Elektronik
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Applikationskarten vom Fachmann Agrarpohl
Applikationskarten vom Fachmann Agrarpohl: Der Teilflächen-Mercedes
Wissen, was wirklich los ist und dann die richtigen Maßnahmen ergreifen. Darum geht es Jan-Philip Pohl und seinen Kunden, für die er Felder scannt und Applikationskarten anfertigt.
Eigentlich ist mein Job etwas für zwei. Einer, der arbeitet, und einer, der Fragen beantwortet“, berichtet Jan-Philip Pohl von neugierigen Passanten, die ihn regelmäßig ansprechen. Er hat sich darauf spezialisiert, sehr hoch aufgelöste Bilder von Flächen aufzunehmen und diese anschließend zu verarbeiten. Gemeinsam mit seinen Kunden leitet er daraus dann Handlungsempfehlungen und oft konkrete Daten in Form von Applikations- und und Zonenmanagementkarten für den Bordcomputer ab. Außerdem erstellt er photogrammetrische Bonituren für Saatzüchter sowie GIS-basierte Naherkundungsdaten für Behörden und Verbände.
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Jan-Philip Pohl kommt aus Wolfenbüttel (Niedersachsen) und ist gelernter, studierter Landwirt. Seit 2014 betreibt er mit seinem Bruder Maik die Firma Agrarpohl (agrarpohl.de). Maik Pohl ist Informatiker.
Sie verknüpfen Geodaten mit dem Wissen über den Boden und die Pflanzenbestände. Seit 2016 besitzt Jan-Philip Pohl eine Drohne mit einer Multispektralkamera. Diese ist mit einer hochpräzisen RTK-Ortung ausgestattet und kann Felder in zuvor definierten Bahnen und einer exakten Höhe abfliegen. Dazu ist das Gerät per Funk mit einem Laptop verbunden, auf dem die Bahnen und die Flughöhe in einer Software hinterlegt sind.
Fünf Kanäle zum Datensammeln
Genau genommen verfügt die Drohne über fünf Digitalkameras, die jeweils in definierten Lichtwellenbereichen arbeiten. Führt man diese Daten zusammen, repräsentieren sie abhängig von ihrer Gewichtung im Gesamtbild verschiedene pflanzenbauliche Indizes. Das können zum Beispiel die Biomasse, der Chlorophyllgehalt oder die aktuelle Stickstoffaufnahme sein.
Vier Schritte
Jan-Philip Pohl gliedert seine Dienstleistung in vier Schritte. Im ersten klärt er vom Büro aus mit seinen Kunden ab, welche Frucht auf den jeweiligen Flächen steht, ob es bereits digitale Schlagumrisse gibt und welche Anforderungen der Landwirt an die Daten hat.
Der zweite Schritt ist die Befliegung mit der Drohne. „Das mache ich in der Regel selbst, dann weiß ich, was ich an Daten auf meiner Karte habe“, sagt Pohl. So ist die korrekte Kalibrierung der Kamera mit einer exakt definierten, grauen Farbplatte vor jedem Flug elementar wichtig.
Die Drohne fliegt etwa 80 bis 90 m hoch und scannt die Felder in Streifen, wobei die Kamera sowohl in Flugrichtung als auch seitlich je nach Flughöhe immer zwischen 30 und 80 % überlappt. Knapp 500 MB Daten erzeugt das System pro Hektar und speichert diese auf eine SD-Karte. Das ist die Rohware, mit der Jan-Philip Pohl nach Hause fährt.
Dort folgt der dritte Schritt. Mit einer speziellen Software, die Maik Pohl entwickelt hat, werden die Daten der fünf Spektralkanäle geografisch in Deckung gebracht. Daraus entstehen dann sogenannte Spektralkarten. Diese spiegeln die Parameter wider, die der Auftraggeber haben möchte. Ein Beispiel dafür ist die Auswertung des Vergleichstests für die ultraflache Bodenbearbeitung (profi 3 und 4/2023).
In diesem Prozess steckt das spezielle Know-how, das sich Jan-Philip Pohl in den vergangenen sechs Jahren erarbeitet hat. Und ohne die Software seines Bruders und eines sehr leistungsfähigen Computers könnte er dies nicht umsetzen.
Im letzten Schritt geht es darum, die teilflächenspezifischen Karten in eine ISO-Bus-lesbare Datei im *.shp Format umzuwandeln. Eine ISO-xml-Ausgabe ist zur Zeit in der Entwicklung. Hier fließen jetzt die Vorgaben des Landwirts ein, die dieser im ersten Schritt, noch vor der Befliegung, gemeinsam mit Jan-Philip Pohl entwickelt hatte.
Soll Stickstoff, Grunddünger oder Kalk gestreut werden? Oder geht es um die Ausbringung von Fungiziden, Wachstumsreglern oder Mikronährstoffen? Gemeinsam wird bestimmt, ob die Karte die Schläge in 3, 5 oder mehr Zonen aufgliedern soll. Am Ende des ganzen Prozesses stellt Pohl die Datei entweder in ein Cloud-Postfach oder verschickt sie per E-Mail an den Landwirt. Er hat auch einige Kunden, denen eine pdf-Datei als optische Orientierung beim Ausbringen genügt.
Jan-Philip Pohl ist mit seiner Firma Agrarpohl und der speziellen Dienstleistung inzwischen deutschlandweit tätig. Der Aufwand zur Erstellung einer Applikationskarte ist bei ihm ungleich höher als bei den internetbasierten Teilflächenportalen für die Selbsterstellung von Applikationskarten. Er rechnet die Arbeit nach Zeit und die Fahrstrecken nach Kilometer ab. Je nach Größe der Aufträge und der einzelnen Schläge ergeben sich Kosten für die Landwirte zwischen zehn und 30 Euro/ha. Wie rechnet sich das, wenn doch manche Teilflächendienste im Internet sogar kostenfrei sind?
Bei der Frage springt Landwirt Marwin Hampe aus Braunschweig dem Teilflächenspezialisten Pohl zur Seite. Hampe und sein Vater Bernd-Henning bewirtschaften einen Ackerbautrieb mit Zuckerrüben, Kartoffeln, Raps und Getreide auf teils sehr heterogenen Schlägen. Ihre Feldspritze und der Düngerstreuer sind durch die ISO-Bus-Steuerung teilflächenfähig, und zur Kontrolle der Maßnahmen hat der Mähdrescher eine Ertragskartierung. Zudem arbeitet Marwin Hampe intensiv mit geobasierten Managementsystemen wie dem Operations Center von John Deere und der Schlagkartei Ackerblick von Bunzendahl.
„Zwei Jahre lang habe ich versucht, mit den günstigen Teilflächenportalen zu arbeiten. Dabei ging es vor allem darum, die Bestände zu homogenisieren. Aber nach dem zweiten System habe ich kapituliert“, berichtet der junge Landwirt. Er bemängelt an diesen, dass Satellitendaten als Basis immer von der Bewölkung abhängig sind und somit zufallsbedingt erzeugt werden. Zudem fehlten ihm nachvollziehbare Korrelationen zwischen den Zeitverläufen der Satellitenkarten und den eigenen Beobachtungen.
Nach diesen weniger guten Erfahrungen hat Hampe seine Rapsflächen im Winter von Agrarpohl befliegen und auswerten lassen. Gemeinsam mit Jan-Philip Pohl hat er eine Düngestrategie für Stickstoff entwickelt. Mit dessen Teilflächenkarten konnte Hampe in diesem Jahr allein bei den ersten beiden Gaben 15 kg/ha Stickstoff sparen.
Marwin Hampe ist von dem Konzept überzeugt und wird Pohls Dienstleitung nicht für den ganzen Betrieb, wohl aber für bestimmte Aufgabenstellungen in der Fruchtfolge in Anspruch nehmen. Das ist in diesem Jahr der Versuch, über Trockenstress-Symptome der Zuckerrüben eine Bodenkarte zu den Wasserverfügbarkeiten in einzelnen Teilflächen zu bekommen. Auf dieser Basis will er die Rüben dann in Zukunft teilflächenspezifisch mit Stickstoff düngen. Eine weitere Aufgabe für Agrarpohl ist die teilflächenspezifische Fungizid- und Herbizidanwendung in Zuckerrüben und Kartoffeln.
Jan-Philip Pohls großer Trumpf gegenüber den preiswerteren Diensten sind seine Erfahrung in der Auswertung und Interpretation der gescannten Daten. Zudem ist er sehr flexibel, und aufgrund der hohen Kameraauflösung sind je nach Pflanzenart und Wachstumsstadium selbst Einzelpflanzenbilder für ihn kein Problem.
Er sieht die anderen Dienste deshalb auch nicht als Konkurrenz, ganz im Gegenteil. „Ich freue mich immer, wenn ich zu einem Landwirt komme, der schon Erfahrung mit Teilflächenkarten hat. Das spart Beratungsaufwand, und meistens wissen diese Betriebsleiter genau, was sie wollen“, bleibt Pohl entspannt.
Fazit
Mit einer hochwertigen Drohnenkameratechnik, einer selbst entwickelten Software sowie großem pflanzenbaulichen Sachverstand erstellt Jan-Philip Pohl Applikations- und Zonenmanagementkarten. Er arbeitet für Landwirte, Saatzüchter, Behörden und Verbände.
Vom Know-how her ist er der Mercedes unter den Teilflächendiensten. Seine Kunden wissen besonders die Qualität der Daten und die Expertise zu schätzen. Deshalb passt es am Ende unter dem Strich für beide Seiten.