Nach dem 8S.265 mit Dyna-7-Schaltgetriebe haben wir jetzt das Topmodell des schicken 8S mit stufenlosem Getriebe und 184 kW/250 PS Nennleistung im Test.
Ohne Frage ist Massey Ferguson mit der Entwicklung des 8S ein großer Wurf gelungen. Und das gilt nicht nur für das schicke Design des neuen Schleppers, sondern auch für Dinge wie die riesige Kabine mit hervorragender Sicht.
Trotzdem hatten wir beim ersten Test des neuen MF-Modells einiges zu kritisieren, insbesondere bei dem neuen Dyna-7- Getriebe mit den sieben Lastschaltstufen. Grund genug, jetzt den 8S mit dem stufenlosen Dyna-VT-Triebsatz unter die Testlupe zu nehmen.
Um die elegante Haube zu öffnen, ist nach wie vor ein achter Inbus nötig. Der hängt zwar mit am Zündschlüssel, macht die Sache aber trotzdem unnötig kompliziert. Genauso, wie das Reinigen der zahlreichen feststehenden Kühler des 7,4-l-Sechszylinders von AgcoPower eher kompliziert als einfach ist. Dafür gibt es aber künftig ab Werk optional einen Hägele Umkehrlüfter. Die rund 3 200 Euro Aufpreis sind gut angelegtes Geld, da auch die Effizienz erwiesener Maßen besser wird (profi 4/2021).
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Ohne Frage ist Massey Ferguson mit der Entwicklung des 8S ein großer Wurf gelungen. Und das gilt nicht nur für das schicke Design des neuen Schleppers, sondern auch für Dinge wie die riesige Kabine mit hervorragender Sicht.
Trotzdem hatten wir beim ersten Test des neuen MF-Modells einiges zu kritisieren, insbesondere bei dem neuen Dyna-7- Getriebe mit den sieben Lastschaltstufen. Grund genug, jetzt den 8S mit dem stufenlosen Dyna-VT-Triebsatz unter die Testlupe zu nehmen.
Um die elegante Haube zu öffnen, ist nach wie vor ein achter Inbus nötig. Der hängt zwar mit am Zündschlüssel, macht die Sache aber trotzdem unnötig kompliziert. Genauso, wie das Reinigen der zahlreichen feststehenden Kühler des 7,4-l-Sechszylinders von AgcoPower eher kompliziert als einfach ist. Dafür gibt es aber künftig ab Werk optional einen Hägele Umkehrlüfter. Die rund 3 200 Euro Aufpreis sind gut angelegtes Geld, da auch die Effizienz erwiesener Maßen besser wird (profi 4/2021).
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Massey Ferguson 8S.305 Dyna-VT: Kein Boost, immer 305 PS
Anders als der Lastschalter „verträgt“ das stufenlose Getriebe die 225 kW/305 PS maximale Motorleistung auch bei reiner Zugarbeit. Entsprechend sind die beiden Top-Modelle 8S.285 und 8S.305 nur stufenlos zu haben.
Beim MF 8S.265 als größten Lastschalter werden die letzten 20 PS dagegen nur bei einer Leistungsabnahme per Zapfwelle oder Steuerventil freischaltet. Außerdem wird bei reiner Zugarbeit der Boost bei mehr als 6 km/h progressiv zugeschaltet und ist dann bei Transporten über 18 km/h voll aktiv.
Zu wenig Leistung und…
Aber zurück zum Testkandidaten: Von den 184 kW/250 PS Nennleistung kamen auf dem Prüfstand des DLG-Testzentrums hinten am Zapfwellenstummel 178,1 kW an. Maximal gibt Massey Ferguson eine Motorleistung von 225 kW/305 PS bei 1.850 Touren an. Davon hat die DLG am Zapfwellenstummel genau 190,3 kW gemessen. Das deutet nicht nur auf eine eher verhaltene Motor-Einstellung hin, es sind tatsächlich auch 8 kW weniger, als Massey Ferguson selber im Prospekt als Zapfwellenleistung angibt — schade!
Bleibt die spannende Frage nach dem Dieselverbrauch. Mit 243 g/kWh (+ 23,4 g/kWh AdBlue) bei Nenndrehzahl und 239 g/kWh Diesel (+ 21,9 g/kWh AdBlue) bei Maximalleistung an der Zapfwelle liegt der stufenlose 8S auf dem Niveau des Lastschalters — und somit auf den ersten Blick im grünen Bereich.
Etwas anders stellt sich das Bild aber bei den praxisnahen Powermix-Messungen dar: Mit 264 g/kWh (+ 28 g/kWh AdBlue) ist zwar auch der stufenlose Dyna-VT im Mittel noch 5 % sparsamer als der Durchschnitt. Bei schweren Zugarbeiten sind die spezifischen Verbräuche allerdings deutlich höher als seinerzeit beim Lastschalter Dyna 7.
…Mehrverbrauch beim Ziehen
Dazu passen die Ergebnisse der Zugleistungsmessungen vor dem Bremswagen. Maximal hat der MF 8S.305 hier genau 166,3 kW gezogen — bei einem spezifischen Verbrauch von immerhin 276 g/kWh. Das sind über 6 % mehr Diesel als der Lastschalter (oder auch andere stufenlose Traktoren) verbraucht.
Dieser Trend setzt sich auch bei den Transportmessungen fort. Mit 424 g/kWh bei 40 km/h und 428 g/kWh bei 50 km/h liegen auch hier die Verbräuche des Stufenlosen deutlich über denen des 8S mit Lastschaltgetriebe. Hier standen 384 g/kWh bei 40 km/h und 388 g/kWh bei 50 km/h in den Ergebnissen. Gut, dass der Dieseltank mit 500 l (+ 43 l AdBlue) etwa 40 l mehr als beim Lastschalter fasst. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Abstriche gibt es im Vergleich zum Lastschalter auch bei der Zapfwelle: Statt vier Drehzahlen muss man sich beim Kauf des Dyna-VT für eine der beiden Drehzahlpaarungen 540E/1.000 oder 1.000/1.000E entscheiden. Und auch hier ist eine Nutzung der 540E mit 750 U/min nicht praktikabel, da einem dann — wie schon beim Dyna 7 — ein Dauer-Piepton den Spaß an der Arbeit verdirbt.
Zum Getriebe selber gibt es ansonsten wenig zu sagen. Das ML 260 ist bekannt und bewährt aus dem alten 900er Fendt — mit zwei manuell zu wechselnden Fahrbereichen, getrenntem Ölhaushalt usw. Schade ist, dass man die Möglichkeit zur Wendeschaltung links und rechts bei MF nicht wechselweise nutzen kann. Der Wendehebel links muss in der Mittelstellung stehen, wenn man rechts die Richtung wechseln möchte.
Ebenso darf man beim Lösen der Parkbremse und Anfahren nicht zu hektisch sein, dann passiert erst mal gar nichts. Hier würden wir uns natürlich eine Automatik wünschen. Genauso kann MF in den Menüs noch an den Übersetzungen arbeiten, so heißt die als „Drückung“ oder „Grenzlast“ bekannte Einstellung hier „Überwachung“.
Auch wenn die durchgehende Hubkraft bei diesem 8S.305 Dyna-VT etwa 1.400 daN niedriger ausgefallen ist als beim 8S.265 Dyna 7: Der Schlepper stemmt locker alle Geräte, die er legal bewegen darf. Doch dazu kommen wir später noch.
Erst mal müssen wir unsere Kritik an der Hubwerksbedienung erneuern: So ist der waagerechte Lage-Regler kaum mit den Fingern zu greifen, geschweige denn, gefühlvoll zu bedienen. Und eine Schnellbedienung mit einem Rastschalter auf dem Joystick hat den gleichen Nachteil, wie der rastende Wendeschalthebel — es macht die Abläufe unnötig kompliziert bzw. Automatisierungen gar unmöglich. Für das Hubgestänge selber wären in dieser Liga natürlich noch hydraulische Unterlenker-Stabis ab Werk wünschenswert.
Die Programmierung der Steuerventile haben wir bereits beim letzten Test gelobt. Genauso wie den getrennten Ölhaushalt, hier sogar mit 85 l entnehmbarer Ölmenge. Und dann ist da noch die neue Ölpumpe „ECO 205 l/min“, die schon bei 1.650 Touren diese Fördermenge bringen soll.
Und tatsächlich hat das DLG-Testzentrum bei der Nenndrehzahl von 1.950 Touren eine Fördermenge hinten an den Anschlüssen von sage und schreibe 281,8 l/min gemessen. Dazu wurden sicherheitshalber drei Steuergeräte parallel angeschlossen, obwohl der maximal gemessene Durchfluss am ersten Ventil schon bei stolzen 147,6 l/min lag. Insgesamt ist der 8S somit in der Lage, fast 78 kW hydraulischer Leistung an externe Verbraucher abzugeben — das sind über 100 PS.
Aufgrund des MultiPad-Hebels mit dem Micro-Joystick sowie dem kleinen Kreuzhebel mit frei belegbaren Funktionen hat man eine Menge Möglichkeiten bei der Bedienung. Das erfordert allerdings auch etwas Übung, bis man mit den zahlreichen Kürzeln wie FV1 und FV2 oder H1, H2, H3 usw. klar kommt. Trotzdem: Die Möglichkeit, den Proportionalbereich der Ventilbedienung auch bei aktiver Zeitsteuerung nutzen zu können, zeigt das Potenzial des 8S auf.
Große Hütte, kleine Kritik
Womit wir auch schon in der Kabine des Testkandidaten angekommen wären. Eigentlich können wir es an dieser Stelle kurz machen: Wie schon im ersten Test des 8S hat die riesige Kabine jedes Lob in Sachen Platzangebot, Komfort und Sicht verdient. Was die Lautstärke angeht, bleibt es allerdings auch mit dem Vario-Triebsatz unter Last bei 73,4 dB(A) — das machen andere in dieser Liga heute besser.
Nicht besser geht das große Wischfeld vorne mit dem senkrechten, parallel-geführten Wischer — zumal der Motor jetzt auch bei trockener Scheibe durchhält. Und laut MF wird es künftig sogar eine Variante ohne Dachluke aber dafür mit elektrisch teleskopierbaren Spiegeln sowie einer Schutzbelüftung der Kat. IV geben. In dem Zuge sollte MF dann auch das Schließen der großen Tür vereinfachen.
Massey Ferguson 8S.305 Dyna-VT mit Datatronic 5-Terminal
Bereits jetzt kann man zwei der Datatronic-Terminals bestellen, wenn einem die 9-Zoll-Diagonale einer Anzeige für Schlepperfunktionen, GPS-Lenkung und ISO-Bus nicht ausreicht. Allerdings ist kein schneller Wechsel zwischen den Anzeigen der Terminals möglich, da sie dazu runtergefahren und neu gestartet werden müssen.
Dafür gibt es in Sachen Menüstruktur und Anzeigequalität nichts zu meckern, auch nicht beim großen A-Holm-Display, das als Armaturenbrett-Ersatz sehr gut ankommt. So wird die Sicht entlang der super-schlanken Haube durch nichts getrübt.
Immerhin 10.655 kg Leergewicht bringt der 8S in der Testausstattung auf die Waage. Dank 16 t zulässigem Gesamtgewicht bleiben trotzdem noch ordentliche 5.670 kg Nutzlast übrig. Und mit VF 600/70 R 30 sowie 710/70 R 42 hinten bereift haben wir bei 205 cm Spur einen Wendekreis von nur 12,65 m gemessen — sehr gut.
Ebenso gut kommen die gefederte Vorderachse sowie die Wahl zwischen Flansch- und Spurverstell-Achse hinten an. Dazu passt die sehr gute Verzögerung der Bremsen mit 5,9 m/s2. Stichwort Lenkung: Man hat bei MF nicht nur die Wahl zwischen Empfängern von Trimble und Novatel. Auch die Menüführung des Lenksystems sowie das griffige Lenkrad selber haben uns gut gefallen.
Bleibt nur die Kritik an der Blinker-Bedienung: Tippt man ihn nur an, schaltet er nach 100 m oder 45 s automatisch wieder aus — gute Idee, für lange Gespanne aber zu wenig. Rastet man den Hebel ein, blinkt er dauerhaft — auch logisch. Dass man ihn bei einer Fehlbedienung aber frühestens nach dreimaligem Blinken wieder deaktivieren kann, wollte MF schon beim letzten Mal ändern.
Fehlen noch die Preise: In der Grundausstattung stehen für den 8S.305 Dyna-VT exakt 262.200 Euro in der Preisliste. Da fehlen aber noch Dinge, wie das Fronthubwerk (6.400 Euro) oder die GPS-Lenkung (8.520 Euro) etc. Unterm Strich kommt der Testkandidat so auf einen Listenpreis von stolzen 301.640 Euro (alle Preise ohne Mehrwertsteuer).
Uns hat die Arbeit mit dem stufenlosen 8S sehr viel besser gefallen als mit dem Lastschalter. Wer den Schlepper allerdings überwiegend für schwere Zugarbeiten einsetzt, muss sich mit dem im Vergleich höheren Dieselverbrauch arrangieren. Anders ist das bei allen gemischten Arbeiten — hier ist unsere Empfehlung ganz klar „stufenlos“. Bei dem Topmodell 8S.305 hat man ohnehin keine Wahl, den gibt es nur als Dyna-VT.
Zusammen mit der hohen Hubkraft, der gewaltigen Hydraulikleistung sowie der großen Kabine bekommt man in jedem Fall einen sehr guten „Allrounder“. Und damit kann man — egal, ob vorm Güllefass, Mähwerk, Ladewagen oder der Presse — in jedem Fall „schön stufenlos fahren“.
Praktikerurteile
Leistung und Komfort
Florian Paletta aus dem schwäbischen Holzheim, nördlich von Augsburg, hat einen 230-ha-Ackerbaubetrieb mit Direkt- vermarktung. Seit dem Frühjahr 2022 setzt er dort für die schwere Bodenbearbeitung einen MF 8S.265 Dyna-VT ein, unter anderem mit einem 5-furchigen Pöttinger-Pflug sowie einem 4 m Väderstad-Grubber. „Wir hatten den 8S mit dem Lastschaltgetriebe Dyna-7 getestet, dann aber entschieden, auf den stufenlosen 8S zu warten“, so der Praktiker. Nach mehr als 600 Einsatzstunden ist sich Florian Paletta sicher, richtig entschieden zu haben: „Außer ein paar Nachfragen zur Bedienung bei unserer sehr guten Fachwerkstatt nach den ersten Einsätzen hatten wir bislang keinerlei Probleme mit dem 8S.“ Ganz besonders lobt der Landwirt im Vergleich zu dem ebenfalls vorhandenen Massey Ferguson 7480 beim 8S die große Kabine mit der guten Übersicht.
Die M&H Agrarlogistik aus 38387 Söllingen an der Grenze zwischen Niedersachsen und Sachsen-Anhalt ist ein Lohnbetrieb, unter anderem mit 14 Schleppern von 240 bis 517 PS. Hier hat der MF 8S.305 Dyna-VT in Vollausstattung mit Trimble-Lenksystem einen Fendt 930 ersetzt, um Mäh- und Transportarbeiten zu erledigen. „Dabei schätzen wir besonders die gute Rundumsicht aus der großen Kabine sowie den kleinen Wendekreis“, so Fitim Mehmeti. Auch mit dem Dieselverbrauch ist der Geschäftsführer des Lohnunternehmens zufrieden. Für den Umstieg vom Fendt auf den Massey Ferguson müssen die Fahrer allerdings eine ausführliche Einweisung in die Bedienung erhalten, da es hier deutliche Unterschiede gibt.