Seit Dezember 2023 gibt es ab dem 500 Vario mit FendtOne-Bedienung aufwärts die Möglichkeit, einen Lenkjoystick nachzurüsten, wenn GPS vorgerüstet ist. Doch lohnt sich die Investition?
Die Nachrüstung der ErgoSteer-Lenkung ist nicht zuletzt dank Installationsvideo in weniger als einer Stunde gemacht. So haben wir für unseren Praxistest einen 728 Vario mit dem System nachgerüstet. Dazu wird die linke Armlehne gegen ein Modell ausgetauscht, das in Länge, Höhe und Neigung mit Klemmschrauben einstellbar ist. Dazu werden vorhandene Bohrungen genutzt. Es ist allerdings ein Kabelbaum mit zwei Steckern hinter dem Sitz her nach oben rechts zum Dach zu verlegen.
Zur Signalübertragung des Isobus-basierten Systems kommt ein Y-Stecker in die InCab-Steckdose, für die Stromversorgung ein weiterer in die dreipolige Steckdose. Das will Fendt aber noch ändern.
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Für den Lenkjoystick Fendt ErgoSteer gibt es keine Zulassung auf der Straße!
Um die Lenkung zu nutzen, muss man nur die linke Armlehne herunterklappen und das GPS-Lenksystem per Taster voraktivieren. Genau wie Fendt Guide darf der Lenkjoystick ausschließlich auf landwirtschaftlichen Flächen und Höfen genutzt werden, die Fahrgeschwindigkeit ist auf 25 km/h begrenzt. Für den Straßenverkehr ist das System nicht zugelassen.
Im Praxiseinsatz haben unsere Tester den Joystick meist bei Arbeiten mit dem Frontlader genutzt. Hier sehen wir nach den Erfahrungen in unserem Test auch ein Haupteinsatzgebiet für das System, da man in einer aufrechten Sitzposition „aus dem Handgelenk heraus“ lenken kann. Andererseits kann man im Feld auch bei seitlich gedrehtem Sitz, z. B. am Vorgewende, bequem mit dem Joystick lenken (Kasten: „Praktikerurteil“).
Das ist anfangs sehr ungewohnt, ein Fahrer konnte sich mit dem System nicht anfreunden. Die übrigen Tester kamen dank seitlicher Neigung entsprechend des Lenkwinkels gut damit zurecht und lenkten auch in kniffeligen Situationen, z. B. beim Ballenstapeln, immer mit dem Joystick.
Die Lenkintensität vom Lenkjoystick Fendt ErgoSteer ist je nach Einsatzzweck einstellbar
Angepasst haben sie allerdings die Lenkintensität. Im Terminal kann man diese von 0 bis 100 % verstellen. Bewährt haben sich 25 %, die Grundeinstellung sind 50 %. Deshalb sollte man am besten ein Profil mit dem entsprechenden Wert anlegen.
Je nach Einsatzzweck gibt es zudem zwei Lenkmodi — den Retraction- und den Non-Retraction-Modus. Retraction bedeutet, dass der Schlepper beim Loslassen des Joysticks automatisch wieder geradeaus lenkt. Im Non-Retraction-Modus bleiben die Räder beim Loslassen des Lenkjoysticks dagegen im eingestellten Lenkwinkel.
Während sich bei Frontlader-Arbeiten der Retraction-Modus bewährt hat, können wir uns gut vorstellen, dass z. B. bei Mäharbeiten am Hang oder mit einer Forstfräse die Non-Retraction-Variante Sinn macht. In jedem Fall sorgt die aufrechte Haltung für ein bequemes Arbeiten und für Entspannung im Schulter- und Nackenbereich.
Alles Weitere in Kürze
Auf dem Lenkjoystick gibt es eine Wippe für die Fahrtrichtung. Sie funktioniert wie der Lenkstockschalter samt „Stop/Go“.
Oben auf dem Joystick sitzt eine Taste zur Aktivierung der Spurführung. Dadurch wird auf der rechten Armlehne eine Taste für andere Funktionen frei.
Um versehentliche Lenkeingriffe zu vermeiden, ist laut Fendt bei aktivierter Joysticklenkung kein Beifahrer zugelassen. Wir fänden zusätzlich einen Griffsensor im Joystick zur Aktivierung sinnvoll.
Die Armlehne kann ohne zu entriegeln hochgeklappt werden. Das dicke Unterteil des Joysticks stört große Fahrer aber an der Schulter. Und man hat dann keine Armlehne links mehr.
Beim Deaktivieren des Systems oder Abstellen des Motors schwenkt der Joystick zum besseren Absteigen automatisch sofort nach links.
Mit zwei Schrauben lässt sich der Joystick demontieren, um ihn zum Beispiel auf einem weiteren Fendt nutzen zu können, der mit der Armlehne (1.000 Euro) vorgerüstet ist.
Ob die schnelleren Lenkbewegungen den Reifenverschleiß steigern, muss sich zeigen.
Das Lenkrad hat immer Vorrang, beide Lenkungen lassen sich im Wechsel nutzen.
Hohe Investitionskosten für den Lenkjoystick
Laut Fendt hat die Nachrüstlösung einen Listenpreis von rund 5.000 Euro (ohne MwSt.). Das liegt für Betriebe, die den Schlepper nur gelegentlich mit dem Frontlader nutzen, vermutlich oberhalb der Schmerzgrenze. Akzeptieren der/die Fahrer allerdings das System und gibt es eine hohe Auslastung mit Ladearbeiten bzw. kann man den Joystick im Wechsel auf mehreren Traktoren nutzen, sieht das schon anders aus. Genauso, wenn man das System z. B. mit der Forstfräse oder beim Mähen am Hang nutzen kann.
Fazit
Sicher werden einige den Lenkjoystick als „schöne Spielerei“ abtun. Bevor man aber z. B. in verchromte Auspuffgitter investiert, ist das Geld in ErgoSteer besser angelegt — vor allem z. B. bei einem hohen Anteil an Frontladerarbeiten auf dem Dienstplan.
Praktikerurteil: Bequem lenken
Christian Benne aus 78665 Frittlingen bei Rottweil führt einen Milchviehbetrieb mit Biogasanlage und Ackerbau. Der Betriebsleiter nutzt den ErgoSteer-Lenkjoystick auf einem 728 Vario, der gar keinen Frontlader hat. „Gerade beim Maislegen und -hacken in Hanglagen sowie beim Schwaden ist das automatische Umdrehen nicht optimal“, so der Praktiker. „Hier können wir dank Joysticklenkung mit seitlich gedrehtem Sitz und nach vorne geschwenktem Lenkrad in aufrechter Sitzposition arbeiten. Das weiß der Fahrer mittlerweile so zu schätzen, dass er den Joystick sogar beim Fahren auf dem Hof wieder aktiviert!“
Es gibt allerdings auch einen Kritikpunkt, da der 728 Vario zudem viel im Transport läuft. Heruntergeklappt stört der Joystick beim Lenken und Auf-/Absteigen, hochgeklappt stört er an der Schulter und kollidiert auch mal mit der Heckscheibe. „Hier würden wir uns einen Schnellverschluss sowie eine sichere Parkposition links hinten wünschen“, so das Fazit des Landwirts.