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Wildheuen auf 2 176 m in der Schweiz: Mit Motormähern im Steilhang

Statt Sense und Heugabel kommen heute Motormäher und Helikopter zum Einsatz beim Wildheuen. Einer der Landwirte ist Konrad Anhorn aus St. Antönien.

Das Wildheuen am Steilhang gibt es in der Schweiz seit 700 Jahren. Mit Motormäher und Helikopter führt Konrad Anhorn die alte Tradition fort. (Bildquelle: T. Schmidtkort)

Es sind Geschichten wie aus einer anderen Welt: Bis in die 1970er war in der Schweiz das Wildheuen an Steilhängen oberhalb der Baumgrenze gang und gäbe. Das Gras benötigen die Bergbauern für ihre Tiere. 700 Jahre gingen von jedem Hof ab August Männer, Frauen und Kinder wochenlang hoch auf einen der um den Hof gelegenen Steilhänge. Das mit Sensen gemähte Wildheu lagerte meist vor Ort in kleinen Hütten, per Schlitten brachten die Bauern es im Winter ins Tal.

Alte Tradition, neue Technik

Für Konrad Anhorn aus St. Antönien im Schweizer Kanton Graubünden sind dies Geschichten, die er ebenfalls nur vom Erzählen her kennt. Denn als 1992 am 2 176 m hohen Eggberg und 1963 am Gämpiflue (2 390 m N.N.) vor seiner Haustür das letzte Wildheu bereitet wurde, war Konrad noch ein kleiner Junge bzw. noch gar nicht geboren.
Dass er selbst einmal „im Berg stehen“ würde, war nie ein Thema für ihn. Bis 2016 jedenfalls. Damals fällten er und sein 2019 verunglückter Bruder die Entscheidung, den elterlichen Hof gemeinsam fortzuführen. Auf der Suche nach Futterflächen – und nach neuen Abenteuern – kamen die beiden auf die Idee, nach 24 Jahren erstmals wieder die Steilwiese am nahe gelegenen Eggberg zu bewirtschaften. Anders als im letzten Jahrhundert aber nicht mehr mit der Sense, sondern mit Motormähern, Hill Rake, Laubbläser und Helikopter.

5 Tage gutes Wetter

Das Heuen der 4 ha großen Steilhangwiese auf dem Eggberg ist nur zwischen 1. August und 20. September erlaubt. Das schränkt das Zeitfenster für das Wildheuen ein. Erschwerend kommt hinzu, dass die Ernte – angefangen vom Mähen bis zum Abtransport des Heus – fünf Tage schönes Wetter am Stück verlangt. Für Konrad und seine inzwischen vielen freiwilligen Helfer macht dieser Umstand die Planungen nicht gerade leichter. Auch, weil das dreiköpfige Helikopter­team, das die Maschinen erst zum Berg und dann mit Heu wieder zurück ins Tal fliegt, drei Tage Vorlauf zum Planen benötigt. Bevor die beiden Motormäher samt Anbaugerät, Ersatzteilen, 110 l Treibstoff, Ersatzkleidung und Verpflegung zum Berg fliegen können, sind alle Vorbereitungen zu treffen. So müssen für die beiden Motormäher jeweils drei Messersätze mit 2 und 3,50 m Schnittbreite geschärft und eventuell zuvor auch neue Klingen eingesetzt werden.
Großen Wert legt Konrad auf die Verpflegung: „Für die harte Arbeit am Berg brauchst du Essen, das Kraft gibt – neben Schokolade sind es Wurst und Käse- oder Schnitzelbrote.“ Und, ganz wichtig: „Am Hang dehydrierst du furchtbar schnell, weshalb ich Wasser im Rucksack bei mir führe“, weiß Konrad aus...

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