Gut zu wissen
- Der Güllezusatz Triune soll Gülle homogenisieren, Ammoniak im Stall reduzieren und den Düngerwert der Gülle verbessern.
- profi hat das Mittel auf einem Schweine haltenden Betrieb getestet — ohne Erfolg.
- Im Labor zeigte Triune ebenfalls keine Wirkung.
Der Güllezusatz Triune von
Agribiotica soll
Gülle homogenisieren, Stallgerüche reduzieren und den Düngerwert verbessern. Wir waren neugierig und unterzogen Triune einem Praxistest. Gegenstand unserer mehr als einjährigen Überprüfung waren die Aussagen des Herstellers in seinem Prospekt. So soll Triune
- Schwimmschichten auflösen,
- Sedimente in Schwebe halten,
- Gerüche (Ammoniak) im Stall und in der Abluft reduzieren,
- die Freisetzung von Gerüchen bei der Gülleausbringung reduzieren sowie
- den Nährstoffwert der Gülle um bis zu 150 Euro/ha verbessern, insbesondere durch eine höhere Verfügbarkeit von Phosphor und einer besseren Bindung von flüchtigem Stickstoff.
Entdeckt haben wir Triune auf der EuroTier 2018 bei einer Filmvorführung am Stand von Agribiotica. Der Film zeigte, wie heftig die Gülle beim Einfüllen von Triune reagiert und wie die Gülle binnen Sekunden damit aufschäumt. Darauf angesprochen erklärte man uns, dass ehemalige Mitarbeiter eines deutschen Chemiekonzerns das Produkt in den USA entwickelten und eine Zulassung für Deutschland beantragt sei.
Unser Interesse war geweckt. Dazu passte, dass ein profi-Testbetrieb mit Schweinehaltung bereits seit Jahren über Schwimmschichten in seinen Güllekanälen klagt. Ebenso nahmen in den letzten Jahren hier die Beschwerden der Nachbarschaft über Gerüche aus den Stallungen zu.
Agribiotica führt vor
Wochen später treffen wir uns mit einem Vertreter von Agribiotica auf dem Testbetrieb. Nach ein paar erklärenden Worten unter anderem dazu, dass das Produkt vornehmlich auf dem Einsatz von Polycarboxylatsalzen basiert und es gemäß Datensicherheitsblatt für den Anwender absolut ungefährlich sei, füllte der Vertreter über ein Rohr Triune unten in den Güllekanal ein. Und, tatsächlich: Wie im Film reagiert bei uns die Gülle überaus heftig. Und zwar so ausgeprägt, dass es binnen Sekunden regelrecht aus dem Rohr sprudelte. Abgeleitet davon keimte bei uns in diesem Moment die Hoffnung auf, Triune würde wirken.
„Ich stelle fest: Triune wirkt.“
Zwei Wochen später und in Gegenwart des erneut angereisten Firmenvertreters dann die Ernüchterung. Als wir den Gülledeckel heben, zeigte sich lediglich die Schwimmschicht um die Einfüllstelle herum etwas verändert, worauf der Vertreter schlussfolgerte: „Ich stelle fest: Triune wirkt.“
Unseren Einwand, dass aber sowohl die restliche Gülle sowie die Schwimmschicht so aussehe wie vor dem Einmischen, ließ der Mann nicht gelten. Er zeigte sich gar zuversichtlich, dass sich die Gülle in den nächsten Monaten von selbst homogenisiere.
Leider konnten wir mit Blick auf das bevorstehende Frühjahr nur noch zwei weitere Wochen abwarten — ohne neue Ergebnisse. Wir baten deshalb darum, den Test nach Ausbringung der Gülle zu wiederholen und ihn auf alle Güllekanäle des Betriebs auszuweiten. Von der Idee zeigte man sich zunächst angetan, Tage später zog man jedoch das Angebot zurück. Stattdessen bot man uns jetzt das Mittel zum Kauf an.
Tatsächlich fiel in der profi-Redaktion der Beschluss zum Kauf eines 10-l-Gebindes, laut Gebrauchsanweisung ausreichend für 300 m³ Gülle. Ganze 462,91 Euro inklusive Mehrwertsteuer überwiesen wir dafür. Um sicherzugehen, dass wir einen Kanister aus der Serienproduktion erhalten, kauften wir das Mittel Triune über einen Großhändler für Tierzuchtbedarf.
Parallel beauftragten wir einen Stallklima-Berater mit der Messung des Ammoniakgehalts der Stallluft, zogen für Analysen im Labor Wessling wiederholt Proben von der Gülle und wiesen die Nachbarschaft an, in den nächsten Monaten für uns zu schnüffeln. Und zu guter Letzt begutachteten wir den mit behandelter Gülle gedüngten Mais.
Die Ergebnisse
Anders als im Prospekt von Agribiotica, das den Unterschied zwischen Mais einer unbehandelten Fläche und einem mit Triune-Gülle gedüngten Mais demonstrieren soll, konnten wir beim Mais rein optisch keinen Unterschied feststellen.
Dazu passt das Ergebnis unserer Gülleanalysen: Das Labor fand in den Proben mit unbehandelter Gülle sogar leicht mehr Stickstoff (7,3 kg/t Gesamt) und weniger Ammonium (4,7 kg/t) als in der mit Triune behandelten (6,2 kg/t und 4,9 kg/t) — also gerade anders als wir es uns erhofft hatten.
Die Gülleproben haben wir entnommen, nachdem wir die Gülle homogenisiert hatten. Tatsächlich war das Aufrühren in allen Kanälen notwendig, da überall die Gülle alles andere als homogen war. Unsere Hoffnung, nie wieder Gülle aufrühren zu müssen, hatte sich damit jäh zerschlagen.
„Kein Unterschied“, meinte auch die Nachbarschaft, als wir sie in wiederkehrenden Abständen nach deren Eindrücke befragten. Dazu passen die Auswertungen unserer Ammoniakmessungen zwischen 28. Januar und 28. Juni 2020: Während ohne Triune der Ammoniakgehalt der Stallluft im Schnitt 28,6 mg/m³ Luft betrug, kamen wir mit
Triune auf einen Wert von 30,7 mg/m³. Der Ammoniakgehalt der Stallluft war somit mit Triune tendenziell sogar leicht höher.
Labortest klärt letzte Zweifel
Um sicherzugehen, suchten wir nach einem Labor, das die Wirkung unter standardisierten Bedingungen prüfen kann. In einem zweiwöchigen Versuch mit vierfacher Wiederholung wurde hier mit Rindergülle in 20-l-Behältern die Emission mit und ohne Behandlung verglichen.
Einfach erklärt, wurde im Kopfraum der geschlossenen Versuchsbehälter Luft über die Gülle eingeleitet. Das dabei abgegebene Ammoniak wurde aufgefangen, mit sogenannten Waschflaschen aus der Luft entfernt und die Menge in der Lösung bestimmt.
Das Ergebnis: Statistisch war kein Unterschied zwischen den Testreihen mit und ohne Behandlung feststellbar. Keinen Unterschied zwischen behandelter und unbehandelter Gülle notierte das Labor auch im Hinblick auf die Bildung von Schwimmschichten.
Fazit
Der Güllezusatz Triune von Agribiotica homogenisierte im Praxistest unsere Gülle nicht. Im selben Praxistest konnten Probanden subjektiv ebenfalls keine Veränderung von Gerüchen aus den Stallungen feststellen. Messungen des Ammoniakgehalts in der Stallluft durch einen Fachmann brachten zudem keine eindeutige Differenzen gegenüber der Kontrollgruppe hervor.
In Bezug auf die Freisetzung von Ammoniak keine Veränderung bzw. Reduzierung feststellen konnte auch das von uns mit Messungen beauftragte Labor.
Was die Aussage zum höheren Düngerwert der Gülle betrifft, blieben nach einer kompletten Vegetationsperiode jegliche Effekte aus. Festzustellen war einzig ein Loch von mehr als 450 Euro in unserem Portemonnaie. So gesehen hat Triune dann doch noch zumindest einem geholfen.