In unserem ersten Fahrbericht (profi 10/2022) haben wir die neue 700er Serie von Fendt mit den insgesamt fünf Modellen vom 720 Vario bis zum 728 Vario bereits vorgestellt. Jetzt war es Zeit für einen ausführlichen Schleppertest, um zu sehen, ob der neue 700er hält, was Fendt verspricht.
AgcoPower mit Dynamic Performance
Anders als bei der bekannten 700er Serie dieselt unter der Haube kein Deutz-Aggregat mehr, sondern der neue AgcoPower Core 75 mit 7,5 l Hubraum. Im 728 Vario hat er eine Nennleistung von 208 kW/283 PS bei 1700 Touren. Hinzu kommt bei dem Topmodell noch das „Dynamic Performance (DP)“ mit 15 kW/20 PS. Anders als der von anderen Herstellern bekannte Boost wird diese Leistung — unabhängig von der Zapfwelle oder Fahrgeschwindigkeit auch im Stand — frei, sobald irgendwelche Nebenverbraucher (Kühlerlüfter, Klimakompressor usw.) aktiv sind.
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AgcoPower mit Dynamic Performance
Anders als bei der bekannten 700er Serie dieselt unter der Haube kein Deutz-Aggregat mehr, sondern der neue AgcoPower Core 75 mit 7,5 l Hubraum. Im 728 Vario hat er eine Nennleistung von 208 kW/283 PS bei 1700 Touren. Hinzu kommt bei dem Topmodell noch das „Dynamic Performance (DP)“ mit 15 kW/20 PS. Anders als der von anderen Herstellern bekannte Boost wird diese Leistung — unabhängig von der Zapfwelle oder Fahrgeschwindigkeit auch im Stand — frei, sobald irgendwelche Nebenverbraucher (Kühlerlüfter, Klimakompressor usw.) aktiv sind.
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Wir waren natürlich gespannt, wie sich der Testkandidat auf dem Prüfstand in Sachen Leistung und Verbrauch schlägt. Zumal Fendt, wie bei den Großtraktoren der 900er und 1000er Serie auch hier jetzt auf ein Niedrigdrehzahl-Konzept setzt. Außerdem hat der neue 700er ebenfalls das aufwändige „Concentric Air System“, bei dem die Luft von einem — zusammen mit Voith entwickelten — hydraulischen Lüfter durch das Kühlerpaket gedrückt wird.
Top-Werte bei Leistung und Verbrauch
An der Zapfwellenbremse blieb der Zeiger unter Nenndrehzahl bei 203 kW stehen, maximal 206 kW waren es bei 1.500 Touren. Bezogen auf die 223 kW Maximalleistung mit DP ein sehr guter Wert. Das gilt auch für das maximale Drehmoment von stolzen 1.364 Nm (bei 1.300 U/min). Logischerweise ist allerdings der Drehmomentanstieg wegen der kaum vorhandenen Überleistung mit nicht einmal 20 % (bei 24 % Drehzahlabfall) sehr bescheiden.
Das gleiche gilt für das Anfahrmoment von gerade einmal 101 %. In Verbindung mit dem stufenlosen Getriebe tut beides der Leistung in der Praxis allerdings keinen Abbruch. Der Motor läuft immer im optimalen Drehzahlbereich und wenn die Drückung größer wird, regelt das Getriebe die Geschwindigkeit runter — fertig.
Was den Dieselverbrauch angeht, lässt der Blick auf die 220 g/kWh (+ 21,8 g/kWh AdBlue) bei Nenndrehzahl sowie die nur noch 217 g/kWh (+ 21,1 g/kWh) bei Maximalleistung an der Zapfwelle erahnen, wie sparsam der 728 Vario ist. Richtig offenbar wird das allerdings erst bei den praxisnahen Powermix-Messungen: Egal, ob bei schweren Zug-, Zapfwellen- oder gemischten Arbeiten ist der Testkandidat fast durchweg im zweistelligen Prozentbereich sparsamer als das Mittel aller getesteten Traktoren. Insgesamt gibt das einen Powermix-Gesamtwert von lediglich 242 g/kWh (+ 24,2 g/kWh AdBlue). Damit gehört er zu den Top 5 der sparsamsten Traktoren überhaupt!
Noch besser kommt es beim Transport: 332 g/kWh bei 40 km/h sind 20 % weniger als der Durchschnitt, und selbst 338 g/kWh bei 60 km/h sind noch weniger als die nächstbesten Traktoren bei 40 km/h verbrauchen — Hammer!
Bleibt natürlich noch die Frage nach der Zugleistung des neuen 700er Flaggschiffs. Und siehe da, mit maximal 172,5 kW bei einem spezifischen Verbrauch von lediglich 248 g/kWh steht der 728 Vario auch hier sehr gut da.
Maximal 484 l Diesel an Bord
Trotz aller Sparsamkeit wird das Glück an einer Stelle getrübt: Fendt gibt das Dieseltankvolumen mit nur 450 l (+48 l AdBlue) an. Nur wenn man auf die Möglichkeit verzichtet 800er/900er Räder zu montieren, sind maximal 484 l möglich. Das ist für einen Schlepper in dieser Leistungsklasse — trotz seiner Sparsamkeit — wenig. Zudem muss bei jedem Tankstopp auch AdBlue nachgefüllt werden — da hat die super-kompakte Bauweise ihren Preis.
Aber zurück zur Zugleistung: Der neue 700er hat das VarioDrive-Getriebe TA190, das genau wie das TA400 im 900/1000 Vario keine Gruppenschaltung mehr hat — sehr gut. Noch besser gefallen hat uns der verspannungsfreie, automatisch geregelte Allradantrieb, der bei unseren Testbedingungen immer perfekt funktionierte.
Hinzu kommen Highlights wie die (optionalen) 60 km/h bei nur 1.450 Touren oder die Parkbrems-Automatik (schließt beim Verlassen des Sitzes, öffnet beim Losfahren). Einmal die gut 1.200 Euro Aufpreis investiert, muss man sich nie wieder um den, etwas weit vorne an der Armatur liegenden, Handbremshebel kümmern — absolute Kaufempfehlung!
Vier Zapfwellendrehzahlen
Standardmäßig ist die Zapfwelle mit vier Drehzahlen (540/540E/1.000/1.000E) im Heck ausgestattet, das gibt es woanders in dieser Klasse nicht mal optional. Um das Glück perfekt zu machen, würden wir uns allerdings auch für vorne noch eine ECO-Drehzahl wünschen, um beispielsweise mit Mähwerken das Sparpotenzial voll ausnutzen zu können.
Serienmäßig liefert die Axialkolbenpumpe der Hydraulik gemessene 173,3 l/min hinten an den Anschlüssen. Wem das nicht reicht, der kann die Pumpe mit 220 l/min ordern (1.100 Euro Aufpreis). Genauso gibt es optional insgesamt bis zu zehn Steuerventile (fünf hinten, drei mittig, zwei vorne), die — samt der Anschlüsse mit Entlastungshebeln hinten — baugleich mit denen der Großschlepper sind. 120 l/min Durchfluss je Ventil sind Serie, und bis zu 170 l/min bei ¾ Zoll-Kupplungen sind möglich.
Elektronisches LS lieferbar
Abgerundet wird das Ganze vom separaten Ölhaushalt sowie von bis zu 80 l entnehmbarer Ölmenge. Und jetzt können die Zwischenachsventile auch bei abgekoppeltem Frontlader mit Zeitsteuerung genutzt und über Teach In gesteuert werden. Beim Loadsensing findet man noch mehr Alleinstellungsmerkmale: Man kann nicht nur den Regeldruck des Powerbeyond bequem im Terminal von 20 bis 45 bar verstellen, sondern Fendt kann auch schon Geräte mit elektronisch geregeltem LS betreiben.
Andererseits kann man z. B. nach wie vor die Zeit für die Steuergeräte ein/aus nicht getrennt programmieren oder bei Frontladerbetrieb die Schwimmstellung der Gerätebedienung am Kreuzhebel deaktivieren. Und Neulingen ist auch nicht sofort klar, dass das Schlüssel-Symbol rot bzw. weiß leuchtet (gesperrt/frei).
Hubwerke mit Entlastung
Aber wo wir gerade bei Alleinstellungsmerkmalen waren: Wie schon vom Fronthubwerk bekannt, kann man beim 600er und 700er Fendt jetzt auch beim Heckhubwerk eine hydraulische Entlastung von bis zu 50 bar einstellen. So lässt sich ganz einfach Gewicht vom Anbaugerät auf den Schlepper übertragen — top!
„Top“ ist auch das Urteil der Tester für die hydraulischen Seitenstabilisatoren, wenngleich man mit den sehr praxisgerechten mechanischen Stabis in jedem Fall auch glücklich werden kann. Eher unglücklich ist da die Entscheidung von Fendt, dass Fronthubwerk serienmäßig nur einfachwirkend auszuliefern. Bestellt man die dw-Option mit Entlastungsregelung (2.200 Euro Aufpreis), lässt sich dank elektronischem Umschalthahn der Schlepper jetzt auch legal mit den Hubwerken aufbocken.
8.500 daN durchgehende Hubkraft hat das DLG Testzentrum gemessen. Zusammen mit mehr als 80 cm Hubweg ist man so für alle Einsätze gerüstet. Und an dieser Stelle sei auch die Hebehilfe für den hydraulischen Oberlenker noch einmal erwähnt: Der Seilzug mit Gasdruckfedern funktioniert super.
Kabine
Die Kabine ist vom „kleinen“ 700er bekannt, dürfte in dieser Liga aber gerne etwas geräumiger sein, um (wie der Aufstieg) ein „Doppel-Plus“ zu bekommen. Neu sind Details wie der Tablethalter am A-Holm oder der Scheibenwischer rechts. Hier fehlt nur noch eine Sonnen-Jalousie. Und leider konnten wir den neuen Sitz von Isringhausen mit Massagefunktion noch nicht testen, da dieser erst jetzt lieferbar ist.
Nur 69,5 dB(A) hat die DLG unter Last am Fahrerohr gemessen. Das ist so leise, dass die Fahrer jetzt ein zwitschernd, pfeifendes Untergeräusch der Lüftung störte. Und außerhalb der Kabine war die Geräuschentwicklung des Umkehrlüfters ein Problem, da der beim Umschalten regelrecht „losbrüllt“. Gut, dass er zumindest im Stand, z. B. an der Ampel, nicht automatisch auslöst, um keine Radfahrer zu erschrecken…
Fendt One
Die Fendt One-Bedienung ist bekannt. Nicht nur die Offboard-Möglichkeiten sind nach wie vor überschaubar, auch Software-Updates gibt es nur in der Werkstatt. Außerdem fehlt ein Passwortschutz für die Konfigurationen, Geräte usw. Vor allem dann, wenn hier (hoffentlich) später auch Isobus-Funktionen im Teach In programmiert und ausgeführt werden können (im weiteren Schritt vielleicht sogar im automatischen Wendevorgang). Der Wendevorgang auf dem Acker selber funktioniert (dank neuer Einstellparameter) gut, was aber nicht für Ausläufer usw. gilt!
Beim Fahrwerk hat der neue 700er nicht nur die bei 60 km/h serienmäßige Wankstabilisierung (FSC), sondern die Lenkzylinder haben 100 statt 90 mm Durchmesser, um auch mit Zwillingen lenkbar zu bleiben. Apropos Zwillinge: Hinten gibt es optional auch eine 2,55-m-Stummelachse mit Duo-Radnabe. Ebenso Option ist die integrierte Reifendruckregelanlage VarioGrip mitsamt angeflanschtem, wassergekühlten Doppel-
kolbenkompressor mit 800 l/min.
Gleichzeitig hat Fendt den Abschaltdruck auf die bei Lkw üblichen 12,5 bar erhöht, um Platz für zusätzliche Kessel zu sparen. Noch mehr beeindruckt hat uns aber die Wendigkeit. Auch dank des „Pull-in-turn“-Effektes vom automatischen Allradantrieb haben wir nur 12,25 m gemessen (VF600/ 70 R 30 mit 1,98 m Spur) — sehr gut!
Ein „sehr gut“ bekommt der 728 auch bei der Nutzlast — zumindest, wenn er nicht auf 60 km/h zugelassen und das Gesamtgewicht auf 14 (statt 15) t beschränkt ist. Bei gut 9,3 t Testgewicht bleiben so 5,7 t Zuladung — rekordverdächtig.
Rekordverdächtig ist auch der Preis des 728 Vario. Bereits in der grundausgestatteten Version startet der Listenpreis bei mehr als 323.000 Euro (alles natürlich ohne MwSt.). In der mehr oder weniger kompletten Testausstattung kommt man sogar auf gewaltige 389.000 Euro.
Wir fassen zusammen
Auch der neue 700er Vario von Fendt schafft es mal wieder, im Schleppertest zu überraschen: egal ob mit grundlegenden Dingen wie dem sensationell niedrigen Verbrauch oder mit Details wie der entlastenden Hubwerksregelung und dem verspannungsfreien, automatischen Allradantrieb. Abgesehen von dem Preis kann man deshalb summa summarum das Satzzeichen am Ende der Überschrift mit Fug und Recht auch ändern: „Aufsteigen und glücklich sein!“
Praktikerurteile
Quantensprung zum 800er
Thomas Wenninger bewirtschaftet einen Betrieb mit Bullenmast, Biogasanlage und Hackschnitzelhandel in bayrischen Hofkirchen bei Passau. Seit Herbst 2023 gibt es auf dem Betrieb neben mehreren 718ern und einem 828 Vario auch einen 728 Vario. Dieser hat bislang gut 200 Stunden vor allem im Mais-, Gülle- und Hackschnitzeltransport, aber auch vor einer 5 m-Kreiselegge und einem Pflug gelaufen. Regelrecht begeistert ist der Praktiker vom ruhigen Fahrverhalten und dem niedrigen Verbrauch. Im Vergleich zum 800er ist ihm aber die Kabine zu klein und die Fendt One-Bedienung bräuchten er und seine Fahrer nicht. Gut findet Wenninger die integrierte VarioGrip-Reifendruckregelanlage, um den Druck bei Feldarbeiten anpassen zu können.
Thomas Sierck bewirtschaftet einen Betrieb mit 420 ha Ackerbau, Biogasanlage und Putenmast an der Wurster Nordseeküste. Er hat im August vergangenen Jahres einen 728 Vario als Nachfolger für einen 828 Vario bekommen. Der 728 wird überwiegend für die Gülleausbringung mit einem 20-m³-Fass von Samson samt Schleppschlauchverteiler genutzt und hat mittlerweile gut 400 Stunden gelaufen.
Sehr zufrieden ist der Landwirt mit der Handhabung: „Kein Fahrer kann den Fahrbereichswechsel mehr vergessen, nicht mal der Allradantrieb muss mehr geschaltet werden. Außerdem ist der 700er spritziger, leiser und hat den besseren Motor gegenüber dem 800er“, so der Praktiker. Einzig der Dieseltank ist an langen Tagen zu klein, zumal der Traktor mit seinen 900er Reifen nur Platz für den 450-l-Tank bietet.