind die oberen Bolzen gut zu sehen, um sie zielgerichtet in die Haken der Werkzeuge gleiten zu lassen. Auf Wunsch gibt es für jeweils 2 800 Euro Aufpreis auch Rahmen für die Telelader von JCB und Manitou sowie die Radlader von Claas, Liebherr und Volvo.
Prima, dass die hydraulische Werkzeugverrieglung zum Standard gehört und mit der Zweihand-Bedienung in der Kabine auch sicherheitstechnisch alles seine Ordnung hat. Und hebt man den Arm nach dem Werkzeuganbau etwas an, kann man die Verriegelung per Sichtkontrolle ordentlich überprüfen.
Auch beim Koppeln hydraulischer Werkzeuge hat man an alles gedacht: Die flachdichtenden Ölkupplungen für die Zusatzhydraulik sitzen auf der linken Seite am Schnellwechselrahmen, die Ölschläuche sind sauber verlegt, und nicht nur in der Kabine, sondern auch direkt am Teleskoparm gibt es einen Taster zur Druckentlastung, allerdings für 360 Euro Aufpreis.
Wo passt der Scorpion 960 hin?
Diskutiert haben wir über die Frage, wo und unter welchen Einsatzbedingungen der große Scorpion 960 Sinn macht. Sicher ist er als Universal-Telelader bei vielen landwirtschaftlichen Betrieben und Lohnunternehmen unterfordert. Und auch zur täglichen Fütterung auf großen Biogasanlagen mit mehreren Ladern wird er aufgrund der begrenzten Übersicht keinen oder nur wenige Radlader verdrängen.
Dagegen ist für uns die Anschaffung für Biogasanlagen mit hohen Maismieten denkbar, die auf nur einen leistungsstarken Lader setzen. Auch z. B. für Betriebe und Dienstleister mit entsprechendem Getreide- und/oder Quaderballen-Umschlag könnten wir uns einen sinnvollen Einsatz vorstellen.
Was uns außerdem auffiel
- Als lof-Zugmaschine war unser Testkandidat mit höhenverstellbarem Automatik-Zugmaul ausgestattet (940 Euro Aufpreis). Zusätzlich waren im Heck Ölkupplungen für ein dw- und ein ew-Steuerventil montiert (knapp 1 700 Euro Aufpreis).
- Klasse für Werkzeug sowie Seile und Ketten sind die abschließbaren Boxen im Heck des Scorpion.
- Die gute Schwingungstilgung mit zwei Stickstoffzylindern wird manuell oder automatisch ab 4 km/h zugeschaltet.
- Das Universalprofil der Multiuse-Reifen von Alliance mit der Größe 500/70 R 24 (knapp 2 300 Euro Aufpreis) ist wie ein typisches Radladerprofil sehr gut für befestigte Flächen geeignet. Dank des AS-förmigen Stollenprofils kann auch auf unbefestigtem Boden noch vergleichsweise viel Kraft übertagen werden.
- Die komplette LED-Arbeitsbeleuchtung mit zwölf Leuchten und logischer Schaltung schlägt mit über 1 500 Euro Aufpreis zu Buche. Serienmäßig sind nur am Dach vier Halogenleuchten montiert.
- Die vorderen Kotflügel dürften gerne etwas tiefer reichen, um die Maschine sauberer zu halten.
- Unser Testkandidat war mit einer automatischen Zentralschmierung ausgestattet. Wem der Aufpreis von gut 2 900 Euro zu teuer ist, kann für rund 700 Euro die manuelle Zentralschmierung ordern. Hier sind alle Schmiernippel zu drei Schmierstellen vorne, am Heck und am Teleskoparm zusammengefasst.
- Der Scorpion 960 ist inklusive Lackierung und Leitungsverlegung insgesamt sehr gut verarbeitet.
- Für die Grundausstattung verlangt Claas für den Scorpion 960 einen Listenpreis von gut 154 000 Euro (alle Preise ohne MwSt.). In Testausstattung mit Multiuse-Bereifung, Klimaanlage, LED-Arbeitsbeleuchtung, Heckhydraulik, Zentralschmierung und vielen weiteren Optionen kommen knapp 170 000 Euro zusammen.
Arbeitsgeräte für den Claas Scorpion 960 im Praxistest
Für den Praxistest des Scorpion 960 lieferte Bressel und Lade passende Werkzeuge (Tabelle mit technische Daten in Testausstattung). Alle Geräte waren sauber verarbeitet und zeigten keinerlei Anpassungsprobleme beim Anbau an den Scorpion. Die Schaufeln verfügten über einen angeschweißten, rot lackierten Winkel an der Rückseite zur bodenparallelen Ausrichtung. Folgende Dinge sind uns beim Einsatz aufgefallen:
- Die Schwergutschaufel mit Aussteifungen und Rückwanderhöhung war mit dem optionalen verschleißfesten Unterbau und Schürfleiste 500HB ausgestattet. Geschraubte Reißzähne sind auf Wunsch erhältlich.
- Die Großvolumenschaufel verfügt über runde Seitenbleche für ein sauberes Laden. Aufgrund der optionalen Gitter-Rückwanderhöhung fasst sie 5,2 m3 bei Silomais und Hackschnitzel, bei Getreide sind es etwa 3,57 m3.
- Die stabile Greifschaufel verfügte optional über eine geschraubte, dreigeteilte Wende-Schürfleiste. Der Greifer mit großen Knotenblechen zur Versteifung ist vierfach gelagert. Relativ weit oben und damit möglichst außerhalb des Gefahrenbereichs sind die beiden Zylinder angeordnet. Die Ölleitungen sind sauber verlegt.
- Der Kehrbesen hat 28 cm hohe Polyprophylen-Kunststoffbürsten in zwölf auswechselbaren Reihen und eine Palettengabel-Aufnahme. Den ziehenden Einsatz ermöglicht der optionale Schnellwechselrahmen. Der Besen zeigte bei loser Verschmutzung von befestigten Flächen eine gute Arbeit.
Praktikerurteil Claas Scorpion 960
1500 Stunden pro Jahr
Landwirt und Lohnunternehmer Frerk Francksen aus Butjadingen in der Wesermarsch setzt seit vielen Jahren Teleskoplader ein. Auf rund 1 500 Stunden pro Jahr kommt sein Lader im Lohn und auf seiner Biogasanlage. „Da ist Zuverlässigkeit gefragt“, so Francksen, der seine Lader spätestens alle vier Jahre tauscht. Nach dem damaligen Claas Scorpion und aktuell dem baugleichen Kramer hat er den neuen Scorpion 960 einige Wochen getestet: „Die positiven Eindrücke überwiegen“, lautet sein Fazit.
Vor allem die für die Baugröße gute Übersicht und Wendigkeit konnten den Praktiker überzeugen. „Die Hydraulik lässt sich feinfühlig steuern, der Fahrantrieb dagegen könnte noch etwas feiner abgestimmt sein.“ Gut gefallen hat Francksen der Neigungsausgleich über die Vorderachse. Die großzügige Kabine ist prima, allerdings ist für kleinere Fahrer das Inch-/Bremspedal auf der linken Seite schlecht zu erreichen.
Lob gibt es für die Automatikfunktionen, schade findet Francksen dagegen, dass der Teleskoparm beim Absenken nicht automatisch einziehen kann: „Beim Vorgänger-Scorpion haben wir diese Funtion sehr gerne genutzt.“ Und damit man Wendeschaltung und Teleskopieren gleichzeitig bedienen kann, wünscht er sich die Schaltwippe vorne am Joystick.
Fazit
Der Scorpion 960 ist mit 6 t Traglast und über 9 m Hubhöhe der stärkste Teleskoplader von Claas. Dass er aufgrund seiner kompakten Proportionen gar nicht so wuchtig daherkommt und genauso wendig wie ein 4-t-Telelader ist, hat uns gut gefallen. Perfekt gelungen ist die Bedienung des Fahrantriebs mit der Möglichkeit zu einer super feinfühligen Dosierung. In Sachen Zug-/Schubkraft hätten wir bei diesem fast 12 t schweren Kaliber allerdings etwas mehr erwartet.
Die Hub- und Aufbrechkräfte gehen in Ordnung und passen zur angegebenen, maximal zugelassenen Traglast von 6 t. Sehr gut gefallen hat uns die Kabine, wenn auch das Inch-Bremspedal, die in den Fußbereich ragende Lenksäule und der Aufstieg noch Verbesserungspotenzial bieten. Was den Joystick und alle Bedienelemente angeht, können wir dem getesteten, nahezu 170 000 Euro teuren Scorpion durchweg sehr gute Noten ausstellen.