Teleskoplader Claas Ranger 964 gegen Claas Scorpion 848 im Generationen-Vergleich
Teleskoplader im Allgemeinen und auch von Claas sind heute keine Seltenheit mehr. Das war bei Einführung des Ranger noch anders — wir werfen einen Blick auf die bewegte Geschichte der Claas-Teleskoplader und auf ein brandneues Modell!
Schuld sind die Briten: Seit den 1980er-Jahren traten dort die Teleskoplader ihren Siegeszug an. Bei Claas — wo man sich schon länger das Ziel „Longliner“ auf die Fahnen geschrieben hatte — blieb dieser Trend nicht unbemerkt. Zudem war Technik für den Materialumschlag nicht völlig neu im Claas-Programm — aber dazu später mehr.
Rückblick auf die Lader-Geschichte von Claas
Spannt man den Stammbaum des heutigen Scorpion bis zum Ur-Ranger auf, hat Claas schon einige Male den Partner für das Lader-Geschäft gewechselt. So kommt der brandneue Scorpion 848 von Liebherr (siehe Kasten: „Lader von Liebherr“). Das Modell basiert auf dem kompakten Chassis des bekannten Scorpion 756, bietet jetzt aber dank eines neuen Teleskoparms eine Hubhöhe von maximal 8 m. Damit gliedert er sich unterhalb der ganz großen Scorpion-Modelle mit bis zu 9,75 m Hubhöhe ein. Als Claas 1994 die ersten Teleskoplader-Modelle Ranger 907 und 911 T präsentierte, bediente sich das Unternehmen direkt in England: Mit Sanderson, einem der ersten Teleskoplader-Hersteller, gewann Claas ein Unternehmen aus Croft, Lincolnshire (UK) als Partner. Als der Hersteller in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet, verlagerte Claas die Produktion nach Saxham, Suffolk (UK) und produzierte die Lader für einige Jahre im extra angelegten Werk unter dem Namen Claas Teleporters selbst. Hier wurde auch der Ranger 964 gebaut, der zur dritten Ranger-Generation gehört und nach einem Einsatz als Vorführmaschine seit 1999 sein Zuhause auf dem Ackerbaubetrieb von Aurel Hagen im mecklenburgischen Wendorf gefunden hat.
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Schuld sind die Briten: Seit den 1980er-Jahren traten dort die Teleskoplader ihren Siegeszug an. Bei Claas — wo man sich schon länger das Ziel „Longliner“ auf die Fahnen geschrieben hatte — blieb dieser Trend nicht unbemerkt. Zudem war Technik für den Materialumschlag nicht völlig neu im Claas-Programm — aber dazu später mehr.
Rückblick auf die Lader-Geschichte von Claas
Spannt man den Stammbaum des heutigen Scorpion bis zum Ur-Ranger auf, hat Claas schon einige Male den Partner für das Lader-Geschäft gewechselt. So kommt der brandneue Scorpion 848 von Liebherr (siehe Kasten: „Lader von Liebherr“). Das Modell basiert auf dem kompakten Chassis des bekannten Scorpion 756, bietet jetzt aber dank eines neuen Teleskoparms eine Hubhöhe von maximal 8 m. Damit gliedert er sich unterhalb der ganz großen Scorpion-Modelle mit bis zu 9,75 m Hubhöhe ein. Als Claas 1994 die ersten Teleskoplader-Modelle Ranger 907 und 911 T präsentierte, bediente sich das Unternehmen direkt in England: Mit Sanderson, einem der ersten Teleskoplader-Hersteller, gewann Claas ein Unternehmen aus Croft, Lincolnshire (UK) als Partner. Als der Hersteller in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet, verlagerte Claas die Produktion nach Saxham, Suffolk (UK) und produzierte die Lader für einige Jahre im extra angelegten Werk unter dem Namen Claas Teleporters selbst. Hier wurde auch der Ranger 964 gebaut, der zur dritten Ranger-Generation gehört und nach einem Einsatz als Vorführmaschine seit 1999 sein Zuhause auf dem Ackerbaubetrieb von Aurel Hagen im mecklenburgischen Wendorf gefunden hat.
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Seit 2017 rollen die Claas-Teleskoplader aus dem Liebherr-Werk im österreichischen Telfs in der Nähe von Innsbruck. Aktuell werden dort neun Scorpion-Modelle mit Traglasten von 3,3 bis 6 t produziert. Dabei ist die Montagelinie hochmodern: Erst 2024 wurden die Fertigungslinien auf dem rund 18 Hektar großen Gelände für rund 9,4 Millionen Euro modernisiert. Bis zu 3 000 Teleskoplader in saatengrün oder Liebherr-Gelb könnte das Werk damit auf die Räder stellen — aktuell sind es rund 1 800. Interessanter Fakt: Obwohl die Teleskoplader ursprünglich aus der Baubranche stammen, bekommen rund 80 Prozent der in Telfs gefertigten Lader die saatengrüne Lackierung und gehen in die Landwirtschaft. Neben Teleskopladern werden von den rund 870 Mitarbeitern in Telfs unter anderem auch Planierraupen gefertigt, die in einem zum Werk gehörenden ehemaligen Steinbruch auch direkt getestet werden können.
Die Liebherr-Gruppe in Zahlen
– Erst 1949 von Hans Liebherr gegründet
– Besteht aus über 150 Unternehmen
– 53 600 Mitarbeiter
– 40 Produktionsstandorte
– 14 Milliarden Euro Umsatz
– 13 verschiedene Produktionsbereiche wie Baumaschinen, aber auch Kühl- und Haushaltsgeräte sowie Flugzeugteile
Bleiben wir aber noch beim Stammbaum: Kurz nachdem dieser Ranger vom Band rollte, ging Claas mit Caterpillar ein Joint Venture ein, zu dem auch die Entwicklung einer eigenen Teleskoplader-Baureihe gehörte. Das Ergebnis hieß Targo und sollte leichter, handlicher und damit stärker auf die Landwirtschaft abgestimmt sein. Die Zuverlässigkeit der Maschinen ließ allerdings zu wünschen übrig, sodass die Claas Targo Teleskoplader heute nur noch selten in der Praxis anzutreffen sind.
Auf dem Landwirtschaftsbetrieb Aurel Hagen sind drei Ladergenerationen vertreten – inklusive einem Claas Unitrac Geländestapler.
(Bildquelle: Colsman)
Kerniger für mehr Kraft: Die Aufnahme des Scorpion hat deutlich mehr „Fleisch“.
(Bildquelle: Colsman)
2006 dann wieder ein Partnerwechsel: Die neue Teleskoplader-Baureihe Claas Scorpion kam nun vom Baumaschinenhersteller Kramer und wurde in Deutschland gefertigt. Seit 2018 schließlich wird die aktuelle Scorpion-Baureihe nun von Liebherr in Österreich produziert, ganz frisch von dort stammt auch der Scorpion 848. Aber zurück zum Ranger 964!
Very british
Der Ranger 964 ist dagegen weniger international, sondern noch typisch britisch: Als Antrieb kommt ein Perkins-Vierzylinder zum Einsatz. Anders als der 3,6-l-Liebherr-Motor beim Scorpion 848 sitzt dieser allerdings im Heck. Dort dient er zwar als gutes Gegengewicht, schränkt jedoch die Länge des Teleskoparms ein. So ist der Ranger 964 trotz fast 2 m weniger Hubhöhe nur unwesentlich kompakter als sein jüngster Bruder.
Vielleicht ist es — da der Fahrer vor und nicht neben dem Motor sitzt — in der Kabine ruhiger? Leider Fehlanzeige! Denn gerade in der Kabine wird der Unterschied von Alt zu Neu besonders deutlich. Im Ranger röhrt der Motor und jault der Fahrantrieb, während es im neuen Scorpion deutlich gesitteter zugeht. Allerdings war die Bedienung des Claas Ranger bei seiner Vorstellung durchaus hochmodern. Denn der am Fahrersitz montierte Joystick, mit dem sich mehrere Funktionen — zum Teil proportional — ansteuern lassen, entwuchs gerade erst den Kinderschuhen. Der Quattro-Joystick erlaubte die Bedienung von Arm, Werkzeugzylinder, Teleskopausschub und dem Zusatzsteuerkreis mit einem Hebel. An der Konsole lässt sich zudem die Auskippfunktion (für den Einsatz mit einem Arbeitskorb) als auch die komplette Hydraulik deaktivieren, z. B. für Straßenfahrten. Und neben einer optionalen Klimaanlage war ein Scheibenwischer für das Sichtfenster im Kabinendach bereits Serie. Insgesamt — abgesehen von der Lautstärke — muss sich die Kabine damit im Vergleich nicht verstecken.
Die Kabine des Ranger war bei seiner Vorstellung hochmodern — und kann daher mit dem Scorpion (bis auf die Lärmkulisse) noch einigermaßen mithalten.
(Bildquelle: Colsman)
Der Joystick des Scorpion (links) liegt etwas besser in der Hand und bietet mehr Funktionen.
(Bildquelle: Colsman)
Wandler im Wandel
Im Ranger kommt ein Wandler als Fahrantrieb zum Einsatz — je nach Modell kombiniert mit einer Lastschaltung oder einem konventionellen Schaltgetriebe. Noch einmal kommt hier der britische Ursprung des Ranger durch: Dort kommen Teleskoplader traditionell auch auf dem Grassilo zum Einsatz. Hier kann der Perkins-Vierzylinder mit seinem maximalen Drehmoment von fast 400 Nm bei nur 1.200 Touren punkten — ideal für schwere Schubarbeit mit dem Wandler.
Rechts neben dem Fahrersitz kann zudem das Dreigang-Getriebe geschaltet werden. Optional gab es auch eine Viergang-Version. Oder man half sich selbst und entfernte die Sperre der Schaltkulisse und gab den vierten Gang frei — so geschehen auch beim Ranger von Aurel Hagen. Dann kratzt der Ranger an der 40-km/h-Marke…
Arbeiten können sie beide. Auch heute ist ein Teleskoplader – egal ob alt oder neu – einfach praktisch.
(Bildquelle: Colsman)
(Bildquelle: Colsman)
Die erreicht der Scorpion 848 spielend. Sein Fahrantrieb hört auf den Namen Varipower Plus und bietet eine stufenlose, hydrostatische Beschleunigung. Zusätzlich zum Weitwinkel-Hydrostat (45°) kommt für einen optimalen Wirkunsgrad ein zweiter, schwenkbarer 32°-Verstellmotor zum Einsatz. Während beim Ranger die Fahrtrichtung nur über einen Hebel links vom Lenkrad gewechselt werden kann, ist das beim Scorpion auch auf dem Joystick möglich — ein echter Komfortgewinn.
Eine tolle Entwicklung ist das bei Claas als „Dynamic Power“ bezeichnete System der Drehzahlsteuerung: Sobald eine Hydraulikfunktion betätigt wird, hebt sich die Drehzahl automatisch an — das reduziert die Zeiten mit hoher Drehzahl und senkt Verbrauch sowie Verschleiß. In Verbindung mit einer zweiten „smarten“ Lösung, „Dynamic Cooling“, regelt auch die Lüfterdrehzahl sowie die Reversierfunktion entsprechend nach. Beides führt verglichen zum Ranger zu einer merkbar ruhigeren Maschine — ein echter Zugewinn.
Teleskoplader Claas Ranger 964 vs. Claas Scorpion 848: Pionier mit Motor im Heck vs. Brandneu und lang gestreckt
Der Scorpion 848 kommt mit einem ganz neuen Arm: Mit 5,03 m Ausschub erreicht er rund 8,01 m Hubhöhe. Alle Leitungen sind sauber im Inneren bzw. unterhalb des Arms verlegt. Anders beim Ranger 964: Hier laufen vier Leitungen in einer eigenen Führung rechts neben dem Teleskoparm. Der Arm selbst ist aber bereits über wartungsfreie Kunststoffgleitlager geführt und verfügt über eine Endlagendämpfung. Eine Zahnradpumpe mit einer Leistung von 107 l/min sorgt für den erforderlichen Ölfluss. Mit 187 l/min Förderleistung der im Scorpion verwendeten Axialkolbenpumpe geht hier deutlich mehr.
Mehr „Rucksack“ für mehr Hubkraft. Ein schönes Detail sind die klappbaren Rücklichter des Ranger.
(Bildquelle: Colsman)
(Bildquelle: Colsman)
Klarer Gewinner: Der Scorpion 848 mit seinem 8-m-Arm ist brandneu.
(Bildquelle: Colsman)
Der Scorpion ist zudem intelligenter als sein älterer Bruder: So gibt es optional eine automatische Positionsrückführung — per Knopfdruck kann das Werkzeug und auch der Teleskoparm eingezogen und in eine zuvor gespeicherte Stellung gefahren werden. Ein 3,5“ großes Display gibt Auskunft über Maschinenparameter und Einstellungen, auf Wunsch ist sogar ein 7“-Display in der Scorpion-Kabine erhältlich.
Start mit Stapler
Neben dem Ranger findet sich in der Maschinenhalle von Aurel Hagen noch weitere Ladetechnik von Claas. Denn der Ranger ist natürlich längst im Altenteil, mit einem Scorpion 7055 übernimmt ein deutlich jüngerer Bruder die meisten Umschlagarbeiten auf dem großen Ackerbaubetrieb. Aber auch der Urgroßvater des Scorpion 848 ist auf dem Betrieb zu finden: Ein Geländestapler vom Typ Claas Unitrac. Der Unitrac war 1983 der erste Versuch von Claas, im Ladergeschäft Fuß zu fassen. Die Claas Tochter Raussendorf fertigte bis 1990 die Geländestapler als Lizenzbau des Originalherstellers Bergmann. Insgesamt umfasste das Unitrac-Programm neun Typen mit bis zu 6 t Hubkraft, sieben davon mit Hinterrad- und zwei mit Knicklenkung und Allrad. Mit insgesamt 17 verschiedenen Anbaugeräten sollten die Stapler universelle Umschlaghilfen für die Industrie und Landwirtschaft sein.
Wir halten fest
Claas hat sich mit seinen Teleskopladern einen Namen erarbeitet — und das auch über den Wechsel mehrerer Zulieferer von Teleporters Ltd. über Caterpillar und Kramer bis hin zu Liebherr hinweg. Der Ranger muss sich im direkten Vergleich zu seinem jüngsten Bruder nicht direkt verstecken. Aber insbesondere beim Komfort ist die Weiterentwicklung doch deutlich spürbar: In der Kabine ist es sehr viel leiser, die Sicht besser und dank der automatischen Schwingungstilgung liegt die Maschine ruhiger. Der neue Scorpion 848 schafft zudem bei ähnlichen Abmessungen gut 1,80 m mehr Hubhöhe. Auch, weil im Vergleich zum Ranger der Motor vom Heck zwischen die Achsen auf die rechte Seite gewandert ist. Ansonsten ist auch der neue Scorpion noch ein klassischer Teleskoplader.
Wir sind gespannt, welche Entwicklungen — etwa bei der Antriebstechnologie oder den Fahrerassistenzsystemen — für die saatengrünen Ladespezialisten in der Zukunft folgen werden.