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Einkaufstipps: Deutz-Fahr AgroXtra 6.07 und 6.17
Deutz-Fahr AgroXtra 6.07 und 6.17: Schräges Ding
Deutz-Fahr ist Vorreiter bei den Freisichttraktoren mit abfallender Motorhaube. Wir werfen einen Blick auf die zwei großen AgroXtra-Modelle der ersten Schräghauber-Baureihe.
Die Serie AgroPrima stellte Deutz-Fahr 1989 mit neuer StarCab-Kabine vor. Zunächst umfasste die Serie zwei Modelle mit vier Zylindern, ein Jahr später kamen ein weiteren Vier- sowie zwei Sechszylinder-Schlepper dazu (Kasten „Modellkalender“).
Ebenfalls 1990 präsentierte der Hersteller mit dem AgroXtra den ersten Freisichttraktor mit abfallender Haube, basierend auf dem AgroPrima (profi 10/1990). Die Baureihe umfasste den AgroXtra 3.57 (60 PS, drei Zylinder), vier Vierzylinder-Modelle vom AgroXtra 4.07 (65 PS) bis 4.57 (90 PS) sowie den AgroXtra 6.07 (100 PS) und 6.17 (113 PS) mit jeweils sechs Zylindern. 1993 wurde das Konzept auch auf die AgroStar-Baureihe übertragen.
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Der hier gezeigte AgroXtra 6.17 steht mit wenigen 3.400 Betriebsstunden zum Zeitpunkt der Recherche beim Landmaschinenhändler Benedikt Schulze Lammers aus Borken an der deutsch-niederländischen Grenze zum Verkauf. Den AgroXtra 6.07 erwarb Landwirt Marcel Barenbrügge aus Legden im Münsterland wenige Monate zuvor von dem Händler. „Ich suchte einen Zweitschlepper zu meinem Agrotron M620. Vor allem die geringe Betriebsstundenzahl, die Ausstattung und die gute Sicht veranlassten mich zum Kauf.“
Zudem sprachen wir mit Andre Venhoff von der Land- und Baumaschinen Venhoff GmbH aus Borken. Venhoff ist auf ältere Deutz-Fahr-Traktoren spezialisiert.
Keine großen Änderungen im Laufe der Zeit des Deutz-Fahr AgroXtra
Die AgroXtra-Traktoren sind technisch weitestgehend identisch mit den AgroPrima-Maschinen, die anfangs noch die Bezeichnung DX trugen. Durch das Fehlen eines Wasserkühlers bei den luftgekühlten Motoren musste für die Schräghaubenversion nur die Position des Motorluftfilters verändert werden. Zusätzlich wanderte die Batterie von ihrem Platz vor dem Motor, in einen Kasten unter der rechten Kabinenseite, wo sie deutlich besser zu erreichen ist. Eine weitere Änderung ist die gekürzte Trennwand vor dem Motor sowie ein nach unten abgewinkeltes Gehäuse für den Innenraumluftfilter vor der Kabine. Die Seitenklappen lassen sich wie beim AgroPrima leicht entfernen und die Haube nach oben hochklappen.
Schauen Sie sich den Motor genau an: Sechszylinder-Sauger
Während im 6.07 ein F6L 912 mit rund 5,6 l Hubraum zum Einsatz kommt, findet man im 6.17 den mit 6,1 l etwas größeren Sechszylinder F6L 913. Grundsätzlich gelten die Sauger als robust, solange sie genug Kühlluft bekommen. Schauen Sie an der rechten Motorseite unter das Blech des Luftleitkanals. Wie sehen die Kühlrippen um die Zylinder aus? Sie sollten trocken und bestenfalls sauber sein. Leckt z. B. eine Ventildeckeldichtung und verklebt das heruntergelaufene Öl-Dreck-Gemisch die Rippen, kann es bei harten Einsätzen zur Überhitzung kommen. „Meist hat Zylinder 1 — der erste vor der Kabine — Probleme mit Luftmangel. Hier sollte man vermehrt auf die Kühlrippen achten“, so Andre Venhoff. Vor allem beim Einsatz eines Frontmähwerks sollte man die Lüftungsgitter in der Motorhaube regelmäßig reinigen.
Achten Sie auch darauf, dass keine Zylinderkopfdichtung durchbläst, was man an Zischgeräuschen im Motorraum erkennt. Gelegentlich kommt es bei unbemerkter Überhitzung dazu, dass sich einzelne Aluminiumköpfe leicht verziehen und Kompression entweicht. Dann hilft nur das Planen des Kopfes und ein Tausch der Kopfdichtung. „Im schlimmsten Fall führt eine Überhitzung zum Kolbenfresser“, weiß Venhoff.
Handschaltung
Ein stufenloses oder ein Lastschaltgetriebe sucht man beim AgroXtra vergebens. Letzteres kommt erst bei den AgroStar zum Einsatz, die auf Wunsch über eine LS-Stufe verfügen. Bei den Getrieben mit den Namen TW-902 (6.07) und TW-903.3 (6.17) handelt es sich um Sechsgang-Getriebe, die bei Vorwärtsfahrt in die Gruppen M, H und L unterteilt werden können. So kommt man auf 18 Vor- und 6 Rückwärtsgänge. Auf Wunsch gab es eine Kriechganggruppe, die mit LL auf dem Schaltknauf gekennzeichnet ist.
Neben 540 U/min bei Motor-Nenndrehzahl gab es bei der Zapfwellendrehzahl die Wahl zwischen 750 und 1.000 U/min. Die besichtigten Traktoren sind mit der gängigeren 1.000er Welle ausgestattet.
Die Getriebe gelten grundsätzlich als standfest. Verschleißerscheinungen gibt es jenseits der 8.000 Betriebsstunden öfter beim Schaltgestänge. Nach Demontage des Getriebedeckels und Austausch der Federsätze ist das Problem aber meist behoben. Zudem sollte man bei der Probefahrt auf Geräusche beim Anfahren achten, die von kaputten oder losgelaufenen Lagern der Steckachsen kommen könnten. Übrigens: Die AgroXtra mit sechs Zylindern besitzen größere Achstrichter mit 275er Lochkreis als die Vierzylinder mit 205er.
Kontrollieren Sie auch die Antriebs-Hohlwellen zwischen Motor und Getriebe. Verschleiß lässt sich auch durch Laufgeräusche beim Treten der Kupplung identifizieren.
Vorderachse und Bremsen bei den Deutz-Fahr AgroXtra
Die Vorderachse von Sige verfügt über das OptiTrac-Selbstsperrdifferenzial. Wurde hier der Ölwechsel vernachlässigt oder falsches Öl aufgefüllt, kann es zu Schäden an der Differenzial-Kupplung kommen. Trennt sie nicht richtig, erkennen Sie dies an Geräuschen bei Kurvenfahrten auf befestigtem Boden. Werfen Sie vor allem bei Frontladertraktoren auch einen Blick auf das Vertikalspiel der Vorderräder. Lassen sich diese hin und her bewegen, ist die Lagerung des Schwenklagergehäuses hinüber.
Weiterhin sollten Sie bei einer Probefahrt die Bremsen prüfen. Kommt es zu Vibrationen in der Vorderachse, liegt dies oft an einer verzogenen Bremsscheibe der Kardanwellenbremse. Dann hilft nur ein Austausch. „Vor allem bei Schleppern aus dem Ausland kann es vorkommen, dass die Bremse ganz abgeklemmt wurde. Damit erlischt die Betriebserlaubnis der 40-km/h-Schlepper“, warnt Venhoff.
Hydraulisch betätigte, außenliegende Scheibenbremsen sind ebenfalls an der Hinterachse zu finden. Diese sind gut zugänglich und lassen sich einfach warten. Probleme gibt es, wenn die Schlepper länger stehen und die Bremsen Feuchtigkeit und Schmutz ausgesetzt sind. Dann neigen die Bremszylinder dazu festzurosten, was im schlimmsten Fall zum Heißlaufen der Bremse führt.
Zahn der Zeit
Apropos Rostbefall: Dies ist ein bedeutendes Indiz für den Pflegezustand eines AgroPrima oder AgroXtra. Schwachstellen sind beispielsweise die Türen mit durchgängiger Glasscheibe sowie die Holme der Kotflügel. Dringt Wasser in den Türrahmen bzw. zwischen Kotflügelblech und Holm, führt dies zu teils starkem Lochfraß.
Einen Blick sollten Sie auch dem Hubwerk widmen. Vor allem bei den Vierzylindern gibt es Modelle mit keinem, einem oder zwei Zusatzhubzylindern. Die Sechszylinder sind hingegen meist mit zwei Zusatzzylindern ausgestattet und stemmen so rund 6,5 t. Ansonsten ist die Hydraulik des AgroXtra einfach gestrickt: Eine Tandem-Zahnradpumpe versorgt die Lenkung und fördert für die Arbeitshydraulik rund 55 l/min Öl bei 175 bar.
Elektronikelemente wie die Agrotronic, also das digitale Kombiinstrument und die EHR, wurden zwar optional angeboten, doch war diese bei keinem der besichtigten AgroXtra vorhanden. Wer solche elektronischen Helfer haben möchte, der wird vor allem bei AgroStar-Modellen fündig.
Fazit und Preise
AgroXtra sind einfache, aber robuste Traktoren mit einer hervorragenden Sicht nach vorne, weshalb sie insbesondere für Einsätze mit Fronthubwerk, Frontzapfwelle und Frontlader gefragt sind.
Preislich starten die Sechszylinder bei etwa 20.000 Euro (alle Preise ohne MwSt.) für Schlepper mit 10.000 Betriebsstunden oder mehr. Für gut gepflegte Modelle mit sehr wenigen Betriebsstunden sind bis zu 35.000 Euro zu berappen.