Praxistest

Flachgrubber Lemken Koralin 9/660 KÜA: Top Tiefenführung, aber…

Der Koralin bietet ein einmaliges Konzept zum ultraflachen und ganzflächigen Schneiden. Selbst zwei bis drei Zentimeter Arbeitstiefe sind möglich.

Kurzscheibenegge, Grubber und Striegel: Das System bringt durchaus Vorteile mit sich — kommt z. B. mit langem Stroh aber auch an seine Grenzen. (Bildquelle: Tovornik)

Das bevorstehende Glyphosatverbot und zunehmende Dürreperioden zwingen Ackerbauern zum Umdenken. Der Koralin bietet hierfür Lösungsansätze. Einerseits, um die Verdunstung bei der Bodenbearbeitung zu reduzieren. Andererseits ermöglicht er, Ausfall- und Unkrautsamen nicht zu verschütten, sondern zum Keimen anzuregen. Zudem hilft der ganzflächige Schnitt gegen schwer bekämpfbare Wurzelunkräuter. Das Konzept basiert auf einer Kombination aus vertikal und horizontal arbeitenden Werkzeugen: Vorne schneidet ein zweireihiges Scheibenfeld den Boden in Fahrtrichtung, woraufhin Gänsefußschare den flächigen Schnitt übernehmen.
Eine Besonderheit des Koralin ist die Tiefenführung. Insgesamt stützt sich der Flachgrubber auf fünf Stütz- und zwei Aufsattelrädern ab, wovon keine Spur im Feld zurückbleibt. Für den Praxistest waren wir mit dem 6,60 m breiten Grubber im Einsatz. Alternativ gibt es eine Version mit 8,40 m Arbeitsbreite. Ein drittes Modell mit 12,40 m ist zur Zeit als Vorserie unterwegs. Im Test musste sich das Spezialgerät im feuchten Sommer 2021 auf rund 1 000 ha Testfläche überwiegend bei der Stoppelbearbeitung von Getreide und Raps behaupten.

Flachgrubber Lemken Koralin 9/660 KÜA: Viele Steuergeräte

Wahlweise kann man das aufgesattelte Gerät mit K80-Kugel, Zugöse oder Dreipunktanbau bestellen. Wir waren mit der Dreipunkt-Version und dem dazugehörigen nach hinten versetztem Drehpunkt im Feld — ein Plus für die Wendigkeit. Umständlich ist das Lemken-typische System zur Fixierung des Oberlenkerturms beim Abbau. Damit der Turm nicht kippt, muss man ihn mit dem Bolzen der Oberlenkerkugel abstecken. Eine Parkposition für die Kugel gibt es nicht. Lemken setzt den Oberlenker ein, um die Kräfte im Drehgelenk abzufangen, wir hätten aber gerne darauf verzichtet. Die farbliche Zuordnung der Ölschläuche mit einer passenden Legende lässt hingegen keine Wünsche offen, ebenso die Schlauchgarderobe.
Bei der Anzahl der benötigten Hydraulikventile kommen jedoch einige Schlepper an ihre Grenzen: In der Vollausstattung benötigt der Grubber fünf dw-Steuergeräte. Eins zum Klappen, ein zweites für die Arbeitstiefe des Scheibenfeldes, ein drittes zur Tiefenverstellung des Zinkenfeldes und ein viertes für das Fahrwerk. Das fünfte benötigt man für den optionalen, vierreihigen Striegel, den man alternativ zu einer Nachlaufwalze ordern kann. Ein Umschaltventil mit einer Kippschaltervorwahl gibt es leider nicht.

Schläuche im Rahmen

Die Deichselanbindung an den Hauptrahmen und damit auch den Kraftverlauf will Lemken überarbeiten. In diesem Zuge hätten wir zwei weitere Wünsche: einerseits einen komfortableren Sicherungsbolzen ohne Federstecker am mittig integrierten Stützfuß. Andererseits wäre eine veränderte Schlauchführung wünschenswert. Bei uns kollidierte einer der Schläuche, der in der Deichsel verläuft, mit dem vorderen Tiefenführungsrad und riss daraufhin ab.
Auch weiter hinten führt Lemken die Ölschläuche durch den Rahmen. Dies ist zum einen praktisch, weil sie dann gut geschützt sind. Im Servicefall ist diese Lösung aber unkomfortabel, wie wir nach einer Kollision zwischen Klappzylinder und Fahrwerksreifen bemerkten. Diese Kollision hätte übrigens vermieden werden können, wenn die Leitungsabgänge der Klappzylinder nach hinten montiert worden wären. Aber immerhin: Die Zugänglichkeit der Ölleitungen ändert Lemken. Zukünftig sind diese dank der abnehmbaren Gehäusedeckel von oben erreichbar. Noch besser würden uns allerdings innenliegende Stahlleitungen mit definierten Schnittstellen an den Übergängen gefallen.

Tolle Tiefenführung

Die Maschine führt sich ausschließlich über Tasträder. Vom Schlepper und der Walze ist das Gerät vollkommen entkoppelt. Insgesamt tastet der Koralin den Bodenhorizont an sieben Positionen ab: Ein Rad sitzt mittig in der Deichsel, und je zwei Räder vor dem Scheiben- bzw. neben dem Zinkenfeld. Zudem nutzt das Gerät die Aufsattelachse zur Konturführung. Bei uns waren vorne Tasträder der Größe 340/55-16 montiert, hinten 10.0/75-15.3. Zukünftig können an allen fünf Tastrad-Positionen auch die breiteren Räder zum Einsatz kommen — sehr schön.
Richtig gut funktioniert das Master-Slave-Prinzip, über das alle Zylinder der Tiefenführungsräder miteinander verbunden sind. Dies ist der Grundstein für die erstklassige Bodenanpassung und gleichmäßige Tiefenführung der Werkzeuge. Hierzu tragen auch die Klappzylinder bei: Darin sind schwimmende Kolben integriert, die 4° nach unten und 5° nach oben ausweichen können. Außerdem spannt man sie mit Hilfe von Stickstoffblasen nach dem Absenken des Fahrwerkes automatisch vor, damit das Gewicht der Seitenflügel zum schwereren Mittelsegment passt — auch das funktioniert.

Bequeme Tiefenanpassung

Die...

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